Paläste, Brücken und Baracken: 100. Todestag der Architekturikone Otto Wagner

josef

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#1


Wien Museum - ganzes Geschoß für den Meisterplaner
Mit der größten Otto-Wagner-Ausstellung seit Jahrzehnten rekonstruiert das Wien Museum Leben und Werk der Architekturikone. Die Schau zeichnet den Weg Wagners vom Vertreter des überladenen Historismus hin zur nüchternen Moderne nach. Anlässlich des 100. Todestages Wagners hat das Wien Museum dem Planer ein ganzes Geschoß gewidmet. Dabei bringt sich der Ausstellungsort selbst ins Spiel: Einst scheiterte Wagner mit seinen Plänen für das Stadtmuseum auf dem Karlsplatz grandios.

Paläste, Brücken und Baracken
Otto Wagner hat die Moderne auf radikale Weise in baulicher Form ausgedrückt und damit Wien geprägt wie kein anderer Architekt. Mit „Otto Wagner“ widmet das Wien Museum der im April vor 100 Jahren verstorbenen Ikone eine Schau, die Wagners Vielfalt einfängt, dessen künstlerische Entwicklung nachzeichnet und verdeutlicht, woher gängige Missverständnisse in Bezug auf Wagners Werk kommen.

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Um Platz für „Otto Wagner“ zu schaffen, musste die Dauerausstellung des Wien Museums im ersten Stock des Gebäudes vorübergehend weichen - auf der dreifachen Fläche der herkömmlichen Sonderausstellungen des Wien Museums vermittelt die Schau ein höchst ausführliches Bild des am 11. April 1918 im 77. Lebensjahr verstorbenen Architekten. Es ist die größte Ausstellung, die seit den frühen 1960er Jahren über Wagner gezeigt wird.

Ein Labor moderner Architektur
Wagner leistete im Bereich Städtebau ebenso Großes wie als Planer der Stadtbahn, zahlreicher Zinshäuser, Villen und Monumentalbauten. Und Wagner hat genauso Möbel und Alltagsgegenstände bis hin zu Kleinteiligem wie Mokkaservice und Besteck entworfen. Mit seinen neuen Ansätzen löste er gestalterische Revolutionen aus und publizierte seine Ansichten öffentlichkeitswirksam. Die Funktionalität hatte in seinen Augen im Vordergrund zu stehen, die Architektur dem Menschen zu dienen. Auch Hygiene war ein großes Thema.

Der Anspruch bestand darin, den neuen Zeiten baulich gerecht zu werden und verkommene Dogmen über Bord zu werfen. „Wagner und sein Umfeld waren rund um 1900 das wichtigste Labor für moderne Architektur in Europa“, sagt Andreas Nierhaus, Architekturkurator im Wien Museum, der die Ausstellung gemeinsam mit Eva Maria Orosz gestaltet hat, im Gespräch mit ORF.at.

Erfolge, Rückschläge, Brüche
„Wir haben befunden, dass es zum 100. Todestag notwendig ist, Wagners gesamtes Werk zu zeigen“, erklärt Orosz den Ansatz der Ausstellung, die chronologisch aufgebaut ist - eine Struktur die angesichts Wagners bewegter Karriere und der steten gestalterischen Transformation seiner Entwürfe überaus Sinn hat. Orosz: „Erfolge, Rückschläge und vor allem die Brüche werden umso besser sichtbar.“


Wien Museum
Beinahe wäre Wagners Stadtmuseum am Karlsplatz gebaut worden. Doch zu mehr als einer Schablone für das Museum reichte es nicht.

Weit gespannter Bogen
„Otto Wagner“ spannt einen Bogen, der von Wagners Anfängen als Architekt im Zeichen des Historismus, dessen Ideal die Antike war, in den 1860er und 1870er Jahren bis zur radikalen Sachlichkeit seines Spätwerks reicht. Letzteres bezeugen die nüchternen Fassaden der Häuser in der Döblergasse, die 1912 vollendet wurden. „Sogar der Einfluss des Barocks wird in seinem Frühwerk noch sichtbar“, erklärt Nierhaus die konservative Basis des späteren Revolutionärs, „der das Tor zum 20. Jahrhundert weit aufgemacht hat“.

Das Museum als Museumsthema
Das Wien Museum bringt sich im Rahmen der in zwölf thematische Gruppen gegliederten Schau auch selbst ins Spiel. Bereits beim Betreten der Ausstellung ist ein großes Modell des von Wagner entworfenen, jedoch nie gebauten Stadtmuseums am Karlsplatz zu sehen. Wagner widmete sich dem Projekt von Ende der 1890er Jahre bis kurz vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs, um damit letztlich eine schwere Niederlage zu erleiden.


Wien Museum
Kunstvolle Architekturzeichnungen sind wesentlicher Teil der Schau, wie diese Perspektive des nie gebauten Stadtmuseum am Karlsplatz aus dem Jahr 1910

„Bürgermeister Lueger wollte sich mit dem Museum ein Denkmal setzen, hat aber kalte Füße bekommen“, so Nierhaus über das Ende des Projekts, dem jahrelange Debatten und Streitereien zwischen Befürwortern, Kritikern und der Politik vorangegangen waren und das am Standort des heutigen Wien Museums hätte umgesetzt werden sollen. Gebaut wurde erst in den 1950er Jahren nach Plänen von Oswald Haerdtl.

Wenn sich die Zeiten wenig ändern
Wobei es eine gewisse Ironie birgt, dass sich der längst anvisierte Um- und Ausbau des heutigen Wien Museums ähnlich in die Länge zieht wie zu Luegers Zeiten. Eigentlich hätte der Spatenstich für ein generalüberholtes Museum längst erfolgen sollen, doch es gibt nach wie vor Diskussionen betreffend die Finanzierung, was das Projekt mehrfach verzögert hat. Auch hinsichtlich des Denkmalschutzes wurde debattiert. Der Ausstellungstext formuliert es diplomatisch: „Der Karlsplatz ist bis in die Gegenwart ein Ort städtebaulicher und architektonischer Auseinandersetzung geblieben.“

Das florale Missverständnis
Die Rezeption Wagners sei aber auch mit vielen Missverständnissen verbunden, sagt Orosz – etwa was die florale Phase Wagners rund um 1900 betrifft: „In der generellen Wahrnehmung gegenüber Wagner dominiert diese Phase. Damals war sie nur von kurzer Dauer.“ Viele Faktoren hätten zu dieser verzerrten Wahrnehmung beigetragen, die Wagner auf blumigen Jugendstildekor reduziert: „Etwa die Dominanz von Gebäuden wie dem Majolikahaus im Wiener Stadtbild spielt hier eine Rolle“, so Orosz.


Peter Kainz
Wagners Badezimmer mit der berühmten gläsernen Badewanne

Umso mehr versucht „Otto Wagner“, zu differenzieren. Wagners Fürsprecher, Gegner und sein familiäres Umfeld sind ebenso Thema wie die kargen Jahre während des Krieges, in denen er sich neuen Aufgaben wie der Planung von Baracken widmete. Nierhaus: „Wagners Entwürfe gelten als Ei des Columbus im Barackenbau.“

Der gefährdete Wagner
Großprojekte wie das Spital am Steinhof und Gebäude wie die Postsparkasse werden von der Schau, die auf über 1.000 Quadratmeter rund 450 Ausstellungsstücke bietet, ebenso eingehend thematisiert und in den Gesamtkontext gesetzt - zwei Schlüsselwerke Wagners mit einer Gemeinsamkeit abseits der musealen Präsentation.

Die zukünftige Nutzung der Wagner’schen Werke liegt im Unklaren. Am Montag wurden Pläne bekannt, das Spitalsareal zum Universitätsstandort der Central European University (CEU) von Milliardär George Soros umzufunktionieren. Konkrete Details enthielt die Absichtserklärung aber nicht.

Noch weniger ist zur zukünftigen Widmung der Postsparkasse bekannt, die 2013 von der BAWAG an den Immobilieninvestor Rene Benko veräußert wurde, der eine Neigung zu luxuriösen Projekten aller Art hat. Spekulationen hinsichtlich eines Hotelbetriebs wurden bereits laut. Wobei unklare Nutzungsverhältnisse stets eine potenzielle Bedrohung für wertvolle Bausubstanz aller Art bedeuten. Nierhaus: „Ziel einer solchen Ausstellung muss es auch sein, Öffentlichkeit und eine gewisse Sensibilität zu schaffen.“

Johannes Luxner, für ORF.at - Publiziert am 17.03.2018
Ausstellungshinweis
„Otto Wagner", bis 7. Oktober, Wien Museum, dienstags bis sonntags 10.00 bis 18.00 Uhr. Zur Ausstellung ist im Residenz Verlag eine Publikation (544 Seiten, 50 Euro) erschienen.

Wien Museum




http://orf.at/stories/2430068/2430065/
 

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#2


Der wandlungsfähige Architekt
Anlässlich des 100. Todesjahres von Otto Wagner widmet das Wien Museum dem Architekten eine umfangreiche Schau, die Wagners Wandel vom Vertreter althergebrachter Baustile hin zum Verfechter der Moderne und der Funktionalität demonstriert.

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Wien Museum
Links: Ein großes Missverständnis: Für blumigen Jugendstil in aller Welt bekannt, bedeutete das Florale nur eine sehr kurze Phase in Wagners Schaffen. Rechts: Perspektive der Kirche am Steinhof: Eine Vielzahl an Architekturzeichnungen von Wagner und seinem Umfeld zeugen von der visionären Kraft in Wien um 1900.


Wien Museum
Links: Eine Zeichnung für den Wettbewerb hinsichtlich der Postsparkasse aus 1903. Rechts: Auch die Stadtbahn wurde kunstvoll in Szene gesetzt, wie auf diesem Präsentationsblatt aus dem Jahr 1898.


Wien Museum
Die Stadtbahnstation am Schwedenplatz im Jahr 1902, die wie viele Bauwerke Wagners im Bereich der Wiener Stadtbahn im Laufe der Jahrzehnte zerstört wurde. Erst in den 1970er Jahren setzte das Bewusstsein für den Wert Wagners ein.


Wien Museum
Auch der Städtebau war Wagners Thema: Ein Idealentwurf in Form der Studie „Die Großstadt“ für den 22. Wiener Gemeindebezirk aus dem Jahr 1911


Wien Museum/Peter Kainz
Links: Das Portal des Depeschenbüros „Die Zeit“, für das Wagner den neuen Werkstoff Aluminium einsetzte. Die Rekonstruktion aus dem Jahr 1985 befindet sich im Atrium des Wien Museums. Rechts: Möbel wie dieser Armlehnsessel aus der Postsparkasse aus dem Jahr 1906 beschäftigten Wagner ebenso.


Wolfgang Thaler
Links: Der Hofpavillon in Hietzing war exklusive Stadtbahnhaltestelle für den Kaiser. Er benutzte sie ganze zweimal. Rechts: Für imperiale Pracht hat Wagner auch im Inneren gesorgt. Das Wien Museum zeigt den originalen Waschtisch des Kaisers.

jlux, für ORF.at - Publiziert am 17.03.2018
http://orf.at/stories/2430068/2430069/
 

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#2
Otto Wagner starb vor 100 Jahren
Im Alter von 76 Jahren ist heute vor 100 Jahren Otto Wagner gestorben. Er war schon zu Lebzeiten einer der bedeutendsten Architekten des Westens. Seine Bauten gelten als Meilensteine auf dem Weg in die Moderne.
Trotz des frühen Tods seines Vater erhielt der am 13. Juli 1841 geborene Wagner eine gute Ausbildung am Wiener Polytechnikum, bei Carl Ferdinand Busse in Berlin und wieder in Wien bei den beiden Ringstraßenarchitekten und Erbauern der Wiener Staatsoper, August Sicard von Sicardsburg und Eduard von der Nüll. Als seine Karriere begann, boomte in Wien das Baugeschehen. Er war als junger, talentierter Architekt ab 1862 bei der Entwicklung der Ringstraße dabei, die zum Inbegriff des Historismus wurde.

Doch der Visionär erkannte, dass der auf die Vergangenheit fixierte Historismus in krassem Widerspruch zur Aufbruchsstimmung der Zeit stand. Immer stärker wurde der Widerstand gegen die traditionelle Art des Bauens. „Kunst und Künstler müssen ihre Zeit repräsentieren“, verkündete Wagner in seiner Antrittsrede als Professor der Meisterschule für Baukunst an der Akademie der bildenden Künste 1894. Dieser Auffassung blieb der bereits renommierte Baukünstler für den Rest seines Lebens treu.


APA/Herbert Neubauer
Deckenverkleidung im Otto Wagner Hofpavillon Hietzing

Als 58-Jähriger zur Wiener Secession
Er verband in seinem Schaffen Zweckmäßigkeit, funktionelle Nüchternheit und Schönheit der „Art nouveau“, des Jugendstils. Durch zahlreiche Schriften etablierte sich Wagner zudem als wichtiger Theoretiker und Vordenker der Wiener Moderne. 1899 trat der bereits 58-Jährige der von Gustav Klimt mitgegründeten Künstlervereinigung Wiener Secession bei.

Es folgten einige seiner wichtigsten Bauten wie die Kirche am Steinhof, die Postsparkasse und die Stadtbahnbauten der Gürtel- und Vorortelinie. Seine radikalen Entwürfe fanden aber nicht nur Bewunderer. Für die Hüter der Tradition, allen voran Erzherzog Franz Ferdinand, waren sie reine Provokation. Aus diesem Grund blieben wohl viele seiner Projekte vor allem gegen Ende seines Lebens unausgeführt.


APA / Helmut Fohringer
Kirche am Steinhof

Drei Frauen und vier Kinder
Wagners Liebesleben kann als bewegt beschrieben werden. Noch während seiner Studienzeit unterhielt der aufstrebende Baukünstler eine mehrjährige Beziehung zu der Bierbrauerstochter Anna Paupie, mit der er zwei uneheliche Söhne (Otto jun. und Robert) hatte. Auf Drängen seiner Mutter, zu ihr hatte Wagner eine überaus enge Bindung, trennte er sich von Paupie und heiratete die reiche Juwelierstochter Josefine Domhart. Aus der unglücklichen Ehe entstammten die beiden Töchter Susanne und Margarete.

Kurz nach dem Tod der Mutter (1880) ordnete Wagner sein Privatleben neu: Er legitimierte seine beiden Söhne, trennte sich von Josefine und heiratete 1884 seine große Liebe Louise Stiffel, der er bis zu ihrem Tod 1915 auf das Innigste verbunden blieb.


ORF
Renovierte U6-Station Alser Strasse

Familiengruft in Hietzing selbst entworfen
Wagner selbst verstarb am 11. April 1918 im Alter von 76 Jahren in Wien an den Folgen eines Rotlaufs. Er wurde in der von ihm entworfenen Familiengruft am Hietzinger Friedhof beigesetzt, wo auch seine ebenfalls 1918 verstorbenen Mitstreiter auf dem Weg in die Moderne, Gustav Klimt und Koloman Moser, begraben sind.

Dementsprechend gedenken zahlreiche Museen dem visionären Architekten. Noch bis 7. Oktober ist im Wien Museum die monumentale Schau „Otto Wagner“ zu sehen, während die Schau „Post Otto Wagner - Von der Postsparkasse zur Postmoderne“ im MAK erst am 30. Mai eröffnet. Und im Hofmobiliendepot ist noch bis 7. Oktober die Inneneinrichtungskollektion „Wagner, Hoffmann, Loos und das Möbeldesign der Wiener Moderne“ zu bewundern.

„Der Architekt, der die Moderne brachte“
Otto Wagner hat vor gut hundert Jahren das Stadtbild des heutigen Wiens maßgeblich geprägt und wurde neben Gustav Klimt zum wichtigsten Aushängeschild der Wiener Moderne - mehr dazu in Der Architekt, der die Moderne brachte (news.ORF.at zum 175. Geburtstag Otto Wagners im Jahr 2016).
Links:
Publiziert am 11.04.2018
http://wien.orf.at/news/stories/2906145/
 

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#4
Otto Wagner schlägt „Sex“-Ausstellung
Die Otto-Wagner-Schau im Wien Museum ist die erfolgreichste Ausstellung in der Geschichte des Hauses. Mehr als 80.000 Besucherinnen und Besucher haben sie bisher gesehen - und damit „Sex in Wien“ auf Platz zwei verwiesen.
„Sex in Wien“ wurde 2016/17 gezeigt und war mit 76.700 Besucherinnen und Besuchern bis vor wenigen Tagen die erfolgreichste Schau des Hauses am Karlsplatz. Die aktuelle Ausstellung zum 100. Todestag des Gestalters etwa der Stadtbahn und der Postsparkasse haben bisher „mehr als 80.000 Besucherinnen und Besucher“ gesehen, heißt es aus dem Wien Museum auf Anfrage von wien.ORF.at.


Wien Museum
Bisher mehr als 80.000 Besucher bei Würdigung des Architekturvordenkers

„Sex-Ausstellung ist kürzer gelaufen“
„Es ist eine Ausstellung die gleich spannend ist für Spezialisten, wie für Menschen, die Wien kennenlernen und einfach besser verstehen wollen“, begründet Wien Museum-Direktor Matti Bunzl den Erfolg der Schau. Gleichzeitig räumt der Museumschef im Hinblick auf den Besucherrekord aber ein: „Die Sex-Ausstellung ist kürzer gelaufen. Wenn wir den Wochenschnitt an Besucherinnen und Besuchern anschauen, steigt Sex weiter ganz gut aus. Aber ich glaube es zeigt, dass Wienerinnen und Wiener sehr vielfältig sind“.

Die Wagner-Schau läuft noch noch bis zum 7. Oktober. Wegen des Erfolges ist sie in der letzten Ausstellungswoche, ab 2. Oktober immer bis 20.00 Uhr geöffnet.


Wien Museum
Porträt Otto Wagner, 1896

Größte Wagner-Schau seit frühen 1960ern
Otto Wagner hat die Moderne auf radikale Weise in baulicher Form ausgedrückt und damit Wien geprägt wie kein anderer Architekt. Um Platz für „Otto Wagner“ zu schaffen, musste die Dauerausstellung des Wien Museums im ersten Stock des Gebäudes vorübergehend weichen - auf der dreifachen Fläche der herkömmlichen Sonderausstellungen des Wien Museums vermittelt die Schau ein ausführliches Bild des am 11. April 1918 im 77. Lebensjahr verstorbenen Architekten. Es ist die größte Ausstellung, die seit den frühen 1960er Jahren über Wagner gezeigt wird - mehr dazu in Radikale Wandlung eines Stararchitekten (news.ORF.at).

Hubert Kickinger, wien.ORF.at

Links:
Publiziert am 27.09.2018
Otto Wagner schlägt „Sex“-Ausstellung
 
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#6
Neue Chance auf Einblicke in Postsparkasse

Vermutlich wissen nur wenige, dass Otto Wagner ein „Sparefroh und Zwangsneurotiker“ gewesen sein soll. Dies und vieles mehr sieht und erfährt man ab Freitag bei kostenlosen Führungen durch die imposanten Räumlichkeiten der alten Postsparkasse am Wiener Georg-Coch-Platz.
Online seit heute, 17.13 Uhr
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Der durch ein gewölbtes Glasdach erhellte, 554 Quadratmeter große Kassensaal der alten Wiener Otto Wagner Postsparkasse im ersten Bezirk strahlt über mehr als 100 Jahre nach seiner Schöpfung noch Modernität und Eleganz aus.

Es ist „einer der meistfotografierten Innenräume der Stadt“, erzählte die Fremdenführerin Veronika Jantsch. Es ist ein steril, aber auch sakral anmutender Raum mit natürlichem Licht. Dahinter versteckt sich die für den österreichischen Architekten typische Wirtschaftlichkeit, erklärte Richard Kurdiovsky.

Fotostrecke

APA/Helmut Fohringer
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„Tageslicht ist gratis“
„Tageslicht ist gratis“, betonte der Kunsthistoriker und Wagner-Experte. Auch der Boden in der Halle ist aus semiopakem Glas, damit das Tageslicht bis in die Schließfächer in der unteren Etagen dringen kann. „Bei Wagner ging es immer auch um die Zweckmäßigkeit.“ Von dieser Zweckmäßigkeit kann man sich ab 15. März selbst ein außergewöhnliches Bild machen.

Die Bundesimmobiliengesellschaft, die das Baurecht für die Otto-Wagner-Postsparkasse 2020 erworben hat, will das 1904 bis 1912 errichtete Architekturjuwel, ein Schlüsselwerk der Wiener Moderne, einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich machen und bietet ab Freitag professionelle Führungen durch die Große Kassenhalle, den kleinen Kassensaal, die ehemaligen Direktionsräume und die Schließfachanlagen an.

Ohne Schnicknack, aber mit den schönsten Details
Ursprünglich als Bankgebäude konzipiert, ist es ein sehr farbreduziertes, schlichtes Haus ohne viel Schnicknack, aber mit den schönsten Details. Kaiser Franz Josef, kein großer Fan der Moderne, bekam von Otto Wagner höchstpersönlich eine Tour und soll etwas überrascht gesagt haben: „Es ist erstaunlich, wie gut die Menschen in dieses Gebäude passen.“
Woraufhin Otto Wagner geantwortet haben soll: „Majestät, der moderne Mensch passt in die moderne Architektur.“ Die Eingänge im großen Kassensaal sind mit Linoleum bedeckt, weil man das Material gut putzen kann. Denn Otto Wagner war auch ein Freund von Sauberkeit. Kein Dreck sollte sich in den heiligen Hallen seiner „eisenbeschlagenen Schatztruhe“ ansammeln.

„Wagner ein Zwangsneurotiker“
Überall im Gebäude ließ er Garderoben, Toiletten und auch Vorrichtungen für nasse Regenschirme für die Angestellten einrichten. Das in kaiserlichem Rot gehaltene Büro des Bankdirektors hatte sogar ein eigenes Badezimmer. „Ich befürchte ja, dass Otto Wagner ein Zwangsneurotiker war“, so Kurdiovsky. „Der Aspekt des Saubermachens ist schon sehr überdeutlich.“

Das Gebäude war bis 2017 ein „sakraler Tempel des Geldverkehrs“, die Zentrale der Bank BAWAG P.S.K., ist inzwischen aber zu einem „Haus für Kunst und Wissenschaft“ geworden. Heute wird es von der Universität für angewandte Kunst, der Johannes Kepler Universität Linz, dem Österreichischen Wissenschaftsfonds, der Wien-Dependance vom Grazer Ludwig Boltzmann Institut für Kriegsfolgenforschung und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) besiedelt.

Sie wird im kleinen Kassensaal, wo jetzt noch ein Teil des WAGNER:WERK Museums ist, einen Lesesaal einrichten und Ausstellungen zeigen. Das dazugehörige Bücherdepot befindet sich in den historischen Tresorräumen des Hauses.

Besichtigung - Dauer rund eine Stunde
Besichtigungen finden an jedem ersten und dritten Freitag des Monats statt, dauern rund eine Stunde und sind kostenlos. Eine Anmeldung ist erforderlich.

Anmeldung erfoderlich
Da jeweils nur eine kleine Gruppe durch die denkmalgeschützten Räume mit Originalmöbeln geführt werden kann, ist eine Anmeldung unbedingt erforderlich. Man kann hier aber auch ganz ohne Anmeldung in der großen Kassenhalle im Cafe Exchange verweilen, Ausstellungen besichtigen (ab 19. März „Rauw. Das Zittern der Teile“) und Otto Wagners mannshohe Warmluftausbläser wie Kunstwerke auf sich wirken lassen.
11.03.2024, red, wien.ORF.at/Agenturen

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Neue Chance auf Einblicke in Postsparkasse
 

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