China: Fertige, in Fertigstellung befindliche und projektierte Megaprojekte

josef

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#21
Hoher Preis für Xis Traumstadt
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Geht es darum, rasch neue Gebäude in die Höhe zu ziehen, dann ist China weltweiter Vorreiter. Ein Prestigeprojekt ist die Planstadt Xiong’an. Nicht nur in Sachen Hightech, sondern auch als Beispiel für Nachhaltigkeit soll sie den „Millennium-Plan“ des chinesischen Präsidenten Xi Jingping manifestieren. Doch als große Überschwemmungen kürzlich Xiong’an bedrohten, wurde die Stadt zu einem hohen Preis gerettet.
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Denn seit Ende Juli und Anfang August haben Peking sowie die umliegende Provinz Hebei, in der Xiong’an liegt, mit den Folgen der Rekordregenfälle und Überschwemmungen zu kämpfen, die Dutzende von Menschenleben gefordert hatten. Über 1,5 Millionen Menschen mussten fliehen. In den wichtigsten städtischen Gebieten von Xiong’an, in denen Dutzende von Staatsunternehmen ihren Sitz haben bzw. künftig haben sollen, wurden allerdings keine größeren Überschwemmungen gemeldet.

Zu den Prioritäten der Entscheidungsträger gehörte es laut „CNN“, die Hauptstadt Peking sowie Xiong’an „absolut sicher“ vor den Regenfällen zu machen, die vor etwa einem Monat die Flüsse im Hügelland nördlich von Peking zum Übertreten gebracht hatten. Ende Juli sei dann beschlossen worden, „Hochwasserrückhaltezonen“ in Hebei zu fluten – Gebiete, in denen Hunderttausende von Menschen leben.

Vorwürfe von Bewohnern
Zhuozhou, eine Stadt südlich von Peking, wurde dabei am schlimmsten getroffen. Straßen, Häuser und Wohnviertel wurden von meterhohen Wassermassen überflutet. In den sozialen Netzwerken beklagten einige Bewohnerinnen und Bewohner, sie seien nicht gewarnt worden. Andere sagten, die Evakuierungsaufforderungen seien zu spät gekommen oder hätten nicht erklärt, wie ernst die Lage sei.




picturedesk.com/Eyevine/China Center for Resources Satel, picturedesk.com/Eyevine/China Center for Resources Satel
Ein Vorher-nachher-Bild von Xiong’an zeigt die Bebauung des Gebiets

Auch in Bazhou, einer weiteren Stadt in Hebei, wurden Siedlungen und Ackerland überschwemmt. Dutzende von Einwohnerinnen und Einwohnern protestierten laut Videos in den sozialen Netzwerken vor den Büros der Stadtverwaltung und forderten Entschädigungen. Auf einem roten Transparent stand etwa: „Gebt mir mein Zuhause zurück. Die Überschwemmung wurde durch das Ableiten des Hochwassers verursacht, nicht durch starke Regenfälle.“ Nach chinesischem Recht haben Überschwemmungsopfer Anspruch auf Entschädigung für 70 Prozent der entstandenen Schäden.

Provinzchef: Hebei „Graben“ für Peking
Sogar einige Beamte deuteten an, das Ziel der Hochwasserableitung sei gewesen, den Schaden in Peking und Xiong’an sowie der strategisch wichtigen Hafenstadt Tianjin so gering wie möglich zu halten. Vor allem der Parteichef von Hebei, Ni Yuefeng, verärgerte einige in der Kommunistische Partei Chinas (KPCh), als er beklagte, dass seine Provinz als „Graben“ für Peking herhalten müsse. Die Zensurbehörde löschte seine Äußerungen später aus dem chinesischen Internet.

Nach Ansicht einiger von „CNN“ befragter Expertinnen und Experten waren offiziell verschiedene Faktoren ausschlaggebend dafür, wie und wohin das Hochwasser umgeleitet wurde – darunter die Geschwindigkeit und die Stärke der Fluten, der Pegelstand der umliegenden Stauseen sowie bestehende Richtlinien und Vorschriften zum Hochwassermanagement. Angesichts der mangelnden Transparenz seitens der chinesischen Behörden bleibe es allerdings unklar, warum genau die Entscheidungen getroffen worden seien, die zu den Überschwemmungen in Hebei geführt hätten, so der Sender.

APA/AFP/Jade Gao
Andere Städte und Dörfer in der Provinz Hebei wurden stark überschwemmt

In Vorbereitung auf die starken Regenfälle Ende Juli hatte allerdings Chinas Minister für Wasserressourcen, Li Guoying, Beamte angewiesen, Pläne zur Umleitung des Hochwassers zu erstellen, um „das Hochwasser außerhalb des Stadtgebiets von Xiong’an zu halten und den Druck auf die dort neu gebauten Dämme zu verringern“.

Sumpfgebiet mit „Standortvorteil“?
Dass das Gebiet anfällig für Hochwasser ist, wusste man allerdings schon davor. Xiong’an liegt tief und zeichnet sich durch eine Sumpflandschaft aus. Schon in der Planungsphase kamen „CNN“ zufolge Experten, die Grund und Boden des Gebiets bewertet hatten, zu dem Schluss, dass bei einer Bevölkerungszahl von fünf Millionen etwa die Hälfte im Falle eines Jahrhunderthochwassers gefährdet sein würde.

„Das neue Gebiet hat einen offensichtlichen Standortvorteil und verfügt über reiche Landressourcen, aber es gibt auch einige Probleme wie zum Beispiel den Mangel an Trinkwasserquellen, die starke Verschmutzung von Flüssen und das hohe Risiko von Hochwasserkatastrophen“, heißt es dazu in einer von der Chinesischen Akademie der Wissenschaften veröffentlichten Bewertung.

picturedesk.com/Eyevine/Yan Yan Xinhua
Xiong’an ist Insidern zufolge ein Lieblingsprojekt des chinesischen Präsidenten

Der prominente Ingenieur und Politiker Xu Kuangdi, ehemaliger Bürgermeister von Schanghai, spielte jedoch die Bedenken herunter. Er erwähnte etwa die traditionelle chinesische Philosophie und die nationale Bedeutung des Feuchtgebiets als Schauplatz von Guerillakämpfen gegen die eindringenden japanischen Truppen während des Zweiten Weltkriegs.

Moderne Dämme und Schwammstadt-Merkmale
Trotz allem ist Xiong’an mit modernen Dämmen ausgestattet, wie die Website der Bezirksregierung zeigt – anders als viele andere Städte in Hebei. Dazu gehört diverse Infrastruktur, die großen Wassermengen standhalten kann, sowie Funktionen einer Schwammstadt, etwa durchlässige Oberflächen, die Wasser absorbieren.

Präsident Xi nannte als einen der Hauptgründe für die Errichtung von Xiong’an einst, die Hauptstadt Peking wirtschaftlich entlasten zu wollen. Konzepte der Urbanisierung und Nachhaltigkeit sollten dabei im Vordergrund stehen. Expertinnen und Experten gehen laut „CNN“ aber vielmehr davon aus, dass eine wachsende Bevölkerung und die zunehmende wirtschaftliche Entwicklung das ohnehin bestehende Risiko der Auswirkungen von Naturkatastrophen in der Region verschärfen werden – ebenso wie die menschengemachte Klimakrise, die extreme Wetterereignisse häufiger, intensiver und unvorhersehbarer macht.
26.08.2023, vogl, ORF.at

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Hochwasser in China: Hoher Preis für Xis Traumstadt
 

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#22
ERNEUERBARE VERZEHNFACHEN
Wie China bis 2060 klimaneutral werden kann
Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt verfügt bereits über große Mengen erneuerbarer Energie, muss diese aber massiv ausbauen. Das bringt Konflikte um Flächennutzung

Eine Solaranlage in der Region Ningxia im Norden Chinas. Für derartige Großanlagen wird es im Osten an Flächen fehlen.
AFP/STR

In vielen Diskussionen um Maßnahmen gegen den Klimawandel spielt China eine entscheidende Rolle. Was kleine Länder oder Einzelpersonen tun, sei irrelevant, solange Supermächte wie China ihren Kurs nicht ändern. China ist aktuell der größte Emittent von Treibhausgasen weltweit. Fast ein Drittel des globalen CO2-Ausstoßes kommt inzwischen von dort. Den Ausstoß Chinas in den Griff zu kriegen, wird also tatsächlich entscheidend sein, um die Erderwärmung so weit zu begrenzen, dass eine katastrophale Entwicklung vermieden werden kann.

Eine neue Studie, die nun im Fachjournal "Proceedings of the National Academy of Sciences" erschien, betrachtet nun die Maßnahmen, die in China nötig wären, um das Land bis 2060 klimaneutral zu machen.

Chinas Energiepolitik steht vor allem wegen des Baus neuer Kohlekraftwerke in der Kritik, ist Energiegewinnung aus Kohle doch ist im Vergleich zu anderen fossilen Energieträgern besonders problematisch, weil dabei noch größere Mengen CO2 anfallen als bei Öl und Gas. Doch parallel investiert China auch groß in erneuerbare Energie. Offiziell strebt China nämlich CO2-Neutralität an. Der Weltklimarat rechnet mit einem Rückgang des Anteils an Energie aus Kohle in China auf 35 Prozent im Jahr 2040. 2017 waren es noch 60 Prozent. Der Höhepunkt des CO2-Ausstoßes soll laut Plänen Chinas von 2020 bald erreicht sein, bis 2060 will man komplett CO2-neutral sein.

Umsetzung
Wie das gehen könnte, untersuchte nun eine Forschungskooperation der Tsinghua-Universität in Peking und der University of California San Diego. "Wir wissen, dass China ein sehr ehrgeiziges Ziel verfolgt, um CO2-neutral zu werden. Wir wollten herausfinden, was das genau erfordert", sagt Studienautor Michael Davidson von der School of Global Policy and Strategy und der Jacobs School of Engineering der UC San Diego.

Startpunkt war die Erstellung eines Modells eines möglichen CO2-neutralen Energieversorgungsnetzes für China im Jahr 2060. Dieses speiste man in eine Computersimulation, die untersuchen sollte, wie die Umstellung aussehen müsste. Die Simulation betrachtete das gesamte Netz aus Kraftwerken und Übertragungsleitungen in Parzellen mit einer Größe von 20 bis 30 Quadratkilometern.


Ein über dem Wasser erbautes Solarkraftwerk in Taizhou im Osten Chinas.
AFP/STRINGER

Verzehnfachung für Erneuerbare
Ein Ergebnis war, dass China in den kommenden Jahrzehnten Wind- und Solarkraftwerke mit einer Leistung von je zwei bis vier Terawatt errichten muss. Zum Vergleich: Die Leistung aller österreichischen Kraftwerke beträgt insgesamt 28 Gigawatt, also weniger als ein Hundertstel davon. Für China bedeutet das, dass es seine Kapazitäten zur Erzeugung von Wind- und Solarstrom verzehnfachen muss. Energie aus Sonne und Wind ist bekanntermaßen nicht durchgehend verfügbar, sondern Schwankungen durch Wetter, Tages- und Jahreszeiten unterworfen. Zusätzlich braucht es daher große Speicherkapazitäten, sowie eine Verdoppelung oder Verdreifachung der Kapazitäten an Hochspannungsleitungen.

Im Zuge der Arbeit des Teams zeigte sich, dass damit verschiedene Konflikte verbunden wären. Im Osten Chinas ist in den Küstenregionen etwa nicht genügend Fläche vorhanden, um diese Anlagen zu errichten. Sie müssten in kleinen Einheiten auf vorhandenen Gebäuden installiert werden. China muss sich zudem einem Problem stellen, das auch aus Österreich bekannt ist. Die Forschenden fordern, die Energiepolitik besser zu koordinieren und landesweit auszurichten, statt sie Ad-hoc-Entscheidungen der Lokalregierungen zu überlassen. 80 Prozent der Photovoltaikfläche und 55 Prozent der Windräder müssten in einem Umkreis von etwa 150 Kilometern um große Ballungszentren errichtet werden. Das könne nur koordiniert funktionieren.

Abhängigkeit von Kohle
Wie ernst es China mit seinen selbst gesteckten Zielen ist, ist dabei nicht völlig klar. Eine Vereinbarung auf einen Ausstieg aus der Energiegewinnung durch Kohle bekämpfte China bei der letzten UN-Klimakonferenz in Dubai. China ist weiterhin stark auf Kohle angewiesen und will sich diese Option offenhalten. Noch schlechter steht es um Indien und einige südostasiatische Staaten. Laut dem Weltklimarat werden sie weiterhin viel Energie aus Kohle gewinnen und dafür sorgen, dass 2050 80 Prozent des weltweiten Kohleverbrauchs auf das Konto dieser Staaten gehen wird.

Aus Europa sind die Nachrichten vergleichsweise ermutigend, hier sank der CO2-Ausstoß auf das Niveau der 1960er-Jahre. Nicht eingerechnet sind allerdings in Drittstaaten entstandene Emissionen von eingeführten Produkten – Drittstaaten wie China.
(Reinhard Kleindl, 27.2.2024)
Wie China bis 2060 klimaneutral werden kann
 

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#23
Energie
China investiert Milliarden in den Bau neuer Atomkraftwerke
In keinem Land befinden sich derzeit so viele Nuklearreaktoren in Bau wie in China. Alternative Energieformen haben nur einen kleinen Anteil am Energiemix
21. August 2024, 16:48

China setzt verstärkt auf nukleare Energie. In keinem anderen Land befinden sich derzeit so viele Nuklearreaktoren in Bau wie in China.
Foto: Imago

Als Japan im vergangenen Jahr damit begann, nuklear belastetes Wasser, das zur Kühlung der Reaktoren von Fukushima verwendet worden war, in den Pazifik abzuleiten, schäumte man in China noch. "Der Ozean ist ein gemeinsames Gut der Menschheit, nicht Japans Abwasserkanal", hieß es aus dem chinesischen Außenministerium. Japan konterte: Was die chinesischen Atomkraftwerke an Abwasser ins Gelbe Meer leiteten, sei weitaus schädlicher.

Tatsache ist jedenfalls, dass China immer stärker auf Atomkraft setzt. Wie Montag bekannt wurde, hat die Regierung nochmals fünf neue Nuklearreaktoren genehmigt. Die Projekte befinden sich in den Provinzen Jiangsu, Shandong, Guangdong, Zhejiang und Guangxi. Das Investitionsvolumen liegt bei rund 220 Milliarden Renminbi, umgerechnet etwa 30 Milliarden Euro. Derzeit dauert es etwa 50 bis 60 Monate, bis solche Reaktoren fertiggestellt werden.

China überragt alle
In keinem anderen Land befinden sich derzeit so viele Nuklearreaktoren in Bau wie in China. Von 2019 bis 2021 genehmigte Peking jedes Jahr den Bau vier neuer Reaktoren. In den Jahren 2022 und 2023 waren es jeweils zehn. Derzeit trägt Atomkraft nur knapp 2,4 Prozent zum Energiemix Chinas bei. Bei der Stromerzeugung sind es fünf Prozent.

Der Anteil aber wird in den kommenden Jahren sowohl absolut wie relativ stark zunehmen. Knapp 450 Milliarden US-Dollar hat Peking investiert, um in den kommenden 35 Jahren 150 neue Atomkraftwerke ans Netz zu bringen. Die hohe Anzahl ist damit zu erklären, dass China vor allem auf Kraftwerke der vierten Generation, sogenannte "Minireaktoren", setzt. Deren Leistung liegt zwischen 200 und 300 Megawatt. Viele Analysten sind der Meinung, dass China damit zum "König der Atomkraft" aufsteigt und auch die USA hinter sich lassen wird.

140 Milliarden US-Dollar wiederum hat das Land allein 2023 in den Ausbau von Solar- und Windenergie investiert – mehr als jedes andere Land auf der Welt. Der Anteil von Kohle an der Primärenergieerzeugung ist von 70 Prozent im Jahr 2010 auf 55 Prozent im Jahr 2022 gefallen, der Anteil aus regenerativen Energiequellen wie Wasser auf über 16 Prozent gestiegen.

Kohle und Wind
Bei genauerem Hinsehen trübt sich das Bild vom sauberen China: Gefallen ist der Kohleverbrauch in den vergangenen Jahren nicht, der Anstieg hat sich nur etwas verlangsamt. Und 2020 wurden in China neue Kohlekraftwerke mit einer Kapazität von 29 Gigawatt (GW) in Betrieb genommen – fast doppelt so viel wie im Rest der Welt zusammen. Bei den erneuerbaren Energien wiederum macht Wasserkraft mit Abstand den größten Teil aus.

Der Grund, weshalb China genau diese Energiequellen ausbaut, ist geostrategischer Natur. Trotz der aktuellen Wachstumsdelle wächst die chinesische Wirtschaft mit vier bis fünf Prozent im Jahr. Die Energienachfrage könnte sogar noch schneller zunehmen, da Datenzentren für künstliche Intelligenz überproportional viel Strom brauchen.

Da die geopolitischen Spannungen mit den meisten Nachbarn Chinas in den vergangenen Jahren zugenommen haben, sind vor allem die Energieträger attraktiv, die im eigenen Land vorhanden sind. Öl nämlich muss importiert werden (das erklärt in Teilen auch das stärkere Engagement Pekings im Nahen Osten). Im Konfliktfall mit den USA könnten diese China wohl von Öllieferungen abschneiden. Kohle ist in Mengen vorhanden, aber endlich. Zudem war die Luftverschmutzung in den chinesischen Städten zu einem immer größeren Problem geworden, der auch die Legitimität der Kommunistischen Partei zu belasten begann. In den vergangenen zehn Jahren hat sich die Luftqualität in vielen Metropolen deutlich gebessert, da viele Anlagen modernisiert und Filter eingebaut wurden. Solar- und Windkraftanlagen werden vor allem in der Region Xinjiang produziert – allerdings meist unter dem Einsatz von Kohleenergie. Zudem ist der energetische Erntefaktor der Anlagen oft geringer als bei Kohle oder Atomkraft.

Nuklearenergie ist damit für Peking eine Art Königsweg: Sie hat das Potenzial, den stark wachsenden Energiebedarf zu decken, ohne dabei große Umweltschäden zu verursachen. Zu einem atomaren Unfall wie in Fukushima 2011 ist es in China bisher nicht gekommen.
(Philipp Mattheis, 21.8.2024)
China investiert Milliarden in den Bau neuer Atomkraftwerke
 

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#24
Bullet-Train
Der schnellste Zug der Welt
In Peking wurde mit dem Zugmodell CR450 der weltweit schnellste Hochgeschwindigkeitszug präsentiert. Er bringt bis zu 450 km/h auf die Schienen

Schnittiger Bullet-Train: Der CR450 ist der neueste Hochgeschwindigkeitsrekordhalter auf der Schiene. Unterwegs ist er in China.
Foto: EPA/XINHUA / Ju Huanzong

China verfügt nicht nur über das weltweit längste Hochgeschwindigkeitsnetz, sondern mit dem Zugmodell CR450, das am 29. Dezember 2024 in Peking vorgestellt wurde, auch über den aktuell schnellsten Hochgeschwindigkeitszug der Welt. Gebaut wurde er von der China Railway Rolling Stock Corporation, dem größten Schienenfahrzeughersteller der Welt. Bei Tests erreichte der Zug eine Höchstgeschwindigkeit von 435 km/h – im kommerziellen Betrieb wird er allerdings nur 400 km/h erreichen.


Die Business-Class im neuen CR450.
Foto: EPA/XINHUA / Ju Huanzong

Der CR450 übertrifft damit die bisherigen Rekordhalter, die CR400 "Fuxing", ebenfalls in China unterwegs. Sie fahren mit einer kommerziellen Höchstgeschwindigkeit von 350 Kilometern pro Stunde, haben aber bei Tests schon 420 Kilometer pro Stunde erreicht. Die schnellsten CR400-Varianten werden derzeit auf den Hauptstrecken Peking–Schanghai–Hongkong und Peking–Harbin eingesetzt.

Verbesserte Technologie
Wie kommt es, dass der CR450 so viel schneller fahren kann? Laut Railway-News liegt das an verbesserten Antriebssystemen, leichten Materialien und "optimierten aerodynamischen Strukturen". Es gibt sogar zwei Zugmodelle in der Serie: Der CR450AF hat eine pfeilförmige Front, um den Luftwiderstand zu verringern, und der CR450BF hat eine silberne Lackierung und einen roten Streifen, um seine Sichtbarkeit zu verbessern.


Der Großraumwaggon und ein "Mehrzweck-Kammerl" im neuen Rekordzug.
Foto: EPA/XINHUA / Ju Huanzong

Überdies verfügen die Züge über weitere technische Verbesserungen wie fortschrittliche Lärmminderungs- und Überwachungssysteme sowie Bremssysteme der nächsten Generation, die selbst bei diesen hohen Geschwindigkeiten eine sichere Fahrt gewährleisten sollen.

Fun Fact: Der schnellste öffentliche Zug der Welt, der Maglev, erreicht eine kommerzielle Höchstgeschwindigkeit von 460 Kilometern pro Stunde. Er ist ebenfalls in China unterwegs und verbindet den Schanghaier Flughafen Pudongt mit dem Bahnhof Longyang Road im Stadtzentrum. Allerdings ist er im Gegensatz zu seinen schnellen Geschwistern nicht auf herkömmlichen Schienen unterwegs, sondern schwebt auf Magneten (Magnetic Levitation). Die 30 Kilometer lange Strecke legt er in nur siebeneinhalb Minuten zurück.
(red, 17.1.2025)
Der schnellste Zug der Welt
 

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#25
Technologie
China will riesiges Solarkraftwerk im All bauen
Auch andernorts wird an der Technologie gearbeitet, darunter in Japan und Island
Man kann den Plan durchaus ambitioniert nennen, und die Verantwortlichen sparen auch nicht mit Superlativen: Chinesische Wissenschafter haben Pläne zur Errichtung eines riesigen Solarkraftwerks in der Erdumlaufbahn vorgestellt, berichtet Live Science. Mit dem Projekt möchte man Probleme umgehen, die die Ausbeute terrestrischer Photovoltaikanlagen empfindlich einschränken können.

Einerseits geht es dabei um die Absorption von Sonneneinstrahlung durch die Atmosphäre, welche die Energiedichte auf etwa ein Zehntel reduziert. Andererseits entgeht man damit Wettereinflüssen, etwa Wolken, die den Ertrag ebenfalls mindern.

Traum vom Solarring
Viel ist sonst allerdings nicht bekannt. Das Panel-Array soll rund einen Kilometer breit werden. Die Energie will man mittels gebündelter Mikrowellenstrahlen an Bodenstationen übertragen. Die Komponenten des Kraftwerks sollen mit neuen, in Entwicklung befindlichen wiederverwendbaren Schwerlastraketen (Langer Marsch 9) in einen geostationären Orbit in rund 36.000 Kilometer Höhe gebracht werden. Man sieht das Projekt als Äquivalent zum Drei-Schluchten-Damm am Yangtse-Fluss, einer der größten Stauanlagen der Welt und jener mit der höchsten Generatorleistung (bis zu 22,5 Gigawatt).


Foto einer terrestrischen Solaranlage des Betreibers CKW im schweizerischen Leuk.
REUTERS/DENIS BALIBOUSE

Eine Gesamtgröße wurde nicht genannt. Lehao selbst träumt von einem Ring aus Solarpaneelen rund um die Erde, der bei einem Kilometer Breite jährlich so viel Energie liefern könnte wie die gesamte Erdölausbeute auf der Erde. Ein solcher Ring ist freilich noch ferne Zukunftsmusik, und auch die Errichtung des ersten Kraftwerks dürfte wohl ein Projekt für Jahrzehnte sein.

Interesse an Weltraum-Photovoltaik steigt
Photovoltaikanlagen im Weltall stoßen aber auch andernorts auf Interesse. Etwa bei den US-Unternehmen Lockheed Martin und Northrop Grumman, der europäischen Raumfahrtagentur Esa und der japanischen Jaxa. Letztere kündigte für heuer einen Test an, mit dem man die Tauglichkeit des Konzepts prüfen möchte. Man möchte einen rund 180 Kilogramm schweren Satelliten mit Solarpaneelen auf 400 Kilometer Höhe bringen. Man rechnet damit, dass dieser laufend bis zu ein Kilowatt an Energie zur Bodenstation übertragen wird.

Einen ersten Transfer von Energie zwischen einem Satelliten mit Solarpaneelen und der Erde demonstrierten bereits Forscher des California Institute of Technology im Jahr 2023. Die übertragene Leistung bewegte sich allerdings im Milliwattbereich, berichtete IFL Science.


Die Bauelemente der chinesischen Weltraum-Solaranlage sollen mit der noch in Entwicklung befindlichen Schwerlastrakete Langer Marsch 9 ins All gebracht werden. Hier zu sehen: der Start einer Langer-Marsch-5B-Rakete.
IMAGO/Liu Fang

Britisch-isländische Pläne
In Umsetzung befindet sich auch ein Projekt der in Island ansässigen Unternehmen Reykjavik Energy und Transition Labs gemeinsam mit dem britischen Unternehmen Space Solar. Es gibt auch schon einen konkreten Zeitplan. Man möchte, so fasst es Space.com zusammen, bis 2030 eine rund 400 Meter breite Solaranlage im mittleren Erdorbit bauen, die bis zu 30 Megawatt an Energie liefern soll. Damit ließen sich theoretisch bis zu 3000 Haushalte versorgen.

Die Kosten des Pilotprojekts wurden mit circa 800 Millionen Dollar (rund 770 Millionen Euro) beziffert. Die Übertragungstechnologie wurde in Experimenten auf der Erde bereits erfolgreich getestet. So alles nach Plan läuft, sehen die Pläne die Errichtung weiterer und größerer Photovoltaikanlagen im All vor, die bis Mitte der 2040er einen Energieoutput von über 15 Gigawatt erreichen sollen.
(gpi, 21.1.2025)
China will riesiges Solarkraftwerk im All bauen
 
#26
Ich verstehe nicht, warum man versucht, im Weltraum Energie aus der Sonne zu gewinnen. Auch auf der Erde erreicht uns Sonnenlicht. In ähnlicher Weise kann man hier Energie aus der Sonne gewinnen, und es wird weniger kosten.
 

josef

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#27
China baut höchste Brücke der Welt: Hauptstruktur ist fertig
23.01.2025
Die Hängebrücke überspannt einen Canyon im Süden Chinas und wurde innerhalb von 3 Jahren gebaut. Sie soll noch heuer eröffnet werden.
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Die Hautstruktur der höchsten Brücke der Welt wurde am 17. Jänner 2025 in China fertiggestellt. Der letzte 215 Tonnen schwere Stahlträger wurde am vergangenen Freitag in seine Position gehievt.









Alle Bilder: Xinhua

Die Hängebrücke überspannt den Huajiang Canyon im Süden Chinas und ist insgesamt 2.890 Meter lang. Die längste Stützweite, also die Weite zwischen 2 Pfeilern, beträgt 1.420 Meter.


625 Meter bis zum Grund
Um die Brücke zu bauen, benötigte es laut chinesischen Staatsmedien ein Seilzugsystem mit der weltweit größten Spannweite. Die Baukosten der Brücke sollen sich auf umgerechnet 260 Millionen Euro belaufen. Von der Brücke bis zum darunterliegenden Fluss sind es 625 Meter. Das entspricht ziemlich genau 2 Eiffeltürmen übereinander oder 4,6 Mal dem Südturm des Wiener Stephansdoms. Damit gilt die Hängebrücke als höchste Brücke der Welt und löst die Beipanjiang-Brücke ab, die sich ebenfalls in China befindet. Die höchste Brücke Österreichs, die Europabrücke der Brennerautobahn, ist 190 Meter hoch.

In nur 3 Jahren gebaut
Der Bau der Huajiang-Brücke startete 2022 und soll heuer abgeschlossen werden. Die Region Guizhou, in der sich die Brücke befindet, gilt als besonders gebirgig und beherbergt fast die Hälfte der 100 höchsten Brücken der Welt. Die Brücken gelten als Lebensadern, um entlegene Gebiete miteinander zu verbinden und wirtschaftlich voranzutreiben. Insgesamt wurden in der Provinz seit den 1970er-Jahren mehr als 9.000 Autobahnkilometer gebaut. Das entspricht etwa 234 Kilometer pro einer Million Einwohner. Das ist vergleichbar mit Österreich mit 250 Kilometer Autobahn pro Million Einwohner.

Land der Brücken
Die Brücke gilt als längste Hängebrücke in einem Berggebiet. Hängebrücken über Gewässer oder Land sind allerdings deutlich länger. Die längste erstreckt sich etwa über den Fluss Jangtse und verbindet die chinesischen Städte Changzhou und Taizhou. Insgesamt ist die Brücke knapp 10 Kilometer lang. Bei den längsten Nicht-Hängebrücken hat ebenfalls China die Nase vorn. Die sogenannte "Große Brücke" zwischen Danyang und Kunshan ist ein knapp 165 Kilometer langer Eisenbahnviadukt, der auf der Schnellbahnstrecke zwischen Peking und Shanghai liegt. Die längste europäische Brücke ist die Krimbrücke mit 19 Kilometern.
25.01.2025
China baut höchste Brücke der Welt: Hauptstruktur ist fertig
 

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#28
Baut China im Geheimen gerade einen der größten Kernfusionsreaktoren der Welt?
Die neue Laserfusionsanlage dürfte vor allem für Atomwaffentests relevant sein. Aber auch bei der Energiegewinnung durch Kernfusion zieht China immer weiter voran
Von oben sieht die Anlage aus wie ein großes X: mit einem quadratischen Turm in der Mitte und vier "Armen", die auf jeder Seite nach außen ragen. Was China hier tief im Landesinneren, nahe der Stadt Mianyang, baut, ist laut Expertinnen und Experten wohl ein gewaltiger Laserfusionsreaktor. Die Anlage ist wahrscheinlich die größte der Welt, dennoch hat sie bisher noch kaum jemand in der Öffentlichkeit gesehen.

Es waren die Nachforschungen zweier US-amerikanischer Forschungseinrichtungen, die das Ausmaß des Projekts kürzlich ans Licht brachten. Die Anlage könnte laut Expertinnen und Experten vor allem dazu beitragen, die Forschung zu Atomwaffen zu verbessern. Denn im Laser Fusion Major Device Laboratory in Mianyang, wie das Projekt laut behördlichen Dokumenten heißt, können Mini-Nuklearexplosionen simuliert werden, ohne internationale Verträge wie das Verbot von Nuklearversuchen zu verletzen.

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Mario Nafal

Unerschöpfliche Energiequelle
Ein weiterer Nutzen dürfte aber die Weiterentwicklung der sogenannten Laser- beziehungsweise Trägheitsfusion sein. Seit Jahren forschen China und einige andere Staaten an den physikalischen und technologischen Grundlagen für ein funktionierendes Fusionskraftwerk, das die energiereichen Reaktionen der Sonne auch auf der Erde imitiert.

Die Potenziale der Technologie wären groß: Durch das Verschmelzen von Wasserstoffatomkernen werden gewaltige Mengen an Energie frei, die unabhängig von Tages- und Jahreszeiten zur Verfügung stünden. Allein aus einem Gramm Brennstoff kann in der Kernfusion so viel Energie gewonnen werden wie bei der Verbrennung von elf Tonnen Steinkohle – ohne dabei direkt Emissionen zu erzeugen, im besten Fall ohne langlebige radioaktive Abfälle und ohne die Gefahr einer Kettenreaktion und Kernschmelze wie bei der Kernspaltung. Eine Anlage, die alle Elemente der komplexen Technologie umfasst, existiert aber bisher nicht.

Geheime Forschung
"Es wundert mich nicht, dass China das neue Fusionsprojekt nicht an die große Glocke hängt", sagt Christopher Albert, theoretischer Plasmaphysiker an der TU Graz. Schon in den vergangenen Jahren habe China einige Anlagen gebaut, ohne der Weltöffentlichkeit davon zu berichten. "Meist treten sie erst mit uns in Kontakt, wenn sie zusammenarbeiten möchten", sagt Albert.

Hinzu kommt, dass die Laserfusionsanlage vorrangig nicht für die Energieerzeugung, sondern für die Atomwaffenforschung genutzt werden kann. "Solche Anlagen sind meist wenig offen und zugänglich", sagt Friedrich Aumayr, Universitätsprofessor für Ionen- und Plasmaphysik an der TU Wien. Das gelte im Übrigen nicht nur für China, sondern auch für die USA. Denn an der National Ignition Facility (NIF) in Kalifornien, der aktuell größten Laserfusionsanlage, werden ebenfalls bereits seit vielen Jahren Kernwaffenexplosionen simuliert. "Von den Dingen, die dort passieren, erfährt man häufig nur einen Bruchteil", sagt Aumayr.


An der National Ignition Facility in den USA, einer Versuchsanlage für die Laserfusion, gelang es den Forschenden bereits, am Ende mehr Energie zu erzeugen, als am Anfang hineingesteckt wurde. Die Anlage wird auch für die Atomwaffenforschung genutzt.
AFP/Lawrence Livermore National

Viele Hürden bei Laserfusion
Das Prinzip bei der Laserfusionsanlage: Von den jeweiligen Seitenarmen, die auch auf dem Satellitenbild der neuen Anlage in China zu sehen sind, werden Laser auf das zentrale Gebäude in der Mitte geschossen, in dessen Hohlraum sich Wasserstoffisotope befinden. Die Energie durch die Laser soll dazu führen, dass die Wasserstoffkerne miteinander verschmelzen und dadurch Energie freigesetzt wird.

Für die Energiegewinnung dürfte die Laserfusion in baldiger Zukunft aber noch keine Rolle spielen. Zwar gelang es den Forschenden an der NIF in den USA bereits 2022, mehr Fusionsenergie zu erzeugen, als Energie für die Aufheizung nötig war. Und auch die Laser, die dabei zum Einsatz kommen, werden immer besser und effizienter. "Noch ist aber nicht klar, wie sich daraus ein funktionierendes Kraftwerk bauen lässt", sagt Aumayr. Denn dafür müsste der Brennstoff im Reaktor bis zu zehnmal pro Sekunde von den Lasern beschossen werden. Aktuell könne dies nur ein- bis zweimal pro Tag gemacht werden.

Fokus auf anderes Verfahren
Allerdings investiert China nicht nur in die Laserfusion, sondern auch in die Kernfusion unter Magneteinschluss – ein Verfahren, das Expertinnen und Experten schon weit näher an der Umsetzung sehen und das eines Tages vielleicht tatsächlich für die Energiegewinnung genutzt werden könnte.

Der Unterschied: Anstatt mit Lasern auf Wasserstoffisotope zu schießen, wird das mehr als 100 Millionen Grad Celsius heiße Plasma, das aus der Verschmelzung der Atomkerne entsteht, durch magnetische Felder eingeschlossen. Die dadurch freigesetzten Neutronen und Energie können dann eine Flüssigkeit erhitzen, und mit dem dadurch entstehenden Dampf kann Strom erzeugt werden.

Zugriff auf Know-how
Bisher waren es vor allem die EU, Japan und die USA, die die Forschung in der Kernfusion unter Magneteinschluss vorantrieben. Doch seit einiger Zeit zieht China bei der Entwicklung immer mehr voran. "Vor zehn Jahren haben die Chinesen noch sehr viel von uns gelernt. Jetzt setzen sie die Projekte um", sagt Elisabeth Wolfrum, Wissenschafterin am Max-Planck-Institut für Plasmaphysik.

Geholfen dürfte dem Land auch seine Beteiligung am Iter haben – jenem Kernfusionsreaktor, an dem die EU, die USA, China, Südkorea, Japan, Russland und Indien gemeinsam seit vielen Jahren in Südfrankreich bauen. "China hat dadurch wie die anderen Staaten vollen Zugriff auf Know-how", sagt Aumayr. Es bringe sich zwar auch mit eigenem Wissen ein, ziehe aber auch viel ab.


Schnellere Umsetzung
Und während sich der Bau des Iter immer wieder verzögert, weil die Umsetzung an den strengen und nicht passenden nationalen Regularien scheitere, die nach wie vor nicht auf Fusionskraftwerke, sondern auf die herkömmliche Kernspaltung ausgelegt seien, stellen sich die Chinesen bereits ihre eigenen "Iter" ins Land, sagt Aumayr. "Dort laufen Genehmigungsverfahren nicht nur schneller ab, wenn der politische Wille vorhanden ist, sondern es werden Projekte gleich in einer ganz anderen Größenordnung umgesetzt."


Seit vielen Jahren wird am Iter in Frankreich gebaut. Die Umsetzung verzögert sich laut Expertinnen jedoch immer wieder auch aufgrund strenger Regularien.
Foto: AFP/NICOLAS TUCAT

Ähnlich sieht es der Physiker Christopher Albert: "Die chinesische Regierung plant viele Projekte sehr langfristig. Außerdem macht sie großen politischen Druck und stellt viele finanzielle Mittel zur Verfügung, damit die Anlagen in der vorgegebenen Zeitspanne fertig werden." Seien Materialien für den Bau am Weltmarkt vorübergehend nicht verfügbar, stelle die Regierung eben eine neue Fabrik daneben.

Lösung für saubere Energie
Für China ist die Kernfusion eine Lösung, die vielen Kohlekraftwerke im Land zu ersetzen und die große Bevölkerung künftig mit sauberer Energie zu versorgen. Kein anderes Land hat in den vergangenen Jahren so viel Geld in die Technologie gesteckt wie China, in keinem Land wurden jüngst so viele Patente dazu angemeldet.

Erst kürzlich gelang es chinesischen Forschenden bei einem Test in der EAST-Anlage (Experimental Advanced Superconducting Tokamak) – auch "künstliche Sonne" genannt –, einen neuen Weltrekord aufzustellen: Fast 18 Minuten lang konnte das Plasma aufrecht und in Bewegung gehalten werden. Das ist mehr als doppelt so lang wie der bisherige Rekord, den die chinesischen Forschenden 2023 aufstellten.

Kommerzielle Anlagen bis 2050
Spätestens 2027 soll dann der Burning Plasma Experimental Tokamak (BEST) im Osten Chinas fertig sein, 2035 dann der China Fusion Engineering Test Reactor (CFETR), der die Brücke zwischen Forschung und kommerzieller Anwendung bilden soll. Ab 2050 will das Land die ersten kommerziellen Fusionskraftwerke betreiben – ein Zeitplan, den sowohl Wolfrum und Albert als auch Aumayr für sehr realistisch halten.

"In Europa werden wir bis dahin sicher noch kein funktionierendes Fusionskraftwerk haben", sagt Wolfrum. Der im Bau befindliche Iter basiert laut Aumayr auf einer Technologie von vor zwanzig Jahren, mit dem Wissen von heute ließen sich schon ganz andere Reaktoren bauen. Trotz der vielen Start-ups in Europa und den USA, die sich mittlerweile mit der Kernfusion beschäftigen, sei der Iter aber nach wie vor der derzeit sicherste Weg zu einem funktionierenden Fusionskraftwerk.

Europa führe im Bereich der magnetischen Fusion weltweit nach wie vor, China hole aber immer mehr auf, sagt Aumayr. Der Wettlauf zur Kernfusion erinnert den Experten an das Rennen zum Mond: "Für China ist die Kernfusion auch ein Prestigeprojekt. Es geht darum zu zeigen, dass sie mit ihrer Technologie dem Westen voraus sind."

Einige Risiken
Es gibt aber auch Risiken: Passe man bei der Auswahl der Materialien im Reaktor nicht auf, können die schnellen Neutronen, die bei der Kernschmelze frei werden, zu radioaktiven Materialien führen, die sehr lange strahlen, sagt Wolfrum. Auch das Wasserstoffisotop Tritium, das bei der Kernfusion gemeinsam mit Deuterium zu Helium verschmolzen wird, ist alles andere als leicht zu handhaben. Da das Isotop radioaktiv ist, müsse es gut eingeschlossen werden.

Im besten Fall sei ein Kernfusionskraftwerk ein geschlossener Kreislauf, in dem das erforderliche Tritium aus Lithium erbrütet wird und aus dem keine belasteten Materialien in die Umwelt entweichen. Dies müsse durch die nötige Technologie sichergestellt werden.

Gemeinsamer Austausch
Nicht zuletzt seien viele weitere technische Fragen offen, unter anderem wie sich das Plasma noch länger stabil halten lässt und ob und wie am Ende tatsächlich mehr Energie erzeugt werden kann, als am Anfang hineinfließt, sagt Albert. Zudem brauche es viel mehr Tests, wie gut die Materialien, die in einem Fusionskraftwerk zum Einsatz kommen, den Neutronenbeschuss aushalten, der bei der Fusion entsteht. Und selbst bei der richtigen Auswahl der Materialien entstehen bei der Kernfusion radioaktive Abfälle, die mindestens 100 bis 200 Jahre zwischengelagert werden müssen, bevor sie wieder gefahrlos verwendet werden können.

Ohne einen gegenseitigen Austausch bei der Forschung werde es daher auch in Zukunft nicht gehen. "Kein Land kann die Kernfusion allein entwickeln", sagt Albert. Eines lasse sich somit schon sagen: Sollte das erste funktionierende Fusionskraftwerk eines Tages tatsächlich in China stehen, dann wäre das nicht nur ein chinesischer, sondern auch ein internationaler Erfolg.
(Jakob Pallinger, 13.2.2025)
Baut China im Geheimen gerade einen der größten Kernfusionsreaktoren der Welt?
 
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