Die Bergung einer britischen "Blockbuster" Bombe am Sonntag in Frankfurt relativiert die Evakuierungsmaßnahmen einer derartiger Aktion vom Dezember des Vorjahres in Augsburg:
http://orf.at/stories/2405233/
Bis zu 70.000 Menschen betroffen
Frankfurt steht am Sonntag die wahrscheinlich größte Evakuierungsaktion der deutschen Nachkriegsgeschichte bevor. Bis zu 70.000 Menschen müssen ihre Wohnungen vorübergehend verlassen. Grund ist ein britisches Kriegsrelikt, eine rund 1,8 Tonnen schwere Sprengbombe. Der Typ trägt wegen seiner enormen Wirkung den Namen „Blockbuster“. Für die Bergung des Blindgängers wird eine Sperrzone um den Fundort eingerichtet. In den letzten Jahren tauchten in Deutschland öfter solch gefährliche Relikte auf - und legten ganze Stadtteile vorübergehend lahm.
„Blockbuster“ mit 1,4 Tonnen Sprengstoff
Ein Teil von Frankfurt am Main wird am Sonntag für ein paar Stunden stillstehen. Nach dem Fund eines Blindgängers aus dem Zweiten Weltkrieg müssen bis zu 70.000 Menschen während der Bergung vorübergehend ihre Wohnungen verlassen.
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Rund um den Fundort im Stadtteil Westend wird eine Sperrzone von 1,5 Kilometern eingerichtet, in der sich niemand außer Entschärfungsdienst und Sicherheitskräften aufhalten darf. Bei dem Kriegsrelikt handelt es sich um eine Luftmine, eine Sprengbombe vom Typ HC-4000, die während des Zweiten Weltkriegs von der britischen Royal Airforce (RAF) auf die Stadt abgeworfen worden war.
Grafik: Omniscale/OSM/ORF.at; Quelle: Polizei Frankfurt
Der Blindgänger gilt laut deutschen Behörden nicht als akut gefährlich. Allerdings enthält er etwa 1.400 Kilogramm Sprengstoff. Luftminen wie die in Frankfurt gefundene wurden im Zweiten Weltkrieg mit den Sprengstoffen Amatol bzw. Torpex (Hexagen), das noch dazu giftig ist, gefüllt. Wegen ihrer Sprengwirkung wurden die Bomben auch „Blockbuster“ genannt.
Presse in heller Aufregung
Die deutsche Presse ist trotzdem in heller Aufregung. „Frankfurt droht größte Bomben-Evakuierung seit Kriegsende“, titelte „Die Welt“ Mitte der Woche. „70.000 Menschen müssen Sonntag raus“, hieß es in der „Bild“-Zeitung. Die „hessenschau“ widmete sich dem Thema mit einem Hintergrund zum gefundenen Blindgänger unter dem Titel „Diese Bombe sorgt für Ausnahmezustand in Frankfurt“ und einer Chronologie samt Großevakuierungen bisher.
APA/AFP/dpa/Rolf Vennenbernd
Entschärftes Kriegsrelikt in Köln im Mai 2015
Laut Hessischem Rundfunk (HR) wurden im Zweiten Weltkrieg rund 68.000 Luftminen von den Alliierten auf Deutschland abgeworfen. Das Kriegsrelikt ist - nicht mehr ganz vollständig - zwei Meter lang und habe einen Durchmesser von 76 Zentimetern.
Mögliche Folgen auch für Flugverkehr
Laut Feuerwehr Frankfurt muss die Zone rund um den Fundort auf einer Baustelle in der Wismarer Straße nahe dem Campus Westend der Frankfurter Goethe-Universität bis Sonntag 8.00 Uhr geräumt sein. Dann soll laut Plan der Kampfmittelräumdienst der deutschen Bundeswehr mit der Bergung des Sprengkörpers beginnen. Bis dahin wird der Fundort von der Polizei bewacht.
In der Sperrzone liegen unter anderem das Frankfurter Polizeipräsidium, Krankenhäuser und der Sitz des Hessischen Rundfunks. Ein Bürgertelefon wurde eingerichtet, um Fragen von Anrainern zu beantworten. Polizei und Feuerwehr informieren auch über Facebook und Twitter.
Die Bombenentschärfung könnte zumindest kurzzeitig auch Folgen für den Luftverkehr haben. Zumindest bei Ostwind überqueren Flugzeuge im Anflug auf den größten deutschen Flughafen in Frankfurt das Gebiet über dem Fundort der Bombe, wie die Deutsche Flugsicherung (DFS) berichtete.
Bisher größte Räumungsaktion Ende 2016
Als bis dato größte Evakuierungsaktion wegen eines Blindgängers aus dem Zweiten Weltkrieg gilt jene Ende 2016 in der Stadt Augsburg in Bayern. Damals mussten etwa 54.000 Menschen ihre Wohnungen vorübergehend verlassen. Im Mai dieses Jahres mussten im niedersächsischen Hannover rund 50.000 Anrainer in Sicherheit gebracht werden. Dort war der Grund die Bergung bzw. Entschärfung dreier Bomben.
APA/AFP/dpa/Tobias Hase
Häufige Bombenfunde: Sperrzone in Augsburg Ende 2016
In Hildesheim (Niedersachsen) mussten im August während der Entschärfung einer Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg 20.000 Menschen ihre Wohnungen verlassen, ähnlich wie zuvor im Mai 2015 in Köln (Nordrhein-Westfalen). Ebenfalls im Mai 2015 wurde in Hannover auf einem Schulgelände ein Blindgänger gefunden. 31.000 Menschen mussten vorübergehend die Gefahrenzone verlassen.
Evakuierung auch in Koblenz
In Koblenz wurde Ende 2011 beinahe die halbe Stadt geräumt. Von einer angeordneten Evakuierung waren damals 45.000 der damals etwa 107.000 Bewohner betroffen. Schon am Samstag müssen erneut rund 21.000 Menschen ihre Wohnungen verlassen.
In der Sperrzone mit einem Radius von einem Kilometer liegen auch zwei Bahnhöfe, ein Krankenhaus, zwei Altenheime, das Bundesarchiv, Schulen und Kindergärten sowie das Koblenzer Gefängnis. Dessen rund 160 Häftlinge waren schon zuvor auf andere Justizvollzugsanstalten verteilt worden. Der 500-Kilogramm-Blindgänger US-amerikanischer Herkunft war am Montag bei Bauarbeiten für einen Kindergarten gefunden worden. Koblenz war im Zweiten Weltkrieg besonders intensiv bombardiert und fast vollständig zerstört worden.
„Nebeneffekte des Baubooms“
Auf Deutschland fielen während des Zweiten Weltkriegs Millionen von Bomben, längst sind nicht alle Blindgänger gefunden. Im Gegenteil, Bombenfunde würden in Zukunft noch häufiger werden, hieß es kürzlich etwa in der Welt unter dem Titel „Immer mehr gefährliche Blindgänger tauchen auf“.
Die schlichte Erklärung: „Es wird fleißig gebaut und gegraben, damit steigt auch das Risiko, auf ein Überbleibsel aus dem Zweiten Weltkrieg zu treffen.“ Die Funde seine „Nebeneffekte des Baubooms“ schrieb die „Welt“ unter Verweis auf das Beispiel Hamburg, wo der Kampfmittelbeseitigungsdienst dieses Jahr schon mehrfach hatte ausrücken müssen. Laut Einschätzung der Zeitung werden auch noch in den nächsten 100 Jahren Blindgänger auftauchen.
Links:
Frankfurt steht am Sonntag die wahrscheinlich größte Evakuierungsaktion der deutschen Nachkriegsgeschichte bevor. Bis zu 70.000 Menschen müssen ihre Wohnungen vorübergehend verlassen. Grund ist ein britisches Kriegsrelikt, eine rund 1,8 Tonnen schwere Sprengbombe. Der Typ trägt wegen seiner enormen Wirkung den Namen „Blockbuster“. Für die Bergung des Blindgängers wird eine Sperrzone um den Fundort eingerichtet. In den letzten Jahren tauchten in Deutschland öfter solch gefährliche Relikte auf - und legten ganze Stadtteile vorübergehend lahm.
„Blockbuster“ mit 1,4 Tonnen Sprengstoff
Ein Teil von Frankfurt am Main wird am Sonntag für ein paar Stunden stillstehen. Nach dem Fund eines Blindgängers aus dem Zweiten Weltkrieg müssen bis zu 70.000 Menschen während der Bergung vorübergehend ihre Wohnungen verlassen.
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Rund um den Fundort im Stadtteil Westend wird eine Sperrzone von 1,5 Kilometern eingerichtet, in der sich niemand außer Entschärfungsdienst und Sicherheitskräften aufhalten darf. Bei dem Kriegsrelikt handelt es sich um eine Luftmine, eine Sprengbombe vom Typ HC-4000, die während des Zweiten Weltkriegs von der britischen Royal Airforce (RAF) auf die Stadt abgeworfen worden war.
Grafik: Omniscale/OSM/ORF.at; Quelle: Polizei Frankfurt
Der Blindgänger gilt laut deutschen Behörden nicht als akut gefährlich. Allerdings enthält er etwa 1.400 Kilogramm Sprengstoff. Luftminen wie die in Frankfurt gefundene wurden im Zweiten Weltkrieg mit den Sprengstoffen Amatol bzw. Torpex (Hexagen), das noch dazu giftig ist, gefüllt. Wegen ihrer Sprengwirkung wurden die Bomben auch „Blockbuster“ genannt.
Presse in heller Aufregung
Die deutsche Presse ist trotzdem in heller Aufregung. „Frankfurt droht größte Bomben-Evakuierung seit Kriegsende“, titelte „Die Welt“ Mitte der Woche. „70.000 Menschen müssen Sonntag raus“, hieß es in der „Bild“-Zeitung. Die „hessenschau“ widmete sich dem Thema mit einem Hintergrund zum gefundenen Blindgänger unter dem Titel „Diese Bombe sorgt für Ausnahmezustand in Frankfurt“ und einer Chronologie samt Großevakuierungen bisher.
APA/AFP/dpa/Rolf Vennenbernd
Entschärftes Kriegsrelikt in Köln im Mai 2015
Laut Hessischem Rundfunk (HR) wurden im Zweiten Weltkrieg rund 68.000 Luftminen von den Alliierten auf Deutschland abgeworfen. Das Kriegsrelikt ist - nicht mehr ganz vollständig - zwei Meter lang und habe einen Durchmesser von 76 Zentimetern.
Mögliche Folgen auch für Flugverkehr
Laut Feuerwehr Frankfurt muss die Zone rund um den Fundort auf einer Baustelle in der Wismarer Straße nahe dem Campus Westend der Frankfurter Goethe-Universität bis Sonntag 8.00 Uhr geräumt sein. Dann soll laut Plan der Kampfmittelräumdienst der deutschen Bundeswehr mit der Bergung des Sprengkörpers beginnen. Bis dahin wird der Fundort von der Polizei bewacht.
In der Sperrzone liegen unter anderem das Frankfurter Polizeipräsidium, Krankenhäuser und der Sitz des Hessischen Rundfunks. Ein Bürgertelefon wurde eingerichtet, um Fragen von Anrainern zu beantworten. Polizei und Feuerwehr informieren auch über Facebook und Twitter.
Die Bombenentschärfung könnte zumindest kurzzeitig auch Folgen für den Luftverkehr haben. Zumindest bei Ostwind überqueren Flugzeuge im Anflug auf den größten deutschen Flughafen in Frankfurt das Gebiet über dem Fundort der Bombe, wie die Deutsche Flugsicherung (DFS) berichtete.
Bisher größte Räumungsaktion Ende 2016
Als bis dato größte Evakuierungsaktion wegen eines Blindgängers aus dem Zweiten Weltkrieg gilt jene Ende 2016 in der Stadt Augsburg in Bayern. Damals mussten etwa 54.000 Menschen ihre Wohnungen vorübergehend verlassen. Im Mai dieses Jahres mussten im niedersächsischen Hannover rund 50.000 Anrainer in Sicherheit gebracht werden. Dort war der Grund die Bergung bzw. Entschärfung dreier Bomben.
APA/AFP/dpa/Tobias Hase
Häufige Bombenfunde: Sperrzone in Augsburg Ende 2016
In Hildesheim (Niedersachsen) mussten im August während der Entschärfung einer Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg 20.000 Menschen ihre Wohnungen verlassen, ähnlich wie zuvor im Mai 2015 in Köln (Nordrhein-Westfalen). Ebenfalls im Mai 2015 wurde in Hannover auf einem Schulgelände ein Blindgänger gefunden. 31.000 Menschen mussten vorübergehend die Gefahrenzone verlassen.
Evakuierung auch in Koblenz
In Koblenz wurde Ende 2011 beinahe die halbe Stadt geräumt. Von einer angeordneten Evakuierung waren damals 45.000 der damals etwa 107.000 Bewohner betroffen. Schon am Samstag müssen erneut rund 21.000 Menschen ihre Wohnungen verlassen.
In der Sperrzone mit einem Radius von einem Kilometer liegen auch zwei Bahnhöfe, ein Krankenhaus, zwei Altenheime, das Bundesarchiv, Schulen und Kindergärten sowie das Koblenzer Gefängnis. Dessen rund 160 Häftlinge waren schon zuvor auf andere Justizvollzugsanstalten verteilt worden. Der 500-Kilogramm-Blindgänger US-amerikanischer Herkunft war am Montag bei Bauarbeiten für einen Kindergarten gefunden worden. Koblenz war im Zweiten Weltkrieg besonders intensiv bombardiert und fast vollständig zerstört worden.
„Nebeneffekte des Baubooms“
Auf Deutschland fielen während des Zweiten Weltkriegs Millionen von Bomben, längst sind nicht alle Blindgänger gefunden. Im Gegenteil, Bombenfunde würden in Zukunft noch häufiger werden, hieß es kürzlich etwa in der Welt unter dem Titel „Immer mehr gefährliche Blindgänger tauchen auf“.
Die schlichte Erklärung: „Es wird fleißig gebaut und gegraben, damit steigt auch das Risiko, auf ein Überbleibsel aus dem Zweiten Weltkrieg zu treffen.“ Die Funde seine „Nebeneffekte des Baubooms“ schrieb die „Welt“ unter Verweis auf das Beispiel Hamburg, wo der Kampfmittelbeseitigungsdienst dieses Jahr schon mehrfach hatte ausrücken müssen. Laut Einschätzung der Zeitung werden auch noch in den nächsten 100 Jahren Blindgänger auftauchen.
Links:
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- Bild Zeitung
- DFS