altes geschichtsträchtiges Kurhotel

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In einem waldreichen Seitental des Triestingtals, habe ich einen geschichtsträchtigen Ort besucht, welcher sich bis zum 1. Weltkrieg als einer der bedeuteten österreichischen Kurorte etabliert hat, danach jedoch in Vergessenheit geriet. Viele tolle Bau Juwele wie alte Hotelgebäude, Villen etc. lassen erahnen, wie es damals wohl ausgesehen haben muss.

Geschichtliches - altes Kurhotel:
Erbaut um 1911, wurde hinter dem Hotel eine Kur-/Heilanstalt erbaut, welche 1913 in Betrieb genommen wurde. Im Zuge des großen Andrangs und Zulaufs zum Hotel wurde in unmittelbarer Nähe ein weiteres Bahnhofhotel (eines Grafen) eröffnet. Die Hotel- und Badegäste reisten zu damaliger Zeit mit einem Fiaker an. Die Inflation nach dem Ersten Weltkrieg bewirkte das Fortbleiben der Gäste, wodurch der Bäderbetrieb vorübergehend und ab 1919 ganz eingestellt wurde, das Hotel war bis 1945 gesperrt.
Im Frühjahr 1938 wurden deutsche Kradschützen, Gebirgsjäger und andere Einheiten einquartiert. 1945 wurden die vor dem Abzug der deutschen Soldaten im Park vor dem Hotel aufgestellten Munitionskästen gesprengt; dabei gingen im Zentrum des Dorfes etliche Fensterscheiben zu Bruch. Auch erhielt das Haus 1945 Kriegsschäden, doch war es noch so weit intakt, dass Familien, die im Krieg ihr Hab und Gut verloren haben, hier vorübergehend untergebracht wurden; dito eine Polizeistation mit neun Zivilpolizisten, die Gemeindekanzlei sowie das Postamt. 1953 kaufte ein ortsbekannter Fleischermeister das Gebäude der Kuranstalt und errichtete darin eine Fleischerfiliale, die 1962 wegen Pensionierung aufgelassen wurde.
Da die gräflichen Erben das Hotel verkaufen wollten, wurde 1968 allen Wohnparteien gekündigt. Ab Sommer 1972 stand das Haus lange Zeit leer. 1977 kaufte das Gebäude ein Gastwirt aus einer Nebenortschaft das Haus und ließ es außen renovieren, ohne dass ein Betrieb eröffnet wurde. Ab April 1982 arbeitete der Eigentümer mit Flüchtlingen aus dem Polenlager an der Innenausgestaltung. Am 1. Juni 1982 zogen 30 polnische Flüchtlingsfamilien ein. Das Hotel wurde zum Durchgangslager für Polenflüchtlinge. Zeitweilig waren bis zu 150 Personen verschiedener Nationen untergebracht: Polen, Tschechen, Rumänen, Iraker, Iraner, Afghanen sowie Jugoslawen.


Heute wirkt das Haus stolz und thront mitten im Ort, als ob es auf bessere Zeiten warten würde, um wieder zu alten Glanz zurückzufinden.

Leider war mir eine Innenbesichtigung nicht möglich.
(Aufnahmen Herbst 2020)

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