Deutsche leben südlich des einstigen Limes besser und länger als in den damals germanischen Territorien

josef

Administrator
Mitarbeiter
#1
Limes-Effekt
Wo Römer regierten, herrscht bis heute mehr Wohlstand und Zufriedenheit
In Deutschland leben Menschen südlich des einstigen Limes besser und länger als in den damals germanischen Territorien, zeigt eine Studie auf. Was steckt dahinter?

Ein rekonstruiertes Limes-Wachtor im Naturpark Altmühltal in Bayern: Der Grenzwall könnte bis heute in den Köpfen der Menschen weiterwirken, behaupten Forschende.
IMAGO/Zoonar

Wenn es um ein geteiltes Deutschland geht, ist die erste Assoziation jene Grenze, die infolge des Zweiten Weltkriegs bis 1990 zwischen der Bundesrepublik Deutschland (BRD) und der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) gezogen wurde. Nach wie vor ist die Teilung in teils massiven Unterschieden in der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Situation präsent. Um einiges weiter zurück in der Geschichte liegt eine andere Grenze: der Limes, der vor fast 2000 Jahren das heutige Deutschland in einen germanischen Norden und einen römischen Süden teilte.
Jene Gebiete, in denen die Römer regierten, profitieren bis heute davon, wie eine aktuelle Studie besagt, an der auch der Sozialhistoriker Fabian Wahl von der Wirtschaftsuniversität (WU) Wien beteiligt war. Demnach sind ehemals römisch besiedelte Gebiete heute noch tendenziell wohlhabender und dichter besiedelt als ehemalige germanische Territorien. Darüber hinaus seien die Menschen in den römisch geprägten Regionen zufriedener und leben im Durchschnitt ein halbes bis ein Jahr länger, heißt es in der Studie, die im Fachjournal Current Research in Ecological and Social Psychology veröffentlicht wurde.

Diese Unterschiede lassen sich laut Fabian Wahl oft sogar für direkt aneinandergrenzende Regionen nachweisen. "Wir haben dafür Landkreise, Städte und sogar Individuen im direkten Umkreis der alten römischen Grenze, des Limes, miteinander verglichen", erläutert der Historiker. Eigentlich würde man erwarten, dass es dort keine großen Differenzen gibt, weil die Regionen so nah und landschaftlich fast identisch sind.


Der Limes Germanicus (dicke schwarze Linie) teilte das heutige Gebiet von Deutschland. Die Römer brachten unter anderem Straßen (rot), Märkte und Bergbau (Dreiecke).
Obschonka et al / Current Research in Ecological and Social Psychology 2025

Leuchttürme
Als die Römer vor rund 2000 Jahren den Süden und Südwesten des heutigen Deutschlands besiedelten, brachten sie Innovationen, die bis heute nachwirken: Sie gründeten bedeutsame Städte wie Köln, Mainz und Augsburg, bauten ein ausgedehntes Straßennetz, errichteten Märkte, Wassermühlen, Aquädukte und Kanäle. Die römisch regierten Gebiete hatten dadurch einen Entwicklungsvorsprung gegenüber anderen.

In einer früheren Studie haben Wahl und seine Kollegen bereits festgestellt, dass südlich des Limes noch heute mehr Unternehmen und Start-ups gegründet und mehr Patente angemeldet werden. Wie Auswertungen der nächtlichen Lichtintensität zeigten, sind die ehemals römischen Gebiete dichter besiedelt und leuchten daher in der Nacht heller.

Das sei insbesondere dort bemerkenswert, wo der Limes sich nicht an geografischen Merkmalen wie Flüssen orientiert. "Die römische Grenze wurde oft eher zufällig gezogen und nicht nach ökonomischen Gesichtspunkten", sagt Wahl. So verlief der Limes nordöstlich von Stuttgart über eine Strecke von 80 Kilometern schnurgerade wie mit einem Lineal gezogen. "Es war also nicht so, dass die Römer konsequent fruchtbare Gebiete besiedelten und schlechte Böden ignorierten."

Psychologisches Erbe
Der obergermanisch-rätische Limes wurde ab Mitte des zweiten Jahrhunderts errichtet und erstreckte sich über 550 Kilometer durch die heutigen Bundesländer Rheinland-Pfalz, Hessen, Baden-Württemberg und Bayern. Im Zuge der Invasion von germanischen Stämmen 275/276 fiel der Grenzwall, von dem heute nur mehr wenige Reste sichtbar sind. Die römischen Soldaten zogen sich auf die Gebiete südlich der Donau und westlich des Rheins zurück. Insgesamt war das Gebiet, das "Dekumatland" genannt wurde und in dem heute auch die Finanzmetropole Frankfurt am Main liegt, etwas mehr als hundert Jahre römische Provinz.

Das habe gereicht, um der Region einen Stempel aufzudrücken, sind die Forscher überzeugt – und wirke bis heute in den Einstellungen der Menschen weiter. Für ihre aktuelle Studie wertete das Forschungsteam psychologische Daten von mehr als 70.000 Personen in Deutschland aus. Dabei konnten sie südich des einstigen Limes regionale Cluster von bestimmten Persönlichkeitsmerkmalen – wie Extraversion und Gewissenhaftigkeit – identifizieren, die eine höhere Lebenszufriedenheit, einen besseren Gesundheitszustand und eine höhere Lebenserwartung aufweisen.

Nördlich des einstigen Limes fand die Studie mehr Neurotizismus und eine geringere Lebenserwartung im heutigen Deutschland.
Obschonka et al / Current Research in Ecological and Social Psychology 2025

"Wir sehen darin einen psychologischen Langzeiteffekt des römischen Erbes in Deutschland – so wie Archäologen römische Ruinen ausgraben, vermuten wir, dass wir ein psychologisches Erbe in den Köpfen der Menschen sichtbar machen", sagt Michael Fritsch von der Universität Jena.

Römische Prägung
Doch könnte es nicht sein, dass die festgestellten Unterschiede auf andere Ursachen zurückzuführen sind? "Selbst nach Berücksichtigung neuerer historischer Faktoren und einer Vielzahl bestimmter regionalen Bedingungen – einschließlich Geologie, Klima und wirtschaftlicher Entwicklung – fanden wir einen eindeutigen Zusammenhang zwischen der lokalen römischen Prägung und einem heutigen psychologischen Profil in diesen einst römischen Regionen, das sich durch ein höheres Wohlbefinden auszeichnet", bekräftigt Studienleiter Martin Obschonka von der Universität Amsterdam.

Römische Gründungen wie Köln, Trier und Mainz seien früh Bischofssitze geworden und dadurch auch im Mittelalter bedeutende Verwaltungszentren geblieben, begründet Florian Wahl den Langzeiteffekt der römischen Besiedelung. "Selbst Katastrophen wie die Pest oder der Dreißigjährige Krieg haben fast nie dazu geführt, dass Städte aufgegeben wurden oder dauerhaft schrumpften", sagte er im Spiegel.

Die Forschungsgruppe habe verschiedene Kontrollvariablen berücksichtigt, etwa die Grenzen der napoleonischen Besetzung Anfang des 19. Jahrhunderts oder auch die Besatzungszonen der Alliierten nach dem Zweiten Weltkrieg. "Der Limes-Effekt hält, auch wenn er dadurch etwas schwächer wird", sagt Wahl. Aus verschiedenen Studien wisse man, dass Persönlichkeitsmerkmale auch über längere Zeit erstaunlich stabil seien. "Es ist wahrscheinlich, dass sich Persönlichkeitsmerkmale und Wohlstand gegenseitig beeinflussen."

Mauer-Effekt
Laut den Forschern könnten die Ergebnisse auch auf andere Grenzregionen des Römischen Reichs umgelegt werden, etwa auf Österreich, wo die Donau rund 400 Jahre lang die nördliche Grenze des Reichs markierte. Das Forschungsteam wandte die Methodik bereits auf die Niederlande an, wo mit dem niedergermanischen Limes ebenfalls ein römischer Grenzwall existierte. Es habe sich dabei ein ähnliches Muster wie in Deutschland ergeben.

"Generell zeigt sich, dass historische Grenzen auch lange, nachdem sie verschwunden sind, noch nachwirken", resümiert Fabian Wahl. "Es gibt zahlreiche Studien, welche zeigen, dass die Grenze der früheren DDR, des Deutschen Reichs oder auch Österreich-Ungarns heute immer noch politische und ökonomische Variablen vorhersagen. Mauern zu errichten wird daher langfristige Konsequenzen haben, selbst wenn man sie früher oder später wieder einreißt."

Um festzumachen, wie groß der langanhaltende Einfluss der Römer auf das heutige Wohlbefinden wirklich war, braucht es wohl noch weitere Kontrolluntersuchungen in mehr Ländern. Möglichkeiten dafür gibt es viele – schließlich reichte das Römische Reich rein geografisch gesehen weit über das heutige deutsche Staatsgebiet hinaus. (Karin Krichmayr, 1.4.2025)
Wo Römer regierten, herrscht bis heute mehr Wohlstand und Zufriedenheit
 
Gefällt mir: PWr

josef

Administrator
Mitarbeiter
#2
Auf Österreich umgelegt müsste dann der negative "Limes-Effekt" nördlich der Donau in OÖ. auf das Mühlviertel und in NÖ. auf Wald- und Weinviertel zutreffen... :)
 
#3
Selten so einen Schwachsinn gelesen.
Da haben ja all die Vertreibungen und Umsiedlungen nach den Kriegen keine Einflüsse, sondern nur die Römer mit dem Limes-Effekt.
Und die Vernichtung der Juden hat sich ja überhaupt nicht ausgewirkt - die Verteilung ihres Vermögens, deren Arbeits und Schaffenskraft.
Die Kriege, Zerstörungen, Aufbau, Krankheiten (Pest, Cholera usw.) - alles keine Relevanz.
 
#4
Die Roemer brachten eben die Sprache, die Kultur und die Dichkunst und war man nicht Barbare nahm man diese eben auf.
 
Oben