A4 Triebwerks-Prüfstände bei Lehesten

#21
Ein paar Zahlen !

Wenn sich das Endergebnis nicht vom der Planung des Sauerstoffwerken erheblich unterscheidet, müssten es 9 Erzeugereinheiten sein . diese dürften in 5 Kammern untergebracht gewesen sein. Wenn ich die Lagertanks dazu rechne, dann erscheint mir die gesamte Stollenanlage als zu groß ! Der Flächenbedarf ist je Einheit 40 x 20 m, das Sauerstoffwerk in Rotbutt hat höchstens einen Flächenbedarf von 80 x 160 m ohne Verbindungsstollen und Lagertanks. Das sind dann 7200 qm !

Wärme Energie ?
Wenn ich keinen Müll zusammen rechne dann :

Wenn 1 J benötigt wird um 1g Luft um 1 C° zu erwärmen, dann sind 540 kg/h und einem Wärmeendzug von ca. 180 C° und 9 Anlagen 874800 kJ/h !
Damit kann ich 21 qm Wasser um 10 C°/h erwärmen . Das betrifft nun nur den Wärme Endzug der Komprimierten Luft !

Gruß Henry
 
H

hebbel

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#22
Ja, ich weiß, das daß in der Sache nicht wirklich weiterhilft. Aber ich habe mich mal mal über die Firmen des Paulus HEYLANDT kundig gemacht. Wie @ Henry auf seiner Site schon angedeutet hatte, waren bei HEYLANDT eben nicht weniger als "Papa" Walter Riedel oder Arthur Rudolph beschäftigt.
@ Henry
Derzeit muß ich annehmen, daß es sich um 100 % Linde gehandelt haben muss, die sich aber ebenso in diesen Angelegenheiten (Sauerstoffwerke für "Raketenkram") durch die 100%-ige Tochter einer HEYLANDT-Firma vertreten liessen. (Natürlich ist das "System HEYLANDT" davon ausgenommen oder inbegiffen.) Keine Ahnung, ob es da auch einen Patentkauf gab.

BTW: HEYLANDT ist 1947 in Moskau verstorben. Nach Chertok waren der letzte Direktor des Sauerstoffwerkes, sowie der Namensgeber, wie auch immer, später in der SU ansässig.

LG
Dieter
 
#23
Die Firma Heyland war damals schon eine 100 % Tochter von Linde, wie es dazu kam weis ich nun auch nicht. Linde muss man hier aber als Gesellschafter oder Firmeneigentümer sehen, nicht als Unternehmensführer, b.z.w. Geschäftsführender Gesellschafter.
Es gib Gesprächsprotokolle in denen vermerkt wurde dass, das Heereswaffenamt gefordert hat, die Herstellung der Anlagen aus gründen der Vereinheitlichung einem Zusammenschluss aus Linde, Messer, Heyland und Air Liquide zu übertragen. Daran ist zu erkennen das Linde und Heyland durchaus als zwei eigenständige Firmen betrachtet wurden !

Gruß Henry
 
H

hebbel

Nicht mehr aktiv
#24
Ich habe eigentlich nix anderes geschrieben. :D
Die vermutlich erste Firmengründung war die "Flüssige Luft, Maschinen and Apparate, System Paulus Heylandt, G. mb H." in Greussen, dann die Heylandt-Gesellschaft für Apparatebau in Berlin-Mariendorf. Später dann die A.F.I (Aktiengesellschaft fur Industriegasverwertung) in Britz, die 1941 an Linde angegliedert wurde.
In "Die Linde AG: Geschichte eines Technologie-Konzerns, 1879-2004" steht, daß die Heylandt-Gesellschaft für Apparatebau ebenfalls eine Linde-Tochter war und, wie von Dir beschrieben, alleinig über diese Firma das Geschäft mit dem Raketenprogramm abgewickelt wurde.
Da das Heylandtsche Verfahren zur Temperatursenkung deutlich besser als das Lindesche Verfahren war, denke ich auch, daß das "System Heylandt" verbaut war.
Heylandt war zwar schon frühzeitig mittels Kooperationsvertrag an Linde gebunden, behielt aber andererseits wegen seiner Patente eine gewisse Selbständigkeit. Im Lager- und Transportbehälterbereich war Heylandt führend und hat wohl die zugehörigen Patente auch nicht veräußert.

Für die Mitleser:

Biographie Heylandt

Gründung A.F.I.

Bilder von Heylandt (am Ende des Dokumentes)

Gruss
Dieter
 
B

bunkersachse

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#25
Zum sogenannten LINDE - Verfahren hab ich vor Jahren diese Aussage bekommen.


........„ Lindeverfahren“

Es ist der physikalische Weg zur Gewinnung von flüssigen Sauerstoff und Stickstoff, sowie die Nutzung des anfallenden „Restgases“. Das Lindeverfahren wurde bis zur Wende noch auf der Maxhütte in Unterwellenborn angewendet. Eigentlich ganz einfach, aber mit einem enormen Aufwand an Elektroenergie und Wasser zum kühlen der Luft.

Wenn ich mich recht entsinne,… haben wir in der Sauerstoffanlage auf der Hütte gut zwei Drittel des Wassers welches aus der Pumpstation in Tauschwitz ( Max braucht Wasser ) kam zum kühlen der Luft benötigt nach dem diese von den Turbos angesaugt wurde. Es waren 45 000 m³ Luft in der Stunde!!!! Wenn die Luft durch den Turbo war hatte sie eine Austrittstemperatur von ca. 90 – 95 C ° + , abhängig auch von der Außentemperatur, diese musste dann im Rieselkühler wieder runter gekühlt werden, und hier weis ich die Austrittstemperatur nicht mehr, muss nachschauen. Den Rieselkühler musst Du dir wie ein großes geschlossenes Silo vorstellen welches mit“ Lockenwicklern“ gefüllt ist um die Oberfläche zu vergrößern. Von oben kam das kalte Wasser und von unten wurde die heiße Luft von den Turbos nach oben geblasen. Dann kamen die Trenner ( Trenner ist ne Geschichte für sich, würde für heute zu lang werden ) mit Wasserabscheider und Obersäule, hier wurde gereinigt und der Wasseranteil entzogen, die Luft vorgespannt, danach wurde diese in Expansionsturbinen geleitet, d.h. hoch verdichtet und danach entspannt (dreh ne Gasflasche oder CO² -Flasche ohne Druckminderer voll auf und sie vereist) und wieder in den Trenner zur Obersäule geleitet. In der Obersäule wurde dann der flüssige Sauerstoff bei – 86 C° und der Stickstoff bei -92 ° ( genau weiß ich die Temperaturangaben nicht mehr ) getrennt und zu den Vakuum isolierten Tanks geleitet. Von da aus erfolgte die Versorgung für Flüssiggastransporter. Der benötigte Sauerstoff und Stickstoff für die Maxhütte selber wurde wieder über Verdampfer in den gasförmigen Zustand versetzt und über eine Kompressorenstation zu den Hochöfen und dem Blasstahlwerk geleitet. Das anfallende Restgas, einige Anteile an Sauerstoff und andere wurden mit einem zu mindest 22 % Stickstoffgehalt (wegen Ex-Gefahr) zum entleeren von Kesselwagen mit Phosphat oder einfach als Schutzgas für Silos und ähnliche Dinge verwendet um eine Staubexplosion zu verhindern.

Dieses oben genannte Verfahren wurde auch im Krieg verwendet (Sauerstoffwerk in Peenemünde z.B.) Wenn man dieses nur mit Kompressoren bewerkstelligt hat, dann müssen diese Teile auch schon ein wenig größer sein! Auf jeden Fall erklärt es den sehr großen Wasserbedarf am Oertelsbruch

ga
bs
 

Anhänge

#26
Da gibt es noch ein paar Infos mehr über den Zusammenschluss in Netz, leider ist das Heyland Firmenarchiv größtenteils durch Bombardierung verloren gegangen, ich hatte vor einigen Jahren Kontakt zu Linde weil ich nach den Technischen Dokumentationen dieser Anlagen gesucht habe. An allen Standorten für Produktion, die ich in meine Recherchen einbezogen habe, wurden baugleiche Maschinen verwendet. Ausnahmen davon ist das Werk in Peenemünde und die DEMAG Kompressoren nach der Bombardierung des Heyland Werkes in Berlin.
Das System Heyland wurde bereits 1942 als Standart festgelegt, unabhängig von wem die Anlage b.z.w. Anlagenteile gefertigt wurden.

Axel

Warst du schon auf meiner Seite ? :

http://www.v2werk-oberraderach.de/Sauerstoffwerk_2_1.htm

Ist in ständiger Überarbeitung und daher etwas unübersichtlich !



Kühlungsprobleme

In dieser Niederschrift steht etwas von 12 Kompressoranlagen und 4 Kompressoren für Stickstoff. ( Gibt es dazu auch eine Quellenangabe ? )
In der Niederschrift über die Lagebesprechung vom 1.11.1943 steht, das der Ausbau von 9 Aggregaten als Gesamtleistung durchgeführt wird, das ab 28.12.1043 150 Öfen, ab 4.1.1944 zusätzlich 150 und ab 2.2.1944 nochmals zusätzlich 150 Öfen gebrannt werden können. Alles zusammen 450 Öfen / Monat.

Wäre interessant zu wissen wie fiele es dann tatsächlich waren !

Gruß Henry
 
B

bunkersachse

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#27
...auf jeden fall eine tolle aufarbeitung auf deiner seite, henry.
die niederschrift hab ich vor einigen jahren einmal so bekommen wie abgebildet. leider nichts näheres.

ga
axel
 
#28
Rotbutt ist eine sehr schöne UV, wir konnten zweimal letztens die Anlage besuchen und die Hallen mit den Torpedonetzen ausgiebig ablichten.
Es wird von uns jetzt zeitnah einen Dokumentarfilm darüber geben.
Ich poste dann gerne den YouTube Link hier.
 
#29
Zum sogenannten LINDE - Verfahren hab ich vor Jahren diese Aussage bekommen.


........„ Lindeverfahren“

Es ist der physikalische Weg zur Gewinnung von flüssigen......

ga
bs

Hallo Bunkersachse,
Hallo an alle Mitleser,

Als kleiner Einsteig und kurze Vorstellung ich bin der Christian aus dem Leipziger Land und beschäftige mich seit einiger Zeit mit dem Oertelsbruch und dem Versuch mir selbst Klarheit über die Hallen und deren Verwendung zu verschaffen.

Bunkersachse, du hast in deinem Beitrag als Anhang einen sehr guten Auszug aus einem Buch dargelegt. könntest du die Quelle nennen? Leider sind viele Bücher zum Thema bereits nicht mehr zu erwerben. Daher wäre es interessant zu wissen aus welchem Buch du diese Informationen hast. Um mich da noch etwas besser belesen zu können.

Mit freundlichen Grüßen
Christian
 
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