"William Prym Nadlerwaren & Kettenfabrik" in Weissenbach an d. Triesting

Bunker Ratte

Well-Known Member
#1
Ich war schon vor Jahren in der Gegend unterwegs, zudem habe ich damals einen Hochwasserbehälter gefunden, der vermutlich auch für die Wasserversorgung der Fabriksanlagen der ehemaligen Fa. Prym in Weissenbach gehöhrt haben soll. Auch einen 2. Hochbehälter habe ich entdeckt in der Nähe der ehemaligen Direktionsvilla von der Fa. Prym. Laut Auskunft des Triestingtaler Heimetmuseums wurde die Villa auch (Waldfee) oder nach Ende das 2. WK bis 1955 (Klubvilla USIA) genannt. Leider stehen von dieser Villa nur mehr die Kelleranlagen, weil sie aus Holz wie ein Blockhaus aufgebaut war und angeblich abgebrannt sein soll. Jedoch finde ich die Geschichte samt den Erinnerungen, sprich Ruinen interessant und sehenswert. Aktuell befindet sich auf dem Gelände die Fa. Starlinger Unistrap.

die Chronik erzählt:
Das Unternehmen wurde 1530 vom Goldschmied Wilhelm Prym (1490–1561) in Aachen als Familienbetrieb zur Herstellung von Messing und Kupfer begründet. 1642 wurde der protestantischen Familie im katholischen Aachen in der Zeit der Aachener Religionsunruhen das Zunftrecht entzogen, weshalb Christian Prym (1614–1683), wie auch die bekannten Kupfermeisterfamilien Amya, Hoesch, Peltzer, Schleicher, Lynen, von Asten und andere, nach Stolberg umsiedelte, wo bis heute die Führung des später entstandenen Prym-Konzerns ihren Hauptsitz hat. Zunächst als Kupfermeister auf dem Kupferhof Roderburgmühle tätig, erwarb Christians gleichnamiger Enkel (1676–1747) Anteile am Dollartshammer, der von seinen Nachkommen noch um die Hammerwerke Salzrumpf und Derichsberger Mühlen erweitert wurde. Damit wurde der Dollartshammer zur Wiege des späteren Großunternehmens.


Zu Beginn des 19. Jahrhunderts entwickelte Prym die ersten Fertigprodukte aus Messing, Eisen und Stahl, die schon bald maschinell produziert wurden. 1859 erweitern William Prym (1811–1883) und dessen Sohn Gustav Wilhelm (1839–1916) die Produktpalette um Kurzwaren, die zum Schwerpunkt der Produktion werden, so der von Heribert Bauer 1885 erfundene Druckknopf, der 1903 von Hans Friedrich Prym (1875–1965) durch eine in den Kopfteil eingelegte Feder verbessert wurde (Kronenfeder-Druckknopf).
Ab dem letzten Drittel des 19. Jh. wurden sowohl die technische Einrichtung vor Ort als auch die Verkaufsorganisation im Ausland ausgebaut, darunter auch die für die Österreichisch-ungarische Monarchie. So wurde in Wien I, Stoß im Himmel Nr. 1, eine Niederlassung errichtet – jedoch war der Import von in Österreich noch händisch erzeugten Artikeln mit hohen, die Waren verteuernden Zöllen belegt. Prym sah sich daher veranlasst, auch in Österreich mit einer eigenen Produktion zu beginnen.

1887 wurden die Kaufverhandlungen für ein in Weissenbach an der Triesting, Niederösterreich, bereits seit vier Jahren stillstehendes Walzwerk geführt. Am 30. März 1888 erfolgte die Gründung einer offenen Gesellschaft als Zweigniederlassung von Stolberg. Die gewerbebehördliche Bewilligung zur Fabrikmäßigen Erzeugung von Nadlerwaren wurde seitens der Bezirkshauptmannschaft Baden dem zweitjüngsten Sohns des 1883 verstorbenen William Pryms, Julius Prym (1857–1928), im April 1888 erteilt. Noch im selben Jahr begann in dem einzigen bestehenden gemauerten, ca. 20 mal 30 Meter großen Gebäude die Erzeugung von Stecknadeln und Hafteln sowie, 1889, von Ketten. Maschinen und Meister kamen von Stolberg.

Quelle: William Prym

Durch den Ersten Weltkrieg verlor die österreichische Zweigniederlassung den größten Teil ihrer Absatzmärkte.
Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahm der österreichische Staat 1955 mit Abschluss des Österreichischen Staatsvertrags gegen eine hohe Ablösesumme die von der Sowjetischen Besatzungsmacht bisher durch den USIA-Konzern verwalteten Betriebe, bestrebt, diese preisgünstigst wieder zu veräußern. Nach dem Rückkauf der Firma Prym wurde der Betrieb am 13. August 1955 an zwei öffentliche Verwalter übergeben.
Mit rund 400 Personen wurde um 1970 der höchste Mitarbeiterstand erreicht. — Die unerwartete Schließung des österreichischen Betriebs erfolgte bei noch voller Beschäftigung, guter Auftragslage und positiver Bilanz am 1. Juli 1981.
2007 wurde dem Unternehmen von der Europäischen Kommission eine Geldstrafe in Höhe von 40 Mio. Euro wegen Kartellbildung im Bereich Verbindungs- und Befestigungssysteme auferlegt. Prym war Teil einer Gruppe von Gesellschaften, die zwischen 1977 und 2003 illegale Absprachen über Preise und Märkte trafen, die vom Gericht als vier einzelne Kartelle angesehen wurden. Zugute gehalten wurde Prym, dass der Tatbestand nicht bestritten wurde, wenn auch keine volle Kooperation stattfand. Als schwerwiegend wurde angesehen, dass Aufsichtsrat und Vorstand sich der illegalen Vorgänge voll bewusst waren. Die Höhe der Geldstrafe, die vom Unternehmen als unverhältnismäßig bewertet wurde, wurde von der Kommission mit der Schwere des Vergehens und der Dauer der Kartellwirkung begründet. Die Geldstrafe wurde im April 2011 um 25 Mio. Euro reduziert.


Quelle: William Prym

Prymetall GmbH & Co. KG
Prymetall ist ein Kaltwalzwerk und eine Gießerei an der Zweifallerstraße am südlichen Ortsausgang von Oberstolberg in der Nähe des Vichtbaches. Sie beschäftigt rund 400 Mitarbeiter und stellt Bänder, Profile und Drähte - sogenannte Halbzeugprodukte - aus Kupfer und Kupferlegierungen her.
Sie wurde 1993 von der Unternehmensgruppe der Prym-Werke abgetrennt und 2002 an die damalige NA-Gruppe mit der 50-prozentigen Beteiligung der ebenfalls Stolberger Schwermetall Halbzeugwerk GmbH & Co. KG verkauft. Anfang 2005 wurde EIP Metals im britischen Smethwick zur Tochtergesellschaft von Prymetall, und April 2009 nannte sich die Prymetall GmbH & Co. KG in Aurubis Stolberg GmbH & Co. KG um - ebenso wie die NA-Gruppe seitdem Aurubis heißt.
Ein weiteres Tochterunternehmen liegt im nordslowakischen Dolný Kubín.

Produktion
Heute produziert die verbliebene Firma täglich ca. 15 Millionen Druckknöpfe. Neben Kurzwaren wie Druckknöpfen und Stricknadeln stellt Prym mittlerweile auch Kontaktelemente für elektrische Verbindungen und elektronische Bauteile her. Das Unternehmen ist inzwischen mit 40 Produktions- und Vertriebsstandorten weltweit vertreten.
Unter der William Prym GmbH & Co. KG sind für die einzelnen Geschäftsbereiche drei eigenständige Tochterunternehmen zuständig:
  • Consumer: Näh- und Handarbeitsartikel, Accessoires
  • Fashion: Verschlüsse für Kleidung und Textilien
  • Inovan: Werkstoff- und Oberflächentechnik, Kontaktelemente
2006 lag der Jahresumsatz der Prym Group bei 352 Millionen Euro, die Anzahl der Mitarbeiter betrug 3800. Das Unternehmen ist auch heute noch zu 100 % in Familienbesitz und wird von derzeit 41 Familiengesellschaftern gehalten. Bis Oktober 2005 war Prym durchgehend von Mitgliedern der Familie Prym geführt.

Sonstiges
Auf das finanzielle Engagement der Unternehmerfamilie Prym geht die Gründung der Stadtbücherei und des Schwimmbads in Stolberg zurück sowie Sozialwohnungen und eine der ersten deutschen, heute in der BKK ALP plus aufgegangenen Betriebskrankenkassen.
Während sich das Werk selbst in Weissenbach befand, waren die Arbeiterhäuser auf der anderen Seite des Further Baches. Diese Arbeiterhäuser existieren noch heute als Teil einer Siedlung, die den Namen Prymhäuser trägt.

ein paar Bilder vom Triestingtaler Heimatmuseum zur Fa. Prym in Weissenbach:
289.jpg


290.jpg

291.jpg

die Reste der Kelleranlagen von der ehem. Direktionsvilla:
Vorsicht Einsturzgefahr!

233.jpg

234.jpg

235.jpg

236.jpg

Emma hat den Eingang gleich gefunden:D
237.jpg

238.jpg
 
#7
Gratulation - Tolle Dokumentation!

wie oben erwähnt erfolgte die Schließung 1981 und der Nachfolger ist die Firma Starlinger Hier Hier

Aus deren Firmenchronik:
1982 Kauf der ehem. Prym-Werke in Weissenbach und Beginn der Herstellung von Bändchen und PP-Säcken auf Starlinger-Maschine

Beiden Firmen gemeinsam ist ein technologisch hochstehendes, mit Patenten abgesichertes Produkt.
Prym hatte Kartelle; Starlinger produziert mit seinen Maschinen Gewebeschläuche für z.B. Ernteprodukte-Säcke (Kaffee, Kakao, Kartoffel usw.).
 
Oben