@radionaut schrieb: Die GHN-45 Kanonen - Gun Howitzer Noricum (45 km Reichweite) kamen auch auf den Erzberg!
"Kanonenzug" auf der Erzbergbahn

Im Heft 1/1983 - "Schienenverkehr aktuell" fand ich auf Seite 12 ein Foto eines vorhin beschriebenen "Kanonentransportzuges" auf der Erzbergbahn. Im gegenständlichen Fall sind die GHN-45 Kanonen nur mit Planen abgedeckt (getarnt...). Aus Fotos in "Eisenbahn Österreich" sind mir auch mit speziellen Seitenwänden ausgestattete Güterwagen inkl. Planenabdeckung in Erinnerung...


(Bildquelle SVA 1/1983 S. 12)
Die Züge wurden vom Bahnhof Erzberg aufs Anschlußgleis verschoben und die GHN45 dort abgeladen um im Ziel auf dem gegenüberliegenden Hang eingeschossen zu werden.

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Von Standpunkt der GNH45 aus das Zielgebiet:

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Pilzgenuss aus dem steirischen Erzberg
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Ein beliebtes sowie vitamin- und nährstoffreiches Schmankerl ist der Kräuterseitling. Um diesen Pilz zu züchten, haben sich steirische Jungunternehmer einen ganz besonderen Platz gesucht: ein stillgelegtes Stollensystem im Erzberg.

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Es ist ein nicht ganz gewöhnlicher Weg, den ein steirisches Unternehmerteam tagtäglich auf sich nimmt, um an seinen Arbeitsplatz zu gelangen. Dieser befindet sich nämlich in den Tiefen des steirischen Erzbergs – in einem weit verzweigten Stollensystem, das die Aufzucht einer besonderen Speisepilzart möglich macht, nämlich die des Kräuterseitlings.

„Idealen Bedingungen im Stollen“
„Wir haben den Vorteil, wir haben die idealen Bedingungen in dem Stollen. Das heißt, es ist immer gleich warm – grundsätzlich kühl –, und es ist sehr feucht. Die Luft gehört ein paar Mal getauscht in der Stunde. Wir holen die frische Luft aus dem seitlichen Stollen des Berges. In der Kammer wird sie dann etwas befeuchtet und vorne wieder abgesaugt“, erklärt Pilzzüchter Andreas Gremsl.

Gezüchtet wird der Speisepilz in einem vierteiligen Kammernsystem mit einer Ganglänge von je rund 60 Metern. „Hier in diesem Bereich wurde ja früher für den Untertagebau Sprengstoff gelagert, dann war dieser Bereich über mehrere Jahrzehnte stillgelegt. Und wir können jetzt im steirischen Erzberg unsere wunderschönen Kräutersaitlinge züchten“, so Pilzzüchter Wolfgang Mitterbäck.

ORF

Nachhaltig und nährstoffreich
Nicht nur schön, sondern vor allem auch nährstoffreich sind die Kräuterseitlinge, deren steinpilzartige Konsistenz zu feinen Gerichten inspiriert. Geerntet werden können sie nach rund einem Monat. „Man braucht sehr wenig C02, um einen Pilz zu produzieren – im Verhältnis zu Fleisch – und sehr wenig Wasser. Das sind sehr große Vorteile“, so Gremsl.

Konstante Überwachung
Auch geheizt werden muss nur am Anfang der Wachstumsphase – für ihre konstante Wohlfühltemperatur sorgen die Pilze nämlich selbst: „Der Pilz ist organisch, ein Zersetzter, ein Destruent und dadurch, dass er aktiv ist, erzeugt er Wärme“, so Gremsl. Die Pilze werden dabei stets beobachtet, wie Mitterbäck ergänzt: „Wir haben hier ein Überwachungssystem installiert – so können wir hier konstant gleiche Bedingungen erzeugen, die der Pilz braucht für sein Wachstum.“
28.02.2022, red, steiermark.ORF.at

Link:
Der Erzberg in Eisenerz
 

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Historisches vom Erzberg auf Videos:

Da einige Videos in Beiträgen auf den Vorderseiten nicht mehr zur Verfügung stehen, eine kleine Serie von weiteren Erzbergfilmchen für eine "bergbauhistorische Mußestunde":

Anmerkung des Videos-Produzenten:
Das war der Erzberg, wie er einmal war, wie gesagt, alles ist vergangen, zurück bleibt die Erinnerung. Das Grundmaterial zu diesen Filmen bestand zum großen Teil aus alten Super 8 Filmen . Aus einer Qualität, wie es damals gegeben war. Ich wollte auch diese alten Aufnahmen nicht modernisieren.
Viel vergnügen !
Siegfried KLOIBHOFER


Erzberg Teil I: W
ie es begann
Erzberg Teil II: Zauchen und Theklaaufzug
Erzberg Teil III: Dreikönig Wegstollen Leitenschacht
Erzberg Teil IV: Der Leitenschacht und dessen Betrieb
Erzberg Teil V: Abbau Förderung und Sortierung heute
Erzberg Teil VI: Der Abbau früher
Erzberg Teil VII: Alles ist Vergangen zurück bleibt die Erinnerung
 

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Neben dem Tunnelforschungszentrum "Zentrum am Berg" soll ein weiteres Kompetenzzentrum zur Entwicklung von Schutzbauten gegen Naturkatastrophen wie Erdrutsche, Steinschläge, Schlammlawinen usw. geschaffen werden:

Naturkatastrophen: Schutztests auf Erzberg
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Erdrutsche, Steinschläge, Schlammlawinen und Lawinen sind direkte Auswirkungen von Naturkatastrophen. Schutzbauten gegen solche Ereignisse müssen entwickelt und auch getestet werden. Das wird künftig in einem Kompetenzzentrum auf dem steirischen Erzberg geschehen.
Online seit heute, 7.12 Uhr
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„NAGEMA“ wird das Forschungs- und Kompetenzzentrum für Naturgefahren-Management heißen. Am Erzberg werden künftig Gefahrenszenarios wie Schlamm und Steinlawinen durchgespielt und Schutzbauten getestet,

„Im Sinne von Feldversuchen“
„Es werden dort neue Schutzmaßnahmen, Schutzbarrieren im Hochenergieschutzsystem gegen Steinschläge, gegen Vermurungen, Lawinen, Rutschungen, Sturzprozesse – Steinschlag und so weiter, entwickelt und im Sinne von Feldversuchen dementsprechend getestet“, so Projektleiter Karl Gruber vom Betreiber Trummer-Schutzbauten. Das Gelände am Erzberg sei dafür ideal.

Trummer-Schutzbauten ist nach eigenen Angaben-der einzige Großanbieter von Hangschutz, Murenschutz, Lawinenschutz und Befestigungsanlagen in Österreich und weltweit auch bei Großprojekten tätig. „Es gibt auch sehr wenige Unternehmen auf der Erde, die kann man an der Hand abzählen, die sich mit dem Thema beschäftigen“, so Gruber.

Spatenstich im September geplant
Das Wissen, das man am Erzberg generiert, soll auch weltweit zum Einsatz kommen. Geforscht wird gemeinsam mit der Montanuniversität Leoben und der Boku Wien, gefördert von der österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG). Spatenstich für" NAGEMA" ist Mitte September, ab 2024 sollen dann die Forschungseinrichtungen am Erzberg starten.
30.08.2022, red; steiermark.ORF.at

Naturkatastrophen: Schutztests auf Erzberg
 
Der Erzberg ist riesengroß, zu Entdecken gäbe es dort mehr als genug! Altes und auch neues. Aber wie jeder weiß: aktives Bergbaugebiet 7 Tage die Woche und daher hat man dort nichts verloren.
 

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Erzbergrodeo 2023 sorgt für volle Betten
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In Eisenerz ist am Donnerstag der Kick-Off zu einem der größten Events rund um den Erzberg erfolgt: Das Erzbergrodeo lockt wieder einmal Zehntausende Gäste an. Die Unterkünfte in der Region sind teils seit Monaten ausgebucht.
Online seit heute, 6.31 Uhr
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Das Erzbergrodeo ist jedes Jahr eines der Höhepunkte in Eisenerz, bestätigte Bürgermeister Thomas Rauninger – und zwar nicht nur für die Zuschauer, auch für den Tourismus: „Es werden wieder um die 40.000 bis 45.000 Besucher den Erzberg stürmen. Dass fast seit einem Jahr in der Region für diese Zeit kein Bett mehr zu finden, das spricht glaub’ ich für sich, das ist definitiv ein Magnet.“


SPORT
Walkner und Co. stellen sich dem Erzberg


Auch die Gastronomie freut sich
Kurzentschlossene müssten sich daher schon 20 bis 30 Kilometer von Eisenerz entfernt um eine Unterkunft umsehen, doch auch da sei nur noch schwer ein Zimmer zu bekommen, so Rauninger: „In Trofaiach oder Leoben ist vielleicht das eine oder andere Zimmer noch frei. Aber das spürt die ganze Region, egal wie man den Radius zieht. Auch die Gastronomie jubelt, und das ist sehr schön.“

1.300 Teilnehmer aus aller Welt
Nach zwei Jahren CoV-Zwangspause und einem Comeback im Vorjahr geht das Erzbergrodeo heuer in seine 27. Auflage. Neben einem bunten Rahmenprogramm gibt es unter anderem die beiden Prolog-Läufe, bei denen sich nur die 500 Schnellsten einen Platz für das eigentliche Erzbergrodeo am Sonntag sichern können.


Das härteste Enduro-Rennen der Welt
Philip Platzer/Red Bull Content Pool

1.300 Teilnehmer sind es, die den Erzberg heuer bezwingen wollen. Mit dabei der deutsche Titelverteidiger Manuel Lettenbichler und der Österreicher Michael Walkner – letztes Jahr Sechster. Sie bekommen Konkurrenz aus aller Welt, sogar aus der Mongolei und Thailand. „An die 50 Nationen haben wir am Start, der Großteil natürlich aus Mitteleuropa, aber trotzdem ist es ein bemerkenswertes Starterfeld und irrsinnig viel Andrang“, so Rauner.

Auch Polizei gerüstet
Für das zuständige Stadt- und Bezirkspolizeikommando Leoben bedeute das Rodeo „eine enorme Einsatzplanung“, hieß es in einer Aussendung der Polizei. Auf dem Veranstaltungsgelände wird wieder eine eigene Einsatzleitung eingerichtet: Mit weiteren Einsatzkräften (Rotes Kreuz, Bergrettung, Feuerwehr), Mitarbeitern des Veranstalters und Vertretern der Bezirkshauptmannschaft Leoben wird von dort aus der gesamte Einsatz geleitet.

Polizei setzt auf Drohnen und Prävention
„Es gilt, unterschiedliche Aufgaben zu bewältigen. Die Sicherheit der Besucher steht dabei an oberster Stelle. Ein sehr wichtiger Aspekt ist auch die reibungslose An- und Abreise sowie die Verkehrsüberwachung im Stadtgebiet von Eisenerz. Die gute Zusammenarbeit mit dem Veranstalter erleichtert die Arbeit der Polizei enorm“, so Einsatzleiterin Claudia Neißl.

"Heuer stehen uns erstmals auch Drohnen zur Verfügung. Diese liefern wichtige Bilder in die Einsatzleitung. So können wir Einsatzkräfte rasch dorthin beordern, wo sie benötigt werden und zugleich bestehende Problemfelder früh genug erkennen. Wir möchten im Vorfeld auch Präventionstipps geben: Jeder soll auf Wertgegenstände bestmöglich achtgeben und bei Problemen jeglicher Art sofort den Notruf 133 wählen“, so Neißl.

Polizei Recruiting
In der Erzberg Arena wird heuer auch das Team der Öffentlichkeitsarbeit mit einem Recruiting Stand anwesend sein: Samstag und Sonntag wird um geeignete Bewerberinnen für den Polizeiberuf geworben.
09.06.2023, red; steiermark.ORF.at

Link:
Erzbergrodeo sorgt für volle Betten
 

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Erinnerung an die "starken Persönlichkeiten" vom Erzberg - den "Klauberfrauen":


© Archiv Stadtmuseum Eisenerz
Frauen gab es auch in der Bergbauarbeit: Die Klauberinnen
Bergbauarbeit war nicht nur ein Job für Männer: Frauen trennten in Sortieranlagen händisch taubes von erzhaltigem Gestein.
"Ich hab’ ja nix g’lernt, deswegen hab’ ich in die Klaubanlage gehen müssen.“
(Zeitzeugin Emilie)


Acht-Stunden-Schichten, sechs Tage die Woche. Es war staubig, es war kalt, es war nass: „Das war keine leichte Arbeit“, beschreibt Karin Hojak-Talaber, die Enkelin einer jener Frauen. Daheim waren außerdem die Kinder zu versorgen, die Hausarbeit zu erledigen und der Anmarsch zur Arbeit selbst konnte schon bis zu eineinhalb Stunden dauern.

Bei dieser Arbeit standen die Frauen dann an Förderbändern der Sortieranlagen oder in sogenannten Bunkern, die geleert werden mussten: Die Klauberfrauen trennten am Erzberg im obersteirischen Eisenerz händisch taubes, wertloses von erzhaltigem Gestein.

Am Förderband und im Bunker
Seit mehr als 1.300 Jahren wird dort Erz abgebaut, der Anteil der Frauen an der Arbeit war jedoch vielfach unbekannt. Dabei saßen von 1912 bis 1967 Frauen an den Förderbändern oder trennten in den Lagerbunkern das Gestein mit bloßen Händen, ehe maschinelle Sortieranlagen übernahmen.

Ihre Geschichte ist nun anschaulich in einem Museum zu sehen. Oma Rosina brachte den Stein dazu vor ein paar Jahren ins Rollen. Enkelin Karin Hojak-Talaber war gefesselt von den Geschichten der damals 91-Jährigen, die am Erzberg gearbeitet hatte. Sie fragte nach und fand weitere Kolleginnen ihrer Großmutter, aus den Erzählungen der Zeitzeuginnen entstand erst ihr Buch „Die beeindruckende Geschichte der Klauberfrauen“, dann eine Ausstellung. „Wir Klauberinnen – Wirtschaftsgeschichte vom Erzberg“ wurde vor Kurzem in Graz eröffnet.


Ausstellung
© Bild: UMJ / J.J. Kucek

Tausende Klauberinnen
Wie viele Frauen am Erzberg arbeiteten, ist allerdings nicht bekannt, es gibt keine dokumentierten Arbeitsaufzeichnungen mehr dazu. Doch anhand der Anzahl an Sortieranlagen – es gab am Schluss zwölf, sowie mehrere Bunker – lässt sich schließen: Es müssen über die Jahrzehnte wohl Tausende gewesen sein.

Aus Eisenerz ist aber bekannt, dass die Klaubarbeit 1912 mit der Inbetriebnahme der ersten Anlagen begann. Während des NS-Regimes mussten Zwangsarbeiterinnen die harte Arbeit verrichten, die aber im Gegensatz zu jenen der Männer im Tagbau als „leichter“ eingestuft wurde. In den Nachkriegsjahren war es die materielle Not, die Frauen in den Bergbau trieb.

Emanzipation
Wobei sich die Betroffenen ihres Rollenvorbildes kaum bewusst gewesen sein dürften: Sie brachen nämlich mit dieser Arbeit eine Männerdomäne auf. Sie trugen laut Hojak-Talaber auch ihren Teil zur Emanzipation bei, als der Begriff noch nicht einmal definiert war: Die bürgerliche Vorstellung von Weiblichkeit und die Versorgungsehe standen im krassen Gegensatz zu dem, was die Arbeiterinnen vom Erzberg leisteten.


© Bild: Archiv Erich Salzer

„Gestandene Persönlichkeiten“ seien diese Frauen gewesen, heißt es in der Ausstellung – Frauen, die zu ihrer Zeit ziemlich uncharmant „Brecherweiber“ bezeichnet wurden und für ihren durchaus oft direkten und derben Humor teilweise gefürchtet waren – von Männern. Auch das passte nicht in das Bild einer (Haus)Frau in der damaligen Zeit.

Ausstellung
Zehn Klauberinnen konnte Kunsthistorikerin Hojak-Talaber befragen. Ihre Erinnerungen sind in Tonaufnahmen in der Ausstellung zu hören, zu sehen sind auch zahlreiche Fotos oder Skizzen der Klaub- und Sortieranlagen am Erzberg. Trotz der Plackerei scheinen die Frauen die Arbeit in guter Erinnerung zu haben, wie eine der Zeitzeuginnen betont: „Wenn’s heut so wär’ wie damals – i gangat wieder aufi.“
kurier.at
von Elisabeth Holzer-Ottawa

Infos zur Ausstellung:
Museum für Geschichte, Sackstraße 16, Graz
Wann?
Die Ausstellung läuft bis 7. Jänner 2024, geöffnet täglich (außer Montag ) von 10 bis 18 Uhr,
Eintritt: 11 Euro; Kinder und Jugendliche bis 19 Jahre frei
Frauen gab es auch in der Bergbauarbeit: Die Klauberinnen
 

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"STÄTTEN DER INDUSTRIE"
Steiermark: Der Erzberg ruft nach Unternehmergeist
Seit Generationen bestimmt der Bergbau das Leben der Eisenerzer. Der Weg hin zu sanftem Tourismus ist ein harter
Eisen für die Ewigkeit versprach einst ein nahe dem Leopoldsteinersee gefangener Wassermann den Bergbewohnern, erzählt eine Sage. Noch lagern mehr als 100 Millionen Tonnen verkaufsfähiges Erz im Gestein.
Bavaria Luftbild Verlags GmbH

Florian Kainrath (Anm.: nicht mit der Autorin verwandt) hat keine Lust, in den Chor der Klagen über den Niedergang seiner Heimatstadt einzustimmen. In der Zeit, in der andere jammerten, arbeite er und sei damit nie gescheitert, sagt der Eisenerzer.

Kainrath ist gelernter Tischler, Biathlet, Bergretter und Landwirt. Den kleinen Hof der Eltern erweiterte er auf mehr als 50 Rinder in Muttertierhaltung. Ein Gutteil ihres Fleisches vermarktet er direkt. Vor einem Jahr kaufte er in der Eisenerzer Ramsau eine Alm, renovierte die Hütte und verköstigt seit kurzem Wanderer, die es auf die umliegenden Gipfel zieht.

An Lebensqualität fehle es in hinter dem Präbichl am Fuße des Erzberges in der Steiermark nicht, ist er überzeugt. "Man muss nur den Mut haben, selbst was auf die Beine zu stellen." Er könne dabei wenig falsch machen, ergänzt er schmunzelnd. Außer dem Erz sei rundum ja bisher nicht viel da.


Erzberg
1890 begann der stufenförmige Abbau des Erzberges. Heute sind es exakt 39 Stufen, die nach Heiligen und verdienten Bergleuten benannt sind.
Getty Images

Über Generationen bestimmte der Bergbau das Leben der Eisenerzer. Er gab ihnen sichere Arbeit und Einkommen, sorgte für Ausbildung, Unterkunft und soziale Netze. In seiner Hochblüte blähte er die Stadt auf. Die Krisen der Stahlindustrie und der Einsatz moderner Maschinen ließen die Zahl der Einwohner jedoch wieder sinken. Zurück blieben verwaiste Arbeitersiedlungen, leer stehende Gasthöfe und dem Zerfall preisgegebene Prachtbauten aus der Zeit des 13. bis 16. Jahrhunderts.

Junge Industriebetriebe, die Ersatzarbeitsplätze bringen sollten, wanderten bald ins Ausland ab. Touristen, die der herbe Gebirgscharme lockt, gab es stets reichlich. Da Infrastruktur fehlt, blieb die Wertschöpfung aus ihrem Zustrom aber gering.

Steyr und Leoben, die der Eisenhandel eng mit dem Talkessel verflocht, lebten auf. In Eisenerz fasste in seiner von Höhen und Tiefen geprägten Geschichte Neues nur schwer Fuß.


Erzberg
Die steirische Pyramide zieht jährlich rund 60.000 Besucher an, die von Haulys aus Bergleuten bei der Arbeit zusehen.
Harald Tauderer

Wie Kainrath vermisst auch Markus Riedler Unternehmergeist im Schatten des Erzberges. Dass sich jedoch auch von kleinen Orten aus Innovatives vorantreiben und Abwanderung bremsen lässt, beweist er seit 20 Jahren.

Riedler gründete Napalm Records und baute seinen Betrieb zum weltgrößten unabhängigen Musiklabel für Metal und Rock aus, das Bands wie Smashing Pumpkins, Alter Bridge und Powerwolf unter Vertrag hat.

2020 eröffnete er in seiner Heimatgemeinde ein neues Logistikzentrum, von dem er jährlich 60.000 Artikel, von Vinyl über Tickets bis T-Shirts, in alle Welt versendet. Napalm unterhält Büros von Berlin bis New York – die Zentrale mit 40 von 100 Beschäftigten blieb in Eisenerz.

Eisen und harte Musik
Das Musikgeschäft sei international, reisen müsse er in jedem Fall, sagt Riedler. Klar gebe eine Adresse in Wien was her. Das Risiko, damit gute Leute zu verlieren, die tief in der Region verwurzelt seien, stehe aber nicht dafür. Der Sitz in der "Irontown" sorge in der Branche für Aufsehen. "Eisen und harte Musik passen gut zusammen." Auch die Internetverbindung sei hinterm Präbichl besser als in Berlin.

Wer Standbeine abseits des Erzes schaffen wolle, müsse seine gewohnte Vorstellung von Arbeit sprengen, gibt der Rock-Produzent zu bedenken. Mit Ideen und Leidenschaft gelinge dies auch weit fernab großer Städte. An guten Ausbildungsmöglichkeiten in Eisenerz fehle es sicherlich nicht.

Um ihre Schulen auszulasten, wirbt die Gemeinde auch in anderen Tälern um Jugendliche. Diese langfristig in der Region zu halten ist freilich schwierig: Kleinere Betriebe halten mit hohen Löhnen wie fixen Arbeitszeiten potenter obersteirischer Konzerne nicht mit – und ziehen im Wettlauf um Nachwuchs vielfach den Kürzeren.


Erzberg
Schwerlastkraftwagen auf dem Erzberg werden seit dem Vorjahr über Oberleitungen mit Strom anstelle von Diesel betrieben.
Rechte (Credit) ergänzen

Kupfer geschmolzen wurde in Eisenerz bereits in der Bronzezeit. Auch die Römer gruben hier nach Rohstoffen. Erstmals urkundlich erwähnt wurde der Erzberg 1171. Anfang des 16. Jahrhunderts führten die Wege seines Eisens bis nach Amerika und Russland. Bis die Reformation und der 30-jährige Krieg seine Radmeister in eine tiefe Krise stürzten.

1625 rettete die Gründung einer Union die Werke. 1931 stand der Bergbau erneut vor dem Ruin. Diesmal brachten der Zweiten Weltkrieg und der Hunger der Rüstungsindustrie nach Eisen die Wende. Tausende Zwangsarbeiterinnen, Kriegsgefangene und KZ-Häftlinge schufteten am Berg.

Das schwärzeste Kapitel der jüngeren Geschichte schrieb Eisenerz im April 1945 knapp vor Kriegsende. Tausende ungarische Juden wurden über den Präbichl nach Mauthausen getrieben. Der Eisenerzer Volkssturm metzelte mehr als 200 Frauen und Männer nieder.

"Vor der Hacke ist es duster"
Eisen für die Ewigkeit versprach einst ein nahe dem Leopoldsteinersee gefangener Wassermann den Bergbewohnern, erzählt eine Sage. Wie lange reicht das Erz wirklich? Vielleicht noch 35 Jahre, vielleicht länger, vielleicht aber auch kürzer, sinniert Josef Pappenreiter, Chef der VA Erzberg. "Ein altes Sprichwort besagt: Vor der Hacke ist es duster."

Je besser die Aufbereitung sei, desto langsamer erschöpften sich die Vorräte. Noch lagern mehr als 100 Millionen Tonnen verkaufsfähiges Erz im Gestein. Im Vorjahr wurden 3,3 Millionen Tonnen gesprengt und in Hochöfen der Voest, die von kurzen Transportwegen per Bahn profitiert, in Donawitz und Linz verhüttet.


Erzberg
Für Motocrossfahrer ist der Erzberg einmal im Jahr fünf Tage lang Bühne für halsbrecherische Rennen.
Red Bull Content Pool

Vorbei sind die Zeiten, als der Staat als früherer Eigentümer den Bergbau stilllegen wollte. Die neue Herausforderung, der sich Bergleute stellen müssen, heißt Dekarbonisierung, der Umstieg von fossilen Brennstoffen auf erneuerbare Energien. Lösungen gegen den Klimawandel finden sich nur über neue Technologien, ist Pappenreiter überzeugt, "nicht indem man sich an der Straße festklebt".

Bis zu 4.000 Menschen bot der Berg in der Vergangenheit Arbeit. Bis 1870 wurde das Erz in Sackzügen händisch ins Tal gezogen, nachdem auf schwankenden Leitern zu dritt ins Gestein gebohrt worden war. Der Männermangel im Ersten Weltkrieg erforderte es, im Abbau auch Frauen einzusetzen. Als "Klauberinnen" und "Brecherweiber" sortierten diese bis 1967 das Erz händisch aus wertlosem tauben Gestein.

Trotz Heiliger Barbara wenige Frauen
Leistungsstarke Bagger und Sortieranlagen machen die schwere körperliche Arbeit längst überflüssig. Gut 240 Beschäftigte zählt die VA Erzberg heute, um die Hälfte mehr als vor 20 Jahren.

Pappenreiter ist laufend auf der Suche nach zusätzlichen Leuten und bildet verstärkt Lehrlinge aus. "Früher haben sie sich bei uns beworben, nun bewerben wir uns bei ihnen. Bist am Berg, bleibst am Berg – so etwas spielt es nicht mehr."

Auch Frauen will der Erzberg vermehrt als Arbeitskräfte gewinnen. Länder wie Schweden oder die USA seien Österreich mit ihrem hohen Anteil an weiblichen Beschäftigten im Bergbau um Jahrzehnte voraus. Zu lange hielt sich in Österreich trotz der Heiligen Barbara als Schutzpatronin der Aberglaube, dass Frauen unter Tage Unglück brächten, bedauert Pappenreiter.


Der Schichtturm über der Altstadt als Wahrzeichen von Eisenerz: Seine Glocke ruft Knappen seit 1581 zur Arbeit.
Verena Kainrath

Gearbeitet wird am Berg in vier Schichten rund um die Uhr. Still steht der Betrieb nur zu Weihnachten und während des Erzbergrodeos, bei dem Motorsportler in einem der härtesten Rennen der Welt über die Trassen brettern und den Berg in eine Staubwolke hüllen.

Was Besucher aus aller Welt erstaunt, sei, dass Rohstoffabbau am Rande einer Stadt möglich sei, nicht im Outback von Australien oder im Regenwald des Amazonas, sagt Pappenreiter.

Innovationen gegen den Klimawandel
Wer aus seinem Bürofenster bergwärts sieht, blickt auf riesige Schwerlastkraftwagen, die über Oberleitungen mit Strom anstelle von Diesel betrieben werden. Ein Drittel der Energie erzeugt die VA Erzberg über Fotovoltaik und Kleinwasserkraft selbst. Das Projekt stieß international auf großes Interesse, wie Pappenreiter betont. Nachsatz mit Augenzwinkern: "Ein bisserl innovativ sind wir ja auch im Bergbau."

Sieht man talwärts, bleibt der Blick an verlassenen Werkswohnungen hängen. Der Versuch der Gemeinde, Infrastruktur in einem finanziellen Kraftakt rückzubauen und auf die in den vergangenen 70 Jahren von 13.000 auf 3.500 gesunkene Zahl ihrer Einwohner anzupassen, blieb auf halber Strecke stecken.


Eisenerz
Der Leopoldsteinersee: eiskalte Erfrischung nach schweißtreibenden Bergtouren.
Verena Kainrath

Für bunte Farbtupfer sorgen neue Feriensiedlungen im Münichtal. Wo einst Arbeiter lebten, nächtigen heute Urlauber aus aller Welt. Vorausgesetzt, sie sind Selbstversorger.

Menschen, für die die alten Gebäude seit Jahrzehnten Heimat war, dazu zu bewegen, in den Ortskern zu übersiedeln, war nicht einfach, räumt Bürgermeister Thomas Rauninger offen ein. "So etwas braucht viel Begleitung." Einige wenige Eisenerzer verblieben in der Siedlung und wohnten nunmehr harmonisch neben den Urlaubern.

Es ist sanfter Tourismus, in den Rauninger, im Brotberuf Lehrer, große Hoffnungen setzt. Half dieser seiner Region doch auch unbeschadeter als andere Orte durch die Pandemie zu tauchen. 40.000 Nächtigungen zähle Eisenerz im Jahr, und es gehe stetig bergauf.

Doch auch wenn es auf dem Papier so einfach aussehe: "Der Wandel von der Schwerindustrie zum Tourismus ist ein Prozess, der eine Generation braucht, wenn nicht länger. Eine Gemeinde kann ihrer Bevölkerung Selbstständigkeit nicht vorschreiben."
(Verena Kainrath, 26.8.2023)

Tipps für Einblicke und Ausblicke rund um den Berg
Der 730 Meter hohe Erzberg mit seinen exakt 39 Stufen, die nach Heiligen und verdienten Bergleuten benannt sind, hat es in sich. Kräuterseitlinge etwa und Whiskey. 100 Tonnen Pilze gedeihen jährlich in den Stollen. 90 Prozent Luftfeuchtigkeit, konstante Temperaturen und ein oststeirischer Betrieb, der im Berg auch Whiskey reifen lässt, machen es möglich. Die Seitlinge werden in Eisenerz verpackt und über Supermärkte und die Gastronomie vertrieben.
Ressourcen des Berges, auf dem dem seit 1986 nur noch im Tagebau Erz gewonnen wird, nutzt auch ein Zentrum für Tunnelforschung unter der Leitung der Montanuni Leoben.
Wer Sprengungen erleben, von Haulys aus Bergleuten bei der Arbeit zusehen und im Schaubergwerk selbst Hand anlegen will, dem bietet das Abenteuer Erzberg Touren an.
Für Bergläufer und Motocrossfahrer ist die steirische Pyramide Bühne für schweißtreibende halsbrecherische Wettkämpfe.
Wer es ruhiger angehen und inhaltlich in die Tiefe will, findet in Eisenerz acht Museen, die Einblick in die Stadtgeschichte, in Mineralien, Gerbereien, Krippen und ins Post- und Telegrafenwesen geben.
Einen wunderschönen Blick über die Stadt bietet ein Spaziergang zum rustikalen Schichtturm im Renaissancestil, dessen Glocke die Knappen seit 1581 zur Arbeit ruft. Vis-à-vis erhebt sich die Oswaldikirche, eine der besterhaltenen Kirchenburgen Österreichs aus dem 15. Jahrhundert.
Müde Beine gut ausruhen lässt es sich nach einem Streifzug durch die Altstadt im Gastgarten des Bräustüberls. Immer noch einladend wirkt ums Eck der Gasthof zur Post mit einem Hofkern aus dem 14. Jahrhundert. Allein, er hat seit vielen Jahren geschlossen.
Für Übernachtungen bietet sich das Jufa-Hotel in der Eisenerzer Ramsau oder das Erzberg Alpin Resort in einer ehemaligen Bergarbeitersiedlung an.
Starke Anziehungskraft haben die imposanten Berge rund um die kleine Stadt. Der Pfaffenstein ist der Hausberg der Eisenerzer, ihr höchster der Reichenstein. Seemauer und Hochblaser locken ebenso wie Kaiserschild. Es gilt, beim Aufstieg zwischen 855 und 1.363 Höhenmeter zu überwinden. Quasi ums Eck liegt der Nationalpark Gesäuse. Im Winter ausgedehnt Langlaufen lässt es sich in der Eisenerzer Ramsau.
Doch Obacht: Selbstüberschätzung, schlechte Ausrüstung und fehlende Tourenplanung brachten in den Eisenerzer Bergen schon viele Wanderer in ernste Gefahr. Das gilt noch mehr für vier knackige Klettersteige.
Mit keinem Geld zu bezahlen ist der Genuss, nach einer Bergtour in den eiskalten glasklaren Leopoldsteinersee zu springen. Und sich danach zähneklappernd auf dem weißen Kiesstrand von der Sonne wärmen zu lassen. (vk)

Steiermark: Der Erzberg ruft nach Unternehmergeist
 

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Studie erforscht Verhalten bei Tunnelunfällen
Aufhorchen lässt aktuell ein Projekt für Tunnelsicherheit der Montanuni Leoben, wo im „Zentrum am Berg“ beim Erzberg eine Studie startet, die bislang einmalige Einblicke in das Verhalten von Menschen bringt, die mit Gefahren in einem Autotunnel konfrontiert sind.
Online seit heute, 7.37 Uhr
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Es ist ein Projekt mit Auftrag aus Deutschland, bei dem Robert Galler und sein Team vom „Zentrum am Berg“ testen werden, was Menschen tun, wenn sie in einem Tunnel im eigenen Pkw in eine Notsituation geraten.

„Das ist wirklich eine Premiere“
Das wurde hierzulande noch nie so detailliert erforscht und ist in dieser Art auch nur in Eisenerz möglich, so Galler: „Wir haben im ‚Zentrum am Berg‘ tatsächlich Realtunnel im Realmaßstab zur Verfügung, sodass wir die Personen mit ihren eigenen Fahrzeugen in das Zentrum bitten können, damit sie ihre gewohnte Umgebung nicht verlassen müssen. Hier die gruppendynamischen Effekte zu studieren, das ist wirklich eine Premiere – auch für Deutschland. Sonst wäre Deutschland nicht an uns herangetreten.“


Zentrum am Berg / Montanuniversität Leoben
Im Tunnel können realistische Gefahrenszenarien nachgestellt werden

Erkenntnisse rund um das Projekt der Bundesanstalt für Straßenwesen in Deutschland sollen künftig die Sicherheit in Tunnels erhöhen – hier sucht das „Zentrum am Berg“ in Eisenerz deshalb nun Freiwillige: „Es kann eine Einzelperson im Auto sein, aber wir würden uns auch freuen, wenn Familien mit Kindern kommen, weil wir studieren möchten, wie sich Kinder oder Fahrgemeinschaften verhalten, wenn im Tunnel eine besondere Gefahrensituation auftritt.“

Start Ende Jänner
Das Projekt zum Verhalten bei Gefahren in einem Tunnel startet Ende Jänner – es gibt insgesamt zehn Testtage im „Zentrum am Berg“ in Eisenerz, wo sich Freiwillige drei Stunden lang Zeit nehmen sollten. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden dabei im Tunnel unterschiedliche Verkehrssituationen erleben.
19.12.2023, red, steiermark.ORF.at

Link:
Studie erforscht Verhalten bei Tunnelunfällen
 
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