Ägypten: Landschaft eingegrenzt, aus dem das "Alte Ägypten" Gold, Edelhölzer, Elfenbein und andere Kostbarkeiten bezog

josef

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ÄGYPTENS SCHATZKAMMER
Neue Hinweise auf die Lage des rätselhaften Goldlandes Punt
Pavianmumien halfen einzugrenzen, wo das Land lag, aus dem das Alte Ägypten Gold, Edelhölzer, Elfenbein und andere Kostbarkeiten bezog
In altägyptischen Inschriften taucht es immer wieder auf: Das sagenumwobene Goldland Punt dürfte dem Land der Pharaonen auf Augenhöhe begegnet sein. Vieles deutet darauf hin, dass Ägypten schon seit dem 3. Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung Kostbarkeiten und Luxusgüter aus der rätselhaften Region bezogen hat. Gold und Silber, Edelsteine, Weihrauch, Ebenholz und Elfenbein sollen von dort ebenso importiert worden sein wie Salz, Leopardenfelle, Straußenfedern und -eier sowie Affen, bevorzugt Paviane. Wo genau dieses Punt, das bei den Ägyptern auch Ta Netjer, also "Gottesland", hieß, zu finden ist, konnte bis heute nicht eindeutig geklärt werden.


Paviandarstellungen in der Grabkammer von Pharao Tutanchamun.
Foto: APA/AFP/AMIR MAKAR

Glaubt man den altägyptischen Zeugnissen und Darstellungen, dann lag das Goldland an einer Küste östlich bzw. südöstlich von Ägypten. Bildnisse zeigen Pfahlbauten und Rinder, Kleidungstile und Haartracht der dargestellten Menschen lassen auf drei unterschiedliche Bevölkerungsgruppen schließen. Auch das Gottesland Utenet der altägyptischen Mythologie wird dort angesiedelt.

Zwischen Afrika und Arabien
Über die Lage von Punt wird in der Fachwelt seit mehr als 150 Jahren diskutiert und spekuliert. Am wahrscheinlichsten ist, dass Punt irgendwo in der südlichen Region des Roten Meeres in Afrika oder jenseits des Golfs von Aden im Süden Arabiens lag. Nun ist es einem internationalen Forschungsteam gelungen, diese Lokalisierung mit chemischen Fakten zu untermauern – geholfen haben ihm dabei 3.000 Jahre alte Pavianmumien.

Wie die Gruppe um Nathaniel J. Dominy vom Dartmouth College (New Hampshire, USA) im Fachjournal "eLife" berichtet, waren die mumifizierten Affen zu Lebzeiten in einem Gebiet zu Hause, in dem heute die Länder Äthiopien, Eritrea, Dschibuti, Somalia und Jemen liegen. Und noch etwas bewies die Studie: Selbst die frühe ägyptische Seefahrt hatte bereits eine enorme nautische Reichweite.


Die Pavianmumie EA6736 aus dem British Museum stammt aus dem Neuen Reich.
Foto: British Museum

Frühes Handelsnetzwerk
"Die Langstreckenseefahrt zwischen Ägypten und Punt war ein wichtiger Meilenstein in der Menschheitsgeschichte, weil sie die Entwicklung der maritimen Technologie vorangetrieben hat", sagte Dominy. "Viele Forscher betrachten den Handel zwischen Ägypten und Punt als den ersten größeren Schritt hin zu einem Handelsnetzwerk, das als Gewürzroute bekannt ist und das geopolitische Schicksal über Jahrtausende prägen sollte."

Auch mit Pavianen wurde auf dieser Route gehandelt, weil sie in Ägypten in freier Natur nicht vorkamen. Diesen Umstand nutzten die Wissenschafterinnen und Wissenschafter, um der Lösung des geografischen Rätsels Punt näher zu kommen. Die alten Ägypter verehrten Paviane während ihrer gesamten Geschichte. Die frühesten Belege dafür sind rund 5.000 Jahre alt. Sogar im altägyptischen Pantheon waren Paviane als Manifestationen von Thoth vertreten, einem Gott, der mit dem Mond und der Weisheit in Verbindung gebracht wird.

Zwei Pavianarten
In Wandmalereien und anderen Bildwerken wurden die Paviane sitzend dargestellt, wobei der Schwanz rechts vom Körper eingerollt erschien. Genau in dieser Position haben die Ägypter Mantelpaviane (Papio hamadryas) auch mumifiziert. Zwar gibt es auch Mumien von Anubispavianen (Papio anubis), aber diese wurden später verwendet und normalerweise weniger sorgfältig mumifiziert, etwa indem man den ganzen Körper wie einen großen Kokon in Stoffstreifen gewickelt hat.


Die Forschenden untersuchten Mumien der Pavianarten Papio hamadryas und Papio anubis. Beide kommen in jener Region vor, in der man Punt vermutet.
Grafik: Nathaniel J Dominy et al.

Das Team um Dominy konzentrierte sich für seine Untersuchung auf Pavianmumien aus der Zeit des Neuen Reichs (1550–1069 v. d. Z.), von denen das British Museum in London einige besitzt. Außerdem standen den Forschenden noch Exemplare aus der ptolemäischen Zeit (305–30 v. d. Z.) aus dem Petrie Museum of Egyptian Archaeology am University College London zur Verfügung. Zu Vergleichszwecken analysierten die Forschenden Gewebe von 155 Pavianen aus 77 Regionen in Ostafrika und Südarabien.

Verräterische Isotope
Methode der Wahl war die sogenannte Isotopenkartierung: Dabei bestimmte das Team die Isotopenzusammensetzungen von Sauerstoff und Strontium der verschiedenen Proben, die je nach ursprünglicher Heimat der Tiere ein typisches Muster aufweist, das sich in Gewebe und im Zahnschmelz nachweisen lässt. Dabei zeigte sich, dass die Papio-anubis-Mumien aus der Ptolemäerzeit Strontiumspiegel aufweisen, die eher mit einem ägyptischen Ursprung übereinstimmen. Möglicherweise ist das ein Hinweis darauf, dass diese Paviane in Gefangenschaft gehalten und auf ägyptischem Boden nachgezüchtet worden waren.

Die rund 1.000 Jahre älteren Papio-hamadryas-Exemplare dagegen verhalfen den Forschenden tatsächlich zu einer Eingrenzung der geografischen Lage von Punt: Die Isotopenanalyse zeigte, dass die Paviane aus der Zeit des Neuen Reichs höchstwahrscheinlich aus einer Region stammten, in der heute Eritrea, Äthiopien oder Somalia liegen. Mit hoher Wahrscheinlichkeit dürfte dort auch das Goldland Punt gelegen haben. Dennoch bezeichnet das Team seinen Befund als vorläufig. Weitere Untersuchungen sollen die Ergebnisse künftig untermauern.
(tberg, 27.12.2022)

Studie
eLife: "Mummified baboons reveal the far reach of early Egyptian mariners."
Neue Hinweise auf die Lage des rätselhaften Goldlandes Punt
 
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