1945 – Sisto Merisi

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Worte im Dunkel
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Beim Bau der Wiener Flaktürme wurden neben Angehörigen anderer Nationen auch Italiener eingesetzt. Die meisten von ihnen waren Soldaten, die nach Italiens Waffenstillstand mit den Alliierten im September 1943 nicht mehr an der Seite Deutschlands kämpfen wollten. Quasi über Nacht waren aus Verbündeten Gegner geworden.

Deutsche Truppen marschierten daraufhin im Norden Italiens ein, wo Mussolini nun ein Territorium zur Verfügung stand, in dem er die sogenannte „Italienische Sozialrepublik“ gründen konnte. 600.000 italienische Soldaten, die mit Mussolinis Republik nichts zu tun haben wollten, gingen in deutsche Gefangenschaft, wo sie als „Italienische Militärinternierte“ bezeichnet wurden. Aufgrund dieser Einstufung wurden sie bis Mitte 1944 schlechter behandelt als Kriegsgefangene – zehntausende starben durch Arbeit und Hunger oder wurden ermordet. Erst ab Juli 1944 wurden sie als Zivilarbeiter eingestuft und entsprechend besser behandelt.


„Merisi Sisto Milano“, Inschrift im Keller eines Flakturms

Einigen von ihnen gelang es, sich beim Betonieren des Kriegsbauwerks am Beton zu verewigen. Der Mailänder Sisto Merisi war wohl einer von ihnen. Anfang 1945 schrieb er seinen Namen an die Wand. Vermutlich war er zu diesem Zeitpunkt 23 Jahre alt.

Mehr zu italienischen Zivilarbeitern vor September 1943: 1941 – Italienische Arbeiter – Worte im Dunkel
Mehr zu den Jahren von 1939 bis Kriegsende: 1939 bis Kriegsende – Worte im Dunkel

Originalbeitrag: 1945 – Sisto Merisi – Worte im Dunkel
 
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