Die Stadt Salzburg während des Nazi-Regimes 1938-45

josef

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#1
Eröffne hiermit einen Sammelthread für Berichte wie Bauprojekte, Kriegsereignisse usw. betreffend die Stadt Salzburg während des Nazi-Regimes 1938 bis Kriegsende 1945.
 

josef

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#2
Nicht realisierte Projekte am Mönchs- und Kapuzinerberg

Mit „Führererlass“ v. 25.03.1939 begannen Planungen für eine großzügige Um- und Neugestaltung der Festspielstadt. Basis dafür bildeten Projekte für die Herrschaftssymbole des Regimes – Partei und Wehrmacht. Auf den beidseitig der Salzach gelegenen Stadtbergen, den Mönchs- und Kapuzinerberg, sollten riesige Bauobjekte entstehen, welche die bisherige das Stadtbild dominierende Festung voll in den Schatten gestellt hätten.

Am Nordende des Mönchsberges war das Wehrkreiskommando XVIII mit Generalkommando für die 2. Gebirgsjägerdivision, Kriegsschule sowie weiteren Heeresdienststellen geplant. Der mehrgeschossige Bau hätte sich oberhalb der Ursulinenkirche mit einer Gebäudefront von mehr als 400 m erstreckt!

Als „Gegenpol“ war schräg gegenüber am Kapuzinerberg im Bereich des Klosters das „Machtzentrum der Partei“, das „Gauforum“ geplant. Gebaut wurde zum Glück für das Salzburger Stadtbild keines der beiden Riesenprojekte…

Der Blick über die Altstadt zeigt links, => Pfeil ROT, das Planungsgebiet für die Heeresbauten am Mönchsberg. Rechts von der Kuppel des Domes, => Pfeil GELB, das Kloster am Kapuzinerberg, welches dem riesigen Gauforum weichen sollte.
 

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josef

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#3
Projekt für Heeresbauten am Mönchsberg

1. Modell für eine Verbauungsvariante des Mönchsberg-Nordendes, rechts im Vordergrund die Kirche von Mülln.

2. Entwurfsskizze des Heeresbauamtes als weitere Variante, im Vordergrund Salzach und rechts wieder die Kirche des Stadtteils Mülln.

3. Foto in Richtung Skizze Bild 2. vom Makartsteg aus. (Aufnahme v. 21.05.2014)

Bild 1.: E.Marx: Schriftenreihe der Stadt Salzburg Nr.6; "Bomben auf Salzburg...", Salzburg 1995
Bild 2.: H.Weihsmann; "Bauen unterm Hakenkreuz - Architektur des Untergangs";Wien 1998
 

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josef

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#4
Projekt "Gauforum" am Kapuzinerberg

1. Modell der geplanten "Gauburg" als Teil des "Gauforums" am Standort des Kapuzinerklosters.

2. Projektskizze des Gauforums, Anblick vom Mirabellgarten aus.

3. Blick vom Festungsberg über das Domviertel zum Kapuzinerberg. Rechts der Domkuppel das Kapuzinerkloster, an dessen Stelle die gigantischen Bauwerke entstehen sollten. (Aufnahme v. 21.05.2014)
Bild 1.: E.Marx: Schriftenreihe der Stadt Salzburg Nr.6; "Bomben auf Salzburg...", Salzburg 1995
Bild 2.: H.Weihsmann; "Bauen unterm Hakenkreuz - Architektur des Untergangs";Wien 1998
 

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#5
Architekt

Hallo Josef!

Interessanter Beitrag - danke!

Weißt Du, ob es für Salzburg auch einen "zuständigen Architekten" gab, ähnlich wie Giessler für Linz oder Speer für Berlin?

LG,
Martin
 

josef

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#6
Salzburg als "Neugestaltungsstadt"

Weißt Du, ob es für Salzburg auch einen "zuständigen Architekten" gab, ähnlich wie Giessler für Linz oder Speer für Berlin?
Nein!

Dazu ein Textauszug aus
H.Weihsmann; "Bauen unterm Hakenkreuz - Architektur des Untergangs"; Seite 1124:
Durch den Erlaß des "Führers" und Reichskanzlers über städtebauliche Maßnahmen vom 25.3.1939 wurde Salzburg - kurz nach Graz und am selben Tag wie Linz - nach dem "Gesetz über die Neugestaltung deutscher Städte" zur "Neugestaltungsstadt" erklärt.

Als wichtigster Beweggrund für die damit zum Ausdruck kommende "städtebauliche Bevorzugung" von Salzburg dürfte die Tatsache anzunehmen sein, daß Salzburg Sitz des Wehrkreiskommandos war.
Allerdings wurde im Neugestaltungserlaß lediglich der Gauleiter und keine eigene Sonderbehörde mit der Durchführung der Neugestaltungsmaßnahmen betraut. Mit Verordnung des Gauleiters Friedrich Rainer vom 3.9.1940 erfolgte auch eine erste Erklärung von Teilgebieten der Stadt - und zwar der Nordteil des Mönchsberges, der gesamte Imberg (heute Kapuzinerberg) und das Gebiet um die beiden Brückenköpfe der "Ludwig-Viktor-Brücke" (heute Lehener Brücke) - zum Bereich der "Neugestaltung".
lg
josef
 

josef

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#7
"Staatsbrücke" über die Salzach

Bereits in der Zwischenkriegszeit plante man den Neubau der wichtigen "Staatsbrücke" über die Salzach im Zentrum der Stadt Salzburg, da die alte Brückenkonstruktion dem steigenden Verkehrsaufkommen nicht mehr gewachsen war. Wegen Streitereien betreffend der Finanzierung wurde der Baubeginn jedoch immer wieder verschoben. Nach dem Einmarsch der Deutschen wurde dann 1939-40 mit der Errichtung einer parallel zur alten Brücke führenden Ersatzbrücke und dem eigentlichen Brückenneubau begonnen. Bei den Arbeiten wurden bis Kriegsende 1945 hauptsächlich Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter eingesetzt. Fertiggestellt wurde die Brücke erst 1949.

Auf den Fotos 2. und 3. sieht man im Hintergrund den Kapuzinerberg, wo das "Gauforum" geplant war.

4. Aufnahme aus 1940 mit der Ersatzbrücke im Hintergrund.
5. Kriegsgefangene bei den Montagearbeiten 1944

(Bilder 4. u. 5. aus E.Hanisch; "Gau der guten Nerven - Die NS-Herrschaft in Salzburg 1938-45"; Salzburg 1997)
 

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josef

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#8
Bombenschaden Dom-Kuppel

Bei einem Bombenangriff am 16.10.1944 wurde die Kuppel des Domes getroffen:

Bilder 1. u. 3.: E.Marx: Schriftenreihe der Stadt Salzburg Nr.6; "Bomben auf Salzburg...", Salzburg 1995
Bilder 2. u. 4: Aufnahmedatum 26.06.2014
 

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