Baden-Württemberg: Keltische Grabkammer bei Riedlingen gefunden

josef

Administrator
Mitarbeiter
#1
Spektakuläre Entdeckung
Keltische Grabkammer in Süddeutschland ist erstaunlich gut erhalten
Bei archäologischen Ausgrabungen stießen Fachleute in Baden-Württemberg auf eine vollständig erhaltene, 2600 Jahre alte Kammer in einem riesigen Grabhügel
18. Oktober 2024, 21:00

Bei Riedlingen in Baden-Württemberg stießen Fachleute auf eine extrem gut erhaltene Grabkammer aus massivem Eichenholz.
Thomas Warnack / dpa / picturedesk

Vor mehr als 2000 Jahren lebten die Kelten in weiten Teilen Europas. Die Volksgruppen hinterließen keine Schriften, weshalb man nur wenig über ihren Alltag weiß. Umso wichtiger sind Funde wie jener, der nun bei Riedlingen in Baden-Württemberg gelang: Unweit der mächtigen Wallanlagen der Heuneburg stießen Archäologinnen und Archäologen auf eine Grabkammer, die 2600 Jahre alt ist und somit aus frühkeltischer Zeit stammt. Die ältesten Spuren ihrer Kultur stammen aus dem 8. Jahrhundert vor Christus.

Spektakulär daran ist auch, dass sie vollständig erhalten ist. Sie befindet sich in der Mitte eines immensen Grabhügels, der im Durchmesser 65 Meter einnimmt. Bedauerlicherweise wurde das Grab "relativ schnell nach dem Bau" geplündert, wie Landesarchäologe Dirk Krausse mitteilte. Der Experte ist langjähriger Leiter der Forschungen an der Heuneburg, die eine der bedeutendsten und am besten erforschten Fundstellen keltischer Zeit in Mitteleuropa darstellt.

Junger toter Mann?
Noch unklar ist, ob ein Mann oder eine Frau in dem Grab bestattet wurde. Die Archäologen fanden in dem Grab einige gut erhaltene Knochen eines menschlichen Skeletts. Sie vermuten, dass es sich um männliche Knochen handelt, die Person dürfte im Alter von 15 bis 20 Jahren gestorben sein.

Die Erbauer haben offenbar auch ein keulenartiges Holzartefakt zurückgelassen, das sich datieren ließ: "Das Objekt wurde aus dem Holz einer im Jahr 585 vor Christus gefällten Eiche gefertigt", sagt Krausse. Diese und weitere Beobachtungen würden dafür sprechen, dass das Fürstengrab von Riedlingen in jenem Jahr errichtet worden sei.

Die Archäologinnen und Archäologen stießen nun lediglich knapp 70 Zentimeter unter der Erdoberfläche auf die sehr massiven Eichenhölzer der Grabkammer. Das sei einmalig, weil sich Holz im Boden unter normalen Bedingungen nur wenige Jahre bis Jahrzehnte halte. Durch den Mangel an Sauerstoff im Boden hätten die Mikroorganismen jedoch keine Chance gehabt, das Holz zu zersetzen, erläutert der Experte. Der schwarze Boden demonstriere, dass sich in dieser Gegend einst ein Moor befand.

Holz wird gefriergetrocknet
Die Grabkammer soll nun weiter untersucht werden. Erst muss die Feuchtigkeit aus den Holzzellen verdrängt werden. Dann wird das Holz gefriergetrocknet. Diese Prozedur wird laut Krausse um die drei Jahre dauern. Die Grabkammer soll dann in einem neuen Besucherzentrum an der Heuneburg wieder aufgebaut und für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

Laut Krausse ist eine komplett erhaltene keltische Grabkammer bisher erst einmal in Deutschland entdeckt worden: im Jahr 1890 bei Villingen im Schwarzwald. Sie sei jedoch unzureichend dokumentiert und erst später teilweise konserviert worden.

Bedauerlich ist, dass keine Beigaben aus Metall entdeckt werden konnten, derer sich offenbar Grabräuber bemächtigt haben. Vielleicht hatten sie jedoch das eine oder andere Artefakt übersehen - was sich zeigen wird, wenn der Kammerboden vollständig freigelegt wurde.
(APA/dpa, red, 18.10.2024)
Keltische Grabkammer in Süddeutschland ist erstaunlich gut erhalten
 
Oben