Atombombe

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hebbel

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#21
Hier mal eine Zeitleiste, die sich primär der Frage widmet, was man in Deutschland zum Forschungsstand und militärischen Einsatz der Kernspaltung im anglo-amerikanischen Raum wusste bzw. wissen konnte.

19./20. November 1942
Operation Freshman [Angriff auf Norsk Hydro], die in Zusammenarbeit von britischen Royal Engineers, der Special Operations Executive (SOE) und dem norwegischen Widerstand durchgeführt wurde. [Die Operation war zwar ein Desaster, aber die Sache sollte den Deutschen schon gezeigt haben, daß zumindest die Briten was gegen einen deutschen Schwerwasserreaktor hatten, was natürlich Kenntnisse im Reaktordesign auf britischer Seite impliziert. Damit ist natürlich auch das Problem einer Pu-Produktion angeschnitten. Das der geplanten Angriff lediglich auf das Hauptprodukt des Werkes [Dünger] gerichtet war, müsste man schon als eine blauäugige Sichtweise bezeichnen.

Februar 1943
Norwegischen Widerstandskämpfern gelingt es, die meisten Tanks der Hochkonzentrieranlage zu sprengen. Die Deutschen können die Anlage aber wieder aufbauen.

7. April 1943
An diesem Tag wird OSENBERG mitgeteilt, daß sich nach nachrichtendienstlichen Mitteilungen leute in den USA mit der Herstellung von Uran-Bomben befassen.

16. November 1943
Die Amerikaner greifen mit 140 Flying Fortress das Werk an und zerstören es so, daß die Deutschen die Produktion aufgeben. [Das sollte doch ein deutlicher Fingerzeig sein.]

30. Mai 1944
Turnusmäßiger Bericht des Bevollmächtigten für Kernphysik - Ein Hinweis auf mögliche, kernphysikalische Nutzanwendung durch die Amerikaner im Sinne von Explosivstoffen
"Meldungen aus Amerika über eine angeblich umfangreiche Fabrikation von schwerem Paraffin und seine Verwendung für Sprengstoffe sowie das besondere Interesse, welches Amerika durch die Zersörung der norwegischen Anlagen an der Herstellung des schweren Wassers gezeigt hat, lassen es als notwendig erscheinen, der Verwendung kernphysikalischer Reaktionen in Sprengmitteln erhöhte Aufmerksamkeit zu widmen. Es wurde daher beim Heerswaffenamt veranlasst, Sprengtrichter sowie aufgefundene Munition auf die Verwendung von Kernreaktionen und von schwerem Wasser zu untersuchen."

Juli 1944
Ein Adjutant GÖRINGs sucht Werner HEISENBERG auf und teilt mit, es sei über die deutsche Vertretung in Lissabon eine amerikanische Drohung gegen die deutsche Regierung ausgesprochen worden, es werde innerhalb der nächsten sechs Wochen eine Atombombe über Dresden abegworfen werden, wenn die Regierung nicht in irgendeiner Art um Frieden bäte.
HEISENBERG wurde gefragt, ob er es für möglich hielte, daß die Amerikaner bereits über eine Atombombe verfügten. Er antwortete, daß er das für außerordentlich unwahrscheinlich, aber nicht für völlig unmöglich hielte. Er erläuterte den enormen industriellen Aufwand, von dem er sich nicht denken könnte, daß die Amerikaner ihn schon geleistet hätten.

August/September 1944
Der im Vorgängerpost erwähnte Artikel erscheint in den Physikalischen Blättern.

18. November 1944
Ein Schreiben, daß der Herausgeber der Physikalischen Blätter, Prof. BRÜCHE, ebenso wie anderes Material von GOUDSMIT erhielt.
BRÜCHE kommentiert: "Die prinzipielle Möglichkeit von Kern-Sprengstoffen war natürlich auch hier [Deutschland] bekannt, aber noch Ende 1944 wurde in einem gutachterlichen Brief von prominenter physikalischer Stelle gesagt, daß zwei und mehr Tonnen "Substanz" notwendig seien, um eine stürmische "Vermehrung der Kernspaltung" zu erhalten. Unter die Reproduktion des Schreibens setzte GOUDSMIT lakonisch den Satz: "W.G...´s letter showing that the German physicist did not know how to make a small uranium bomb."" [W.G. wird wohl Walter GERLACH sein.]

Im Vorpost wollte ich "Dämlichkeit" eigentlich anders darstellen -> "Dämlichkeit" :D

Gruß
Dieter
 
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hebbel

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#22
Da fehlt mindestens noch ein Markstein.

8. Mai 1943
Eine Abschrift OSENBERGs - "Allgemein verständliche Grundlagen zur Kernphysik"
OSENBERG zählt wertend die Anzahl der Zyklotrone:

"In USA 32 (darunter mehrere Mammutkonstruktionen)
in England 3
in Rußland 2
in Frankreich 1 kleinerer
in Deutschland 1 Liliputausführung, seit einigen Wochen in Betrieb."

[Keine Ahnung, wo er die Zahlen her hat. Wenn sie nicht zielführend getürkt sind, dann müsste er auch überlegt haben, was die schiere Quantität hinsichtlich der Qualität kernphysikalischer Forschung und deren Zielen bedeuten könnte. Leider gibt es in diesem Schreiben keinen Hinweis darauf, ob es bei ihm geklingelt hat. BTW: Die Machbarkeit von Uran-Maschine und Uran-Bombe werden im Schreiben unter Erfüllung von Voraussetzungen für möglich gehalten.]

Gruß
Dieter
 
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hebbel

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#23
18. November 1944
Ein Schreiben, daß der Herausgeber der Physikalischen Blätter, Prof. BRÜCHE, ebenso wie anderes Material von GOUDSMIT erhielt.
BRÜCHE kommentiert: "Die prinzipielle Möglichkeit von Kern-Sprengstoffen war natürlich auch hier [Deutschland] bekannt, aber noch Ende 1944 wurde in einem gutachterlichen Brief von prominenter physikalischer Stelle gesagt, daß zwei und mehr Tonnen "Substanz" notwendig seien, um eine stürmische "Vermehrung der Kernspaltung" zu erhalten. Unter die Reproduktion des Schreibens setzte GOUDSMIT lakonisch den Satz: "W.G...´s letter showing that the German physicist did not know how to make a small uranium bomb."" [W.G. wird wohl Walter GERLACH sein.]
Gefunden. (Steht wohl in "ALSOS", S. 180 :D) Es handelt sich um ein Schreiben Walter GERLACHs an den Leiter des Geschäftführenden Beirats des RFR, Prof. Dr. MENTZEL in Stellungnahme zu "Erfindungsvorschlägen" eines Herrn MATZKA.

"Zu den Erfindungsvorschlägen von Herrn Matzka erlaube ich mir folgendes zu antworten:
Die entwickelten Ideen berühren in vielen Punkten sehr eng unser U-Vorhaben. Es sind richtige und unrichtige Vorstellungen darin enthalten.
Leider ist der technische Grundgedanke nicht richtig. Nach allen bisher vorliegenden Untersuchungen experimenteller und theoretischer Art, die geräde in diesem Punkte in völliger Übereinstimmung sind, ist es nicht möglich, die stürmische Vermehrung der Kernspaltung mit kleinen Substanzmengen zu erhalten. Ich kann Ihnen versichern, daß wir gerade dieses Problem aus mehr als einem Grunde immer wieder angegangen sind. Nicht einmal grundsätzliche Laboratoriumsmessungen über den Effekt sind mit kleinen Mengen durchführbar; vielmehr benutzt man mindestens Substanzmengen von 2 und mehr Tonnen, einer der Gründe für die Erschwerung der Bearbeitung des U-Problems. Hiermit fallen auch die Vorstellungen des Herrn Matzka über Erreichung größerer Kerntreffsicherheit.
Ich darf Sie darauf hinweisen, daß in Kürze ein Bericht über die letzten U-Brenner-Versuche vorliegen wird, in welchen sich wieder die Erforderlichkeit enorm großer Materialmengen ergibt.
Ich bedauere, über die in manchen Punkten gut überlegte Notiz kein besseres Urteil geben zu können."


Mein lieber Samuel GOUDSMIT... :D

LG
Dieter
 
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Wurm148

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#24
Auch wenn dies der Wahrheit entspricht.......
Der zweite Weltkrieg reicht ja schon...... lassen wir die Atombombe den Amys......... :D:D
 
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hebbel

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#25
Ich möchte aber trotzdem nochmals dargelegt wissen, daß es um die amysanten Feststellungen anderer Personen ging. :D (Nur deshalb gibt es diesen Thread. Es kommt wieder. Jede Wette. :D )

LG
Dieter
 
S

Schaufelpeter

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#27
Atombomben

Little Boy war die erste militärische Nuklearwaffe wenn mann alle zusammenzählt müssten uns eigentlich die Haare rausfallen Amis, Franzosen, Chinesen, Deutsche, Atombombentests waren es bei 80 rum die gezündet wurden :bravo: mach sie nieder die Erde wir haben genug davon Mfg Manni
 

otto

... nicht mehr im Dienst.
Mitarbeiter
#29
Kernwaffenversuche '45-'98

Ich habs mal durchlaufen lassen.
Ups, sind doch mehr als 80 zusammengekommen.

Kerwaffentests 1945-1998.jpg

Hinzurechnen sollte man noch diverse kollabierte KKWs die ihren Mist breitgerödelt haben.
Bin gespannt wie das weitergehen soll :gruebel

Gruß
Gerd
 
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