Ein etwas anderes Wanderbuch: "Widerstand. Verfolgung. Befreiung." - 35 zeitgeschichtliche Wanderungen in Salzburg, Oberösterreich und Berchtesgaden

josef

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#1
35 zeitgeschichtliche Wanderungen in Salzburg, Oberösterreich und Berchtesgaden:

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Verlag Anton Pustet e.U.
Salzburg


Es ist eine Reise durch ganz verschiedene Welten, zu der uns Thomas Neuhold und Andreas Praher mit ihrem zeitgeschichtlichen Wanderbuch einladen – eine Reise zu Widerstand, Verfolgung und Befreiung. Sie führen uns an Orte jüdischer Sommerfrische, zu nationalsozialistischen Lagern und Todesfabriken, zu den Spuren von Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern, zu den Zufluchtsorten von Widerstandskämpferinnen und Widerstandskämpfern, zu den Verstecken prominenter NS-Schergen, aber auch zu den Wegen der alliierten Befreier.

Das Buch erzählt vom Mut katholischer Pfarrer ebenso wie vom illegalen NS-Terror im Vorfeld des "Anschlusses", es zeichnet die Fluchtrouten der von den Nazis verfolgten Menschen nach und lässt uns so an deren Geschichten teilhaben.

Dieser zeitgeschichtliche Wanderführer präsentiert 35 Themenstrecken und bietet neben einer fundierten historischen Darstellung genaue Routenbeschreibungen, Kartenskizzen, Fotos, Hinweise für die Anreise sowie Informationen zu weiterführender Literatur und Quellen.

Widerstand. Verfolgung. Befreiung.
 

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#2
Dazu auch ein Bericht im DERSTANDARD:

Rechtzeitig für den Heimaturlaub ist ein besonderes Buch für zeitgeschichtliche Wanderungen erschienen
– auf den Spuren von Opfern und Tätern des NS-Regimes, Widerstandskämpfern und Befreiern


"Sehnsucht habe ich nach Euch und den Bergen", schrieb die 23-jährige Rosa Hoffmann einst in ihrem Abschiedsbrief. 77 Jahre später wurde er zum Leitmotiv eines Wanderführers der besonderen Art, den der STANDARD-Journalist und Bergfex Thomas Neuhold und der Historiker Andreas Praher nun im Anton-Pustet-Verlag herausgebracht haben. Die kommunistische Widerstandskämpferin Hoffmann aus der Stadt Salzburg schrieb diese Zeilen, bevor sie in Berlin-Plötzensee im März 1943 enthauptet wurde.

"Widerstand, Verfolgung, Befreiung – Zeitgeschichtliche Wanderungen" heißt das 248 Seiten starke Buch mit 35 historischen Wanderungen und Spaziergängen von einer bis zu acht Stunden. Die meisten von ihnen führen durch das Land Salzburg, einige auch durch Oberösterreich, Südostbayern und das Ausseerland.

Das Besondere an diesem Buch: Es ist ein politisches Buch und gleichzeitig ein praktikabler Wanderführer mit Karten, Ausrüstungs- und Einkehrtipps und ganz genau beschriebenen Routen, die jeweils einer Geschichte als Themenstrecke angehängt sind.


Die Meisterebenalm, wo sich "Bibelforscher" und Wehrdienstverweigerer Leopold Engleitner versteckte.
Foto: Thomas Neuhold

"Nie wieder Faschismus! Nie wieder Krieg!", schreiben Neuhold – selbst Sohn, Neffe und Enkel von steirischen Widerstandskämpfern – und Praher in ihrem Vorwort. In den drei Jahren Arbeit am Buch konnten die beiden nicht ahnen, dass es in einer Zeit erscheinen würde, in der täglich für den Urlaub in der Heimat geworben wird.

Durch die Landeshauptstadt führen neben dem einstündigen Spaziergang auf den Spuren Hoffmanns und ihrer Genossen auch eine Stefan-Zweig-Wanderung über den Kapuzinerberg, wo der Schriftsteller im Paschinger Schlössl lebte, und eine Route in den Stadtteil Leopoldskron-Moos, wo hunderte Sinti, darunter viele Kinder, in einem Lager eingesperrt waren, bevor sie in KZs deportiert und ermordet wurden.

Unbekannte Orte
Hauptsächlich aber geht es in die Berge. Bei der Auswahl ihrer Geschichten setzten Neuhold und Praher bewusst nicht nur auf bekannte wie jene Franz Jägerstätters, sondern erzählen auch von Menschen und Orten, die noch weitgehend unbekannt sind. Dabei werden alle Facetten der Verfolgung, aber auch Schicksale von Befreiern und die Jagd auf Täter nach dem Krieg behandelt.

Der "Bibelforscher" bzw. Zeuge Jehovas Leopold Engleitner versteckte sich auf der Meisterebenalm. Wer seinem Weg folgt, sieht den Attersee von hoch oben. Bei einer vierstündigen Wanderung zum Ursprung der Salzach lernt man den bisher wenig bekannten Hilfsarbeiter und Widerstandskämpfer Ernst Pikes aus Wald im Pinzgau kennen.

Atemberaubende Fluchtgeschichten
Der Kommunist konnte nach mehreren Inhaftierungen 1943 fliehen und überlebte teils durch Hilfe der Bevölkerung versteckt in den Bergen. Besonders atemberaubend sind die Fluchtgeschichten vom Salzkammergut-Partisanen Sepp Plieseis – aus dem KZ Hallein über den Pitschenberg.


Sepp Plieseis (vorne) und Mitstreiter nach dem Krieg in Sicherheit 1946 im Toten Gebirge.
Foto: Verlag Anton Pustet

Ebenso filmreif ist die Geschichte von vier aus Österreich stammenden britischen Geheimagenten, die als Fallschirmspringer bei Schlechtwetter im Höllengebirge abgeworfen wurden und sich erst gegenseitig finden mussten, bevor sie Jagd auf Joseph Goebbels machen konnten.

Ordensfrau und Priester
Im Pongau trifft man auf die bekannte Geschichte der Ordensleiterin Anna Bertha Königsegg, die sich bei Schwarzach offen gegen die NS-Euthanasie und schützend vor ihre Patienten stellte. "Ihre" Strecke führt von St. Veit auf den Hochglocker hinauf. Zwei widerständige Priester finden auch Eingang ins politische Wanderbuch: Balthasar Linsinger versteckte und rettete fünf jüdische Kinder in seiner Pfarre in Großarl, der Bramberger Pfarrer Andreas Rieser wurde als Regimekritiker denunziert und überlebte die Konzentrationslager Buchenwald und Dachau. Nahe seiner Heimatpfarre im Pinzgau, der er noch bis 1966 vorstand, findet man den idyllischen Karsee am Wildkogel.

Auch die Strecke von rund 5.000 Juden, die 1947 über den Krimmler Tauern nach Süden und weiter nach Palästina flohen und denen regelmäßig im Alpine Peace Crossing gedacht wird, fehlt natürlich nicht.

Im Salzkammergut hielten sich während des Zweiten Weltkriegs viele Widerstandskämpfer auf, danach verschanzten sich dort zwei der schlimmsten Kriegsverbrecher der Geschichte: Ernst Kaltenbrunner und Adolf Eichmann.


Foto: Verlag Anton Pustet
Kaltenbrunner wurde im Mai 1945 auf der Wildenseealm, Eichmann auf einer Alm bei Altaussee verhaftet. Eichmann gelang aber noch einmal die Flucht, er wurde erst 1960 vom israelischen Geheimdienst in Argentinien wieder aufgespürt.

Besonders berührend ist die Geschichte des 17-jährigen Italieners Giuseppe Groppo, der 1944 als einer von 6.974 Zwangsarbeitern in den Hohen Tauern im Kraftwerksbau arbeiten musste. Groppo war 1943 in seiner Heimat wegen der Faschisten in den Untergrund gegangen.


Jene Stelle, wo der 17-jährige Italiener Giuseppe Groppo starb.
Foto: Thomas Neuhold

Als ihn die Soldaten von zu Hause verschleppten, rief er seiner Mutter zu, sie solle sich nicht sorgen, er sei sicher bald zurück. Er blieb 70 Jahre verschollen. Ihm gelang zwar die Flucht aus dem Lager Kaprun, doch er irrte schlecht ausgerüstet im Gebirge umher, stürzte ab und verhungerte oder erfror. Seine Leiche wurde 1944 von zwei blumenpflückenden Mädchen entdeckt, doch erst 2014 konnte der Historiker Rudolf Leo aufklären, dass der Tote der in der Provinz Vicenza vermisste Groppo war.
Es kam zu einem Treffen mit einem der blumenpflückenden Mädchen von einst und Neffen von Groppo, später wurde eine Gedenkfeier veranstaltet. Dank des Buches kann man nun nordöstlich von Fusch an der Glocknerstraße zweieinhalb Stunden bis zu jenem Ort gehen, wo Giuseppe Groppo ganz alleine starb.
(Colette M. Schmidt, 3.8.2020)
Ein antifaschistisches Wanderbuch - derStandard.at
 

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#3
KULTURHAUPTSTADT 2024 BAD ISCHL
Großes Interesse an „Wegen des Widerstands“
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Die „Wege des Widerstands“ der europäischen Kulturhauptstadt Bad Ischl Salzkammergut 2024 sind auf großes Interesse gestoßen. Die geführten Wanderungen auf den Routen und zu den Verstecken der NS-Widerstandskämpfer im Salzkammergut waren innerhalb weniger Tage ausgebucht.
Online seit heute, 9.57 Uhr
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Wolfgang Quatember, Leiter des Zeitgeschichte-Museums Ebensee und historischer Begleiter der Touren, berichtete in einem Gespräch mit der Austria Presse Agentur (APA) von dem großen Interesse an den speziellen Wanderungen.

Auf den Spuren Leopold Engleitners
Die erste Wanderung am 25. Mai folgt der Route Leopold Engleitners, eines Zeugen Jehovas, der den Wehrdienst verweigerte, in mehrere KZ-Lager verschleppt wurde und sich in den letzten Kriegswochen auf der Meistereben-Alm versteckte, weil er noch einen Einberufungsbefehl erhalten hatte. „Ich habe ihn selbst noch gekannt, er war bei der Museumseröffnung 2001 dabei“, erzählt Quatember über Engleitner, der 2013 im Alter von 107 Jahren verstarb.

Unterstützt durch Ton- und Filmaufnahmen
Am Ziel der Wanderungen gibt Quatember historische Einblicke in das Leben der Verfolgten, aus seinem reichen Erfahrungsschatz und „zum Teil werde ich Videoaufnahmen abspielen, damit die Teilnehmer die Originalstimmen der Protagonisten hören“. Von Engleitner sind durch seine Arbeit als Zeitzeuge gegen das Vergessen – u.a. mit Autor und Filmer Bernhard Rammerstorfer – viele Originalaufnahmen erhalten. Auch von anderen Widerständlern wie etwa Resi Pesendorfer, Karl Gitzoller und Alois Straubinger sind Tonaufnahmen vorhanden, auf denen sie ihre Geschichte erzählen.

OÖ Tourismus
In einigen Stollen bei Ebensee gibt es schon länger Ausstellungen, die sich mit der NS-Zeit befassen.

Das Zeitgeschichte-Museum biete seit vielen Jahren Wanderungen zu den Spuren des Widerstands an, die Kulturhauptstadt habe das aufgegriffen und es seien neue Routen dazugekommen. „Ich meine, dass die Leute etwas über die Kulturlandschaft, die politische Landschaft wissen wollen. Das hat man den Gästen früher nicht zugetraut oder nicht zumuten wollen. Mittlerweile haben aber viele Menschen Interesse an der Geschichte der Region, nicht nur am Kaiser und Sisi, sondern auch an der Zeit des Nationalsozialismus“, ist Quatember überzeugt. Er baute seit der Gründung des „Verein Widerstandsmuseum“ 1988 KZ-Gedenkstätte und Zeitgeschichte-Museum in Ebensee auf.

Führung zu verstecktem Partisanen-Unterschlupf
„Widerstandskämpfer haben lange nicht ins Geschichtsbild gepasst und wurden oft diskreditiert.“ Der 1993 verstorbene Peter Kammerstätter habe in den 1970er-Jahren mit Recherchen und Zeitzeugeninterviews viele Daten und Fakten für das Museum gesammelt.

Auch Wanderungen zum „Igel“, dem nach einer Igelfamilie benannten Stützpunkt der 1944 gegründeten Partisanengruppe „Willy-Fred“ um Josef Plieseis, Alois Straubinger und Karl Gitzoller gebe es immer wieder. Er war schon mit Schulklassen, einer Fußball-Gruppe aus Wien und Kunstschaffenden aus Graz dort, so Quatember. „Der Partisanen-Unterschlupf liegt in einer gewissen Abgeschiedenheit, den findet nicht jeder“, empfiehlt er kundige Begleitung und möchte gleichzeitig die Stimmung des Ortes bewahren. „Der Igel war ein Versteck und soll die Aura eines Verstecks behalten können.“ Trotzdem wird er wohl auch im kommenden Jahr ein- bis zweimal diese Tour machen.

Neben Quatember begleitet ein Guide vom Alpenverein die heuer von der Volkshochschule Oberösterreich veranstalteten Wanderungen auf den Wegen des Widerstands, jeweils neun Personen können teilnehmen. „Der Zeitaufwand ist gewaltig“, erklärte Quatember, der jeden Samstag acht bis neun Stunden unterwegs sein wird – genügend Kondition und gute Ausrüstung wird den Teilnehmenden empfohlen.
12.05.2024, red, ooe.ORF.at/Agenturen

Links:
Salzkammergut 2024
Memorial Ebensee

Großes Interesse an „Wegen des Widerstands“
 
#4
Passend zur Widerstandsgruppe Willy Fred im Salzkammergut:
Vorgestern, am Dienstag 19.11.2024 war ich in Neuhaus/Triesting um das Grab von Karl Gitzoller zu suchen - war ned schwer, habs rasch gefunden.
Gitzoller war ein Weggefährte von Sepp Plieseis und auch derjenige welcher Sepp die Flucht vom KZ Hallein ermöglichte. Jetzt wollte ich noch unbedingt wissen wo Karl G. seine letzten Jahre in Neuhaus verbrachte und fragte mich durch - bis ich vor seinem ehemaligen Wohnhaus stand.
Durch weitere Recherchen erfuhr ich dass Gitzoller noch Verwandte in Neuhaus hat. Durch glückliche Umstände wurde ein Kontakt zu diesen hergestellt und ich konnte noch einige sehr interessante Details aus Gitzollers Leben erfahren. Die Dame mit der ich sprach, konnte sich noch gut an Karls Bein erinnern, Karl wurde 1944 auf der Flucht am Oberschenkel angeschossen und versorgte seine Riesenwunde selber. In Neuhaus wohnend trug er fast immer nur eine kurze Lederhose und wenn er das eine Hosenbein etwas weiter hinaufzog war der Blick frei auf seine dazumalige Verletzung welche unschön mit "Wildem Fleisch" überwuchert war. Noch vorhanden ist Karls Fernrohr welches er in der Zeit des sich Versteckthaltens
meist dabei hatte (IGEL) und seine Lederhose. Diese beiden Dinge werden von der Verwandtschaft groß in Ehren gehalten.
In dem Buch "Vom Ebro zum Dachstein" wird Gitzoller von Plieseis nicht Karl sondern Franz genannt. Beiliegend ein kurzer Ausschnitt von der Schußverletzung.
 

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#7
Gerne, hab jetzt schmunzeln müssen, als die Pesendorfer Resi über den Karl erzählt, er war ein "Schlankl" - Schlawiner, und wie das rüberkommt kostete der Karl der Resi die letzten Nerven.... - hab mir das Video grad vollständig angschaut.
 
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