Archäologischer Park Magdalensberg - Kärnten

josef

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#1
Zehnjähriger findet tausend Jahre alte Fibel
Bei einem Klassenausflug der Naturparkvolksschule Nötsch zum Archäologiepark Magdalensberg hat es einen Glücksfund gegeben. Der zehnjährige Luca suchte nach Steinen und fand eine fast tausend Jahre alte Gewandnadel.
Kürzlich waren die dritten und vierten Klassen der Volksschule in Nötsch (Gailtal) bei den Ausgrabungen der römischen Siedlung Magdalensberg, die vom Landesmuseum betreut wird. Beim Workshop Mosaiklegen hatte es Luca aus der dritten Klasse besonders eilig, denn er wollte laut seinem Lehrer Daniel Mesnik noch Steine suchen. „Steine sind seine große Leidenschaft, er hat sich mit seinem Mosaik sehr beeilt, damit er auf die Suche gehen kann. Ein paar Minuten später war er mit der Fibel in der Hand schon wieder da.“ Die pädagogische Leiterin des Kurses holte sofort einen Archäologen des Parks, der die Echtheit bestätigte.


Daniel Mešnik
Luca mit seinem Fund

Laut Alexandra Klug vom Landesmuseum sei der Fund durchaus Außergewöhnlich, denn die Objekte liegen auch in der alten römischen Siedlung nicht einfach auf der Erde herum. Offenbar hat der Bub ein paar Steine umgedreht und den Glücksfund gemacht.

Nadel aus 1. Jahrhundert n. Chr.
Heimo Dolenz, der Leiter der Abteilung für Provinzialrömische Archäologie und Feldforschung am Landesmuseum Kärnten und Desiree Ebner-Baur, die sich vor Ort im Archäologischen Park befinden, konnten den Fund schnell klassifizieren: „Die Fibel wurde aus Bronze gegossen und gehört zu den Doppelknopffibeln des Typs Almgren 236c.“ Gewandschließen unterliegen Modetrends und können daher zeitlich präzise eingeordnet werden. Das vorliegende Stück datiert ins erste Drittel des 1. Jahrhunderts nach Christus.


Jasmine Ampferthaler-Dorfer
Luca, dritter von links in der grünen Jacke, mit seinen Mitschülern im Museum auf dem Magdalensberg. Im Hintergrund eine Replik des Jünglings vom Magdalensberg

In der römischen Stadt auf dem Magdalensberg wurden bis heute knapp 40 Stück Fibeln dieses Typs gefunden. Aufgrund gefundener Gussformen und Halbfabrikate weiß man, dass dieser Fibeltyp im Werkstättenviertel in der Stadt auf dem Magdalensberg produziert wurde.

Klassenlehrer war selbst Grabungshelfer
Klassenlehrer Daniel Mesnik war selbst in einer ähnlichen glücklichen Situation wie sein Schüler Luca. Vor einigen Jahren war er als Ausgrabungshelfer auf dem Hemmaberg und fand dort eine Münze. Behalten darf man solche Funde nicht, auch Luca gab die Fibel ab, ist aber stolz auf sein Glück. Derzeit werden im Archäologiepark Vorbereitungen auf die Saison getroffen, so muss eine hohe römische Mauer vor nachdrückendem Erdreich gesichert werden. Derzeit machen viele Kärntner Schulen Ausflüge in den Park.

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Publiziert am 30.05.2019
Zehnjähriger findet tausend Jahre alte Fibel
 

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#2
Neue archäologische Funde am Magdalensberg

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Weil das neue Gipfelhotel auf dem Magdalensberg einen neuen Kanal bekommt und diese Grabungsarbeiten quer durch die keltisch-römische Stadt führen, haben Archäologen derzeit viel zu tun. Durch die Grabungen wurden bisher ein Altar und Geschirr entdeckt, zur Überraschung der Forscher.

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Die Hälfte der etwa zwei Kilometer langen Kanaltrasse wurde bereits fertig gestellt. Der neue Kanal wurde deshalb nötig, weil das Gipfelhaus am Magdalensberg zu einem Wellnesshotel ausgebaut wurde. Der Kanal verläuft quer durch die antike Stadt am Magdalensberg, quer durch die Ausgrabungsstätten.

Heimo Dolenz, Leiter der Abteilung Provinzialrömische Archäologie und Feldforschung im Landesmuseum, sagte: „Wir haben jetzt die Möglichkeit nachdem die Forschungen acht Jahre lang unterbrochen wurden, hier am Magdalensberg einen Nord- Süd- Schnitt durch die ganze Stadt anzulegen. Das heißt, wir werden jetzt die Terrassen, die in der die ganze Stadt gebaut wurden, jetzt auch im Schnittbild haben. Wir können jetzt die Ausdehnung der Stadt von Nord nach Süd erstmals erfassen. Außerdem können wir jetzt auch weitere Fundhorizonte freilegen und untersuchen.“

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Bruchstücke der Vergangenheit

Seltene Bruchstücke der Vergangenheit entdeckt
Entdeckt wurden bereits seltene Bruchstücke der Vergangenheit, etwa eine Art römischer Herrgottswinkel in einem Siedlungshaus unterhalb des großen Forums, so Heimo Dolenz: „Zu unserer großen Überraschung hat die Kanalkünette hier ein Wohngebäude angeschnitten und genau in diesem Meter ist ein kleiner Altar heraus gekommen. Das ist eine wirklich seltene Sache. Wir haben in den Grabungen bisher erst zwei andere entdeckt.“

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Kleiner römischer Altar

Auch Amphoren, Teller und Gefäße wurden entdeckt. Eine Überraschung für Forscher, so Keramikforscherin Eleni Schindler-Kaudelka: "Das ist zum Beispiel so eine Überraschung, dieser kleinere Teller, der sozusagen als Großmuttergeschirr übrig geblieben ist. Allerdings das feine Geschirr der Großmutter nicht der Schmalzhäfn.“

Arbeiten dauern noch einige Wochen
Die Kanalarbeiten werden noch einige Wochen dauern. Spannend, so Dolenz, werde dabei sein, wenn die Grabungsarbeiten weiter ins Tal führen, denn dort gebe es bisher noch wenige Erkenntnisse: „Wir können aus dieser Entfernung hinunter diese Terrassen mit dem Leader Scan in die Fläche hochrechnen. Dann können wir die flächige Ausdehnung der Stadt hineinprojizieren und dann letztlich auch auf die Bewohneranzahl schließen, wobei das auch immer eine sehr vorsichtige Schätzung ist.“

ORF
Kanalarbeiten dauern noch Wochen

Alles wird genau dokumentiert, denn die keltisch-römische Stadt, die etwa 50 vor Christus erbaut und nach etwa 100 Jahren von den Bewohnern bereits wieder verlassen wurde, ist ein – wie Dolenz sagte – Forum Roman Österreich, also ein einzigartiger Beweis aus der Antike.
07.07.2020, red, kaernten.ORF.at
Neue archäologische Funde am Magdalensberg
 

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#3
Geheimnisvoller Jüngling vom Magdalensberg

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Es ist die schönste lebensgroße Bronzestatue, die jemals nördlich der Alpen gefunden worden ist: Der Jüngling vom Magdalensberg, 1502 zufällig beim Pflügen entdeckt. Seit damals beschäftigt die Figur die Forscher. Antworten darauf, wer sie fertigte und woher sie stammt, gibt es bis heute nicht. Erhalten sind nur Repliken.

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Der Jüngling wird nicht nur den Römern und auch den Griechen zugeschrieben. Obwohl er einzigartig ist, findet man ihn an mehreren Orten wieder, so Fremdenführer Ernst Bauer: „Das Original ist ja leider schon lange verschwunden. Wir haben nur Repliken. Die bedeutendste steht im kunsthistorischen Museum im Wien, eine Kopie steht in der Residenz in Salzburg, eine auf dem Stauderplatz in Klagenfurt und eine an der Ausgrabungsstätte auf dem Magdalensberg.“


GriensteidlCC BY-SA 3.0
Nachbildung im Archäologiepark Magdalensberg

Römische Kopie von griechischer Statue
Der Jüngling wird den Griechen zugeschrieben. Aber wer ist er und warum so bedeutend? Fremdenführer Bauer dazu: „Erstens ist er eine griechische Skulptur, die von den Römern kopiert wurde. Und da steckt man schon mittendrin in der hochinteressanten Kunstgeschichte, weil man dann schön die Unterschiede zwischen der römischen und griechischen Antike feststellen kann. Und das in einer römischen Ausgrabungsstätte.“
Beim Jüngling vom Magdalensberg handelt es sich um eine nackte Figur, 1,85 Meter groß. Ein deutliches Indiz dafür, dass er Grieche sei, so Bauer. Die Griechen hätten ihre Figuren gerne idealisiert. „Wenn man dem Jüngling auf der Straße begegnet, würde man ihn nicht erkennen, weil er keine individuellen Gesichtszüge hat, sondern weil er wie ein Gott verschönert wurde.“

Römer bildeten echte Menschen nach
Während die Römer detailverliebter waren: „Die Römer haben ihre Figuren aus einem Ahnenkult heraus produziert. Das geht auf die Etrusker zurück, die auf den Grabstätten ihrer Vorfahren Skulpturen anbrachten. Die Römer haben immer eine konkrete Figur gemeint, wenn sie so eine Skulptur geschaffen haben. Würdig im Gewand und nicht nackt.“

Auch die Haltung des Jünglings deutet auf einen Griechen hin, so Fremdenführer Bauer. Man sehe, er stehe auf einem Bein und das zweite Bein sei nur leicht mit den Zehenspitzen angelegt: „Womit der Künstler sagen wollte, das ist ein Autonomos, das ist ein Wesen, das sich aus sich selbst bewegen kann, als ob die Figur jeden Augenblick einen Schritt machen könnte.“

Inschrift weist auf befreite Sklaven hin
Geht man noch näher an die Figur, so entdeckt man auf dem rechten Oberschenkel eine Inschrift. Das führe noch weiter in die Geschichte, denn es weise auf zwei römisch-keltische Sklaven hin, die frei gelassen worden seien und aus Dankbarkeit oder weil sie zu Geld gekommen seien, diese Figur geschaffen haben, die „die schönste lebensgroße Bronzefigur gilt, die jemals nördlich der Alpen gefunden wurde“, so Bauer.

Erzbischof nahm Statue mit nach Salzburg
Aber selbst diese Inschrift gibt keine Antwort auf das Wirken und Sein des Jünglings, so Bauer. Man wisse ja nicht einmal genau, wer dargestellt sei. Es könnte ein Sportler oder ein Gott sein, man vermutet noch mehr solche Figuren in der Erde der Ausgrabungsstätte. „Er wurde bei Feldarbeiten auf dem Magdalensberg gefunden. Der Bauer rannte zum Pfarrer, dieser verständigte den Bischof Matthäus Land von Wellenburg.“
Er war damals Bischof von Gurk und wusste sofort, worum es sich bei dem Fund handelte: „Er wurde leider zum Erzbischof von Salzburg und hat den Jüngling mitgenommen. Seit damals ist er weg aus Kärnten.“

Original bleibt verschollen
Bis in die 1980er-Jahre nahm man an, dass die Statue 1806 von Salzburg nach Wien kam. 1986 führten Untersuchungen der Gusstechnik sowie naturwissenschaftliche Analysen des Metalls jedoch zu dem Ergebnis, dass die Wiener Statue ein Abguss aus der Mitte des 16. Jahrhunderts ist.
Laut Protokollen des Salzburger Domkapitels gelangte es 1551 in den Besitz von König Ferdinand I., nachdem ein Abguss angefertigt worden war, der zunächst in Salzburg verblieb und 1806 nach Wien kam. Das Original wurde nach Spanien gebracht, wo es 1662 und 1786 in den königlichen Gärten des Schlosses von Aranjuez nachzuweisen ist. Seit dem Beginn des 19. Jahrhunderts ist das Original der Statue verschollen (Wikipedia).
19.09.2020, red, kaernten.ORF.at

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Geheimnisvoller Jüngling vom Magdalensberg
 

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#4
Archäologische Fundgrube Magdalensberg
Kärnten hat viele geschichtsträchtige Plätze. Die römische Stadt auf dem Magdalensberg zählt sicher zu den imposantesten Zeugnissen der Vergangenheit. Die Siedlung war nach Expertenansicht die erste Hauptstadt auf österreichischem Staatsgebiet und ist Dauerarbeitsplatz der Archäologen.
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Seit mehr als 2.000 Jahren ist der Magdalensberg eine Baustelle. Heimo Dolenz, Archäologe und Feldforscher, arbeitet im Pompeji der Alpen. Genauer gesagt in einer Grube, die in die Zeit 40 vor Christus zurückreicht: „Wir sind Zeugen eines archäologischen Husarenritts, wir sind westlich von der Basilika. Im Lauf der Zeit hat sich Wasserdruck hinter den römischen Mauern aufgebaut, die 14 Meter hoch und drei Meter dick sind. Wir verbessern jetzt das antike Drainagesystem und leiten die Hangwässer wieder ab, damit dieses Rechts- und Staatsdenkmal erhalten bleibt.“

Von Wasser bedroht
Ausgerechnet das älteste Rechtsdenkmal Österreichs, die Forumsbasilika, drohte, einem Wassereinbruch zum Opfer zu fallen. Mittlerweile geben die Forscher aber Entwarnung, noch heuer soll die Mauer trockengelegt sein.

Archäologie heißt bei Weitem nicht nur ausgraben, sondern auch für die Nachwelt erhalten. Denn obwohl die Stadt am Magdalensberg nur drei bis vier Generationen lang bewohnt war, hinterließen seine Bewohner ein reiches kulturelles Erbe, so Dolenz. Man könne es schon mit Pompeji vergleichen, denn man müsse weit nach Italien hinein fahren, bis man Bauten und Architektur in dieser Größer studieren könne.

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Der Archäologe und Feldforscher Heimo Dolenz arbeitet am Magdalensberg

Nicht nur die Mauern machen das einstige Leben innerhalb dieser norischen Siedlung erlebbar, sondern auch die historischen Funde. Ausgestellt wird im Museum nur das, was auch wirklich vor Ort oder in der Umgebung gefunden wurde. Wie die Statue eines Greifs und eine Repliks des Jünglings vom Magdalensberg. Denn das Original ist verschwunden.

Fotostrecke
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Blick von oben auf die Ausgrabungsstätte Magdalensberg
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Notizen des Archäologen

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Die Mauern sind durch Hangwasser bedroht

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Eine Greifstatue, die auf dem Magdalensberg gefunden wurde

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Reste von Fresken und Mosaiken im Inneren

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Büste einer jungen Frau

Erkenntnisse zum Leben der Römer
Roland Bäck von der Kulturvermittlung im Landesmuseum sagte, es seien die kleineren Funde, die oft spannende Geschichten liefern. Wie zum Beispiel verbrannte Essensreste, aus denen man sehen könne, welches Getreide die Menschen gegessen hätten, oder auch Kinderspielzeug, das gar nicht so unterschiedlich zum heutigen sei.

Es gibt auf dem Magdalensberg auch Themenführungen, zum Beispiel zur Badekultur der damaligen Zeit. Geöffnet ist der Archäologische Park Magdalensberg noch bis 31. Oktober.
09.08.2021, red, kaernten.ORF.at
Archäologische Fundgrube Magdalensberg
 
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