Bilder?

Hallo!

Bin ein neuer, war kürzlich in Blumau (meine Freundin(!) hat mich dorthin geführt) und mich haben diese ganzen Ruinen sehr fasziniert - das war eigentlich schon immer so, als 10-14jähriger habe ich immer Bunker erforscht in der Gegend vom Bad Vöslauer Flugfeld. Da gab's einen spitz-förmigen links von der Straße richtung Flugplatz und in Kottingbrunn beim Park bei einer Brücke über den WN-Kanal. Leider beides zugeschüttet bzw. zerstört worden.

Mich würde echt brennend interessieren, wie dieses Gelände in Blumau-Neurißhof früher ausgesehen hat - hat jemand Fotos? Auch der Werdegang der dortigen Betriebe, der ganzen Gegend, würde mich interessieren...

Und was die Geschichte der Fabriken dort betrifft und die Bücher, die scheinbar vergriffen sind (auf Amazon findet man sie jedenfalls nicht :eek: ) - hat vielleicht jemand einen Emailadresse oder Link oder sonstwas von dieser "Gewerkschaft der Eisenbahner Ortsgruppe Ebenfurth-Pottendorf"? Im Google finde ich nichts...

Vielleicht kann man bei dieser Gewerkschaft Kopien dieser Bücher kaufen? Oder sich die Bücher ausborgen - ich könnt's kopieren und in ein PDF umwandeln...

Bin für jede Info dankbar!
Hallo
Bist du schlussendlich fündig geworden dein Beitrag spricht mir aus der Seele. Mich interessiert das genauso brennend
Liebe Grüße Thomas
 
Hallo an alle!
IMG_20210501_124517-01.jpeg Dann möchte ich mich hier auch mal richtig vorstellen und als Einstand ein paar Eindrücke meines letzten LP Besuches posten :)
 

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Boogie

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...hast du auch ihn angetroffen?....den Geruch bringst tagelang nimma raus:D
Ps: Irgendwie das Maskottchen von dem Gelände!
 

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josef

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EIN RÜCKBLICK AUF DIE KATASTROPHE

Blumau-Neurißhof:
Die todbringende Explosion zu Christi Himmelfahrt
am 25. Mai 1922
NÖN-Baden, 21. JUNI 2022,
Dietmar Holzinger


Collage von oben nach unten: Die zerstörte Feuerlöschzentrale Blumau – ...das Sanitätsfahrzeug wurde schwer beschädigt – ...die Stätte des Grauens forderte 23 (24?) Todesopfer – ...bis vor die Tore von Wien konnte man den „Feuersturm“ von Blumau/Neurißhof sehen...
FOTO: Fotoarchiv: FF Blumau - Collage Holzinger


Die stolze Wehr um 1916 mit ihren Löschfahrzeugen Gräf&Stift, sechs Jahre später starben drei der Kameraden einen schrecklichen Tod.


Telefonist Johann Ribitsch wurde durch die Druckwelle aus dem Büro geschleudert.


Kommandant Thomas Freiberger, Vize Roland Ulbrich und Verwalter Jürgen Scheifinger beim Massengrab der Katastrophe von 1922 am Friedhof Blumau.


Das Grab von Kommandant Josef Friedrich am Tattendorfer Friedhof.


Eines der zwei Porträts zeigt den verstorbenen Feuerwehrhauptmann Josef Friedrich – nur welches von den zwei Fotos ist er?
Alle Fotos Fotoarchiv FF Blumau

1922 - In der einst riesigen k.u.k-Pulverfabrik, werkten bis 1918 über 30.000 Beschäftigte. Nach verlorenem Ersten Weltkrieg und dem Zusammenbruch der Donaumonarchie schmolz die „Blumauer-Hexenküche“ auf einige hundert Mitarbeiter. Erzeugt wurde alle Art von Sprengstoff, der im sogenannten „Munitionsdreieck“ Hirtenberg – Wöllersdorf – Leobersdorf, ausgeliefert wurde.

Auch am 25. Mai 1922, zu „Christi Himmelfahrt“ stellten fleißige Hände das todbringende Pulver her. Um ca. 14.15 Uhr brach ein Feuer in der sogenannten „Betriebs-Inspektion 1“ aus, die Arbeiter versuchten zu löschen – erfolglos – das Drama nahm seinen Lauf!

2022 – hundert Jahre später in der Feuerwehrzentrale: Ich werde vom Floriani-Dreigestirn, Kommandant Thomas Freiberger, Vize-Kommandant Roland Ulbrich und Verwalter/Chronist Jürgen Scheifinger freundlich empfangen. Ich teile ihnen mit, dass es mir in meiner Funktion als Friedhofsgucker eine Ehre ist, über dieses „Drama von Blumau“ berichten zu dürfen, wobei drei im Einsatz befindliche Feuerwehrmänner und an die 20 weitere arme Seelen, vom Sprengstoff regelrecht hingerichtet wurden.

Mit Feuerwehr-Chronist Jürgen Scheifinger versetze ich mich zurück in den schrecklichsten Feiertag, den Blumau-Neurißhof je erlebte. Der Archivar, der sich seit Jahren mit der Geschichte der Orts-Feuerwehr beschäftigt, gewährt Einblick in die Katastrophentage im Mai 1922. Zahlreiches Bild- und Schriftmaterial ist von dem „Explosions-Drama“ noch vorhanden. Eines der damals im Einsatz befindlichen Löschfahrzeuge, ein Gräf&Stift D609, Baujahr 1916, steht auch heute noch wohlbehütet in einer eigenen Garage.

Die Explosion – 24 Tote
Hüter dieser historischen Floriani-Schätze ist Jürgen Scheifinger. Er fängt zu erzählen an, vom Einsatz seiner Feuerwehrahnen, von den verstorbenen und verletzten Kameraden und weiteren Opfern des Infernos am Donnerstag, 25. Mai 1922:

„Per elektrischer Fernmeldeanlage wurde die Blumauer-Berufsfeuerwehr alarmiert – Telefonist Johann Ribitsch nahm den Hilferuf entgegen – in der Dynamitfabrik – Inspektion 1 war Feuer ausgebrochen! Die Arbeiter konnten die rasch umgreifenden Flammen nicht mehr besiegen. Zu desolat war die Werksausrüstung zur Brandbekämpfung in der ‚Dynamon Erzeugung‘. So rückte an dem ‚hohen Feiertag‘ die BF-Blumau um 14.45 Uhr mit ca. 8 Mann, einem Löschfahrzeug sowie Sanitätswagen aus. Der Unfallort wurde schnell erreicht, die geprüften Floriani-Mannen machten sich auch keine großen Sorgen, solche ‚kleinere Feuer‘ gab es öfters in der riesigen Industrieanlage. Man war Profi, jeder Handgriff war geschult. Trotzdem war Vorsicht geboten, denn schon 1918 gab es eine gewaltige Explosion mit 34 Toten, aber damals in der Betriebsinspektion VI, wo Pikrinsäure erschaffen wurde“. Weiters schildert Chronist Scheifinger den Löschangriff: „Immer mehr Flammen stellten sich den Männern der Berufsfeuerwehr entgegen; Hitze, Dämpfe und Säuregeruch durchdrangen ihre Körper, verätzten ihre Lungen. Durch das moderne Einsatzfahrzeug (D609), das mit einer Knaust-Hochdruckpumpe (Fördermenge 1.500 Liter pro Minute) ausgerüstet war, konnte die Feuersbrunst erstmals eingedämmt werden. Aber dann ging es mit den Explosionen los, war die erste Detonation noch leicht, so war die zweite und dritte todbringend. Zerrissene Leiber flogen durch die Luft, brennende Menschen schrien vor Schmerzen, leblose Körper lagen unter Tonnen von Stahlbeton begraben. Die Feuerwehrleute Franz Johanninecz, Lugmeyer, Franz Mayerhofer und Franz Wegerer verwundet. Karl Reiter sowie Franz Matejka tot. Der Chauffeur Josef Brzezina konnte hinter dem Sanitätswagen in Deckung gehen, er wurde nur leicht verletzt, das Sanitätsauto sowie das Löschfahrzeug schwer beschädigt. Ganz schrecklich erwischte es Kommandant Josef Friedrich – er wurde in das Krankenhaus Wr. Neustadt gebracht, wo er am 5. Juni verstarb“ (…)

Die nur einige hundert Meter vom Explosionsherd entfernte Feuerwehrzentrale ist stark beschädigt worden – ins Dach ein Riesenloch gerissen. Der Telefonist Johann Ribitsch wurde durch die Druckwelle von seinem Büro in den Hof geschleudert und verwundet.

Um 15.35 Uhr ist durch die Direktion der Pulverfabrik die Wiener-Berufsfeuerwehr alarmiert worden, eine Stunde später waren sie schon zur Stelle. Auch die angerückten Feuerwehren aus Berndorf, Baden, Wöllersdorf und Sollenau kämpften heldenhaft gegen die Flammen. Die Kameraden der Neustädter Wehr holten den zweiten Gräf&Stift (D609) aus dem beschädigten Blumauer Rüsthaus und fuhren zum Brandort. Zahlreiche Sanitätsfahrzeuge brachten die Verwundeten in die umliegenden Spitäler, Sanitäter wühlten sich durch die explodierten Stahlbetongebäude, um Erste Hilfe zu leisten. Gegen Abend war der Brand unter Kontrolle, über 20 Personen riss das Feuerinferno in den unerwarteten Tod.

Am Gottesacker zu Blumau wurde ein Massengrab ausgehoben – ein Gedenkstein gesetzt – die Namen der Katastrophentoten in Stein gemeißelt – den Toten zur Ehr‘.

7. Juni 1922 – Friedhof Tattendorf:
An die 5.000 Menschen haben sich zum Leichenbegängnis des Feuerwehrhauptmannes Josef Friedrich eingefunden, davon über 3.000 Floriani-Jünger, die ihrem Helden die letzte Ehre erwiesen. Das Grab ist bis heute erhalten, ein bronzener Adler, der Stärke, Mut und ewiges Leben symbolisiert, wacht über dem pflichtbewussten Verstorbenen.
Blumau-Neurißhof: Die todbringende Explosion zu Christi Himmelfahrt
 
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