NÖN-Neunkirchen, von
Philipp Grabner. Erstellt am 09. Mai 2021
So wie der „Mönichkirchner Hof“, befindet sich auch der Bahnhof Mönichkirchen paradoxerweise im Gemeindegebiet von Aspangberg-St. Peter. Züge halten hier aber schon viele Jahre nicht mehr.
Bahnhof Mönichkirchen
Der „Mönichkirchner Hof“
Ein Blick ins Innere des einstigen Hotels – hier befand sich die Möglichkeit, bei Speis und Trank zu verweilen. Bis heute stehen hier Sitzmöglichkeiten, aber auch Utensilien wie eine Kreidetafel.
Alle Fotos NÖN - Tanja Barta
Die Türe knarrt ein wenig, kalte Luft schlägt einem entgegen. „Wir betreten das Haus über einen Seiteneingang, der über die Küche ins Innere führt“, sagt Johannes Hechtl und gewährt uns Zutritt zu dem altehrwürdigen Gemäuer. Dass der Zahn der Zeit daran genagt hat, macht schon alleine der Schriftzug über dem Eingangsportal deutlich: Der Name „Mönichkirchner Hof“ ist darüber zwar noch deutlich zu erkennen – das M, das H, das E und ein Stricherl zum Ö fehlen aber schon.
Um 1920 dürfte er errichtet worden sein, der „Mönichkirchner Hof“ – erreichbar ist er problemlos: Der Hof liegt unterhalb der bekannten B 54 an einer kaum befahrenen Waldstraße – vis-à-vis liegt der frühere Bahnhof Mönichkirchen: Täglich verkehrt hier die Wechselbahn, doch gehalten wird hier schon seit Jahren nicht mehr.
Für den altehrwürdigen „Mönichkirchner Hof“ wird seit wenigen Wochen jedenfalls ein neuer Käufer gesucht. Bis dato in Besitz der Sozialeinrichtung „Grüner Kreis“, kann er über das Immobilienbüro „Gebrüder Riha“ erworben werden. Kostenpunkt für das „ehemalige Hotel für vielseitige Verwendung“, wie es das Immobilienbüro auf der Website beschreibt: 320.000 Euro. „Und einige Interessenten waren schon da“, weiß Johannes Hechtl, der seit 2014 den „Sonnenhof“ im Mönichkirchner Ortszentrum führt und dieser Tage mit Interessierten durch die Räumlichkeiten schlendert – schließlich fungiert seine Cousine als zuständige Maklerin. Und noch ein weiteres Interesse ließ Hechtl so umtriebig werden: „Ich würde mich als Touristiker sehr darüber freuen, wenn sich ein passender Käufer mit einer guten Idee für das Juwel findet.“ Verfiele es, wäre es ewig schade, meint er.
Erbaut dürfte das Gebäude in den 1920er-Jahren worden sein – es diente nicht nur verschiedenen Zwecken, sondern verzeichnete auch etliche Besitzer. „Diese haben sehr oft gewechselt“, weiß Hechtl. Rund 15 Jahre steht das Gebäude nun bereits leer, zuletzt waren hier Asylwerber untergebracht. Während das Haus zwar über intakte Fenster verfügt und stets gegen Feuchtigkeit geschützt wurde, besteht in anderen Bereichen viel Handlungsbedarf: „Etwa bei der Heizanlage“, meint Hechtl.
Bekanntheit durch Führerhauptquartier
Erleichternd kommt aber hinzu, dass das Gebäude nicht unter Denkmalschutz steht – ganz im Gegensatz zum vis-à-vis gelegenen Bahnhof Mönichkirchen. Im Falle eines touristischen Projektes kann sich Hechtl vorstellen, dass auch dieser wieder reaktiviert wird. „Etwa als Bedarfshaltestelle. Eignen würde er sich aber auch als Heimat- oder Dorfmuseum – das gibt es in der Region ohnehin nicht“, überlegt Johannes Hechtl laut.
Bekanntheit erlangte der „Mönichkirchner Hof“ einst allerdings auch durch ein besonders dunkles Kapitel der österreichischen Geschichte: Die NS-Zeit im Zweiten Weltkrieg. Unweit von Hotel und Haltestelle, im Großen Hartbergtunnel, befand sich zwischen 12. und 25. April 1941 ein mobiles Führerhauptquartier. Adolf Hitlers Garnitur soll dabei nördlich stationiert gewesen sein – von hier aus wollte er das Kriegsgeschehen besser beobachten, heißt es. „Bis heute verbinden das Hotel viele mit Hitler, wobei er sich nur wenige Tage hier aufhielt“, weiß Johannes Hechtl. Der „Mönichkirchner Hof“ dürfte in diesen Tagen vor allem als Vorführort der „Deutschen Wochenschau“ gedient haben.
Für den Touristiker steht jedenfalls fest: Der „Mönichkirchner Hof“ ist mit viel mehr zu verbinden als mit der NS-Zeit. „Er hat eine bewegte Geschichte hinter sich, die vielen gar nicht bekannt ist.“ Er würde es begrüßen, würde nicht nur der „Mönichkirchner Hof“ revitalisiert werden, sondern auch der hier gelegene Bahnhof. „Was es braucht, ist ein wirklich gutes Konzept“, ist Hechtl überzeugt. Und hofft nun darauf, dass das Hotel aus seinem Dornröschenschlaf geholt wird. Bis es so weit ist, schließt er die Türe hinter sich wieder ab...