Archäologisches Freilichtmuseum Schwarzenbach

Stoffi

Well-Known Member
#1
Folgendes email trudelte bei uns ein ...

Sehr geehrte Vertreterinnen und Vertreter der Reisebranche!

Ich möchte mir erlauben, sie über das Archäologische Freilichtmuseum in der Marktgemeinde Schwarzenbach zu informieren.

Unsere Führungen, Programme und Events begeistern alljährlich rund 15.000 Besucherinnen und Besucher aller Altersstufen. Unsere Kulturvermittler bereiten das Programm stets Typgerecht vor und informieren somit Kinder vom Kindergartenalter bis zu höheren Schulen, sowie Erwachsene und Senioren gleichermaßen. Das Programm dauert zwischen 1,5 und 2,5 Stunden und kann individuell auf die Bedürfnisse der Gäste angepasst werden.
Zusätzliche Programmpunkte wie Bogenschießen, Brotbacken oder, vor allem bei Kindern beliebt, der Wallansturm und die Schaugrabung, bei welcher man selbst zum Archäologen werden kann, erweitern die historischen und kulturellen Informationen. Sollte es gewünscht werden, so ist auf unserem Festgelände ein Spanferkelessen möglich, dies sollte jedoch bereits bei der Buchung bekannt gegeben werden. Selbstverständlich stehen hungrigen Gästen das Turmcafe sowie die Gastronomiebetriebe des Ortes offen.

Zum Freilichtmuseum selbst: Im zweiten Jahrhundert vor Christus legten die Kelten am Burgberg der Marktgemeinde Schwarzenbach die größte stadtartige Ansiedlung des Alpenostrandes an. Durch archäologische Grabungen in den Jahren 1992 und 1993 konnte die best erhaltene keltische Wallanlage in Österreich ergraben werden. Eine Teilrekonstruktion dieser Pfostenschlitzmauer, die schon von C. Iulius Caesar in seinem Werk über den Gallischen Krieg beschrieben hat, ist schon seit 1994 zu besichtigen.
Durch weitere Grabungen und magnetische Prospektionen konnten 1997 eine Feinschmiede, Werkzeuge, Silbermünzen und eine Töpferscheibe entdeckt werden. Auch Hinweise auf Glasproduktion sind nachweislich vorhanden. Die Bodenprospektion machte Grundrisse von etwa 500 Gebäuden sichtbar, in welchen nicht nur Handwerker und Bauern, sondern auch Krieger und Adlige lebten.
Im Jahr 2002 beauftragte die Marktgemeinde Schwarzenbach das Vienna Institute for Archaeological Science (VIAS) mit dem Bau eines wissenschaftlich fundierten Freilichtmuseums. Unter der Leitung des Experimentalarchäologen Mag. Wolfgang Lobisser wurden sieben Rekonstruktionen errichtet. Dabei wurden lediglich Gehölze verwendet, die auch von den Kelten bereits zum Gebäudebau verwendet worden waren. Der gesamte Aufbau erfolgte zudem mit nachgeschmiedeten Werkzeugen der Hallstadt- und La-Tène-Zeit. Seit 2005 erlaubt das Freilichtmuseum einen Einblick in die Lebensweise der Kelten und macht Geschichte und Archäologie im wahrsten Sinne des Wortes begreifbar.
Ein archäologisches Museum im Aussichtsturm am Gelände des Freilichtmuseums informiert über Originalfunde und Ausgrabungen des Geländes. Die Aussichtsplattform des Turmes bietet zudem einen hervorragenden Blick über die Bucklige Welt bis zum Schneeberg und die Rax, sowie in die Oberpullendorfer Bucht und die Ungarische Tiefebene und gibt so einen Eindruck von der Größe des Raumes, welcher in keltischer Zeit von Schwarzenbach aus kontrolliert worden war.
Ein weiterer Ausbau des Freilichtmuseums ist bereits geplant, wartet jedoch noch auf seine Finanzierung.

Das Archäologische Freilichtmuseum in Schwarzenbach ist ein lohnendes Reiseziel und wird dies auch noch über die nächsten Jahrzehnte bleiben.
Darum bitten wir, das Archäologische Freilichtmuseum und die Marktgemeinde Schwarzenbach, um eine Aufnahme unter ihre Reiseziele.

Diesem Schreiben sind Folder unserer Führungsporgramme beigefügt. Es steht ihnen selbstverständlich frei, diese an ihren Kundenkreis weiterzuleiten, sofern dies erwünscht ist.

Mit freundlichen Grüßen,
Mag. Stefan Zehetner
Marktgemeinde Schwarzenbach
Markt 4
2803 Schwarzenbach
+43 (0)2645 5201
Vielleicht ist es ja für wen interessant bzw. hat Zeit :D hinzufahren
 

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H

Harald 41

Nicht mehr aktiv
#2
Hallo Stoffi;
Ist allemal interessant:danke, habe es mir gerade angesehen,ich selber habe noch seit einiger Zeit ein Keltenprojekt im Auge im Weinviertel, und zwar bei Roseldorf.
Wird schon länger erforscht, bin darüber aber zufällig aus der Luft gestolpert.:)
War aber noch nicht da.:D

http://www.keltenforschung-roseldorf.com/sandberg/

LG Harry
 

josef

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#3


Keltenmuseum Schwarzenbach wird erweitert

Das keltische Freilichtmuseum am Burgberg in Schwarzenbach (Bezirk Wiener Neustadt) wird im Sommer um zwei neue rekonstruierte Gebäude erweitert. Der Spatenstich für zwei neue typische Wohnhäuser erfolgte am Sonntag.
2004 und 2005 wurde der erste Teil des Freilichtmuseums, das Einblicke in verschiedene Bereiche des keltischen Alltags gibt, angelegt. Bisher wurden sieben Gebäude rekonstruiert, darunter ein Handwerkerhaus, ein Speicherbau, eine Töpferhütte und ein großes Wohnhaus.

Zwei neue Wohnhäuser werden errichtet
Nun werden zwei weitere Wohnhäuser vom Experimentalarchäologen Wolfgang Lobisser von der Universität Wien und seinem Team aus Archäo-Technikern errichtet. In einem der beiden geplanten Häuser wird vom Ludwig Boltzmann Institut für archäologische Prospektion und virtuelle Archäologie unter Leiter Wolfgang Neubauer ein Ausstellungsraum eingerichtet, der Besuchern die Höhepunkte der Besiedlungsgeschichte mit interaktiver Technik vermitteln soll.


Wikimedia Commons/Anton-Kurt
Keltendorf Schwarzenbach

In Schwarzenbach befand sich eine der größten stadtartigen Siedlungen der Kelten im Ostalpenraum. Die archäologischen Grabungen begannen 1992. „Die Besiedelung auf dem Burgberg hebt sich durch den Fund von massiven Wehranlagen, einer Vielzahl an metallenen Schmuck- und Handwerksgegenständen, bis hin zu lokal geprägten Silber- und Goldmünzen hervor und enthüllt sich als keltisches Zentrum von Wirtschaft und Macht“, hieß es in einer Aussendung.

Neubauer leitet die Grabungen seit ihrem Beginn. Dabei wurde festgestellt, dass der Burgberg bereits lange vor den Kelten besiedelt war. Bronzezeitliche Pfeil- und Lanzenspitzen, die zwischen 1.600 bis 1.000 vor Christus datieren, zeugen laut Aussendung „von einem hohen Stellenwert des Ortes schon lange vor den Kelten, deren Siedlung im 1. und 2. Jahrhundert vor Christus den Burgberg geprägt hat“.

Das Keltenfestival in Schwarzenbach findet heuer von 22. bis 24. Juni bereits zum 21. Mal statt. Auf dem Programm stehen Workshops, eine Feuershow und Musik. Von 18. bis 19. August können Besucher bei den Keltentagen unter dem Motto „Belebtes Dorf“ in die geheimnisvolle Welt der Kelten eintauchen.

Links:
Publiziert am 06.05.2018
http://noe.orf.at/news/stories/2911075/
 

josef

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#4
Forschung: Die Kelten rund um Oberpullendorf
Die Kelten prägten vor mehr als 2.000 Jahren die Gegend rund um das heutige Oberpullendorf. Es gab tausende Gruben, in denen Eisenerz gefördert wurde. Forscher erfassten in den vergangenen Jahren die bisher ungeahnten Dimensionen dieses Gebietes.
Seit rund 25 Jahren erforschen Wissenschaftler des Ludwig Boltzmann Instituts für Archäologische Prospektion und Virtuelle Archäologie (LBI ArchPro) und der Universität Wien die Gegend im heutigen Grenzgebiet zwischen Niederösterreich und dem Burgenland rund um das keltische Freilichtmuseum am Burgberg in Schwarzenbach in der Buckligen Welt (Bezirk Wiener Neustadt-Land).

Die Lage auf dem Burgberg ließ die dort ansässigen Keltenfürsten das Umland überblicken. Seine Blütezeit hatte der Ort im Zeitraum zwischen ungefähr 250 bis 15 vor Christus, heißt es am Dienstag in einer Aussendung des LBI ArchPro.


S. LOCHAU
Eine Keltensiedlung (Rekonstruktion) im Raum Schwarzenbach-Burgberg

Eisenproduktion und Eisenhandel
Der Schlüssel zum einstigen wirtschaftlichen Erfolg lag in der Eisenproduktion und dem Eisenhandel. Über die Qualität des „ferrum noricum“ berichteten bereits antike Geschichtsschreiber. In welchem Ausmaß dieses gewonnen und verarbeitet wurde, analysierte das Forschungsteam nun mittels digitaler Modelle des Geländes und anhand neuer Luftbilder. Zur Überraschung der Wissenschaftler zeigte sich, dass es einst in der Gegend Tausende sogenannte Pingen - also Eisenerzgruben - gab.

3.500 bis 6.000 Tonnen Eisenerz
Laut Schätzungen des Teams um den Leiter des Boltzmann-Instituts, Wolfgang Neubauer, wurden in einem Zeitraum von rund 150 Jahren zwischen 35.000 bis 60.000 Tonnen Eisenerz gefördert. Das entsprach wiederum rund 3.500 bis 6.000 Tonnen Eisen, die in und um diese wohl zu den wichtigsten Zentren des Königreichs Noricum gehörende Ortschaft erzeugt wurden.


S. LOCHAU
Rekonstruktionen keltischer Häuser im Freilichtmuseum Schwarzenbach

Auswirkungen auf die Umwelt
Eine Produktion dieses Ausmaßes hatte demnach auch enorme Auswirkungen auf die Umwelt, da es dazu großer Mengen an Holzkohle bedurfte. Es sei davon auszugehen, dass die Kelten in der Gegend 2.200 bis 4.000 Hektar Wald abgeholzt haben. Das derart entwaldete, mit Pingen durchlöcherte, verwüstete Gebiet bezeichneten römische Historiker als „Deserta Boiorum“.

Publiziert am 28.05.2019
Forschung: Die Kelten rund um Oberpullendorf
 

Geist

Worte im Dunkel
Mitarbeiter
#5
Noch ein etwas erweiterter Artikel, auch von orf.at.

Eisen verschaffte den Kelten Macht

Antike Geschichtsschreiber berichten von der einzigartigen Qualität des norischen Eisens, des „ferrum noricum“, das in vielem Stahl glich. Digitale Modelle zeigen nun das gesamte damalige Abbaugebiet an der Grenze von Niederösterreich und dem Burgenland.

Bei Schwarzenbach in Niederösterreich lag vor mehr als zweitausend Jahren eine massiv befestigte keltische Siedlung. Sie war der Sitz mächtiger keltischer Fürsten und über viele Jahrzehnte ein Zentrum von Macht und Reichtum, vor allem im Zeitraum von 250 bis 15 vor Christus.

Handel treiben und Pferde stehlen
Archäologischen Funde und Arbeiten zeigen: Die Siedlung überblickt als einzige das gesamte Abbaugebiet des begehrten Eisens. Bei Ausgrabungen wurden dort geprägte Silbermünzen gefunden, die klar darauf hinweisen, dass die Siedlung das seltene Recht hatte, eigene Münzen zu prägen. Dazu kommt ein Handwerkerviertel, in dem auch kunstvoller Schmuck mit speziellem, dafür benötigtem Werkzeug hergestellt wurde, der später die Fürsten und Eliten schmücken sollte.

APA/LBI ARCHPRO/S. LOCHAU
Eine Keltensiedlung (Rekonstruktion) im Raum Schwarzenbach-Burgberg in Niederösterreich.

Der Einfluss der Kelten aus Schwarzenbach scheint sogar so groß gewesen zu sein, dass sie auch Pferde aus römischer Zucht erwerben oder zumindest irgendwie bekommen konnten. Wegen ihrer militärischen Bedeutung war der Verkauf der Pferde reguliert, wie heute zum Beispiel der Waffenhandel. Diese speziellen, kräftigen und widerstandsfähigen Züchtungen durften nur an römische Bürger verkauft werden.

Archäologe Wolfgang Neubauer vom Ludwig Boltzmann Institut für Archäologische Prospektion und Virtuelle Archäologie geht außerdem davon aus, dass die Siedlung bei Schwarzenbach, deren keltischer Name unbekannt ist, mit Plan errichtet wurde. Darauf schließen lässt zum Beispiel der gut elf Meter hohe Verteidigungswall. Diese Wallbefestigung sei in einer Technik gebaut, die man eher aus den Ursprungsgebieten der Kelten im westlichen Europa kennt – vermutlich also hat es auch keltische Fürsten von weiter weg in die Gegend gezogen, meint Neubauer: „Wir können uns nur vorstellen, dass das mit den Eisenerzvorkommen zu tun hat.“

Wohlstand lockt, Wald schwindet
Der versprochene Wohlstand lockt viele nach Schwarzenbach - die Siedlung wächst auf rund 2.500 Bewohner an. Viele arbeiteten wohl im Eisenabbau oder der Weiterverarbeitung des speziellen, gerühmten Rohstoffs, dessen Zusammensetzung eher Eigenschaften von Stahl erwarten lässt.

APA/LBI ARCHPRO/S. LOCHAU
Rekonstruktionen keltischer Häuser im Freilichtmuseum Schwarzenbach in Niederösterreich

Geschätzte 35.000 bis 60.000 Tonnen Eisenerz wurden gefördert, aus dem dann weiter reines Eisen gewonnen wurde. Die Produktion des Eisens ging mit einem enormen Verbrauch an Holzkohle einher: In 150 Jahren haben die Kelten hier 2.200 bis 4.000 Hektar Wald abgeholzt. Zurück blieb ein kahlgeschlägertes und mit sogenannten Pingen durchsetztes Gebiet, also mit Löchern und Gruben, die vom Abbau von Eisenerz stammen. Römischen Historiker bezeichneten das Gebiet später als „deserta boiorum“ bezeichnet, also in etwa „das durch die Boier verwüstete Land“.
Wie genau die Siedlung aufgegeben wurde, weiß man nicht, es scheint aber zwei Mal große Angriffe auf die Befestigung gegeben zu haben, der zweite dürfte schließlich zum Ende der großen Eisenfürsten beigetragen haben.

Noricum zum Leben erweckt
Die illustre keltische Geschichte von Schwarzenbach soll aber nun in einer neuen Ausstellung im Freilichtmuseum wiederaufleben. In jahrelanger Arbeit haben Archäologen das Leben der Schwarzenbacher Kelten rekonstruiert und das Wissen jetzt aufgearbeitet. Auch in zwei neuen nachgebauten keltischen Wohnhäusern, die jetzt im Freilichtmuseum dazukommen.
Die heutigen Bewohner Schwarzenbachs fühlen ebenfalls mit, jährlich gibt es ein Keltenfest und auch die Arbeit der Archäologen bleibt nie unbemerkt, freut sich Wolfgang Neubauer: “Es gibt jetzt eine eigene Identität. Schwarzenbach sieht sich als das Dorf der Kelten. Und es ist eine große Freude für uns als Archäologen, dass wir etwas Bleibendes errichten.“
Isabella Ferenci, Ö1-Wissenschaft
Quelle: Eisen verschaffte den Kelten Macht - science.ORF.at
 

josef

Administrator
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#6
Und auch im "derStandard" (Wissenschaft bzw. Archäologie) ist darüber zu lesen:

Burgenland: Die Kelten hinterließen vor 2.000 Jahren eine Industriewüste

Forscher wiesen bei Oberpullendorf Tausende Eisenerz-Abbaustätten nach
Schwarzenbach/Oberpullendorf/Wien – Tausende Gruben, in denen Eisenerz gefördert wurde, großflächige Waldrodungen und eine stark befestigte, weitläufige keltische Siedlung: So etwa kann man sich die Gegend um das heutige Oberpullendorf im Burgenland vor 2.000 Jahren vorstellen. Archäologen haben in den vergangenen Jahren die bisher ungeahnten Dimensionen dieses früheren Zentrums der Eisenerzeugung mit neuen virtuellen Forschungsmethoden erfasst.

Seit rund 25 Jahren erforschen Wissenschafter des Ludwig Boltzmann Instituts für Archäologische Prospektion und Virtuelle Archäologie (LBI ArchPro) und der Universität Wien die Gegend im heutigen Grenzgebiet zwischen Niederösterreich und dem Burgenland rund um das keltische Freilichtmuseum am Burgberg in Schwarzenbach in der Buckligen Welt (Bezirk Wiener Neustadt-Land). Die Lage auf dem Burgberg gewährte den dort ansässigen Keltenfürsten einen guten Überblick über das weite Umland. Seine Blütezeit hatte der Ort im Zeitraum zwischen ungefähr 250 bis 15 vor unserer Zeitrechnung.

Eisen von berühmter Qualität
Der Schlüssel zum einstigen wirtschaftlichen Erfolg lag in der Eisenproduktion und dem Eisenhandel. Über die hohe Qualität des "ferrum noricum", des norischen Stahls, berichtete bereits Ovid in seinem "Metamorphosen" ([…] durior […] ferro quod noricus excoquit ignis […] ("hart wie Eisen und Stahl, in der norischen Esse geschmolzen"). In welchem Ausmaß dieses gewonnen und verarbeitet wurde, analysierte das Forschungsteam nun mittels digitaler Modelle des Geländes und anhand neuer Luftbilder. Zur Überraschung der Wissenschafter zeigte sich, dass es einst in der Gegend Tausende sogenannte Pingen – also Eisenerzgruben – gab.

Laut Schätzungen des Teams um den Leiter des Boltzmann-Instituts, Wolfgang Neubauer, wurden in einem Zeitraum von rund 150 Jahren zwischen 35.000 bis 60.000 Tonnen Eisenerz gefördert. Das entsprach wiederum rund 3.500 bis 6.000 Tonnen Eisen, die in und um diese wohl zu den wichtigsten Zentren des Königreichs Noricum gehörende Ortschaft erzeugt wurden.

Bis zu 4.000 Hektar Wald gerodet
Eine Produktion dieses Ausmaßes hatte demnach auch enorme Auswirkungen auf die Umwelt, da es dazu großer Mengen an Holzkohle bedurfte. Es sei davon auszugehen, dass die Kelten in der Gegend 2.200 bis 4.000 Hektar Wald abgeholzt haben. Das derart entwaldete, mit Pingen durchlöcherte, verwüstete Gebiet bezeichneten römische Historiker als "Deserta Boiorum".

Inmitten dieses frühen Industriegebiets ließ es sich für die Elite aber offenbar gut leben: So konnten sich die Keltenfürsten nachgewiesenermaßen Pferde aus römischer Zucht leisten – obwohl das eigentlich nur römischen Bürgern vorbehalten war. Funde aus dem Handwerkerviertel von Schwarzenbach bezeugen, dass dort mit einem über die Zeit zunehmend abgenutzen Stempel Silbermünzen geprägt wurden.


illustr.: lbi archpro/s. lochau
So stellt man sich die umfangreiche Wallanlage rund um die Siedlung vor.

Einzigartige keltischen Münzprägestätte
Es handle sich hier um den ersten gesicherten Nachweis einer keltischen Münzprägestätte in Österreich und den Beweis für den hohen Status des Ortes, der allerdings vor über 2.000 Jahren ein jähes Ende fand. Die Siedlung war zwar mit einem bis zu sieben Meter hohen Wall gesichert, ihren Untergang konnte diese jedoch nicht verhindern: Mindestens zwei Mal wurde die nun auf Basis der neuen Erkenntnisse virtuell rekonstruierte Siedlung angegriffen und schlussendlich auch zerstört.

Heute können sich Besucher trotzdem ein Bild vom damaligen Leben machen. Mit zwei neuen, vom Experimentalarchäologen Wolfgang Lobisser von der Uni Wien und einem Team aus Archäo-Technikern erbauten keltischen Wohngebäuden kann das an dem historisch bedeutenden Ort seit rund 15 Jahren bestehende Freilichtmuseum aufwarten. Die Eröffnung findet am Donnerstag (30. Mai) statt.
(red, APA, 28.5.2019)
Links
Burgenland: Die Kelten hinterließen vor 2.000 Jahren eine Industriewüste - derStandard.at
 

josef

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#7
Schlachtfeld aus der Bronzezeit entdeckt
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In Schwarzenbach in der Buckligen Welt (Bezirk Wiener Neustadt) hat ein Forscherteam einen bronzezeitlichen Kriegsschauplatz entdeckt. Bei der brutalen Schlacht wurde offenbar eine Hochburg des keltischen Kupferhandels dem Erdboden gleichgemacht.
Online seit heute, 10.27 Uhr
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Schon lange ist die keltische Siedlung am Burgberg bei Schwarzenbach in der Buckligen Welt bekannt, deren Macht und Reichtum auf dem „norischen Eisen“ fußte. Archäologen haben nun gezeigt, dass sich dort bereits 1.500 Jahre zuvor eine große befestigte bronzezeitliche Siedlung befand, die den damaligen Kupferhandel kontrollierte. Die Forscher rekonstruierten jetzt, wie die Siedlung samt ihres massiven Schutzwalls bei einem verheerenden Angriff zerstört wurde.

Jahrzehntelange Forschungen
Wissenschafter des Ludwig Boltzmann Instituts für Archäologische Prospektion und Virtuelle Archäologie (LBI ArchPro) und der Universität Wien erforschen seit rund 25 Jahren den Burgberg bei Schwarzenbach (Bezirk Wiener Neustadt-Land). Die Grabungen brachten die Siedlungsgeschichte von der Jungsteinzeit über die Bronzezeit bis in die jüngere Eisenzeit zutage.

Die Kelten errichteten dort eine der größten stadtartigen Siedlungen des Ostalpenraums, wo von etwa 250 bis 15 vor unserer Zeitrechnung (v.u.Z.) mächtige Keltenfürsten herrschten. Die Ansiedlung war auf allen Seiten von einer mächtigen Wallanlage geschützt. Von hier aus wurden die Eisenerzvorkommen im Oberpullendorfer Becken ausgebeutet. Dieses „norische Eisen“ (Ferrum Noricum), im Römischen Reich aufgrund seiner hohen Qualität geschätzt, wurde in der Siedlung verarbeitet und weitergegeben. Von dieser Zeit zeugt das keltische Freilichtmuseum in dem Ort mit Rekonstruktionen der keltischen Wallanlage und von Gebäuden.

APA/LBI ARCHPRO/SANDRO LOCHAU
Rekonstruktion einer keltischen Siedlungsanlage

Frühere Siedlung zerstört
Im Laufe der Jahre haben die Archäologen dort auch Reste einer bronzezeitlichen Siedlung aus der Zeit 1800 bis 1100 v.u.Z. freigelegt. Bronzene Schmucknadeln, Armreifen und Fingerringe, Beile und Lanzenspitzen sowie Scherben von Tongefäßen fanden sie dabei ebenso wie Überreste von Menschen sowie Knochen von verspeisten Haus- und Wildtieren. Auch zahlreiche Pfeilspitzen aus Feuerstein kamen zum Vorschein.

In tieferen Schichten traten Tausende Steine, Überreste mehrerer Bauten sowie verkohlte Holzbalken zutage. Nun haben die Wissenschafter diese Funde interpretiert sowie den Aufbau der Anlage und ihre Zerstörung mithilfe von Virtual Reality rekonstruiert. „Ein Befestigungswall ging im Pfeilhagel eines massiven Angriffs unter. Der hölzerne Wall wurde in Brand gesteckt und ist lichterloh abgebrannt. Schädelreste zeugen bis heute vom brutalen Untergang der Siedlung der Bronzezeit“, erklärte LBI ArchPro-Leiter Wolfgang Neubauer gegenüber der APA.

Steine begannen zu schmelzen
Auch wenn der bronzezeitliche Schutzwall nur mehr schwer zu erkennen ist, weil die Kelten ihn mehr als ein Jahrtausend später eingeebnet haben, konnten die Forscher seinen komplexen Aufbau rekonstruieren. Eine kastenartige Holzkonstruktion wurde mit Material gefüllt, das beim Aushub eines vor dem Wall liegenden Befestigungsgrabens angefallen ist. Weil dieses Gestein ziemlich locker eingefüllt wurde, konnte viel Luft den Brand anfachen. Dabei wurden so hohe Temperaturen erreicht, dass die Steine zu schmelzen begannen.

APA/LBI ARCHPRO/GERHARD STÜTTLER
Pfeilspitzen zeugen vom brutalen Angriff

Die Siedlung lag in der Bronzezeit am Weg von den Kupfer-Abbaugebieten an der Rax und den Absatzgebieten in der pannonischen Tiefebene. Diese strategische Lage sowie die zahlreichen Funde und die Befestigungsanlage sind für die Wissenschafter Beweise dafür, dass der Kupferhandel von hier aus kontrolliert und gesichert wurde. Das dürfte den Bewohnern Wohlstand gebracht haben, der ihnen schließlich bei einem Angriff unbekannter Feinde um 1100 v.u.Z. zum Verhängnis wurde. Der verheerende Angriff unterbrach die Besiedlung des Ortes für mehrere Jahrhunderte, die nächsten Siedlungsspuren stammen erst wieder von den Kelten im dritten Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung.

In der Ausstellung im Freilichtmuseums Schwarzenbach sind die bronzezeitlichen Funde zu sehen. Zudem wird mit einem Video und einem dreidimensionalen Modell der Aufbau der rekonstruierten bronzezeitlichen Wallanlage erklärt. Vom 17. bis 19. Juni findet dort auch wieder das Keltenfestival statt.
10.06.2022, red, noe.ORF.at/Agenturen

Schlachtfeld aus der Bronzezeit entdeckt
 
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