Augenzeugenschilderung von Edelbacher Franz:
Wie sie das Flugzeug aus dem Lunzer See herausgeholt haben, da haben wir zugeschaut. Der Pilot hat damals (1945) eine weiße Fläche gesehen
und hätte geglaubt, das ist eine Wiese, derweil war´s Eis. Durch die Wärme des Motors ist das Eis geschmolzen und der Flieger ist versunken.
1955 haben die ein Holzgestell gebaut und haben´s rausgezogen. Wir sind am Ufer gestanden. Dann ist einer reingeklettert und hat am MG
herumgespielt. Dann ging eine Salve los. Zum Glück ist das auf den See hinaus. Rundherum sind ein Haufen Leute gestanden. Gaffer, so wie ich auch, aber es ist zum Glück nichts passiert.
Augenzeuge Enöckl Johann:
Das war nach dem Staatsvertrag. Da sind Taucher runter. Da war so ein Kuddelmuddel. Die Gendarmerie hat alle vertrieben von dort, damit ja nichts passiert, hat man geglaubt. Mit einem Traktor und mit einer Seilwinde wurde er herausgezogen. Das war da, wo jetzt das Bad ist. Ich war auf der
"Steinbauerhöhe". Es war ein Doppelrumpf, ein Jagdflugzeug. Die Pilotenkanzel war so klein, wie ein Beiwagen von einer Beiwagenmaschine, aber
so eng, also das muß ein kleiner Pilot gewesen sein, oder lässt sich der die Eier reinzwengen. Die Füße vorne, drinnen gesessen wie in einem Bei-
wagen mit den Fußpedalen hat er geschossen und gelenkt. Also wie wie das genau gegangen ist und so ein halbförmiges Lenkrad. Aber so klein
wie ein größeres Kipferl.
Der zweite Rumpf war noch kleiner. Da waren der Motor und der Propeller drauf. Die haben sich nach hinten verjüngt. Das ist mir so wie drei Meter vorgekommen und hinten hätte man das umgreifen können. Dann waren die beiden Rümpfe verbunden und mit einer Platte, wie einer Tischplatte könnte man sagen, und da sind dann die Leitwerke drauf gesessen. Aber auch so kleine Leitwerke. Wie es dann nicht mehr so abgesperrt war, ist so ein Bub mit 15 Jahren, herumgekraxelt. Dann ist das Maschinengewehr losgegangen, der hat damit geschossen. Das ist 10 oder 12 Jahre - richtig
10 Jahre - unter Wasser gelegen und war noch funktionsfähig.
Natürlich ist dann die Gendarmerie sofort dagewesen und alles wurde weiter abgesperrt. Das war alles bei der Bergung. Da haben die Taucher
heute noch Respekt, wenn sie da irgendwas im Lunzer See unten finden, am Seegrund, weil die Handgranaten und das Zeug ist alles noch scharf.
Die sehen wohl manchmal angeblich noch allerhand, weil die haben im Jugendheim, da war so ein kleines Lager, allerhand Gewehre, Handgranten und Waffen gehabt. Das habens dann im See halt versenkt. Aber es traut sich halt niemand richtig hin, weils sagen bevor ich da unten hin bin,
lass ich das Klumpert unten liegen.
Zeitzeuge Fallmann Johann, die P 38 ist noch in der LUFT!!!!
Ich bin mit meinem Bruder zufällig auf der Wiese dort gewesen, mit den Schiern. Da hat es so stark geschneit und die Wolken sind so tief gehangen. Wir haben die Flieger (amerikanischen) dauernd surren gehört. Weil es so düster war und geschneit hat, sind wir zurück und heimgegangen. Wie wir dort, wo jetzt das Seebad ist, heimmarschiert sind, sehen wir, wie ein Flieger am Eis landet. Er ist ausgesprungen und ist Richtung Jugendheim, wo das Ausbildungslager für das Militär war, gegangen. Er ist mit erhobenen Händen dort hingegangen. Die sind ihm entgegengelaufen und haben ihn festgenommen und ihn ins Heim gebracht. Dann haben wir nichts mehr gesehen.
Wir sind nicht hineingeklettert. Wir waren ängstlich, und wir haben uns nicht hin getraut. Von Norden sind viele Zuschauer gekommen und sind herumgeklettert. Wie es finster geworden ist, dürfte er verschwunden sein.
Da hat der warme Motor das Eis so aufgetaut, dass er untergegangen ist. In der Früh war er weg. Das war genau dort, wo jetzt vom Seebad das Trampolin zum Reinspringen ist. Da ist es schön tief.
nochmals Fallmann Johann, 10 Jahre später
Das war im 55er Jahr als das Flugzeug geborgen wurde. Mit dem Traktor und mit der Seilwinde haben sie das Flugzeug über einen aufgestellten Holzblock und mit einer Seilrolle rausgezogen. Taucher waren auch da.
Dann, wie das Flugzeug rausgekommen ist, ist der Bock umgefallen und auf der Kette ist das Flugzeug hängengeblieben, damits nicht wieder runter ist. Den Bock haben sie nicht mehr aufstellen müssen, denn sie habens dann eh hergezogen. Das war scheinbar eine St. Pöltner Firma.
Wie der Flieger jetzt an Land war, ist der so gelegen, dass er mit der Kanzel Richtung See raus schaute. Da war ein mords Auflauf. Da ist scheinbar der Rauchfangkehrerbub aus Scheibbs, hineingeklettert und hat herumgeschaltet. Dadurch ist die Bordwaffe in Betrieb gegangen, und er hat über den See geschossen, dass es schön gespritzt hat.
Ein Glück, dass nichts passiert ist, weil es waren ja Boote am See und rundherum ums Flugzeug sind eine Menge Leute gewesen. Das war ein Zufall, dass nichts passiert ist. Das Flugzeug ist dann zerlegt und abtransportiert worden.
Quelle: Verdrängt nicht vergessen, Band 1 von Franz Wiesenhofer