Das Gesundheitswesen des 3. Reichs

Furch

Well-Known Member
#1
Dieses Thema ist angelehnt an Josefs Thread über den Justizapparat des NS-Regims, es ist mir irgendwie beim durchlesen eingefallen. Ich habe mich damit mal auseinandergesetzt und denke dass dieses Thema für einige interessant sein könnte. Jeder kennt die Gräueltaten die durch dieses Regime begangen wurden, interessant ist aber auch das "restliche" Medizinsystem, das natürlich absolut im Schatten steht.

Ein Beispiel: Maßnahmen gegen das Rauchen im NS-Staat. Nachdem deutsche Ärzte als erste den Zusammenhang zwischen Rauchen und Lungenkrebs erkannt hatten, wurde im Deutschen Reich die weltweit erste öffentliche Anti-Tabak-Kampagne initiiert. Während 1944 in den USA pro Kopf und Jahr etwa 3039 Zigaretten konsumiert wurden, waren es in Deutschland nur 743.

Auch interessant: Schon seit etwa den 1920er Jahren gab es in Deutschland Stimmen, die der Schulmedizin einen zu engen Blickwinkel vorwarfen und den naturwissenschaftlichen Charakter der Medizin als Einengung medizinischer Behandlungsmethoden charakterisierten. Diese offen geführte und sogar als „Krise der Medizin“ bezeichnete Debatte griffen die Nationalsozialisten auf. Der „Reichsärzteführer“ Gerhard Wagner veröffentlichte 1933 im Deutschen Ärzteblatt einen Artikel An alle Ärzte Deutschlands, die sich mit biologischen Heilverfahren befassen, in dem er deutlich zum Ausdruck brachte, dass Behandlungserfolge auch mit nicht schulmedizinischen Behandlungsmethoden zu erzielen seien. Die naturheilkundlich orientierten Ärzte aller Richtungen sollten sich zusammengefasst organisieren. Naturheilkundliche Methoden, die sich als wirksam erwiesen hätten, sollten mit der Schulmedizin verschmelzen. Zu diesem Zweck wurde im Jahr 1935 die „Arbeitsgemeinschaft für eine Neue Deutsche Heilkunde“ gegründet. Es folgte eine Welle von Publikationen zum Thema naturheilkundliche Heilverfahren und eine ebensolche Welle schulmedizinischer Gegenpublikationen. Die geplante Verschmelzung naturheilkundlicher und schulmedizinischer Ansätze fand nicht statt, 1937 wurde die Arbeitsgemeinschaft wieder aufgelöst. Zusammenschlüsse der Volksheilkundlichen Laienverbände wurden von verschiedenen Seiten angestrebt und hatten länger Bestand. Julius Streichers Versuch, die Laienverbände um seinen „Kampfbund für Deutsche Gesundheits- und Rassenpflege“ zu sammeln, der unter anderem Schutzimpfungen und Tierversuche abgelehnt hatte, scheiterte, der „Kampfbund“ wurde 1935 verboten. Gerhard Wagner, Leiter der ärztlichen Spitzenverbände, versuchte eine „Reichsarbeitsgemeinschaft der Verbände für naturgemäße Lebens- und Heilweise“ zu organisieren. Dieser Zusammenschluss bestand bis 1941, die Einzelverbände wurden durch Karl-Heinrich Franke im September 1941 aufgelöst und in den „Deutschen Volksgesundheitsbund“ überführt. Im Nachhinein wird mehrfach eine mangelnde Aufarbeitung der nationalsozialistischen Vergangenheit gerade im Bereich der Homöopathie angeführt.

Medizin im Nationalsozialismus

Maßnahmen gegen das Rauchen im NS-Staat
 
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