"Flakfestung" Breitenlee

josef

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#21
Munitionslager der Luftwaffe in Breitenlee - Frage nach Standort

Eine weitere offene Frage zu Breitenlee ist die örtliche Lage des im "Verzeichnis der baulichen Anlagen der Luftwaffe - Luftgaukommando XVII" (leider auf der mir vorliegenden Kopie keine Datumsangabe) auf Blatt 17 angeführten

Muni-Lager Breitenlee - Anlagenbezeichnung M10

Zusatzanmerkungen:
Zuständiges Bauamt: Wien I.
Baulicher Zustand: fertiggestellt
Vielleicht kann jemand dazu genauere Angaben machen?

lg
josef
 
#22
Zur Lage des Munitionslagers kann ich nichts beitragen. Doch zum
"Verzeichnis der baulichen Anlagen der Luftwaffe - Luftgaukommando XVII" .
Die Liste stammt vom "Chef der Luftwehr/Chef der Luftfahrt, Technische Fachgebiete (Bau) LD 7, mit Stand vom Juli 1943.

BArch-MArch, RL 6/10, Anlage zum Luftwaffenatlas des LGK XVII.
 

josef

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#23
...Die Liste stammt vom "Chef der Luftwehr/Chef der Luftfahrt, Technische Fachgebiete (Bau) LD 7, mit Stand vom Juli 1943.

BArch-MArch, RL 6/10, Anlage zum Luftwaffenatlas des LGK XVII.
:danke Renato für die Info!
Dachte mir auch, dass die Liste zumindest aus der Zeit vor 1944 stammen musste, da Anlagen mit der Anmerkung "im Bau" bzw. "geplant" versehen sind. Auch einige später hinzugekommene Feldflugplätze, Landeplätze, Ausweich- u. Auflockerungsflächen fehlen in der Aufstellung...

lg
josef
 

josef

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#24
Munitionslager der Luftwaffe in Breitenlee

Eine weitere offene Frage zu Breitenlee ist die örtliche Lage des im "Verzeichnis der baulichen Anlagen der Luftwaffe - Luftgaukommando XVII"
Nach einer kurzen "Sucharbeit" fand ich in einem "Pfarrblatt der Pfarre Breitenlee" aus 2010 einen kleinen Hinweis zur Lage des Mun-Lagers:

Da der Bericht eine Stimmungslage von damals wiedergibt, habe ich die ganze Seite kopiert:
1945: KRIEGSENDE IN BREITENLEE
P. Hermann Geist hält die letzten Wochen des Zweiten Weltkrieges in Breitenlee genau fest. Das lokale Kriegsgeschehen, die persönlichen Umstände der Bevölkerung und die Seelsorge stehen im Mittelpunkt seiner Aufzeichnungen. Wir nehmen den 65. Jahrestag des Kriegsendes zum Anlass, darüber zu berichten. Einblendungen aus dem Gesamtgeschehen sollen ein möglichst deutliches Bild vermitteln:

Trotz aller Gefahr besuchte P.Hermann viele Familien: „Sie sind wohl in Sorge. Gott gebe ein gutes Ende. Viele raten immer noch, wegzugehen. Ich darf die Gemeinde nicht verlassen und will auch nicht. Soll ich etwa die Kirche schließen?“ … „Heute in der Nacht v. 5. - 6. Leuchteten Leuchtkugeln klar und hell minutenlang die finstere Stadt. Starke Explosionen durchzittern die Luft, das Licht war weg.“ Die Leuchtsignale zeigten der Roten Armee den Beginn der aktiven Widerstandsaktionen in Wien an. Die 46. Armee der 2. Ukrainischen Front überschritt ab dem 6. April bei Pressburg die March und drang nach Westen vor: „Der Krieg rückt immer näher an unser Dorf. Breitenlee bekommt das Gesicht eines regelrechten Frontdorfes. Militär ist samt allem Kriegsgerät massenhaft im Dorf einquartiert, der Gutshof ist das Zentrum der Kampfvorbereitungen. Die Einwohner verschwinden aus dem Bild des Dorfes … Autos, Panzer, Geschütze ziehen durch und halten. … Die Russen, die ja schon in den Außenbezirken von Wien sind, können jederzeit da sein.“ In Simmering tobten erbitterte Kämpfe auf und um den Zentralfriedhof. Trotzdem behaupteten die Zeitungen „Durchbruch auf Wien gescheitert“ und „Die Sowjets südlich Wien aufgefangen“. Radio Wien wurde eingestellt, der von der SS betriebene „Kampfsender Prinz Eugen“ trat an dessen Stelle und beschränkte sich auf Musik und Wehrmachtsbericht. „Die Front rückte von Groß Enzersdorf her immer näher. Wir wussten, es kann sich nur um Tage handeln und der Krieg ist bei uns.

Alle Leute vergruben Lebensmittel und wertvolle Sachen in den Kellern, auf dem Felde, um sie vor Brand oder vor Raub zu sichern. Tag und Nacht hält man sich im Keller auf … Im letzten Moment fuhren noch Menschen weg, in Angst versetzt durch die Propaganda der Deutschen. Die Nächte waren voll Kampfgetöse und Fliegeralarm, denn die Front hatte sich in Raasdorf festgelegt und war … bis an den Bahndamm vorgestoßen, wo sich die Deutschen zwei Tage lang halten konnten. Über uns ging dafür der gegenseitige Kanonenbeschuss hinweg. … Bei diesem Kampf erhielt die Kirche 4 – 5 Granattreffer, die schwere Dach und Fensterschäden anrichteten. … Auf dem rechten Turm war ein Beobachtungsposten aufgestellt, wahrscheinlich galt dem der eine Treffer…“„Die seelsorgliche Situation in der Kampfzeit war natürlich eine eingedämmte. Das hl.Opfer mussten wir nur drei Mal entfallen lassen. Das erste Mal, als knapp vor dem Gottesdienst das Munitionslager außer Breitenlee gegen Raasdorf zu, in die Luft gesprengt wurde (v. d. Deutschen). Das gab so gewaltige Explosionen, dass es Glasscherben in die Kirche regnete. Wir konnten den Gottesdienst nicht halten. … Ich konnte manche Familien besuchen, einigen Bombenopfern die Sakramente spenden. Ständig trug ich den Talar, um den Leuten zu sagen, der Pfarrer ist da. Solange ich das Fahrrad hatte, konnte ich ja rasch vorwärts kommen. Dieses wurde mir von den Deutschen gestohlen, als ich eben eine ausgebombte Familie besuchte.“

Die Wehrmacht war kampfmüde. Viele Soldaten tauchten unter. „Täglich hörte man von Deserteuren, die im Dorf lagen. Die Überreste ihrer Ausrüstung, Helm, Gasmaske u. dgl. fand man oft und oft in den Straßengräben.“ Die politischen „Systemerhalter“ hingegen glaubten noch immer an den großen Endsieg. Sie waren besessen, den Terror von „Zucht und Ordnung bis zum letzten Tag“ zu erhalten und alles „Artfremde“ kaltblütig und rücksichtslos zu „erledigen“. Obwohl die Würfel längst gefallen waren, erfüllte die SS noch immer abgrundtiefer Hass: „Die Deutschen versuchten noch in der Nacht ihres Abzuges manche Familien, und vor allem junge Mädel mitzuschleppen, in den meisten Fällen ließen sich die Leute nicht bewegen. Die einquartierten SS-Soldaten hinterließen im Dorf kein gutes Angedenken. Durch Schweinereien und Verwüstungen zeichneten sie sich aus. …“
Erwin Kager
http://www.pfarrebreitenlee.at/joomla/images/pfarrblaetter/pfarrblatt_stAnna_2010Q2.pdf
 
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Julie-Bertl

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#25
Habe mir das einmal bei Google maps und Bing angesehen - da gibt es noch weiteres im östlich an die Obstplantage anschließenden Waldstreifen... (-> siehe auch Beitrag von @Stoffi). Die eingezäunten Obstkulturen gehören zum Gutshof des Schottenstiftes in Breitenlee.
Habe ein paar Fotos von den eingezäunten Obstplantagen des Schottenstifts gefunden. Darauf sieht man Fundamente von Flackstellungen und hinten den verwachsenen Platz. Dabei dürfte es sich um einen gesprengten Bunker handeln. War ganz offiziell drinnen, hab einfach gefragt.
 
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cerberus9

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#31
" Dabei dürfte es sich um einen gesprengten Bunker handeln."
Ist leider falsch. Dort befand sich die Messstaffel. In Breitenlee waren das offene Stellungen. Dort gab es keine Bunker.
Ich verstehe ja deine Begeisterung für die Dinge aber bitte halte dich mehr an Fakten.
Was du gesehen hast waren Betonreste. Wenn du sie dir nur ein bisschen angesehen hättest, dann hättest du auch gesehen das sie für einen Bunker viel zu dünn sind und keine Öffnungen od. Türen und keine Decke vorhanden ist. Es sind nichts anderes als niedrige Wände die teilweise umgefallen sind.

LG
Cerberus9
 

josef

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#35
Der guten Ordnung halber möchte ich noch festhalten, dass die Treffer-Spuren an den Brücken nichts mit der primären Aufgabe der "Flakfestung" Breitenlee, nämlich der Bekämpfung von Luftzielen, zu tun hat! Sie stammen von den letzten Bodenkämpfen mit den aus Richtung Raasdorf angreifenden Russen. Dabei wurde der quer zur Angriffsrichtung verlaufende Bahndamm als natürliches Hindernis zur Deckung des Rückzuges genutzt und die Flak unterstützte die infanteristischen Kräfte...

Siehe dazu auch Beitrag #9:
Aufgegeben wurde die Flakfestung Breitenlee am 13. April 1945 nachdem um 22h die letzte Gruppe auf die hinter dem Bahndamm im Osten der Batterien (Zufahrtsgleis zum ehemaligen Verschiebebf. Breitenlee) verschanzten Russen abgefeuert wurde. Für die Besatzung war es höchste Zeit, um sich in Eilmärschen über Stammersdorf und dem Bisamberg in Richtung Korneuburg abzusetzen, um einer Einkesselung zu entgehen. (Ebenfalls aus Hoffmann, MHS Heft 14 - S. 23).
 
#36
Zur Lage des Munitionslagers kann ich nichts beitragen. Doch zum
"Verzeichnis der baulichen Anlagen der Luftwaffe - Luftgaukommando XVII" .
Die Liste stammt vom "Chef der Luftwehr/Chef der Luftfahrt, Technische Fachgebiete (Bau) LD 7, mit Stand vom Juli 1943.

BArch-MArch, RL 6/10, Anlage zum Luftwaffenatlas des LGK XVII.
Hallo Zwölfaxinger,
Steht in dem von Dir angeführten Verzeichnis auch ein Eintrag zu Mautern an der Donau (Flakkaserne...)?
Danke vorab!
LG Etrich Taube
 
#37
Hallo Zwölfaxinger,
Steht in dem von Dir angeführten Verzeichnis auch ein Eintrag zu Mautern an der Donau (Flakkaserne...)?
Danke vorab!
LG Etrich Taube
Unter F 3 findet sich: Krems - Mautern/Fl. Ers.Abt./Bauamt Wien II/im Bau und unter M 5 Krems - Mautern/Muni/Bauamt Wien I/fertiggestellt.

Der Stand ist zwar mit Juli 1943 angegeben. Die Eintragungen sind jedoch schon früher erfolgt, wahrscheinlich war für den Standort ursprünglich eine Fl.Ers.Abt. geplant. So wird z.B. auch Linz mit einer Fl.Ers.Abt. geführt, obwohl auch in Linz-Wegscheid dann eine Flak-Ers.Abt. eingezogen ist.

LG Zwölfaxinger
 

adasblacky

Well-Known Member
#38
Lt. G.Holzmann in "Der Einsatz der Flak-Batterien im Wiener Raum 1940-45,
Aufgegeben wurde die Flakfestung Breitenlee am 13. April 1945 nachdem um 22h die letzte Gruppe auf die hinter dem Bahndamm im Osten der Batterien (Zufahrtsgleis zum ehemaligen Verschiebebf. Breitenlee) verschanzten Russen abgefeuert wurde. Für die Besatzung war es höchste Zeit, um sich in Eilmärschen über Stammersdorf und dem Bisamberg in Richtung Korneuburg abzusetzen, um einer Einkesselung zu entgehen. (Ebenfalls aus Hoffmann, MHS Heft 14 - S. 23).
lg
josef
hab mir mal die Treffer an der Brücke angesehen, 5 Treffer auf einen Radius von ca 1m.
IMG_6067.jpeg
3 in die Brücke
IMG_6068.jpeg
2 in die Mauer
IMG_6070.jpeg
Der gezoomte Blick vom nördlichen Rand der Flakstellung auf die Brücke (der dunkle Fleck im grauen Streifen sind die 3 Treffer)
IMG_6078.jpeg
 
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