Ehemalige „Raketenbasen“ der Hagelabwehr

josef

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#21


Hagelabwehr: Im Kampf gegen Eiskristalle
Er zerstört Obst und Wein und auch unsere Autos - der Hagel. Im Mai hat es doppelt so häufig gehagelt wie im Vergleich zum Mai im Vorjahr. Bei der Steirischen Hagelabwehr verzeichnet man das nicht zuletzt an der Häufigkeit der Einsätze.
Gemeinsam mit dem Institut für Hochfrequenztechnik der TU Graz, an dem die Hagelforschung angesiedelt ist, wird ständig an der Weiterentwicklung der Hagelforschung gearbeitet. Im Schnitt sind Hagelkörner 0,5 bis drei Zentimeter groß - Schäden können sie dennoch verursachen.


ORF
Die größten Hagelkörner, die in Österreich je gefunden wurden, hatten einen Durchmesser von 15 Zentimetern.

Analyse von Wetterkarten
Bei der Steirischen Hagelabwehr werden die Wetterkarten ständig analysiert und die Einsätze koordiniert: „Ich analysiere in welche Richtung sich die Gewitterzellen bewegen und gebe diese Info ständig an die Piloten weiter. Ich koordiniere zwei bis drei Piloten gleichzeitig, bei kleineren Gewitterzellen fliegen sie an verschiedenen Orten, bei größeren fliegen zwei bis drei Piloten zugleich“, so der Einsatzleiter Satyanarayna Tani.

Spezielle Software
Für die Zusammenarbeit des Instituts für Hochfrequenztechnik mit der TU Graz wurde eine eigene Software sowie Geräte für die Hagelflieger entwickelt. „Wir bekommen die Daten von den Wetter-Radaren, wir bekommen auch die Einsatzdaten von den Flugzeugen, sammeln die Daten bei uns auf einem Server und schicken die auch wieder zu den Flugzeugen zurück, aber auch in die Einsatzzentrale der Hagelabwehr“, so der Hagelforscher Helmut Paulitsch.


ORF
Der Tank eines Hagelfliegers umfasst 60 Liter Aceton-Silberjodid

Bei dem Einsatz des Hagelfliegers - rund eine bis eineinhalb Stunden dauert dieser in der Regel - wird nicht der Regen verhindert, sondern der Hagel: „Wir fliegen unter die Gewitterwolke hinein, bringen in den Aufwindstrom Kondensationskerne, sprich kleinste Staubteilchen, und an diese Staubteilchen können sich dann Regentropfen ansetzen, kristallisieren sofort und diese Eiskristalle kommen dann durch die Schwerkraft Richtung Boden und schmelzen dann und kommen als Regen unten an“, so Josef Mündler von der Steirischen Hagelabwehr.

App für stärkere Einbezihung der Bevölkerung
Seit gut 30 Jahren wird in Graz an der Hagelabwehr geforscht - mit der App „HeDI“ will man auch verstärkt die Bevölkerung miteinbeziehen - hier kann man eingeben wann es wo und in welcher Stärke gehagelt hat.

Link:
Publiziert am04.07.2018
Hagelabwehr: Im Kampf gegen Eiskristalle
 

josef

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#22
"Einsatz-Video" der Hagelflieger im Raum Krems-NÖ.:

Einsatzbasis: Flugplatz Krems-Gneixendorf
"Kulturenschutzverein Langenlois und Umgebung"
Achtung: -> Auf Youtube ansehen anklicken...
 
Zuletzt bearbeitet:

HF130C

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#23
Sehr interessant die Sache mit dem Schalltrichter!

Ich kann mich noch an meine Jugendzeit erinnern, als im lokalen Radio im Anschluss an die Nachrichten durchgesagt wurde: "Eine Durchsage der steirischen Hagelabwehr: Brennerbetrieb für die Gruppen 1 und 2 "

Diese geheimnisvolle Meldung hat mich natürlich intensiv beschäftigt: Internet gabs keines, meine Fragerei im Bekanntenkreis war ergebnislos, und wo war "die Hagelabwehr", im Telefonbuch stand nichts. Aber die Meldung war insoferne praktisch, als man wusste, dass es wohl in Kürze Gewitter geben würde. Irgendwann gab es diese Durchsagen nicht mehr, und das Thema geriet in Vergessenheit.

Und Jahre später, irgendwann um 2000, habe ich in einer Obstplantage in der Steiermark so ein Ding gesehen, aber nicht so schlank und klein wie der im Bild von Joa, sondern wesentlich größer, fast wie ein kleiner Aussichtsturm und der Trichter ungleich weiter.

Die Neugier war groß und ein naher Landwirt erklärte mir die Funktion: Das sei ein Hagelbrenner, längst außer Betrieb, man müsse Silberjodid einfüllen und dann heizen, das Silberjodid steige durch die Wärme auf und soll den Hagel verhindern. Aber das sei zu teuer gewesen und die Wirkung umstritten, deshalb habe man mehr in die Flugzeuge investiert.

Tatsächlich baut man heute solche Silberjodidbrenner in Flugzeuge ein.

Offen bleiben aber ein paar Fragen: In der Wiki ist nichts von am Boden befindlichen Hagelbrennern zu lesen, die nicht mit Schall oder Raketen, sondern mit Wärme und dadurch aufsteigendem Silberjodid gearbeitet haben.
Kennt jemand diese Technik? Sie unterscheidet sich doch wesentlich von den den trichterförmigen Kanonen, obwohl die Blechtürme ähnlich aussehen. Bilder habe ich leider nicht gemacht (Film zu teuer ....) und im www habe ich nichts zu Bodenbrennern gefunden.

Für weitere Infos bezüglich solcher Brenner oder gar für ein Foto wäre ich dankbar. Natürlich könnte es auch eine lokale Besonderheit sein, dann wird es schwierig....
 

josef

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#25
Streit um Regen:
Die im Nordwesten außerhalb der Wein- und Obstbauregion Kamptal und Wachau angesiedelten Waldviertler Landwirte (Viehzucht, Getreide und Kartoffelanbau...) unterstellen den Hagelfliegern so zusagen den "Diebstahl von Niederschlägen in Form von Regen":


NÖN-BEZIRK KREMS
Kampf um die Regenwolken: Widerstand gegen Hagelflieger
St. Leonharder gründeten Verein,der die Arbeit der Kremser Hagelflieger in Zweifel zieht und ablehnt.
Von Martin Kalchhauser. Erstellt am 25. Juni 2019

Foto Martin Kalchhauser
Verein zur Erhaltung der natürlichen Niederschläge: Obmann-Stv. Andreas Aschauer (Wolfshoferamt), Obmann Herbert Steiner (Tautendorf) und Kassier Robert Weninghofer (Wolfshoferamt, von links).

Den extremen Niederschlagsmangel in ihrer Region führen besorgte Landwirte in der Region St. Leonhard (auch) auf die Aktivitäten der Hagelflieger zurück. Sie wollen, dass diese ihre Aktivitäten einstellen oder zumindest stark einschränken.


Foto Johann Lechner
Einer der Hagelflieger, die vom Flughafen Gneixendorf aus aufsteigen und die Gewitterwolken mit Silberjodid „impfen“, um Hagelniederschlag zu vermeiden oder Schaden zu vermindern.

„Seit über 30 Jahren betreibt der Kulturenschutzverein Langenlois die Hagelabwehr“, weiß der Obmann des neuen Vereins, Herbert Steiner. „Allein 2018 wurden an 24 Tagen 81 Einsätze mit den drei Fliegern durchgeführt.“ Diese Maßnahme bewirke, dass es durch das in die Wolken injizierte Silberjodid geografisch verschieden abregnet. Die Region Hornerwald sieht Steiner dabei als Opfer. Es gebe meist ausreichend Wolken, aber nach der Beobachtung vieler Menschen komme es nach den Flügen meistens zu einem Auflösen der Gewitterzelle.

Der „Verein zur Erhaltung der natürlichen Niederschläge“, der nun mit der Homepage www.regenistleben.at im Internet aktiv ist, will zu einem Umdenken animieren. Obmann-Stellvertreter Andreas Aschauer: „Das Wetter ist durch die Hagelflieger jedenfalls stark beeinflusst.“ Den Klimawandel bestreite man nicht, betont Obmann-Stellvertreter Robert Weninghofer, der auf eine bereits sehr erfolgreiche Unterschriftenaktion verweist: „Viele Leute bei uns sind schon sehr verzweifelt.“

Gerade im Sommer sei es ein Schaden, dass der verbleibende „Nebel“ verdampfe oder weggeblasen wird. Groß sei der Ärger, dass die Hagelflieger teilweise auch über ihr Zielgebiet – Langenlois, Wachau, Region Kirchberg – hinausfliegen. Weninghofer: „Viele wollen generell nicht mehr, dass geflogen wird, aber schon gar nicht in unserer Region!“

Erste positive Signale der Unterstützung
Jetzt hoffen die Vereinsaktivisten, die betonen, „auf einer Sachebene“ kommunizieren und möglichst wenig Emotionen ins Spiel kommen lassen zu wollen, auf Unterstützung von Gemeinden und orten erste positive Signale von Organisationen wie dem Lagerhaus Zwettl und der Bauernkammer Horn.

Weninghofer meint, dass die Flieger „kleine Gewitter ,ruinieren‘ (im Sinn von Vernichtung von Niederschlag, Anm.), gegen die großen aber ohnehin keine Chance haben.“ Aschauer hakt nach: „Ich glaube, es ist nicht gut, Wettergott zu spielen!“
Kampf um die Regenwolken: Widerstand gegen Hagelflieger
 

josef

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#26
"Kampf um Regenwolken"
Hier geht es um ein kleinregionales Hick-Hack ohne Bedeutung auf der großen Weltbühne! Nicht auszudenken, was da für die kommenden Jahrzehnte international für Konfliktpotential rund ums Wasser schlummert...
 

josef

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#27
Konflikt zwischen Waldviertler Landwirten und den Weinbauern im Kamptal und der Wachau verstärkt sich:

Kritik hagelt auf Kremser Hagelflieger

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Im Kampf gegen Hagelschäden werden u. a. im Raum Krems Flugzeuge eingesetzt, die Silberjodid ausstoßen. Ein Verein im Waldviertel macht die Hagelflieger für ausbleibende Niederschläge verantwortlich. Ob die Flieger überhaupt einen Effekt haben, ist wissenschaftlich umstritten.
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Wolkenimpfung mit Silberjodid
Die für die Hagelabwehr umgerüsteten Flugzeuge sind mit einem Generator ausgestattet, der Silberjodid-Partikel während des Flugs unter Gewitterwolken ausstößt. Durch die gewittertypischen begleitenden Aufwinde sollen die Partikel dann in die Wolke „geimpft“ werden. Dort sollen die vielen einzelnen Partikel jeweils von Feuchtigkeit umschlossen werden, sodass mehrere kleine Hagelkörner entstehen, die auf ihrem Weg zum Boden im Idealfall schmelzen und bei ihrem Aufprall dann weniger Schaden anrichten. Die Methode ist wissenschaftlich jedoch umstritten.

Mit den Eingriffen in Gewitterwolken würde nicht nur der Hagel verhindert, sondern auch der Regen ausbleiben, kritisieren die Mitglieder vom Verein „Regen ist Leben“. Sie beobachteten zuletzt deutliche Rückstände beim Niederschlag – besonders dann, wenn vermehrt Flugzeuge im Einsatz sind, erzählt Herbert Steiner, der Obmann von „Regen ist Leben“.

2.000 Unterschriften gegen Hagelflieger
Steiner besitzt eine Christbaumkultur in Tautendorf (Bezirk Horn) und kritisiert, dass einige Landwirtschaftsformen dem Wein nachgestellt würden. „Physikalisch ist es nicht nachzuvollziehen, warum etwas, das in den Wolken gegen Hagel wirken kann, nicht auch andere Auswirkungen haben kann. Im Waldviertel finden sich immer mehr Menschen, die derselben Meinung sind und befürchten, dass die Flieger allgemein schädlich für die Umwelt sind“, erklärt Steiner. „Was dem Wein möglicherweise hilft, muss nicht für alle gut sein.“

Dem Verein „Regen ist Leben“ schlossen sich mittlerweile 150 Mitglieder an, außerdem wurde eine Petition gegen den Einsatz der Hagelflugzeuge des Kulturschutzvereins Langenlois und Umgebung ins Leben gerufen. „2.000 Unterschriften haben wir bis jetzt zusammenbekommen“, so Steiner gegenüber noe.ORF.at. Der Verein hat es sich zum Ziel gesetzt, den Einsatz der Hagelflieger im Waldviertel zu verhindern, erzählt Obmann Steiner. „Leicht ist das nicht, das wissen wir – besonders weil sich viele nicht trauen, dieses heikle Thema anzugreifen. Aber es gibt Indizien, die uns Recht geben und denen sollte man nachgehen, bevor man den Flugzeugen weiterhin die Starterlaubnis gibt.“

Methode seit Jahrzehnten im Weinbau eingesetzt
Dementiert werden die Anschuldigungen von Johannes Eckharter, dem Geschäftsführer des Kulturschutzvereins Langenlois und Umgebung, der hinter den Hagelfliegern steht. Das Hagelabwehrteam besteht aus 14 ehrenamtlichen Piloten, die im Zeitraum von April bis September von Langenlois - Flpl. Gneixendorf (Bezirk Krems) aus Gewitterseinsätze fliegen. Eckharter spricht von einseitiger Information seitens der Vereinsmitglieder. Die Silberjodidlösung wäre eine weltweit verbreitete Möglichkeit zur Hagelabwehr, die absolut unbedenklich wäre. Andernfalls würde der Verein weder seine Fluggenehmigung vom Land bekommen noch 5.000 Weinbauern hinter sich haben, die auf das Angebot zurückgreifen würden, erzählt er.

Christian JanskyCC BY-SA 2.5
Außerhalb des Flugzeugs befinden sich Vorrichtungen, die Silberjodidpartikel abgeben und diese in Gewitterwolken injizieren

„Auch wir sind selbstverständlich daran interessiert, die natürlichen Niederschläge zu erhalten und haben schon recht vergeblich das Gespräch mit Vereinsmitgliedern von ‚Regen ist Leben‘ gesucht. Wir würden gerne mit vielen Missverständnissen aufräumen, die hier offenbar vorliegen“, so Eckharter. Die Vorwürfe gegen die Flieger würden ihn auch aus Teilen Niederösterreichs erreichen, die außerhalb ihres Einsatzgebietes liegen würden, das das Kamptal, die Wachau, das Kremstal, das Traisental und das Weinbaugebiet am Wagram umfasst. „Sobald Leute Flieger wie unsere sehen, glauben sie oft, dass wir dahinterstehen. Wir beobachten die Gewitterlagen genau und fliegen erst in letzter Sekunde und dann wenn es wirklich notwendig ist.“

Flugzeuge erhalten jährlich eine neue Einsatzerlaubnis
Auswirkungen auf die Niederschlagsmengen schließt Eckharter aus: „Es ist kein Geheimnis, dass das nördliche Niederösterreich trockener ist als andere Regionen Österreichs. Weniger Regen ist eher auf die Wetterextreme unserer Zeit zurückzuführen.“ Eckharter bedauert das Misstrauen des Vereins „Regen für Leben“, zeigt aber keine Sorge vor dem Ziel des Vereins, der etwa vierzig Jahre langen Geschichte der Hagelflugzeugeinsätze ein Ende zu setzen.
„Wir müssen jedes Jahr erneut einen Antrag auf Bewilligung beim Land Niederösterreich stellen, das sehen die Vorschriften vor. Bisher gab es keine Gründe, uns nicht fliegen zu lassen. Das wird sich auch dann nicht ändern, wenn der Verein seine im Bewilligungsverfahren angestrebte Parteistellung erwirken kann. Denn ein Einspruch bedeutet nicht, dass wir keine weitere auf ein Jahr befristete Bewilligung erhalten“, erklärt Eckhart. In seinen Augen sei die Kritik an den Hagelfliegern sachlich nicht begründbar.

Keine wissenschaftlichen Belege für Effekte
Als „unbedenklich“ werden die Hagelflieger auch von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) in Wien eingeschätzt. Dort zweifelt man aber generell die Wirkung der Hagelabwehr an. „Rein physikalisch scheint die Erklärung der Wirkung zwar plausibel, wissenschaftlich ist ist sie aber nicht nachgewiesen und daher umstritten“, erklärt Georg Pistotnik, Gewitterspezialist der ZAMG Wien, gegenüber noe.ORF.at. Seiner Einschätzung nach sei ein Effekt auf zurückgegangene Niederschläge kaum auf die Hagelflieger zurückzuführen. „Nachdem wir noch nicht einmal einen Nachweis über einen Effekt in Bezug auf Hagel haben, weil uns die Langzeitstudien fehlen, kann man nicht von einem Effekt auf Regen ausgehen“, so Pistotnik.
Die Einschätzung der Landwirte, dass die Niederschläge zuletzt rückläufig waren, teilt der Experte hingegen. Die zunehmende Trockenheit führt Pistotnik aber auf die Auswirkungen der Klimaveränderung zurück. "Niederschläge und Grundwasserstände werden in erster Linie von Großwetterlagen beeinflusst. Der Einsatz von Silberjodid in einzelnen Gewitterwolken reiche seiner Einschätzung nicht aus, um die Regenmengen bestimmter Regionen nachhaltig zu beeinflussen. Obwohl der Nutzen von Silberjodid in seine Augen zwar nicht auf der Hand liegt, schädlich für die Umwelt und die Böden sei der Einsatz in den von Flugzeugen verursachten Mengen nicht.
06.10.2019, Veronika Berger, noe.ORF.at

Links:
Umwelt: Kritik hagelt auf Kremser Hagelflieger
 

Geist

Worte im Dunkel
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#30
Hagelabwehr sucht alte Silberjodidraketen

Die steirische Hagelabwehr sucht nach alten Silberjodid-Raketen, die bis vor 40 Jahren zur Hagelabwehr eingesetzt wurden. Dutzende dieser Raketen sollen noch in Kellern und Scheunen liegen – im Falle eines Brandes könnten sie explodieren.

Erst im Vorjahr sei man in der Weststeiermark zufällig auf mehr als 200 alte Hagelraketen gestoßen, so Josef Mündler, Obmann der steirischen Hagelabwehr. Er schätzt, dass es noch weitere fünfzig bis hundert Exemplare in der Steiermark gibt – oft noch funktionstüchtig, „irgendwo liegend in einem Schuppen, in einem Heustadel. Wenn da etwas passiert, ein Brand ausbricht, wären diese Raketen gefährlich. Wir würden diese Raketen sammeln und geschlossen dem Entminungsdienst übergeben und der würde diese Raketen in einem Steinbruch in Niederösterreich unschädlich machen“.

Warnung vor enormer Sprengkraft

Vielen sei die enorme Sprengkraft der Hagelraketen zwar klar, sie wüssten aber nicht, wie sie zu entsorgen sind. Die Hagelabwehr wolle zwei Fliegen mit einer Klatsche schlagen und bereits ausgebrannte Raketen für das gerade entstehende Museum der Hagelabwehr in Feldkirchen bei Graz sammeln. Dort soll dann alles rund um die Hagelabwehr zu finden sein – von der alten Abschusshütte bis zum Gasgenerator.

ORF
Hagelkörner – laut den Experten werden auch sie durch den Klimawandel tendenziell gefährlicher

Bis in die frühen 1980er-Jahre waren Hagelraketen im Einsatz, dann wurden sie für den zunehmenden Flugverkehr zu gefährlich. 1982 ist das erste Hagelflugzeug geflogen. In der Steiermark sind derzeit sieben Hagelflieger im Einsatz, vier davon von der Hagelabwehr. Man decke eine Fläche von 500.000 Hektar ab: „Die Hagelabwehr hat im Durchschnitt 30 bis 35 Hageltage und wir fliegen 340 Flugstunden pro Jahr“, so Mündler.

Hagelkörner tendenziell gefährlicher

Direkt unter einer Gewitterwolke sorgt eine Silberjodidmischung dafür, dass möglichst kleine Eiskörner entstehen: „Wenn ein Hagelkorn oder ein Eiskorn in der Atmosphäre einen Zentimeter Durchmesser hat, kommt es durch die Sinkgeschwindigkeit unten als Schneeflocke oder Regentropfen an. Hat es zwei Zentimeter, kommt es in Kirschkern- oder Erbsengröße an – und man hat in unserer Gegend auch schon sechs Zentimeter große Hagelkörner gefunden.“
Hagelunwetter würden tendenziell gefährlicher, so Mündler, man messe zunehmend höhere Gewittertürme – wohl durch die Erderwärmung. Dass ein Hagelflieger den Regen vertreibt, stimme übrigens nicht.

red, steiermark.ORF.at
Quelle: Hagelabwehr sucht alte Silberjodidraketen

Und hier gibt es noch eine eigene Website zur Hagelabwehr -> Steirische Hagelabwehr
 

josef

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#31
Die von mir fotografierte "Schuss- oder Schießhütte" der einstigen "Hagelschützen" aus Beitrag #1 wurde nun vom Weinbauverein Furth saniert:

HAGELABWEHR VOR 65 JAHREN
Furth: „Schießhütte“ revitalisiert
Vorgänger der Hagelflieger: Der Weinbauverein will mit alter Schießhütte Kulturgut bewahren.
NÖN-Ausgabe Krems, Redaktion erstellt am 12.November 2021


Josef Bauernberger und Markus Teufner revitalisierten die Schießhütte, Obmann Stefan Rosenberger will Kulturgut erhalten.
Foto: Geitzenauer

Einem besonderen Relikt aus alten Zeiten hat der Weinbauverein jetzt wieder Leben eingehaucht: Im Oberfeld unterhalb des Zellerkreuzes wurde eine alte „Hagel-Schießhütte“ revitalisiert.

Von 1955 bis 1977 wurden bei Gewittern mittels Abschussrampen Raketen mit Silberjodid in die Wolken gefeuert. Die Schießhütten dienten als Lager für Raketen und benötigte Utensilien.

Stefan Rosenberger, der Obmann des Weinbauvereins, dazu: „Für uns ist es wichtig, die Geschichte und Kultur des Weinbaus aufrecht zu erhalten. Deshalb war es auch klar, dass wir die Hütte renovieren.“
Furth: „Schießhütte“ revitalisiert
 

josef

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#32
VANDALISMUS
Further „Schießhütte“ mit illegalen Böllern gesprengt
NÖN-Krems, 09. NOVEMBER 2022
Martin Kalchhauser

Dieser Trümmerhaufen ist alles, was von der Weingartenhütte in Furth (an der Kreuzung Zellergraben – Fünfkreuzgraben) blieb. Sie wurde in den frühen Morgenstunden des 5. November durch mehrere Böller gesprengt.
FOTO: Martin Kalchhauser
Es war eine besondere Weingartenhütte, die einem nächtlichen Anschlag zum Opfer fiel.
Als eine Furtherin am 5. November um ca. 1 Uhr Früh zwei laute Knaller vernahm, dachte sie sich nichts Besonderes dabei. Als sie am folgenden Vormittag mit ihrem Hund durch den Fünfkreuzgraben zum Zellergraben spazierte, entdeckte sie, dass von einer dortigen Weingartenhütte nur mehr Trümmer übrig waren …

Weingartenhütte war besonderes Kulturgut
Die Polizei stellte bei den Ermittlungen Reste von (bei uns verbotenen) pyrotechnischen Produkten („Cobra-Knaller“), fest. Unbekannte Täter hatten damit die Hütte gesprengt.

Ärgerlich ist für den Weinbauverein, dem das Objekt gehört, dass es sich nicht um irgend eine Hütte, sondern die „Schießhütte“ handelt. Diese stellt ein besonderes Kulturgut dar und wurde vom Verein Ende des vergangenen Jahres mit viel Aufwand gelungen restauriert (die NÖN berichtete). Von 1955 bis 1977 wurden aus dieser Hagel-Schießhütte mithilfe von Abschussrampen Raketen mit Silberjodid in die Wolken gefeuert. Diese Hagel-Schießer waren damit quasi die Vorgänger heutiger Hagelflieger. In der Hütte wurden damals Raketen und andere benötigte Utensilien gelagert.

Jetzt sind von der Hütte nur mehr der Betonsockel und ein Bretterhaufen übrig...
Further „Schießhütte“ mit illegalen Böllern gesprengt
 

josef

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#33
ERNTEAUSFÄLLE
Kremser Hagelflugzeuge "impfen" Wolken vor Unwettern, ein umstrittenes Projekt
Bei drohendem Gewitter sprüht die Hagelabwehr Langenlois Silberjodid in Wolken. Das soll die schlimmsten Schäden verhindern
Reportage

Die Wachau und ihre Ernteschätze.
Jakob Pflügl

An einem Freitag Ende August hängt drückende Schwüle über Krems. Thomas Stoifl, Einsatzleiter der Hagelabwehr, empfängt mich am Flugplatz Langenlois. Dort hält er ab 13 Uhr die Stellung und beobachtet den Himmel. Der ausgebildete Pilot ist seit zwanzig Jahren dabei und weiß: Sobald ein Hagelunwetter am Radar sichtbar wird, ist es bereits zu spät.

An einem Gewittertag zählen daher vor allem zwei Dinge: Beobachtung und Geschwindigkeit. Wenn andere ihre Autos unterstellen, die Gartenmöbel in Sicherheit bringen und ins Trockene flüchten, holt Stoifl seine einmotorige Cessna aus dem Hangar. Er überprüft den Ölstand, kontrolliert die Klappen und checkt die Messinstrumente. Dann hebt er ab und steuert das Kleinflugzeug in Richtung der anrollenden Gewitterwolken.

Fliegerstaffel in Bereitschaft
Stoifls Einsatztruppe ist eine Fliegerstaffel mit dreizehn Piloten und zwei Pilotinnen. Bei drohendem Hagelsturm rückt sie mit bis zu drei Flugzeugen aus und versprüht ein Gemisch aus Silberjodid und Aceton in die Gewitterkegel. Das soll Hagelschauer abschwächen und so die umliegenden Weinbaugebiete vor Unwetterschäden schützen.

An diesem Freitag hat Stoifl Bereitschaftsdienst. Über den Hangar bringt er mich in sein zweites Wohnzimmer: die Einsatzzentrale. Das Gebäude, eine kleine Holzhütte am Rand des Rollfelds, ist spärlich ausgestattet: Couch, Kühlschrank, zwei Bildschirme für das Wetterradar, eine Veranda mit Sicht auf die Landebahn. Von hier aus überblicken die Piloten etwa 90 Prozent des 1000 Quadratkilometer großen Einsatzgebiets: von Hollabrunn im Weinviertel im Norden über das Traisental im Süden bis nach Fels am Wagram im Osten und zum Jauerling im Westen.

Heute haben sich die Gewitterwolken aufgelöst, Stoifl nimmt mich aber auf einen "Betriebsbereitschaftsflug" mit, wie er es formuliert. Er schiebt die schwere Blechtür des Hangars zur Seite, zieht eines der Flugzeuge ins Freie und spult seine Routine ab: Nach dem Außencheck setzt er sich in das Flugzeug, funkt an den Tower und startet den Motor. "Für dich auch das erste Mal in so einem Gerät?", scherzt er beiläufig und bringt die Cessna auf der Startbahn in Position. Dann beschleunigt er und zieht das Flugzeug sanft in die Höhe. Stoifl hat beim Bundesheer fliegen gelernt und hunderte Stunden in der Luft absolviert. "Ab einem bestimmten Alter zählt man nicht mehr ganz so genau mit."


Kleinflugzeuge mit Silberjodid-Generatoren sollen in der Wachau grobe Hagelschäden verhindern.
Jakob Pflügl

Wolken saugen die Impfung auf
Dem erfahrenen Piloten kann nicht entgangen sein, dass ich am Rollfeld deutlich gesprächiger war als in der Luft. Nach der ersten schärferen Rechtskurve bin ich eine Zeitlang sogar ganz still. Im Vergleich zu einem Einsatz ist unser heutiger Flug freilich ein Spaziergang: Ziehen Hagelgewitter auf, fliegen die Piloten zwar nicht direkt in die Wolken, aber knapp darunter oder seitlich vorbei. Da kann es schon einmal passieren, dass das Flugzeug durch die Thermik stark nach oben gerissen wird oder Hagel auf die Tragflächen trifft.


Bei ihren Einsätzen suchen die Piloten jene Stellen, an denen die Wolke "saugt", und aktivieren dort die Silberjodid-Generatoren auf den Tragflächen. Das Steuergerät dafür ist zwischen den Sitzen im Cockpit befestigt. Über dem metallenen Schalter klebt ein Sticker mit dem Schriftzug "Chemtrail".

"Ich habe vor einiger Zeit ein neues Gerät entwickelt und es spaßhalber so genannt", erzählt Stoifl. Im Laufe der Jahre sei er schon mit unterschiedlichsten Vorwürfen konfrontiert gewesen. Am häufigsten seien Umweltbedenken. Silberjodid – die Hagelflieger sagen "Silberstaub" dazu – sei jedoch ungefährlich und am Boden nicht nachweisbar.

Hohe Kosten trotz Ehrenamt
Ähnlich sieht das Josef Eitzinger, Professor für Meteorologie und Klimatologie an der Universität für Bodenkultur in Wien. Silber zähle zwar zu den Schwermetallen, die Mengen, die von Hagelfliegern versprüht werden, seien aber relativ gering. "Im Vergleich zu Silvesterfeuerwerken fällt das überhaupt nicht ins Gewicht", sagt Eitzinger. "Pro Einsatz sind es ein paar Kilo Material, die sich auf mehrere Quadratkilometer Fläche verteilen."

Stoifl steuert das Flugzeug die Donau entlang, wir fliegen in rund 900 Meter Höhe. Kurz nach Dürnstein dreht er nach rechts ab und gleitet am linken Ufer zurück Richtung Krems. Der Flug dauert etwa 30 Minuten; ein richtiger Einsatz zwischen ein und zwei Stunden. Stoifl und seine Pilotenkollegen arbeiten ehrenamtlich und teilen sich die Bereitschaftsdienste auf. Doch Sprit, Material und Wartung kosten Geld. Finanziert wird das Projekt seit Jahrzehnten hauptsächlich von Gemeinden und landwirtschaftlichen Betrieben – nicht aber von der Österreichischen Hagelversicherung. Die zweifelt daran, dass die Abwehr tatsächlich funktioniert.


Mithilfe von Styroporplatten wird die Wirkung der Hagelabwehr analysiert.
Jakob Pflügl

Früher Raketen, jetzt Flugzeuge
Bekannt ist die Technologie der "Wolkenimpfung" bereits seit mehr als achtzig Jahren. Früher schossen die Bauern Raketen in den Himmel, seit den 1970er-Jahren sind in Niederösterreich Flugzeuge im Einsatz. In der Theorie funktioniert die "Impfung" so: Hagelkörner bilden sich stets um Kristallisationskerne – zum Beispiel um Staubpartikel. Das Silberjodid soll die Anzahl der Kristallisationspunkte erhöhen und so die einzelnen Hagelkörner kleiner machen – im Idealfall so klein, dass sie beim Auftreffen auf den Boden längst wieder zu Regen geschmolzen sind.

In der Steiermark, wo ebenfalls Hagelflieger eingesetzt werden, beschäftigt sich die "Hagelplattform" seit 2006 mit der Wirksamkeit der Abwehr. "Bisher allerdings ohne hilfreiche Ergebnisse", heißt es auf Anfrage des STANDARD bei der Hagelversicherung, die das Forschungsprojekt gemeinsam mit dem Land Steiermark betreibt. Die internationale Wissenschaft sei nicht einig, ob die Hagelbekämpfung wirkungsvoll ist.

Auch die Zentralanstalt für Meteorologie (ZAMG, nun Geosphere Austria) machte einst eine Studie. Sie analysierte über einen mehrjährigen Zeitraum die durchschnittliche Größe der Hagelkörner mit ausgebrachten Styroporplatten (siehe Bild oben). Im Gegensatz zur Hagelplattform Steiermark kam die ZAMG allerdings zum Ergebnis, dass größere Hagelkörner im Einsatzgebiet seltener wurden.


Thomas Stoifl ist Einsatzleiter einer Staffel von über zehn Pilotinnen und Piloten.
Jakob Pflügl

Tiefe Sonne und Seitenwind
"Im Labor ist die Wirkung bewiesen", sagt Experte Eitzinger. Bei praktischen Einsätzen sei sie allerdings schwer nachzuweisen – schließlich habe man keinen Vergleich. "Jedes Gewitter, jede Wolke ist anders. Man weiß nie, was passiert wäre, wären keine Hagelflieger geflogen", erklärt er. Dass es keinen direkten Beweis gebe, bedeute aber nicht, dass die Hagelabwehr keine Wirkung habe.

Stoifl hat an der Effektivität seiner Einsätze jedenfalls keine Zweifel. Mittlerweile hat er den Sinkflug eingeleitet. "Findest du den Streifen?", fragt er mich – und meint damit die Landebahn. "Ja", antworte ich selbstbewusst, obwohl ich da eigentlich nicht so sicher bin. "Gegen die tiefstehende Sonne, Wind von der Seite. Für eine Landung könnten die Bedingungen kaum ungünstiger sein als jetzt", meint Stoifl und macht mich noch einmal nervös. Dann fliegt er eine letzte Kurve und setzt das Flugzeug sanft auf der Landebahn auf.

"Wir nehmen nicht jeden mit", sagt Stoifl bei der Verabschiedung auf dem Rollfeld. Er ärgere sich immer wieder über Medienberichte, die die Mitglieder der Hagelabwehr als risikofreudige Kampfpiloten darstellen. Das Gegenteil sei der Fall: Sicherheit hat höchste Priorität. "Wir sind keine Halsbrecher, wir machen einfach unsere Arbeit."
(Jakob Pflügl, 17.9.2023)
Kremser Hagelflugzeuge "impfen" Wolken vor Unwettern, ein umstrittenes Projekt
 
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