Weltkriegsstollen gefunden
Sensation in Flandern?
Von Lorenz Hemicker
Aktualisiert am 27.06.2020-11:22
Zeuge des Weltkriegs: Ein über hundert Jahre altes Rad, freigelegt bei den Ausgrabungen in Wijtschate
Bild: Simon Verdegem
Bei Kanalarbeiten stoßen Bauarbeiter in der Ortschaft Wijtschate auf einen deutschen Bunker. Archäologen hoffen, eine wahre Zeitkapsel entdeckt zu haben.
In der westflandrischen Ortschaft Wijtschate versuchen Archäologen, Überreste einer deutschen Stollenanlage freizulegen. Der „Kortestollen“ zählte während des Ersten Weltkriegs zu einem weitverzweigten Festungssystem, dass deutsche Truppen auf dem Hügel nahe der Stadt Ypern errichtet hatten.
Aus Fachkreisen hieß es, der Fund könne zur archäologischen Sensation werden. „Sollte der Stollen eingestürzt oder nach dem Krieg einfach verschlossen worden sein, könnte in dem Tunnel eine echte Zeitkapsel stecken“, so der deutsche Militärhistoriker Robin Schäfer. Im besten Fall ließen sich damit die Schicksale zahlreicher Vermisster klären.
Der Leiter der Ausgrabung, Simon Verdegem, bremste am Freitag gleichwohl die Erwartungen. „Es ist noch offen, ob wir den Stollen überhaupt öffnen können.“ Das Gros liege unter einer Straße, die bei der Ausgrabung nicht beschädigt werden darf. Sollte es dennoch gelingen, sei die Chance groß, dort eine Menge zu finden.
Die Zahl der Weltkriegs-Artefakte entlang des 400 Meter langen Straßenabschnitts, das er im Auftrag des Instituts für flämisches Kulturerbe untersuche, sei schon jetzt außergewöhnlich. Darunter sind Überreste von Unterständen und einer Schmalspur-Eisenbahn. Ausgelöst wurden die Ausgrabungen durch Bauarbeiter, die bei der Errichtung eines neuen Abwassersystems in der Stadt auf einen deutschen Weltkriegsbunker gestoßen waren. Die Bauarbeiten ruhen derzeit. Bis zum 17. Juli haben die Archäologen noch Gelegenheit, weitere Relikte der erbitterten Kämpfe an die Oberfläche zu schaffen.
Plan deutscher Stellungen rund um Wijtschate im Ersten Weltkrieg inklusive des Kortestollens (im Bild oberhalb des gleichnamigen Schriftzug)
Bild: Foto: Robin Schäfer
Sensation in Flandern?
Von Lorenz Hemicker
Aktualisiert am 27.06.2020-11:22
Zeuge des Weltkriegs: Ein über hundert Jahre altes Rad, freigelegt bei den Ausgrabungen in Wijtschate
Bild: Simon Verdegem
Bei Kanalarbeiten stoßen Bauarbeiter in der Ortschaft Wijtschate auf einen deutschen Bunker. Archäologen hoffen, eine wahre Zeitkapsel entdeckt zu haben.
In der westflandrischen Ortschaft Wijtschate versuchen Archäologen, Überreste einer deutschen Stollenanlage freizulegen. Der „Kortestollen“ zählte während des Ersten Weltkriegs zu einem weitverzweigten Festungssystem, dass deutsche Truppen auf dem Hügel nahe der Stadt Ypern errichtet hatten.
Aus Fachkreisen hieß es, der Fund könne zur archäologischen Sensation werden. „Sollte der Stollen eingestürzt oder nach dem Krieg einfach verschlossen worden sein, könnte in dem Tunnel eine echte Zeitkapsel stecken“, so der deutsche Militärhistoriker Robin Schäfer. Im besten Fall ließen sich damit die Schicksale zahlreicher Vermisster klären.
Der Leiter der Ausgrabung, Simon Verdegem, bremste am Freitag gleichwohl die Erwartungen. „Es ist noch offen, ob wir den Stollen überhaupt öffnen können.“ Das Gros liege unter einer Straße, die bei der Ausgrabung nicht beschädigt werden darf. Sollte es dennoch gelingen, sei die Chance groß, dort eine Menge zu finden.
Die Zahl der Weltkriegs-Artefakte entlang des 400 Meter langen Straßenabschnitts, das er im Auftrag des Instituts für flämisches Kulturerbe untersuche, sei schon jetzt außergewöhnlich. Darunter sind Überreste von Unterständen und einer Schmalspur-Eisenbahn. Ausgelöst wurden die Ausgrabungen durch Bauarbeiter, die bei der Errichtung eines neuen Abwassersystems in der Stadt auf einen deutschen Weltkriegsbunker gestoßen waren. Die Bauarbeiten ruhen derzeit. Bis zum 17. Juli haben die Archäologen noch Gelegenheit, weitere Relikte der erbitterten Kämpfe an die Oberfläche zu schaffen.
Plan deutscher Stellungen rund um Wijtschate im Ersten Weltkrieg inklusive des Kortestollens (im Bild oberhalb des gleichnamigen Schriftzug)
Bild: Foto: Robin Schäfer