Vor 35 Jahren gab es große Aufregung wegen des "Blauen Turmes" in Dürnstein

josef

Administrator
Mitarbeiter
#1
Blauer Turm: Vom Streitfall zum Wahrzeichen
1627197766708.png

Der Glockenturm in Dürnstein (Bezirk Krems) war nicht immer blau. Erst vor 35 Jahren hat er seine ursprüngliche Farbe zurückbekommen, was jedoch für große Aufregung gesorgt hat. Heute ist der Streit Geschichte, und der Turm das Wahrzeichen der Wachau.
Online seit heute, 6.43 Uhr
Teilen
Das Stift Dürnstein war in den 1980er-Jahren vom Verfall bedroht, Mauerwerk und Dach mussten saniert werden. Um die 50 Millionen Schilling teure Sanierung finanzieren zu können, starteten der ORF Niederösterreich und die „Kronen Zeitung“ eine Spendenaktion mit prominenten Unterstützerinnen und Unterstützern aus Politik und Kultur, darunter „Mariandl“-Darstellerin Waltraut Haas, der Wiener Alt-Bürgermeister Helmut Zilk oder der Sänger Vico Torriani.

Das Land Niederösterreich erklärte sich darüber hinaus bereit, jeden Schilling, der gespendet wird, zu verdoppeln. Alt-Landeshauptmann Erwin Pröll war damals zuständig für Denkmalschutz und Finanzen. In der Sendung „Österreich heute“ sagte er im März 1985: „Dürnstein ist nicht irgendein Bauwerk oder Kunstdenkmal, sondern Dürnstein ist ein Markenzeichen für ganz Österreich, das Österreich in der ganzen Welt entsprechend vertritt.“

„Wie eine Fontäne, die aus der Donau aufsteigt“
Maximilian Fürnsinn war Propst des Augustiner-Chorherren-Stiftes Herzogenburg (Bezirk St. Pölten), in dessen Eigentum das Stift in Dürnstein steht. Er wollte, „dass der Turm von Dürnstein wie ein barockes Signal in der Landschaft steht, wie eine Fontäne, die aus der Donau aufsteigt. Das wäre ein sehr schönes Ergebnis“, sagte der Prälat in einem Fernsehinterview im August 1986. Und tatsächlich erstrahlte der Turm wenig später wie einst in der Barockzeit wieder in den Farben Weiß und Blau.

ORF / Gernot Rohrhofer
Prälat Maximilian Fürnsinn und Alt-Landeshauptmann Erwin Pröll (v.l.) erinnern sich zurück an die Aufregung um die Umfärbung des Glockenturms in Dürnstein. Heute ist es gerade die blaue Farbe, die jährlich Tausende Besucherinnen und Besucher anlockt

Es waren Farben, die vor 35 Jahren für viel Aufregung sorgten und viele Zeitungen füllten, erinnert sich Anton Schmelz. Er war damals Stadtrat in Dürnstein: „Vor allem ist es um die Frage gegangen: Warum die blaue Farbe? Die Aufregung war so groß, dass es sogar Drohungen gab, dass niemand mehr nach Dürnstein kommen würde. Zugleich hat es aber auch Spenden gegeben. Es war jahrelang wirklich extrem.“

Vom böhmischen Häferl bis zum russischen Barockbau
Andere wiederum verglichen den Turm mit einem „böhmischen Häferl“, sagt Dürnsteins Alt-Bürgermeister Johann Schmidl. „Oder sie haben gesagt, es sieht aus wie ein Barockbau in Russland. Am Ende haben es aber sowohl Bevölkerung als auch Gäste zur Kenntnis genommen, der Turm ist ein Wahrzeichen geworden.“
Großes mediales Echo löste ausgerechnet der Propst des Stiftes Herzogenburg aus. In der Diskussion um die Farbe Blau ließ sich Fürnsinn zu der Aussage hinreißen, „dass der Turm von Dürnstein blau ist, weil das den meisten Wachau-Besuchern entspricht.“ Eine Aussage, die er heute so nicht mehr machen würde, schmunzelt der Prälat im Gespräch mit dem ORF Niederösterreich.

Auch Alt-Landeshauptmann Pröll spricht im Blick zurück von einer „Phase, die nicht unbedingt angenehm war“, dennoch hatten die teils heftigen Diskussionen auch etwas Gutes: „Denn ab diesem Zeitpunkt ist die Frage des Denkmalschutzes und wie wir als jetzige Generation unsere Aufgaben im Hinblick auf die kommenden Generationen zu bewältigen haben, ganz, ganz intensiv diskutiert worden. Gott sei Dank hat es diesen Konflikt gegeben.“

ORF / Gernot Rohrhofer
Zunächst umstritten, heute unbestritten: die Farbe des Glockenturms in Dürnstein. Konkret handelt es sich um die Farbe Smalteblau, die im 17. Jahrhundert zu den teuersten Farben gehörte

Längst glätteten sich die Wogen und der 40 Meter hohe Turm ist nicht nur das Wahrzeichen von Dürnstein, sondern das Wahrzeichen der Wachau: „Sie werden keinen Film über die Wachau sehen, kein Foto von der Wachau sehen, wo nicht der blaue Turm von Dürnstein im Mittelpunkt steht. Hier ist es wirklich gelungen, eine Marke zu setzen“, weist Pröll auf die richtige Entscheidung hin.

Vom „Logo der Wachau“ spricht Prälat Fürnsinn und verweist auf die Kombination aus „der dahinterliegenden Ruine, dem Städtchen, den Weinbergen und der Donau.“ Der smalteblaue Turm in Dürnstein ist aber nicht nur ein Logo. Vor allem ist er ein beliebtes Motiv, das man heute in der ganzen Welt kennt.
25.07.2021, Gernot Rohrhofer, noe.ORF.at

Links:
Blauer Turm: Vom Streitfall zum Wahrzeichen
 
Oben