Bastelarbeit
Chinesen spotten über Baumängel bei Russlands Stealth-Kampfjet Su-57
Eigentlich wollte Moskau auf einer chinesischen Airshow Stärke zeigen, doch schiefe Platten und hervorstehende Schrauben sorgen für Gelächter in Chinas sozialen Medien
5. November 2024, 13:29
Detailaufnahmen zeigen Mängel in der Fertigung des russischen Kampfjets Su-57.
Screenshots / X
Es hätte ein ganz großer Auftritt werden sollen: Der Stolz der russischen Luftwaffe würde erstmals im Ausland zu sehen sein und seine Leistungsfähigkeit bei der Airshow China 2024 vorführen. Doch statt beeindruckter Ahs und Ohs erntete die Su-57 nur Spott in chinesischen sozialen Medien. Vor allem die handwerklichen Mängel des Superfliegers stehen im Zentrum zahlreicher Onlinewitze.
Zwei Su-57 sind aktuell in China: Eine Maschine soll an der Airshow teilnehmen und Flugmanöver vorführen. Das zweite Exemplar dient als Ausstellungsstück am Boden und ist am Montag in der chinesischen Küstenstadt Zhuhai angekommen. Ob es sich dabei um eine "echte" Maschine oder einen sogenannten Mock-up, also eine Attrappe mit einem hölzernen Rumpf, handelt, ist nicht klar. Geht es nach den Beiträgen auf Social Media, hat sich die russische Luftwaffe mit dem Ausstellungsstück am Boden keinen großen Gefallen getan.
Spott für russische Bauweise
Nach Angaben von Defense Express konzentrieren sich die Kommentare der chinesischen Social-Media-Nutzer und Gäste der Airshow auf unerwartet deutliche Konstruktionsmängel des angeblich topmodernen Kampfjets. Videos zeigen deutliche Unterschiede in den Spaltmaßen, schlecht verschraubte Paneele und deutlich hervorstehende Schrauben und Bolzen. Vor allem letzterer Punkt erweckt Zweifel an der Darstellung Moskaus, die Su-57 verfüge über fortschrittliche Stealth-Eigenschaften. Kampfflugzeuge mit funktionierenden Stealth-Eigenschaften verfügen üblicherweise über glatte Oberflächen und führen ihre Waffen in internen Schächten mit, um den Radarquerschnitt zu verringern. Noch dazu fiel den Gästen der Airshow auf, dass die klar sichtbaren Schrauben unterschiedliche Kopfarten aufweisen, Kreuzschlitz-, Schlitz- und Torx-Schrauben kamen anscheinend willkürlich zum Einsatz. Das wiederum wirft Fragen über den Fertigungsprozess auf.
Darüber hinaus sollen manche Verkleidungselemente deutlich schief angeschraubt sein. Es muss allerdings einschränkend dazu gesagt werden, dass es sich bei dem ausgestellten Flieger um einen Prototyp der Su-57 mit der Bezeichnung T-50-4 mit der Seriennummer 054 handelt. Es besteht also die Möglichkeit, dass tatsächliche Serienmodelle besser gefertigt sind.
Eine Möglichkeit, die aber als unwahrscheinlich gilt, gab es doch in der Vergangenheit schon Berichte über Produktionsprobleme mit der Su-57. So werden die wenigen einsatzbereiten Exemplare des vermeintlichen Superfliegers noch mit alten Triebwerken ausgeliefert. Laut Flug Revue dürfte Russland durch die internationalen Sanktionen Probleme haben, das neue Triebwerk namens AL-51F1 oder "Produkt 30" zur Serienreife zu bringen. Erst mit diesem maßgeschneiderten Triebwerk könne die Su-57 ihre Fähigkeiten ausschöpfen. Die russische Propaganda behauptet freilich anderes: Seit 2024 werden alle Su-57 mit dem neuen Triebwerk ausgeliefert, obwohl auf den von der Tass veröffentlichten Fotos klar noch das alte Triebwerk zu erkennen ist.
Der Pleitenflieger
Wie viele Su-57 überhaupt einsatzbereit sind, ist aktuell ebenfalls umstritten. Laut westlichen Schätzungen dürften 24 Su-57 ausgeliefert worden sein, wobei insgesamt 76 Exemplare vom Kreml bestellt wurden. Laut Angaben des staatlichen Rüstungskonglomerats Rostec sollen heuer noch weitere Auslieferungen folgen, diese befinden sich aktuell in "unterschiedlichen Bereitschaftsgraden", heißt es dort. Bis 2028 will Rostec alle bestellten Su-57 ausgeliefert haben, was angesichts der eingeschränkten russischen Produktionskapazitäten aber höchst unwahrscheinlich wirkt. Laut Informationen des ukrainischen Defense Express dürfte die Produktion der Su-57 mittlerweile sogar gänzlich zum Erliegen gekommen sein, nachdem im September noch drei Exemplare an die russische Luftwaffe übergeben wurden.
Im Ukrainekrieg spielen die Su-57 laut einer Analyse von Frontelligence Insight mittlerweile kaum noch eine Rolle. Neben den technischen Schwierigkeiten könnte das auch propagandistische Gründe haben: Beim britischen Geheimdienst geht man davon aus, dass Moskau es nicht riskieren will, dass Bilder von abgeschossenen Su-57 um die Welt gehen, insbesondere da eines der Flugzeuge bei einem Drohnenangriff der Ukraine auf dem Flugfeld zumindest schwer beschädigt wurde. Zuletzt wurde eine Su-57 eingesetzt, nämlich um eine eigene russische experimentelle Waffe abzuschießen: Die KI-gestützte Wingman-Drohne S-70 war außer Kontrolle geraten und sollte den Ukrainern nicht intakt in die Hände fallen.
(pez, 5.11.2024)
Chinesen spotten über Baumängel bei Russlands Stealth-Kampfjet Su-57
Chinesen spotten über Baumängel bei Russlands Stealth-Kampfjet Su-57
Eigentlich wollte Moskau auf einer chinesischen Airshow Stärke zeigen, doch schiefe Platten und hervorstehende Schrauben sorgen für Gelächter in Chinas sozialen Medien
5. November 2024, 13:29
Detailaufnahmen zeigen Mängel in der Fertigung des russischen Kampfjets Su-57.
Screenshots / X
Es hätte ein ganz großer Auftritt werden sollen: Der Stolz der russischen Luftwaffe würde erstmals im Ausland zu sehen sein und seine Leistungsfähigkeit bei der Airshow China 2024 vorführen. Doch statt beeindruckter Ahs und Ohs erntete die Su-57 nur Spott in chinesischen sozialen Medien. Vor allem die handwerklichen Mängel des Superfliegers stehen im Zentrum zahlreicher Onlinewitze.
Zwei Su-57 sind aktuell in China: Eine Maschine soll an der Airshow teilnehmen und Flugmanöver vorführen. Das zweite Exemplar dient als Ausstellungsstück am Boden und ist am Montag in der chinesischen Küstenstadt Zhuhai angekommen. Ob es sich dabei um eine "echte" Maschine oder einen sogenannten Mock-up, also eine Attrappe mit einem hölzernen Rumpf, handelt, ist nicht klar. Geht es nach den Beiträgen auf Social Media, hat sich die russische Luftwaffe mit dem Ausstellungsstück am Boden keinen großen Gefallen getan.
Spott für russische Bauweise
Nach Angaben von Defense Express konzentrieren sich die Kommentare der chinesischen Social-Media-Nutzer und Gäste der Airshow auf unerwartet deutliche Konstruktionsmängel des angeblich topmodernen Kampfjets. Videos zeigen deutliche Unterschiede in den Spaltmaßen, schlecht verschraubte Paneele und deutlich hervorstehende Schrauben und Bolzen. Vor allem letzterer Punkt erweckt Zweifel an der Darstellung Moskaus, die Su-57 verfüge über fortschrittliche Stealth-Eigenschaften. Kampfflugzeuge mit funktionierenden Stealth-Eigenschaften verfügen üblicherweise über glatte Oberflächen und führen ihre Waffen in internen Schächten mit, um den Radarquerschnitt zu verringern. Noch dazu fiel den Gästen der Airshow auf, dass die klar sichtbaren Schrauben unterschiedliche Kopfarten aufweisen, Kreuzschlitz-, Schlitz- und Torx-Schrauben kamen anscheinend willkürlich zum Einsatz. Das wiederum wirft Fragen über den Fertigungsprozess auf.
Darüber hinaus sollen manche Verkleidungselemente deutlich schief angeschraubt sein. Es muss allerdings einschränkend dazu gesagt werden, dass es sich bei dem ausgestellten Flieger um einen Prototyp der Su-57 mit der Bezeichnung T-50-4 mit der Seriennummer 054 handelt. Es besteht also die Möglichkeit, dass tatsächliche Serienmodelle besser gefertigt sind.
Eine Möglichkeit, die aber als unwahrscheinlich gilt, gab es doch in der Vergangenheit schon Berichte über Produktionsprobleme mit der Su-57. So werden die wenigen einsatzbereiten Exemplare des vermeintlichen Superfliegers noch mit alten Triebwerken ausgeliefert. Laut Flug Revue dürfte Russland durch die internationalen Sanktionen Probleme haben, das neue Triebwerk namens AL-51F1 oder "Produkt 30" zur Serienreife zu bringen. Erst mit diesem maßgeschneiderten Triebwerk könne die Su-57 ihre Fähigkeiten ausschöpfen. Die russische Propaganda behauptet freilich anderes: Seit 2024 werden alle Su-57 mit dem neuen Triebwerk ausgeliefert, obwohl auf den von der Tass veröffentlichten Fotos klar noch das alte Triebwerk zu erkennen ist.
Der Pleitenflieger
Wie viele Su-57 überhaupt einsatzbereit sind, ist aktuell ebenfalls umstritten. Laut westlichen Schätzungen dürften 24 Su-57 ausgeliefert worden sein, wobei insgesamt 76 Exemplare vom Kreml bestellt wurden. Laut Angaben des staatlichen Rüstungskonglomerats Rostec sollen heuer noch weitere Auslieferungen folgen, diese befinden sich aktuell in "unterschiedlichen Bereitschaftsgraden", heißt es dort. Bis 2028 will Rostec alle bestellten Su-57 ausgeliefert haben, was angesichts der eingeschränkten russischen Produktionskapazitäten aber höchst unwahrscheinlich wirkt. Laut Informationen des ukrainischen Defense Express dürfte die Produktion der Su-57 mittlerweile sogar gänzlich zum Erliegen gekommen sein, nachdem im September noch drei Exemplare an die russische Luftwaffe übergeben wurden.
Im Ukrainekrieg spielen die Su-57 laut einer Analyse von Frontelligence Insight mittlerweile kaum noch eine Rolle. Neben den technischen Schwierigkeiten könnte das auch propagandistische Gründe haben: Beim britischen Geheimdienst geht man davon aus, dass Moskau es nicht riskieren will, dass Bilder von abgeschossenen Su-57 um die Welt gehen, insbesondere da eines der Flugzeuge bei einem Drohnenangriff der Ukraine auf dem Flugfeld zumindest schwer beschädigt wurde. Zuletzt wurde eine Su-57 eingesetzt, nämlich um eine eigene russische experimentelle Waffe abzuschießen: Die KI-gestützte Wingman-Drohne S-70 war außer Kontrolle geraten und sollte den Ukrainern nicht intakt in die Hände fallen.
(pez, 5.11.2024)