Kohlenbergbau Statzendorf

josef

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#1
Wenigen ist bekannt, dass zwischen Krems und St. Pölten früher einmal rege Bergbautätigkeit bestand. Die Stollen- und Schachtanlagen der ehemaligen Ton- und Glanzkohlengruben sind längst verfüllt und verschlossen, einige Relikte wie Gebäude, Halden und Trassenreste ehemaliger Bergwerksbahnen sind noch vorhanden... Obwohl diese stillgelegten eher kleinen Bergbaue keine spektakulären Befahrungsmöglichkeiten bzw. großartige Mineralienfunde usw. bieten, dürfen sie meiner Meinung nach aus kultur-, regional-, bergbau- und gesellschaftsgeschichtlicher Sicht nicht in Vergessenheit geraten.

Zuerst möchte ich den größten der seinerzeitigen Bergbaubetriebe der Gegend, das Kohlenbergwerk Statzendorf, kurz vorstellen:

Urkundlich nachgewiesen wurde ab 1794 bis zur Betriebseinstellung 1940-41 im Bereich SW, W und NW des Ortes Statzendorf der Abbau von Glanzkohle. Geologisch betrachtet bestehen die Lagerstätten aus der nördlich gelegenen „Hausheimer-Mulde“ mit den Bauen um Ober- u. Unterwölbling, Hausheim und Anzenhof sowie der davon südlich gelegenen „Ruster-Mulde“ mit den Bauen von Groß- u. Klein Rust. Die auf einer hochfeuerfesten Tonschicht über den kristallinen Untergrund aufliegenden bis zu 3 je 0,6 bis 1 Meter starken Kohlenbänke werden wiederum von bis zu 1 Meter starken, bituminösen lettigem Zwischenmaterial getrennt. Zur Erreichung der relativ seicht liegenden Lagerstätten waren Schächte bis zu einer Tiefe von max. 60 m erforderlich. Schwierigkeiten bereitete das Hangende, da die den Flözen aufgelagerten Tonschichten mit mehr oder weniger großen Sandschichten durchzogen waren bzw. sind.

Gefördert wurde zuletzt, von S nach N bei: Klein Rust, Hausheim, Anzenhof und in der Nähe von Ober- u. Unterwöbling. Die im weiten Talbecken um die vorgenannten Orte liegenden unabhängigen Abbaustätten wurden ab 1918 zur "Statzendorfer
Kohlenwerk Zieglerschächte AG" zusammengefasst. Die einzelnen Schachtanlagen und die Schrägstollenanlage Klein Rust wurden mit einer Kohlenbahn von 600 mm Spurweite mit dem Betriebsmittelpunkt Anzenhof bzw. dem Bf Statzendorf an der Strecke Krems – Herzogenburg verbunden. Die Gesamtlänge der Hauptstrecken dieser Kohlenbahn betrug 9 km. Zum Einsatz kamen 4 Dampflokomotiven ( 3 RIIIc der ehemaligen K.uK. Heeresrollbahnen und eine Bt der Baufirma Arnoldi). Weiters kamen ab 1928 noch 4 Dieselloks, Achsfolge B, hinzu. 1932 ging zwischen Anzenhof und Bf Statzendorf eine Seilbahnanlage in Betrieb. In Statzendorf befand sich auch die Sortieranlage und die Bahnverladung.

Die tägliche Fördermenge betrug zu Spitzenzeiten ca. 1.000 t pro Tag, der höchste Beschäftigtenstand war bei ca. 700 Arbeitnehmern. Die Glanzkohle hatte einen Heizwert zwischen 17.000 und 21.000 kJ/kg. Für mich nicht ganz nachvollziehbar ist der kolportierte Schließungsgrund des Bergbaues. Da wird behauptet, dass ab 1940 durch die mit billigen Kriegsgefangenen und Zwangsarbeitern in den Böhmischen und Mährischen Bergbauen gewonnene Kohle weitaus günstiger kam und dadurch eine rentable Weiterführung in Statzendorf nicht mehr gegeben war. Die durch die Stilllegung frei gewordenen Bergarbeiter wurden nach Oberösterreich zum Bergbau Ampflwang bzw. ins burgenländische Kohlenbergwerk Tauchen überstellt. Für diese Kohlengruben hätten eigentlich die gleichen Kriterien betreffend der kostengünstiger produzierenden tschechischen Gruben wie für Statzendorf gelten müssen, sie wurden aber nicht geschlossen…

Quellen:
- Unterlagen der Gemeinde Statzendorf
- Hohn Manfred; Feldbahnen in Österreich; Carinthia-Verlag Klagenfurt 1987



Fotos, Teil 1 von 2:

1. Übersichtsskizze (Basis zur Skizze Gleisplan aus "Hohn Manfred; Feldbahnen in Österreich", Klagenfurt 1987)
2. Ein zur Erinnerung an den Bergbau am Dorfplatz in Statzendorf aufgestellter Kohlenhunt
3. Foto auf einer am Hunt angebrachten Info-Tafel zeigt die Endstelle der Förderseilbahn am Bf Statzendorf mit Sortier- und Bahnverladeanlage
4. Ehemaliger Standort der Sortier- u. Verladeanlage am Bahngelände
5. Erhaltenes und neu renoviertes ehemaliges Direktions- u. Verwaltungsgebäude mit Villa des Betriebsleiters, heute Wohngebäude
6. Reste der Kohlenbahntrasse rechts der Straße westlich des Bf Statzendorf, links ehemaliges Direktionsgebäude
 

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josef

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#2
Bergbau Statzendorf, Teil 2

Fotos, Teil 2:

1. Reste der Kohlenbahntrasse Richtung S nach Klein Rust, rechts zweigte die Strecke nach Hausheim und Anzenhof ab
2. Halde bei Hausheim
3. Weitere Halde westlich Hausheim, im Hintergrund die Hänge des Dunkelsteiner Waldes
4. Blick von der Straße Hausheim – Anzenhof nach NO. Links die Hallen einer Landmaschinenfabrik am Gelände des ehemaligen Betriebsmittelpunktes Anzenhof, rechts davon die größte Halde des Reviers
5. Anzenhof – Ortsstraße mit ehemaligen Gebäuden des Bergwerkes
6. Nochmals die große Halde in Anzenhof
 

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#3
Laut Auskunft eines ehemaligen Einwohner aus Klein Rust, gibt es den Schrägstollen noch. Er befindet sich auf einen Privatgrund gleich neben der Straße. (Ich habe ihn selbst gesehen) Aber "angeblich" wollen die Besitzer niemand zu den Stollen lassen. Es weiß auch keiner, in welchen Zustand der Stollen ist. (außer der Besitzer)

Viele Grüße
Flughund
 

josef

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#4
Schrägstollen Klein Rust

Hallo Felix,
:danke für den interessanten Hinweis! Der Schrägstollen müsste dann in etwa irgendwo am Ortsende von Klein Rust, links an der Straße nach Groß Rust sein (oder gewesen sein...)?

Bis Ende der 50iger, Anfang der 60iger Jahre betrieben einige Bergleute noch einen kleinen Abbau an der Straße von Anzenhof nach Oberwölbling im Bereich der Abzweigung der Zufahrt zur Siedlung Hermannschacht. Heute gibt es dort noch eine kleine Halde bzw. Ablagerungen der oberhalb befndlichen Sandgrube. Kann mich als Schüler noch an einen alten "Steyr 380iger" LKW erinnern, mit dem sie damals die Kohle für den Hausbrand ausführten/zustellten...

lg
josef
 
#5
Hallo Josef !

Du hast recht, der Schrägstollen befindet sich am Ortsende von Klein Rust. Es ist ein Wiesengrundstück ohne Zaun oder Büsche. Der Stolleneingang ist der Straße abgewendet. Daß heißt, man sieht einen Grashügel der zur Straße hin immer niedriger wird ( wo der Stollen wahrscheinlich unter der Straße durchführt). Den Eingang kann man nur sehen wenn man das Grundstück ziemlich weit betreten würde (bis zum Haus). Mehr weiß ich auch nicht.

Gruß
Flughund
 
H

Harald 41

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#6
Hallo Josef;
super Plan von Statzendorf,war dort vor ca.5-6 Jahren Mineralien suchen,kenne den Hügel auf Bild 6 war damals enttäuscht da dorten nichts mehr zu finden war.

Das Bild 5 von Dir mit dem Wohngebäude kenne ich auch,nur wusste ich damals nichts davon, und den zweiten Berg auf dem Foto habe ich auch gesehen,stand glaube ich damals auf Firmengelände,kann ich nicht mehr genau sagen ist nicht meine Gegend.
Kann gar nicht sagen ob ich von damals Fotos habe,muss ich erst nachsehen.
Zu dem Schrägstollen in klein Rust,habe ich rechts nach dem letzten Haus in Erinnerung,weiss ich nur wie schon Flughund schrieb,das er versteckt hinter einigen Hügeln liegt,hatte damals mit einem Anreiner gesprochen,der mir sagte das den jemand Privat kaufte aber sowiso nie da sei.
Ich könnte es mir ohne weiters ansehen,kann nich mehr sagen ob es einer oder zwei Stollen waren.
Weiss nur das der Eingang mit Brettern verschlossen war.
Im Anhang eine Stufe aus Plagioklas,Glimmer,Rauchquarz und Schörl die ich damals dorten fand.Haus war dorten damals noch keines.

War damals ein bis zwei mal auch im Dunkelsteinerwald,auf der Roten Wand wurde in einem Mineralienbuch erwähnt,aber ebenfalls nichts mehr vorhanden(aber eine wunderschöne Gegend.:gut:

PS:Josef noch einmal ein herzliches dankeschön für die Hilfe gestern,Gerd hat alles geregelt. Ich werde mir nach Deiner Skize die Gegend im Führjahr noch einmal ansehen.
 

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H

Harald 41

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#8
Hallo Gerd;
dir auch noch einmal ein Dankeschön,hat super funktioniert das E.mail hat einen riesigen weg zurück.
Wenn man bedenkt,das so manches Problem viel näher liegt,und man Wochen benötigt um es zu lösen.:danke

Lg Harry
 
H

Harald 41

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#9
Hallo Josef;
habe noch etwas gefunden,und zwar aus dem "Taschenbuch der Mineralien-Fundstellen Mitteleuropas" (Österreich )von Artur Wittern aus dem Jahre 1994.:)

LG Harry
 

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W

WA1971

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#10
[hier gekürzt]
Die tägliche Fördermenge betrug zu Spitzenzeiten ca. 1.000 t pro Tag, der höchste Beschäftigtenstand war bei ca. 700 Arbeitnehmern. Die Glanzkohle hatte einen Heizwert zwischen 17.000 und 21.000 kJ/kg. Für mich nicht ganz nachvollziehbar ist der kolportierte Schließungsgrund des Bergbaues. Da wird behauptet, dass ab 1940 durch die mit billigen Kriegsgefangenen und Zwangsarbeitern in den Böhmischen und Mährischen Bergbauen gewonnene Kohle weitaus günstiger kam und dadurch eine rentable Weiterführung in Statzendorf nicht mehr gegeben war. Die durch die Stilllegung frei gewordenen Bergarbeiter wurden nach Oberösterreich zum Bergbau Ampflwang bzw. ins burgenländische Kohlenbergwerk Tauchen überstellt. Für diese Kohlengruben hätten eigentlich die gleichen Kriterien betreffend der kostengünstiger produzierenden tschechischen Gruben wie für Statzendorf gelten müssen, sie wurden aber nicht geschlossen…
[hier auch]
Unter den kriegswirtschaftlichen Bedingungen von 1940 klingt die Erklärung in der Tat an der Oberfläche seltsam, (friedens-)ökonomisch macht sie aber Sinn (und 1940 herrscht noch kein "totaler Krieg"). Der Kohlenbergbau auf dem Gebiet der Republik Österreich war vor 1918 (bis auf lokale Versorgungsbetriebe) wenig bedeutend und erlebte erst nach dem Zerfall der Monarchie einen ungeahnten Boom. In den Hunger- und Kältejahren 1918-1920, als die Tschechen die Kohle auch als "Wirtschaftswaffe" gegen Österreich in Stellung brachten und Devisen äußerst knapp waren, wurde buchstäblich jeder Stein auf der Suche nach Kohlenvorkommen umgedreht, durch das Wirtschaftschaos und die Turbo-Inflation waren Rentabilitätsrechnungen wahrscheinlich auch gar nicht so einfach. Mit dem Wegfall der Grenzen zu Deutschland und der Okkupation zahlreicher ausländiger Kohlenreviere durch Nazideutschland zwischen 1938 und 1940, fielen da schon einige Argumente für den Abbau - qualitätsmäßig m.W. ziemlich mieser - "ostmärkischer" Glanz- und Braunkohle weg. Überhaupt war sicher das größte einschlägige Problem ab 1939 nicht der Mangel an (erschlossenen) Lagerstätten sondern der Mangel an Arbeitskräften.
 
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helmi

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#11
sorry passt zwar nicht zu dem themakohlenbergbau aber ihr kennt offensichtlich die gegend und da wollte ich fragen ob ihr schonmal was davon gehört habt das oberwölbling unterkellert sein soll....bzw.das von der kirche weg ein alter gang unterirdisch zum alten friedhof führt...kann mir da jemand was dazu sagen?
 
H

hoss33

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#12
Hallo Forum,

ich habe den Thread durch Google gefunden und danke Josef für die vielen Infos. Ich sehe, User helmi ist sogar ein Statzendorfer.

Ich habe in meiner Kindheit und Jugend alle Ferien bei meinen Großeltern in Statzendorf (Absdorf) verbracht.

Mein Großvater Josef Eckhart (1902-1997) war in der Gemeinde ziemlich bekannt. Er war Ende der 30er Jahre als Elektriker im Bergwerk beschäftigt und hat mir viele Geschichten erzählt.
Die Familie hatte eine Dienstwohnung im Verwaltungsgebäude (jetzt mit grünem Fassadenanstrich, aber das Bergwerkszeichen ist noch dran), meine Mutter ist dort 1941 per Hausgeburt zur Welt gekommen.

Die offizielle Bezeichnung der Landstraße, an der das Verwaltungsgebäude liegt, kenne ich nicht, aber die Absdorfer haben es "Mitterstraß'l" genannt. Vor dem Neubau (ca. 1980) der beiden Brücken über den Noppenbach und Werksbach war neben den Autobrücken noch je eine Betonbrücke der alten Bergwerksbahn, aber ohne Gleistrasse. Der Werksbach heißt jetzt glaube ich "Anzenhofer Bach", zumindest ist mir letztens beim Überfahren der Brücke ein derartiges Schild aufgefallen.

Heute sieht man noch die Schutthaufen des Berkwerks in Anzenhof, beim Roten Kreuz (nach Hausheim) und in Hermannschacht.
Auf Luftbildern - z.B. auf dem NÖ Atlas 3.0 (siehe Bild anbei) - ist die Trasse der Werksbahn entlang des Mitterstraßl's noch andeutungsweise zu sehen (Verfärbung in den Feldern).
Mein Großvater baute das Haus Absdorf Nr. 44 (am Ende der Bahnhofsiedlung nördlich der Sackgasse) und die Familie bezog es 1955. Bis zu seiner Pensionierung 1966 war er Elektriker bei der Landmaschinenfirma Kirchner in Anzenhof.

Er erzählte mir, dass das Bergwerk aus wirtschaftlichen Gründen geschlossen wurde. Es kann aber auch sein (wie schon weiter oben vermutet), dass man die Männer für den Kriegsdienst brauchte. Mein Opa wurde als fast 40jähriger zum Wehrdienst einberufen.

Gibt es vielleicht noch irgendwo ein Archiv mit alten Dienstplänen, Arbeiterlisten,…?

Schöne Grüße,
Bernard

PS: Meine Großeltern sind über 10 Jahre tot und ich habe praktisch keinen Kontakt mehr zu "Alt-Statzendorfern". Ich bin leider nur mehr 1-2x im Jahr dort.
 

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H

hoss33

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#13
Ich habe noch ein paar Nachträge.

Bitte verzeiht mir meine unbergmännische Ausdrucksweise, ich habe oben "Schutthaufen" zu den "Halden" gesagt. Was ist das eigentlich für ein Material - dort wächst nichts?
Wir sind auf der Hausheimer Halde "Geländeradgefahren", die großen Burschen in Anzenhof mit den Geländemopeds.

Von dem Bild des Sortierwerks auf dem Hunt gibt es eine gute Version auf der Homepage der Gemeinde (siehe unten). Auch das neue Wappen von Statzendorf trägt das Bergwerkszeichen, obwohl es dort schon seit über 50 Jahren keinen Bergbau mehr gibt.
Interessanterweise schreibt die Gemeinde auf der Homepage, dass es den Bergbau bis 1954 gab. Meine Großeltern (mit den beiden Kindern) sind auch erst 1955 vom Verwaltungsgebäude in das eigene Haus (in Blickentfernung) umgezogen.
Zum Begräbnis meines Großvaters gab es eine Rede und eine Musikeinlage von einer Knappenkapelle (ich glaube aus St. Pölten).

 

josef

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#15
Hallo Bernhard,
zuerst einmal ein herzliches Willkommen hier im Forum!

Leider gibt es bis heute sehr wenig Informationen über den ehemaligen Bergbau Statzendorf. Einige Auskünfte bekam ich am Gemeindeamt, wie ich jetzt gesehen habe, gibt es wenigstens ein brauchbares Foto der ehemaligen Sortier- u. Verladeanlage am Bahnhof auf der Gemeinde-Homepage...

Über die ehemalige schmalspurige Werksbahn (siehe auch Basis der Planskizze des Streckennetzes) gibt es einen guten Artikel bei
Hohn Manfred;
Feldbahnen in Österreich;
Carinthia-Verlag Klagenfurt 1987
Was ist das eigentlich für ein Material - dort wächst nichts?
Das ist "Taubes Gestein", also keine verwertbare Kohle, sondern Material, welches Abbaubedingt an Obertag befördert wurde, sieh auch
http://de.wikipedia.org/wiki/Taubes_Gestein
Dieses "Taubgestein" wurde auf Halden geschüttet (deponiert...).
Interessanterweise schreibt die Gemeinde auf der Homepage, dass es den Bergbau bis 1954 gab.
Ich glaube sogar, dass diese Bergbautätigkeit noch bis Anfang der 1960iger Jahre bestand, da ich mich (Jg. 50) noch erinnere, siehe Beitrag #4:
Bis Ende der 50iger, Anfang der 60iger Jahre betrieben einige Bergleute noch einen kleinen Abbau an der Straße von Anzenhof nach Oberwölbling im Bereich der Abzweigung der Zufahrt zur Siedlung Hermannschacht. Heute gibt es dort noch eine kleine Halde bzw. Ablagerungen der oberhalb befndlichen Sandgrube. Kann mich als Schüler noch an einen alten "Steyr 380iger" LKW erinnern, mit dem sie damals die Kohle für den Hausbrand ausführten/zustellten...
Der Schacht war aber auf Gemeindegebiet von Oberwölbling.
Die Arbeiterwohnhäuser auf obigem Bild sind der lange Bau rechts auf diesem Bild.
Ja, zwischen Straße und Bahngelände. Daran erinnern heute noch die Straßennamen - Koloniestraße, Barbaraweg usw. ...
Was sind das für Spuren, die sich über mehrere Felder erstrecken - Stollen?
Dazu kann ich nichts sagen, könnte sein, nur waren die Stollen wesentlich tiefer und dürften sich nicht direkt am Bewuchs an der Oberfläche abzeichnen...? Die Strukturen könnten auch von Drainagen (Entwässerungsgräben- oder Rohren) stammen...?

lg
josef
 
H

hoss33

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#16
Tolle Infos!

Von wo bist du, Josef, Du scheinst ganz in der Nähe zu wohnen?

Der späte kleine Abbau bei Hermannschacht war scheinbar privat geführt, oder?
Wir sind oft mit dem Rad von Absdorf nach Wölbling gefahren und ich kann mich an die Halden rechts von der Straße gut erinnern. Das war direkt hinter den Kellern nach dem Ortsende von Anzenhof. Ich muss da mal wieder hinfahren.

Die Werksbahn gab es da wohl schon nicht mehr, die Aktiengesellschaft wurde 1940 liquidiert.

Gibt es nicht oben in Hermannschacht auch eine Silbergrube, so wie östlich von Statzendorf (wo der Modellflugplatz ist)? Was ist das eigentlich für ein Material gewesen (Silber war es wohl nicht)?

Besonders interessant ist für mich die Info über die Seilbahn, von dieser habe ich nämlich noch nie etwas gehört, auch mein Großvater hat davon nichts erzählt. Ich muss gleich mal meine Mutter fragen.
Die Bahn müsste direkt an dem Rübenplatz vorbeigeführt haben.
 

josef

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#17
Von wo bist du, Josef, Du scheinst ganz in der Nähe zu wohnen?
Einige km nördlich, sieh unter "Map" mal nach, kanns dich auch dort eintragen! :)
Der späte kleine Abbau bei Hermannschacht war scheinbar privat geführt, oder?
Ja, da schufteten nur ein paar "Hanseln" herum. Kann mich so dunkel auch noch auf die primitive Fördereinrichtung erinnern, war in etwa ein großes stählernes "Dreibein" mit den gekreuzten Hämmern oben drauf...
Die Werksbahn gab es da wohl schon nicht mehr, die Aktiengesellschaft wurde 1940 liquidiert.
Nein, gab es nicht mehr, vielleicht ein paar Meter Gleis im Bereich des Fördergerüstes? Kann ich aber nicht sagen...
Gibt es nicht oben in Hermannschacht auch eine Silbergrube
Hat mit Silber sicher nichts zu tun, dort oben, Richtung N in die Senke, gibt es eine große Sandgrube => Formsand.

Noch 2 historische Fotos aus dem Feldbahnbuch von M. Hohn:

!. Schachtanlage 1910 (leider keine Bezeichnung, vermute "Julius-Hauptschacht" in Anzenhof))
2. Dampflok der Kohlenbahn
 

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hoss33

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#18
Einige km nördlich, sieh unter "Map" mal nach, kanns dich auch dort eintragen! :)
Ah, in Furth. Ich hab mich auch gleich eingetragen, aber Wien ist halt "unspektakulär".
Hat mit Silber sicher nichts zu tun, dort oben, Richtung N in die Senke, gibt es eine große Sandgrube => Formsand.
Mit Silber hat es sicher nichts zu tun, ich glaube es war Glimmer (mein Großvater hat es als "Katzensilber" bezeichnet). Das wurde z.B. in den Fassadenputz gemischt, etwa beim Nachbarhaus meiner Großeltern. Glitzert bei Sonne recht auffällig.
Die Silbergrube in Statzendorf ist schon lange stillgelegt, glaube ich.

Noch was zu Schotter und Sand:
Beim Bahnhofsgelände, wo die Kohlensortieranlage stand, war danach das Schotterwerk Fischer. Das Firmengebäude - wo auch die Familie Fischer wohnte - steht heute noch, ist ein großes graues 20/30er Jahre Wohnhaus am Ende der 2. Sackgasse in der "Kolonie", von Bäumen umrankt.
Ich denke, dass dort in der Zeit der Kohleverladung Werksbüros/-wohnungen waren.

Das Fischer Gelände, zwischen dem Wohnhaus und dem Raiffeisenlagerhaus war mit seinen riesigen Sandhaufen ein beliebter Spielplatz bei uns Kindern, jetzt ist es wieder ein Feld. Auch die Eisenbahnschienen, die auf das Fischergelände führten, wurden entfernt. Das muss in den letzten 15 Jahren passiert sein.
 
H

helmi

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#19
Besonders interessant ist für mich die Info über die Seilbahn, von dieser habe ich nämlich noch nie etwas gehört, auch mein Großvater hat davon nichts erzählt. Ich muss gleich mal meine Mutter fragen.
Die Bahn müsste direkt an dem Rübenplatz vorbeigeführt haben.
also ich bin aus wölbling und mein vater erwähnt das immer wieder wenn er von anzehof und statzendorf erzählt das es eine seilbahn gab jedoch bin ich mir nicht sicher ob er das selbst noch erfahren hat oder vl.doch sein vater oder großvater ihm das erzählte (mein urgroßvater war in dieser gegend im bergwerk tätig)

ich finde es sehr interessant von der geschichte des bergbau in unserer gegend zu hören und lass mir die geschichten gern erzählen...

ich denke in höbenbach(weiß die ortschaft nicht 100%) gibt es auch ein kleines sehr kleines schaubergwerk (ist aber die mühe glaub ich nicht wert von weiter weg zu kommen um es zu besichtigen)

in anzenhof hinter den großen berghaufen liegen noch schienen aus der zeit aber mehr weiß ich leider auch nicht..hätt mich aber interessiert!

in ambach war auch früher so eine kleine katzengold abbau firma gibt es aber denke ich nichtmehr
 
H

helmi

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#20
Hallo Bernhard,
zuerst einmal ein herzliches Willkommen hier im Forum!

Leider gibt es bis heute sehr wenig Informationen über den ehemaligen Bergbau Statzendorf. Einige Auskünfte bekam ich am Gemeindeamt, wie ich jetzt gesehen habe, gibt es wenigstens ein brauchbares Foto der ehemaligen Sortier- u. Verladeanlage am Bahnhof auf der Gemeinde-Homepage...

Über die ehemalige schmalspurige Werksbahn (siehe auch Basis der Planskizze des Streckennetzes) gibt es einen guten Artikel bei


Das ist "Taubes Gestein", also keine verwertbare Kohle, sondern Material, welches Abbaubedingt an Obertag befördert wurde, sieh auch
http://de.wikipedia.org/wiki/Taubes_Gestein
Dieses "Taubgestein" wurde auf Halden geschüttet (deponiert...).
Ich glaube sogar, dass diese Bergbautätigkeit noch bis Anfang der 1960iger Jahre bestand, da ich mich (Jg. 50) noch erinnere, siehe Beitrag #4: Der Schacht war aber auf Gemeindegebiet von Oberwölbling.
Ja, zwischen Straße und Bahngelände. Daran erinnern heute noch die Straßennamen - Koloniestraße, Barbaraweg usw. ...
Dazu kann ich nichts sagen, könnte sein, nur waren die Stollen wesentlich tiefer und dürften sich nicht direkt am Bewuchs an der Oberfläche abzeichnen...? Die Strukturen könnten auch von Drainagen (Entwässerungsgräben- oder Rohren) stammen...?

lg
josef


bei der kellergasse anzenhof/hausheim wo auch das kellergassenfest ist gibt es auch ziemlich weit oben eine halde wenn ich mich nicht irre...
 
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