ein Grazer Tabuthema - das Lager Liebenau

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#21
Man schämt sich für diese Gräueltaten, auch als Nachkriegsgeborener, der damals nichts verhindern oder ändern hätte können.
Unsere Aufgabe lautet: Wehret den Anfängen neonazistischen Gedankengutes und ebensolcher Aktionen.
 

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#22
Veranstaltungshinweis zum Lager Liebenau: Siehe "Runder Tisch" zum "Lager Liebenau" - Ludwig-Boltzmann Institut für Kriegsfolgen-Forschung

„Runder Tisch“ zum „Lager Liebenau“

Am 16. Jänner 2019 findet im Rahmen der Ausstellung zum „Lager Liebenau“ im GrazMuseum eine Kuratorenführung und ein Runder Tisch zum Thema „Bodenfundstätte Lager Liebenau“ statt.

Kuratorenführung: 17:30 Uhr, GrazMuseum

Runder Tisch: 18:30 Uhr, GrazMuseum

Mit Beiträgen von: Gerald Fuchs (Archäologe), Eva Steigberger (Österreichisches Bundesdenkmalamt) und Claudia Theune (Universität Wien)

Moderation: Barbara Stelzl-Marx (Zeithistorikerin und Kuratorin)

Ort: GrazMuseum, Sackstraße 18, Graz

Keine Anmeldung erforderlich, der Eintritt ist frei.
 

josef

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#24
Graz baut Wohnungen auf historisch belastetem Areal eines NS-Lagers


foto: argis/possert
In den Bunkeranlagen des ehemaligen NS-Lagers Liebenau sind auch antisemitische Karikaturen entdeckt worden. Die Fundstellen wurden aber allesamt wieder zugeschüttet und betoniert.

Unter dem ehemaligen NS-Lager in einem Grazer Wohnbezirk werden noch verscharrte Opfer vermutet. Jetzt baut Graz dort Wohnungen. Die Bauabteilung ist in Sorge, "Knochen und organische Reste " zu finden.
Seine Mühe, das jahrelange Engagement im Sinn der Aufklärung schienen vergebens gewesen zu sein: Alle Ausgrabungen sind mittlerweile wieder dem Erdboden gleichgemacht worden, sämtliche gefundenen Objekte und Baudokumente wie Graffiti in den NS-Bunkeranlagen, die dieses finstere Kapitel der Grazer Geschichte sichtbar gemacht hatten, wieder mit Beton versiegelt.

"Es hat den Anschein, dass wir nie die Wahrheit erfahren werden", bedauert der Grazer Arzt Rainer Possert. Er meint jene Wahrheit, die unter der Erde dieses Areals des ehemals größten NS-Zwangsarbeiterlagers im Grazer Wohnbezirk Liebenau liegt.
Diese könnte aber, anders als von Possert befürchtet, tatsächlich demnächst im Zuge eines Bauprojekts – auf dem Lagergelände sollen 60 Wohnungen entstehen – zumindest teilweise ans Licht kommen.

Der Mediziner, der in diesem Viertel ordinierte und aufgrund zahlreicher Erzählungen seiner Patienten historische Nachforschungen betrieb, geht davon aus – was mittlerweile auch das Bundesdenkmalamt nicht ausschließt -, dass dort noch hunderte Opfer aus der NS-Zeit vergraben sein könnten. An diesem Donnerstag soll bei einer von der "Gedenkinitiative Graz Liebenau – Lokalgruppe Mauthausen-Komitee" organisierten Feier am "Grünanger" der Opfer gedacht werden.

Nach ersten Grabungen, die aufgrund des Murkraftwerks notwendig geworden waren, wurden vor Monaten Fundamente, Stollengänge und Bunker des Lagers offengelegt – und wieder planiert. Nichts erinnert mehr an jene Monate des Kriegsjahrs 1945, in denen das Lager auch als Organisationszentrale für den Todesmarsch tausender ungarischer Jüdinnen und Juden diente.

"Wozu graben?"
7000 bis 9000 Menschen wurden von hier aus Richtung Mauthausen getrieben, hunderte starben an Krankheiten oder Erschöpfung noch im Lager oder wurden ermordet und – so die Vermutung – in Bombentrichtern verscharrt. Die schwarz-blaue Stadtregierung reagierte auf Forderungen, dieses historische Gelände doch endlich archäologisch zu untersuchen, meist nur kurz angebunden. "Wozu graben?", hieß es, es seien bloß "bisher haltlose, völlig unbegründete Spekulationen eines Arztes".

In der Magistratsabteilung Wohnen Graz sieht man das mittlerweile gänzlich anders. "Wir müssen mit allem rechnen", sagt der für das Wohnbauprojekt zuständige Leiter des Baumanagements, Herbert Rauscher, im Gespräch mit dem Standard.

Die zwei- und dreigeschoßigen Bauten würden allerdings nicht unterkellert. Es sei mit weitläufigen "Kriechgängen" aus dem Krieg zu rechnen, die wolle man nicht zerstören. Um Tiefbaumaßnahmen (Kanal- und Leitungsbau) komme man aber nicht herum. "Da sind wir aufs Schlimmste vorbereitet", sagt Rauscher. Das Gelände sei mit Bombenkratern übersät, "da ist nicht ausgeschlossen, dass wir womöglich Körperteile finden, die noch rasch vor Schließung des Lagers verscharrt worden sind. Das sind natürlich nur Vermutungen. Wenn wir aber Knochen oder organische Reste finden, wird die Baustelle sofort versiegelt, das Ministerium benachrichtigt und das Bundesdenkmalamt eingeschaltet."

"Sind in größter Sorge"
Bisher sei bei Vorarbeiten nichts gefunden worden. "Wir sind natürlich in größter Sorge, vor allem wenn es Knochenfunde gibt, das macht uns am meisten nervös", sagt Rauscher. Seine Abteilung habe jedenfalls ein archäologisches Unternehmen engagiert, das den Bau begleite. Was Rauscher nicht sagt: Etwaige Funde hätten natürlich weitreichende Konsequenzen. Denn abseits des Wohnbauprojekts liegen auch ein Kindergarten, das Jugendzentrum und Gemeinde-Tennisplätze in "Verdachtszonen" für Bombentrichter.
(Walter Müller, 4.4.2019)
Graz baut Wohnungen auf historisch belastetem Areal eines NS-Lagers - derStandard.at
 

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#26
Grazer Spuren der Grausamkeiten
Auf dem Areal des ehemaligen NS-Lagers im Grazer Wohnbezirk Liebenau wurden jetzt Habseligkeiten von Opfern entdeckt. Es werden Massengräber befürchtet

Auch Reste von Zahnbürsten wurden von den Archäologen dokumentiert.
Foto: Argis

Im Boden des ehemaligen Lagers Liebenau wurden jetzt auch Alltagsgegenstände wie Kämme aus Kunststoff und Horn gefunden.
Foto: Argis

Bei Grabungsarbeiten für ein Denkmal entdeckt: Ledersohlen von Kinder- und Erwachsenenschuhen.
Foto: Argis

Er hatte offenbar doch recht. Der Grazer Arzt und mittlerweile passionierte Historiker Rainer Possert vermutet seit Jahren – aufgrund entsprechender Erzählungen alter Patienten–, dass unter dem Areal des ehemaligen NS-Lagers im Wohnbezirk Liebenau noch hunderte Opfer begraben liegen könnten. Neue brisante Funde von Archäologen und aufgetauchte Protokolle von Überlebenden könnten Posserts Befürchtungen nun bewahrheiten.

Bei Grabungsarbeiten für die Errichtung einer Lager-Gedenktafel entdeckten Archäologen jetzt große Mengen von Resten persönlichen Gegenstände ehemaliger Lagerinsassen: Kämme, Ledersohlen von Kinder- und Erwachsenenschuhen, Spielsachen und bunte Schmucksteine waren darunter.

1945, knapp vor Kriegsende, wurden die Todesmärsche der rund 8000 ungarischen Juden nach Mauthausen vom Grazer Lager in Liebenau aus organisiert. "Der Verbleib vieler Opfer", sagt Possert, der mittlerweile auch von den offiziellen Stellen in die historische Aufarbeitung miteingebunden wurde, "ist tatsächlich ungeklärt".

Aber gerade weil auf dem Gedenkort Sozialwohnungen errichtet werden sollen, wäre es "allein aus Gründen des Anstandes geboten, zumindest dort nach Opfern zu suchen", sagt Possert im Gespräch mit dem STANDARD.

"Er erschoss ein Kind"
Er unterstreicht seine Forderung mit einem von ihm kürzlich entdeckten Protokoll einer 1945 im "Landesbüro von Deportierten" in Budapest aufgenommenen Aussage eines Lager-Überlebenden. Dieser erinnerte sich: "Wir kamen in das Lager Liebenau. Das war ein Todesgeschäft. Die SS brachte die Juden um. Man sagte, aus diesem Lager kommt man nur als Leiche heraus. Es gab dort Häftlinge aller möglichen Nationalitäten, aber von denen waren wir Juden vollständig getrennt, und es war streng verboten, mit ihnen Kontakt zu haben. Nachts, ganz geheim, gingen wir doch zu ihnen, und sie gaben uns immer etwas, denn wir waren in schrecklichem Zustand. Sie bekamen auch im Lager bessere Verpflegung als wir. Einmal passierte es, dass ein SS seine Uhr hervornahm und sagte: ‚In fünf Minuten gibt es hier eine Leiche. Wenn du in fünf Minuten keine Leichengrube schaufeln kannst, gibt es zwei Leichen.‘ Wir haben die Grube ausgehoben und dann, vor unseren Augen, erschoss er ein verrücktes, polnisches Kind. Ein Schwerkranker wurde von einem SS erschossen, und wir mussten ihn begraben."

Leichen im Müll
Sie seien "ganze Tage" beschäftigt gewesen, Leichen zu exhumieren und sie "von einem Ort an den anderen" zu schaffen. "Das Ganze hatte überhaupt keinen Sinn. Es kann sein, dass sie die Spuren ihrer Grausamkeiten verwischen wollten. Wenn sie den Leichengeruch nicht mehr ertrugen, mussten wir die Müllgruben entleeren und mit dem Müll die Bombenkrater auffüllen."

Possert befürchtet nun, dass die notwendigen Grabungen vor allem an den Stellen der alten Bombentrichter wieder gestoppt werden. Ihm sei signalisiert worden, dass das Geld für weitere Explorationen aufgrund der Corona-Krise fehle. Kulturamtsleiter Michael Grossmann sagt dem STANDARD, die Stadt sei weiterhin "sehr interessiert", die Sache aufzuklären.

"Natürlich stehen wir jetzt vor einer neuen Finanzsituation. Es ist aber nach wie vor der Plan, das Areal genau zu untersuchen und Verdachtsflächen festzulegen. Sollten dann tatsächlich Leichenteile gefunden werden, wird das Innenministerium eingeschalten und das Grundstück gesichert", sagt Grossmann.

Wohnbauprojekt am Lagergelände
Nach Abschluss aller Untersuchungen, in die auch das Bundesdenkmalamt federführend eingebunden ist, könnte das Gebiet "letztlich wieder freigegeben werden". Dann stünde dem Sozialwohnungsprojekt auf dem Lagergelände "im Grund nichts mehr im Wege". Die Nutzung alter Lagerareale für andere Nutzungen "ist an und für sich nicht ungewöhnlich", argumentiert Grossmann.
(Walter Müller, 28.5.2020)
Grazer Spuren der Grausamkeiten - derStandard.at
 

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#27
Gedenktafel für Lager Liebenau enthüllt

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Mit einer Gedenktafel und einem digitalen Rundgang sind am Freitag in Graz die im Lager Liebenau verübten Gräueltaten des NS-Regimes sichtbar gemacht worden. Stadt, Land und Initiatoren sprachen von einem wichtigen Beitrag gegen das Vergessen.

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Das sogenannte Lager 5 war bis zum Kriegsende vor 75 Jahren für ungarische Juden eine Zwischenstation auf den Todesmärschen nach Mauthausen.

Enthüllung mit Bezug zur Grazer Oper
CoV-bedingt war die Enthüllung der Infotafel an das Grazer NS-Lager Liebenau im April abgesagt worden. Nun wurde mit dem Enthüllen der Tafel an der Mur auf dem früheren Lager-Areal ein Bezug zur Oper Graz hergestellt: Am Freitag wurde dort eine Filmdoku über das Lager gezeigt – und dort findet am 18.September. die Premiere von Mieczslaw Weinbergs Oper „Die Passagierin“ nach dem Buch der KZ-Insassin Zofia Posmysz statt – mehr dazu in Grazer Oper widmet sich Weltkriegsgräueln (steiermark.ORF.at; 4.3.2020).

Hausherrin und Intendantin Nora Schmied sagte, die „zweite Enthüllung" musste in der Oper stattfinden: " Es gibt so viele Bezüge, allein mit ‚Die Passagierin‘, ein Stück, das sich mit der Frage nach Schuld, Vergebung und der historischen Verantwortung jedes einzelnen beschäftigt.“

ORF

Elie Rosen konnte noch nicht teilnehmen
Kultur- und Finanzstadtrat Günter Riegler (ÖVP) erinnerte an den Angriff auf die Grazer Synagoge im August und auf den Angriff an den Präsidenten der Kulturgemeinde, Elie Rosen. Dieser habe ihn gebeten, ihn am Freitag zu entschuldigen, er sehe sich noch nicht in der Lage teilzunehmen – mehr dazu in Nach Synagogen-Mahnwache droht Anzeige. „Nach der coV-bedingten Verschiebung im April können wir nun die Eröffnung des digitalen Rundgangs und der Erinnerungstafel vornehmen“, sagte der Stadtrat. Es gebe ein weiteres Forschungsprojekt mit dem Ludwig-Boltzmann-Institut (LBI) für Kriegsfolgenforschung, nämlich eine Datenbank zu den zivilen Zwangsarbeitern zwischen 1939 und 1945.

Datum kein Zufall
Das heutige Datum der Präsentation sei nicht zufällig gewählt, sagte Riegler. Am 11. September 1947 habe in Graz unter britischer Vorsitzführung der Prozess gegen vier ehemalige Lager-Wächter begonnen. Riegler sagte auf Journalistenfragen, er rechne nicht damit, dass die Erinnerungstafel beschädigt werden könnte. Er vertraue auf respektvollen Umgang, aber sollte es Beschädigungen kommen, "dann werden für die Reparatur „die Mittel zur Verfügung stehen, selbstverständlich“.
Urs Harnik-Lauris von der Energie Steiermark sagte, die Aufarbeitung der Geschichte des Liebenauer Lagers habe schon 2011 begonnen. Mit dem Projekt Murkraftwerk beim ehemaligen Lagergelände habe es im Umfeld viele Irritationen, aber auch eine fundierte Aufarbeitung und Dokumentation gegeben, bevor es im Areal zu Detailplanungen kam. „Wir haben es als unseren Auftrag betrachtet, unsere Bauarbeiten anzupassen, Leitungswege wurden neu geplant“. Die Ergebnisse der Grabungen seien für alle erschütternd gewesen.

ORF

Ortsnamen in einem ganz anderen Licht
Für Kulturlandesrat Christopher Drexler (ÖVP) bedeute die Entscheidung für eine Erinnerungstafel, an das NS-Unrechtsregime zu gemahnen und einen Bezug zu Graz herzustellen. „Ein regionaler Bezug ist etwas anderes als ein abstrakter in anderen Teilen Europas“, sagte Drexler. Er lobte das „zivilgesellschaftliche Engagement“ des Ehepaares Rainer und Uschi Possert, das über viele Jahre an dem Thema drangeblieben sei. Drexler sagte, er habe sich in einem Dissertationsversuch selbst mit den Volksgerichtshöfen zur Aufarbeitung der NS-Zeit befasst. „Da schlägst du Akten auf, und plötzlich liest du von Verbrechen in den letzten Tagen des NS-Regimes in der Steiermark, und plötzlich erscheinen Ortsnamen in einem ganz anderen Licht. Ich hoffe, dass das auch die Erinnerungstafel vermittelt“, sagte Drexler.

Stolperstelle soll verlegt werden
Barbara Stelzl Marx, Leiterin des Ludwig Boltzmann Instituts für Kriegsfolgenforschung, sagte, seit 1945 sei buchstäblich Gras über die Sache gewachsen, aber die Geschichte bleibe. Nach der Erinnerungstafel werde es auch noch ein Mahnmal geben. Dazu soll es in der Nähe des früheren Zwangsarbeiterlagers auch noch eine Stolperschwelle geben, die noch im Herbst verlegt werde, analog zu den bekannten Stolpersteinen. Von vielen Opfern wisse man die Namen nicht – und auch nicht, ob sich noch Tote unter der Oberfläche befänden. Stelzl-Marx lobte die Dokumentation, die der Grazer Markus Mörth erstellt habe und die am Freitag in der Oper gezeigt wurde. Die Doku wird auch über die App abzurufen sein, die an der Erinnerungstafel in Liebenau mittels QR-Code abzurufen sein wird, für den virtuellen Rundgang. Vergessen und verdrängen werde dadurch durch bewusstes Erinnern abgelöst.
11.09.2020, red, steiermark.ORF.at

Links:
Gedenktafel für Lager Liebenau enthüllt
 

Stoffi

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#28
Knochenfunde bei Grabungsarbeiten Knochenfund bei Grabungen in Graz-Liebenau

Knochenfund bei Grabungen in Graz-Liebenau
Im Umfeld des einstigen NS-Zwangsarbeiterlagers im Grazer Bezirk Liebenau sind bei Sondierungsgrabungen für einen Gemeindebau menschliche Knochen gefunden worden. Ihre genaue Herkunft ist noch unklar.
Online seit heute, 15.30 Uhr
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Zwischen 1943 und Kriegsende waren bis zu 5.000 Zwangsarbeiter gleichzeitig in den Baracken eines Lagerkomplexes südlich des Grazer Stadtzentrums untergebracht. Etliche dürften dort auch ihren Tod gefunden haben. Lange Zeit war in Vergessenheit geraten, dass der Komplex auch eine Station der ungarischen Juden auf den Todesmärschen vom „Südostwallbau“ im Grenzraum zu Ungarn war – mindestens 35 von ihnen wurden dort erschossen. Bis vor wenigen Jahren kannten selbst viele Anrainer diese Geschichte nicht, erst vor drei Jahren wurden die Baracken-Fundamente des Lagers freigelegt.

Knochen bei Sondierungsgrabungen gefunden
Im Umfeld des Lagers, am sogenannten Grünanger, will die Stadt Graz nun Sozialwohnungen errichten, was für massive Kritik sorgt – mehr dazu in Kritik an Wohnbauprojekt auf NS-Lager-Areal (17.12.2020).
ORF
Die Gedenkinitiative Graz-Liebenau forderte zumindest zusätzliche archäologische Grabungen, um nach möglichen weiteren Opfern zu suchen. Tatsächlich sind Spezialisten einer Archäologie-Firma im Zuge solcher Sondierungsgrabungen fündig geworden. In einem verfüllten Bombentrichter wurden neben tierischen Schlachtabfällen auch menschliche Knochenteile ausgegraben.
„Ziemlich sicher keine reguläre Bestattung“
Bei den gefundenen Knochen dürfte es sich um einen Arm- und einen Fußknochen handeln. Die aktuellen Funde wurden gesichert und begutachtet, hieß es am Dienstag aus dem Büro des Grazer Bürgermeister-Stellvertreters und Wohnbaustadtrats Mario Eustacchio (FPÖ). Jetzt wolle man auf die weiteren Erkenntnisse der Archäologen warten.
ORFEine Gedenktafel erinnert heute an die Gräueltaten auf dem ehemaligen Lagergelände.
Auch das Bundesdenkmalamt sei umgehend über den Fund informiert worden und man habe auch das für die Kriegsgräberfürsorge zuständige Innenministerium verständigt. Für eine weiterführende Interpretation über die Herkunft der menschlichen Überreste sei es aktuell noch zu früh, heißt es, es sei aber „ziemlich sicher keine reguläre Bestattung“, so Bernhard Dohr, Sprecher des Grazer Wohnbaustadtrats. Vonseiten des Bundesdenkmalamts wurde die Fortführung der archäologischen Grabungen wieder freigegeben.
Nicht die ersten archäologischen Funde
Es sind nicht die ersten archäologischen Funde auf dem ehemaligen Lagergelände in Graz-Liebenau. Bereits nach Ende des Krieges wurden bei Exhumierungen 53 Leichen geborgen. Wie viele Menschen im Lager insgesamt starben und möglicherweise noch dort begraben liegen, beziehungsweise bei den Bombardierungen ums Leben kamen, ist nach wie vor unklar.
Mittlerweile befindet sich dort unter anderem eine Wohnsiedlung, eine Sportfläche und ein Kindergarten. Beim Bau des Kindergartens wurden 1992 zwei Skelette gefunden. Im Frühjahr sind im Zuge des Baus des Murkraftwerks Barackenfundamente und eine Treppe freigelegt worden. Seit dem Vorjahr macht auch eine einer Gedenktafel Gräueltaten des NS-Regimes im Lager Liebenau sichtbar – mehr dazu inGedenktafel für Lager Liebenau enthüllt (11.9.2020).
red, steiermark.ORF.at/Agenturen
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josef

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#29
Lager Liebenau: Einschussloch bei Knochenfund
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Bei einem Knochenfund im ehemaligen NS-Lager Liebenau in Graz dürfte es sich um die Überreste eines Opfers eines Kriegsverbrechens handeln. Bei dem im Jänner gefundenen Schädelknochen wurde ein Einschussloch festgestellt.
Online seit heute, 15.02 Uhr
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Die Stadtgemeinde errichtet derzeit auf dem sensiblen Areal am Grünanger einen neuen Wohnbau. Da es sich dabei um eine historisch bedeutsame Fläche auf dem ehemaligen NS-Lager Liebenau handelt, wurden vor Baubeginn archäologische Untersuchungen durchgeführt.

Dabei stieß man zunächst auf einen während des Zweiten Weltkriegs verfüllten Bombentrichter, der viele persönliche Habseligkeiten von Zwangsarbeitern enthielt. Unter einer Vielzahl von Tierknochen wurden menschliche Langknochenfragmente dokumentiert, wenig später wurde auch ein sogenanntes Schädeldach gefunden – mehr dazu in Knochenfund bei Grabungen in Graz-Liebenau (19.1.2021).

Wohl Opfer eines Kriegsverbrechens
Da aufgrund der Begleitumstände (Lage, Plastikspritzen usw.) am Fundort eine Straftat aus jüngerer Zeit nicht ausgeschlossen werden konnte, wurde die Polizei informiert, welche eine Tatortsicherung durchführte. Die Funde wurden dann an die Kriminalpolizei übergeben, die Staatsanwaltschaft leitete ein Ermittlungsverfahren ein.

Die ersten gerichtsmedizinischen Untersuchungen ergaben, dass die Knochenfunde mehrere Jahrzehnte alt sein dürften und das Schädeldach mit einem sieben Millimeter großen Loch zu einem unbekannten Zeitpunkt fachmännisch – vermutlich im Zuge einer Obduktion – aufgesägt wurde. Es dürfte sich daher um ein Opfer eines Kriegsverbrechens handeln.
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Es werden nun forensische, ballistische und anthropologische Analysen gemacht, auch eine Isotopenanalyse des Knochenfundes wird, wenn die Proben aus dem Knochenmaterial ergiebig sind, ins Auge gefasst – diese Isotopen- und DNA-Analysen könnten Auskunft über die Herkunft des Opfers geben; ein Ergebnis soll es in den nächsten Wochen geben. Nach dem Abschluss dieser Arbeiten werden die Knochenfunde an die Kriegsgräberfürsorge übergeben und von dieser bestattet.

Nicht die ersten archäologischen Funde
Auf dem Areal südlich der früheren Kirchner Kaserne waren 1945 jüdische Gefangene auf ihrem Todesmarsch Richtung Mauthausen untergebracht und viele von ihnen ermordet worden. Nach dem Krieg wurden im Jahr 1947 insgesamt 54 Opfer, davon 32 mit Einschusslöchern im Kopf, exhumiert. In den Jahrzehnten danach wurde das Gebiet zum Teil als Grünfläche, zum Teil als Barackensiedlung genutzt – umfassende archäologische Untersuchungen blieben während dieser Zeit aus. Erst im Zuge der Bauarbeiten zum Kraftwerk Puntigam im Jahr 2017 kamen weitere Funde aus der NS-Zeit ans Licht, menschliche Überreste befanden sich damals jedoch nicht darunter.
08.07.2021, red, steiermark.ORF.at/Agenturen

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Lager Liebenau: Einschussloch bei Knochenfund
 

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#30
Lager Liebenau: Spürhund erschnüffelt mögliche Gräber
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Die Gedenkinitiative Graz-Liebenau lässt im ehemaligen NS-Lager Liebenau in Graz einen Knochen-Spürhund nach möglichen Gräbern suchen. An sieben Stellen soll der Vierbeiner bereits Geruchsspuren erschnuppert haben.
Online seit heute, 15.12 Uhr
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Das Lager Graz-Liebenau war in der Zeit des Nationalsozialismus das größte Zwangsarbeiterlager in Graz mit bis zu 5.000 Insassen. Im April 1945 war der Lagerkomplex im Süden von Graz eine Station der ungarischen Juden auf den Todesmärschen vom „Südostwallbau“.

Einige von ihnen wurden dort erschossen: 34 der im Mai 1947 unter Leitung der britischen Besatzungsmacht exhumierten 53 Leichen wiesen tödliche Schusswunden auf. Wie viele Menschen an diesem Ort insgesamt ermordet und verscharrt wurden, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen. Heute befinden sich dort u. a. Wohnbauten, Schrebergärten, Grünflächen und ein Kindergarten.

Einsatz des Spürhundes für mehr Klarheit
Der Grazer Allgemeinmediziner und Psychotherapeut Rainer Possert, der seit Jahren versucht, Licht in die dunkle Geschichte zu bringen, fürchtet, dass es noch viele sein könnten. 2011 gründete er die Gedenkinitiative Graz-Liebenau. Sie bemüht sich um das Erinnern an diese und die weitere Suche nach Opfern der Evakuierungsmärsche ungarischer Juden in Richtung Konzentrationslager Mauthausen. Der Einsatz eines Knochen-Spürhundes soll mehr Klarheit über die Zahl der bereits in Graz Getöteten schaffen.

ORF
Archäologe Dietmar-H. Kroepel aus Otterfing in Bayern mit seinem Spürhund „Flintstone“

Dietmar-H. Kroepel hat mit seinem Knochen-Spürhund im Auftrag der Gedenkinitiative im Sommer 2021 erste Untersuchungen auf dem Areal durchgeführt. Der „Knochenjäger“ wird in Deutschland erfolgreich bei archäologischen Grabungen und „Cold Case“-Fällen eingesetzt. Er ist in der Lage, tiefliegende Knochen, die schon seit Jahren verschüttet sind, zu erschnüffeln und damit auch zeitlich weit zurückliegende Grabstellen zu markieren. „Er riecht die Ausscheidungen der Bakterien an menschlichen Knochen, die sie grundlegend von tierischen Knochen unterscheiden“, schilderte Kroepel gegenüber der APA.

Hund „Flintstone“ erschnüffelte sieben mögliche Stellen
Im Jänner ist der studierte Archäologe abermals mit seinem Hund „Flintstone“ am ehemaligen Lagergebiet unterwegs gewesen. Die Erkenntnisse der Begehungen hat Kroepel am Samstag in Graz vor Ort präsentiert. Demnach hat der ausgebildete Rettungshund, der zusätzlich auf die Suche von menschlichen Knochen geschult wurde, sieben Stellen erschnüffelt, die vermuten lassen, dass im Erdreich Knochen liegen.

APA/Rainer Possert
Ausgrabungen im Jahr 2018 am Nordrand des ehemaligen NS-Lagers

Zusätzlich gebe es weitere kontaminierte Stellen im Bereich des Seifenfabriksgeländes, eines Feldes im Nord-Osten, rund um einen Hochspannungsmast und von Kleingärten, im Bereich Fiziastraße und den südlichen Bereich zwischen Eduard-Keil-Gasse und Andersengasse. Dort wären weitere Feinsuchen erforderlich, wie Kroepel zusammenfasste.

Ruhestätte statt Kindergarten?
Die Stellen würden sich zum Teil mit den Verdachtspunkten zweier Luftbildgutachten, die die Gedenkinitiative erstellen ließ, decken, schilderte Rainer Possert im Gespräch mit der APA. So wurde etwa auch das Areal des städtischen Kindergartens in der Andersengasse wiederholt vom Hund abgeschnüffelt: Als dort 1991 die Errichtung des Gebäudes anstand, wurden in dem Bereich die sterblichen Überreste zweier Todesopfer gefunden.
Vonseiten der Stadt Graz ist man damals vom Plan einer Unterkellerung des Kindergartens abgerückt. „Da Mordopfer in der Regel in mindestens 160 Zentimeter Tiefe verscharrt worden waren, war es unwahrscheinlich, dass bei den kellerlosen Neubauten Knochenfunde gemacht wurden, da nur bis zur Fundamenttiefe von etwa 60 Zentimeter archäologisch untersucht werden durfte“, erklärte Possert. „Eigentlich hätte man den Auffundort schon damals als immerwährende Ruhestätte deklarieren können und nicht eine öffentliche Einrichtung darauf bauen sollen. Wie war das damals möglich?“, fragt sich Possert heute.

ORF
2020 wurde eine Gedenktafel errichtet

Überreste von NS-Opfern unter Kindergarten vermutet
Aus Sicht von Possert bestärkt die aktuelle Befundung die Vermutung, dass unter dem Kindergarten die sterblichen Überreste von NS-Opfern liegen könnten. „Wie man mit den jüngsten Erkenntnissen umgeht, darüber muss sich die Stadt Gedanken machen. Verschweigen halte ich jedenfalls nicht für die beste Lösung“, sagte Possert.

Er sprach sich für weitere Begehungen aus, um eine lückenlose Dokumentation der Position menschlicher Knochen zu erhalten: „Das Areal ist noch bei weitem nicht fertig untersucht. Da gibt es noch viel zu tun.“ Ende Februar seien Gespräche mit der Stadt vorgesehen. Aus seiner Sicht wäre es sinnvoll, dass bis in den Sommer hinein weitere Prospektionen stattfinden, hier bräuchte man aber finanzielle Unterstützung. Im September 2020 wurde am Areal eine Tafel zum Gedenken an die in Liebenau verübten NS-Gräueltaten aufgestellt – mehr dazu Gedenktafel für Lager Liebenau enthüllt (11.9.2020).

Frühere Knochenfunde bei Grabungen
Zuletzt wurden im Jänner 2021 bei einer Sondierungsgrabung für ein Bauprojekt in der Nähe des Kindergartens menschliche Knochenteile gefunden – mehr dazu in Knochenfund bei Grabungen in Graz-Liebenau(19.1.2021). Darunter ein menschlicher Schädelknochen, der ein Einschussloch von rund sieben Millimeter Durchmesser aufwies- mehr dazu in Lager Liebenau: Einschussloch bei Knochenfund(8.7.2021). Die Stadt Graz und ihre Kooperationspartner in Bund und Land Steiermark lassen diesen Knochenfund nun weiter untersuchen.
12.07.2022, red, steiermark.ORF.at/Agenturen

Links:
Lager Liebenau: Spürhund erschnüffelt mögliche Gräber
 

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#31
Neue Funde im Lager Liebenau

Im Areal des ehemaligen NS-Zwangsarbeiterlagers Graz-Liebenau haben archäologische Grabungen neue Fundstücke ans Tageslicht befördert. So wurden Gegenstände gefunden, die im Zusammenhang mit Zeitzeugenberichten von großer Bedeutung sein könnten – etwa Schneckenhäuser.

Schon jahrelang finden auf dem Areal des ehemaligen NS-Lagers in Liebenau archäologische Grabungen statt. Eine Gedenktafel erinnert an das Schicksal der bis zu 5.000 dort untergebrachten Zwangsarbeiter bzw. der Opfer des Todesmarsches im Frühjahr 1945. Vergangene Woche wurde rund um diese Gedenktafel wieder gegraben, erzählte Rainer Possert von der Gedenkinitiative Graz-Liebenau: „Man hat Kämme entdeckt, Glasperlen und vor allem viele Schuhreste.“

Funde bekräftigen Zeitzeugenerzählungen

Entdeckt wurden auch Tierknochen und Schneckenhäuser von Weinbergschnecken. Im Kontext mit Zeitzeugenberichten könnte das von enormer Bedeutung sein, so Possert. Denn Zwangsarbeiter hätten berichtet, keine Verpflegung bekommen zu haben und sich notgedrungen von Gras, Raps, Klee und eben auch Schnecken ernährt zu haben. Auch wird vermutet, Menschen hätten den Zwangsarbeitern Schlachtreste über den Zaun geworfen, um ihnen so etwas Nahrung zukommen zu lassen. Das könnten die Tierknochenfunde bekräftigen.

ORF
Die neuen Funde geben Rückschlüsse auf die einstigen Zustände im Lager Liebenau

Was mit den jüngst gefundenen Gegenständen passiert, ist noch unklar, so Possert: „Wir haben einen Vertrag mit der Stadt Graz, laut dem wir die Funde der Stadt übergeben müssen, dem Graz Museum. Also es landet alles im Stadtarchiv. Man hat ja schon vor fünf Jahren Kleidungsstücke und viele Hinterlassenschaften von NS-Opfern gefunden, die leider nie ausgestellt worden sind.“
Zudem hätten vor einigen Monaten Knochenspürhunde an mehreren Stellen mögliche Gräber erschnüffelt, so Possert. Ob auch dort künftig archäologische Grabungen stattfinden werden, sei allerdings noch unklar.

red, steiermark.ORF.at

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Quelle: Neue Funde im Lager Liebenau
 

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#32
Lager Liebenau: Tagung beleuchtet Prozess
In Graz beschäftigt sich im Oktober eine Tagung mit dem ehemaligen NS-Zwangsarbeiterlager Liebenau. Im Fokus steht der sogenannte „Liebenauer Prozess“: Dabei mussten sich Mitglieder des Lagerpersonals in Graz vor Gericht verantworten.
Online seit heute, 10.25 Uhr
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Im Mai 1947 ließ die britische Besatzungsmacht am Gelände des ehemaligen NS-Zwangsarbeiterlagers Liebenau Exhumierungsarbeiten durchführen. Gefunden wurden damals die sterblichen Überreste von 53 Menschen – 35 wiesen Schusswunden auf, weitere dürften unter der Erde geblieben sein.

Nachkommen der Verurteilten kommen zu Wort
Am 8. September 1947 begann im großen Schwurgerichtssaal des Grazer Straflandesgerichtes der Prozess gegen vier Mitglieder des Lagerpersonals: den Lagerleiter, den einstigen Lagerführer und dessen Vorgänger sowie den Lagerpolizisten. Sie waren der Misshandlung bzw. Tötung von ungarischen Juden und ausländischen Zwangsarbeitern im Liebenauer Lager angeklagt. Von „geradezu unmenschlichen Quälereien und menschenunwürdiger Behandlung“ sprach der britische Staatsanwalt in seiner einstündigen Anklagerede.
APA/Rainer Possert
Auf diesem Gelände lag das NS-Zwangsarbeiterlager Liebenau als Zwischenstation für bis zu 6.000 ungarische Juden

Anlässlich des 75. Jahrestages des Liebenauer Prozesses wird am 10. Oktober in der Tagung im Grazer Meerscheinschlössl an die Vorkommnisse erinnert und die Todesmärsche ungarischer Juden im Spiegel von Nachkriegsjustiz und Erinnerungskultur neu beleuchtet. Das Forschungsinteresse richtet sich auch auf die nachfolgende Generation der Täter: „Erstmals werden Nachkommen der zum Tode verurteilten Täter über die Rolle ihrer Großväter, über die innerfamiliäre Auseinandersetzung und das Schweigen in den Familien und darüber hinaus sprechen“, kündigte Barbara Stelzl-Marx, Leiterin des Ludwig Boltzmann Instituts für Kriegsfolgenforschung und Professorin an der Uni Graz, an.

Opfer gerieten in Vergessenheit
Am Ende des Prozesses standen zwei Todesurteile, eine Haftstrafe und ein Freispruch. Gegen mutmaßliche Mörder aus den Reihen der Gestapo oder der Wachmannschaft wurde weder ermittelt, noch wurden sie zur Rechenschaft gezogen. „Obwohl der Prozess medial riesengroßes Interesse hervorgerufen hat, sind das Lager, die einstigen Geschehnisse und vor allem auch die Opfer für Jahrzehnte in Vergessenheit geraten“, konstatierte Stelzl-Marx.

Das NS-Zwangsarbeiterlager Liebenau war im April 1945 eine Zwischenstation von 5.000 bis 6.000 ungarischen Jüdinnen und Juden auf ihren Todesmärschen vom „Südostwall“ in Richtung KZ Mauthausen, mindestens 35 wurden erschossen und in Massengräbern verscharrt. Weitere starben an verweigerter medizinischer Versorgung und mangelnder Verpflegung, wie die britischen Untersuchungen ergaben. Die Überlebenden wurden über Leoben, Trofaiach, Eisenerz und Steyr weiter ins KZ Mauthausen getrieben. Am Präbichl in Richtung Eisenerz wurden nochmals an die 200 Menschen erschossen, auch auf dem Weitermarsch nach Mauthausen kam es zu weiteren Erschießungen.

Liebenau war „Ort des Schreckens“
Laut Barbara Stelzl-Marx zählen die Erschießungen und unmenschlichen Behandlungen in der Endphase des Zweiten Weltkrieges zu den dunkelsten der Grazer Zeitgeschichte. „Das Lager Liebenau war für die durchziehenden Kolonnen ungarischer Juden im April 1945 zweifellos ein Ort des Schreckens“, erklärte Stelzl-Marx. Hier habe sich die der NS-Ideologie innewohnende Verachtung für als minderwertig eingestuftes Leben deutlich gezeigt, wie auch der Vernichtungsgedanke des Regimes.
Sie lädt gemeinsam mit den Instituten für Zeitgeschichte der Uni Graz und Uni Wien zur Tagung „Holocaust vor der Haustür – 75 Jahre Liebenauer Prozess“ ein. Im September 2020 wurde am Areal eine Tafel zum Gedenken an die in Liebenau verübten NS-Gräueltaten aufgestellt – mehr dazu Gedenktafel für Lager Liebenau enthüllt (11.9.2020).

Frühere Knochenfunde bei Grabungen
Zuletzt wurden im Jänner 2021 bei einer Sondierungsgrabung für ein Bauprojekt in der Nähe des Kindergartens menschliche Knochenteile gefunden – mehr dazu in Knochenfund bei Grabungen in Graz-Liebenau(19.1.2021). Darunter ein menschlicher Schädelknochen, der ein Einschussloch von rund sieben Millimeter Durchmesser aufwies – mehr dazu in Lager Liebenau: Einschussloch bei Knochenfund(8.7.2021). Die Stadt Graz und ihre Kooperationspartner in Bund und Land Steiermark lassen diesen Knochenfund nun weiter untersuchen. An sieben Stellen soll der Vierbeiner bereits Geruchsspuren erschnuppert haben – mehr dazu in Lager Liebenau: Spürhund erschnüffelt mögliche Gräber (12.2.2022).
03.10.2022, red, steiermark.ORF.at/Agenturen

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Lager Liebenau: Tagung beleuchtet Prozess
 

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#33
Liebenauer Prozess: „Holocaust vor Haustür“
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An der Universität Graz setzt sich am Montag eine Konferenz mit dem Liebenauer Prozess auseinander. Neben renommierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern kommen dabei erstmals auch Nachkommen der Täter zu Wort.
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Schuhsohlen, Knöpfe und Zahnbürsten: Es sind erschütternde Funde, die erst jüngst das Massaker an ungarischen Jüdinnen und Juden im Lager Graz-Liebenau wieder ins Bewusstsein gerückt haben. Vergessen ist jedoch nach 75 Jahren der Prozess gegen das damalige Lagerpersonal: Zwei der vier Angeklagten wurden zum Tode verurteilt – mehr dazu in Lager Liebenau: Tagung beleuchtet Prozess (3.10.2022).

Verbrechen in Endphase des Krieges
„Der Holocaust fand auch vor unserer Haustür statt“, erinnerte Barbara Stelzl-Marx, Leiterin des Ludwig Boltzmann Instituts für Kriegsfolgenforschung und Professorin für europäische Zeitgeschichte an der Uni Graz, an die grausamen NS-Verbrechen in der Steiermark: Zehntausende ungarische Jüdinnen und Juden wurden im April 1945 vor der aus dem Osten vorrückenden Roten Armee „evakuiert“. Viele überlebten diese Todesmärsche nicht – aufgrund von Erschöpfung, mangelnder Versorgung oder weil sie erschossen wurden.
In Rechnitz, am Präbichlpass bei Eisenerz, aber auch im Lager Liebenau kam es zu Massenerschießungen. Im Herbst 1947 wurden diese Endphaseverbrechen in Liebenau vor das Militärgericht der britischen Besatzungsmacht in Graz gebracht. Der sogenannte „Liebenauer Prozess“ endete nach fünf Tagen mit zwei Todesurteilen, einer Haftstrafe und einem Freispruch.

Geschichte lange ausgeblendet
„Der Liebenauer Prozess erregte 1947 große Aufmerksamkeit, danach geriet das Thema für viele Jahrzehnte in Vergessenheit“, so Stelzl-Marx. Es sei, so die Historikerin, im wortwörtlichen Sinn Gras über das Lager, die verübten Verbrechen, aber auch die Spuren der Opfer gewachsen.
Das Vergessene wieder aufzuarbeiten, ist auch Anliegen der Grazer Bürgermeisterin Elke Kahr (KPÖ): „Es gab Zeiten, wo man das, was in der Geschichte vorgefallen ist, sehr stark ausgeblendet hat. Wir haben zu lange gebraucht, um aus der Vergangenheit zu lernen und diese Vergangenheit auch konkret zu benennen.“ Es stelle sich etwa die Frage, wie aus liebevollen Familienvätern Täter werden konnten, wie die Vergehen geahndet wurden, und welche Formen der Erinnerungskultur sich etablierten, so Stelzl Marx.

Bau des Murkraftwerks gab Ausschlag
Die Planungen zum Bau des Murkraftwerks waren der Auslöser, sich intensiv mit dem Thema zu beschäftigen, sagte am Montag Energie-Steiermark-Sprecher Urs Harnik: Das Areal, auf dem die Gräuel stattgefunden haben, sei über Jahrzehnte verbaut worden – der Anlass „Murkraftwerk“ sei letztendlich in dieser Angelegenheit ein positiver, um zu reflektieren und hinter die Kulissen zu schauen.

75 Jahre später beschäftigt die Auseinandersetzung aber nicht nur die Wissenschaft, sondern auch die nachfolgenden Generationen von Opfern und Tätern – auch diesen Aspekt beleuchtet die Tagung. Erstmals sprechen Nachkommen von zum Tode verurteilten Tätern über die Auseinandersetzung im Familiengedächtnis und die Bedeutung für ihre Biografie.
10.10.2022, red, steiermark.ORF.at
Liebenauer Prozess: „Holocaust vor Haustür“
 

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#34
Datenbank zur NS-Zwangsarbeit in Graz
Ein neues Grazer Forschungsprojekt hat sich auf die Spuren der Zwangsarbeit in der NS-Zeit begeben. Die Ergebnisse sind erstaunlich detailliert und werden den Nachfahren der Zwangsarbeiter zugänglich gemacht.
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Durchgeführt wurde das Projekt vom Ludwig Boltzmann Institut für Kriegsfolgenforschung in Kooperation mit dem Institut für Geschichte der Uni Graz. Sie haben sich mit den Fragen beschäftigt, wer die nach Graz verschleppten Zwangsarbeiter waren und woher sie kamen, in welchen Bereichen der Kriegswirtschaft sie zum Einsatz kamen oder wo sich die Lager befanden, in denen sie untergebracht waren.

Die Antworten sollen weiteres Licht in das wohl dunkelste Kapitel in der Zeitgeschichte der Stadt Graz bringen. Die Ergebnisse zeigen, dass während des Zweiten Weltkrieges rund 580.000 zivile Zwangsarbeiter und -Arbeiterinnen nach Österreich und damit auch nach Graz gebracht wurden. Über den Einsatz dieser Menschen wurde von den NS-Behörden penibel Buch geführt. Die Karteien zur NS-Zwangsarbeit in Graz konnten im Rahmen des Projekts jetzt in Form einer Datenbank erschlossen und ausgewertet werden.

Mehr als 700 Standorte in Graz
„Was wir jetzt zum ersten Mal haben, ist ein Kaleidoskop der Zwangsarbeit in Graz während der NS-Zeit von mehr als 15.000 Einzelschicksalen. Man kann genau sagen, woher kommen diese Menschen, wie alt waren sie, als sie nach Graz gekommen sind und in welchen Lagern waren sie. Wir sehen jetzt auch zum ersten Mal, dass es über 700 Standorte in Graz gegeben hat, wo die Zwangsarbeiterinnen untergebracht waren“, sagt Barbara Stelz-Marx vom GrazMuseum.
Es kann auch erstmals genau bestimmt werden, wo die Menschen zur Zwangsarbeit einsetzt wurden – etwa beim Bau des Schlossbergstollens, bei Steyr-Daimler-Puch, in der Landwirtschaft oder in Privathaushalten, so Stelz-Marx.

150 Kinder in Lagern geboren
All diese Informationen sind künftig vorwiegend für Angehörige zugänglich. "Ansonsten kann man namentlich in dieser Datenbank nicht suchen, aus Daten- und Personenschutzgründen. Was wir aber auf jeden Fall machen möchten, ist, dass wir die wichtigsten Ergebnisse publizieren, damit die Ergebnisse dieser Arbeit auch der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen. Am Freitag wurde diese Datenbank dem Grazer Stadtarchiv übergeben.

„Die Stadt Graz hat das Projekt mit 50.000 Euro unterstützt“, sagte Kultur- und Wissenschaftsstadtrat Günter Riegler. Für die neue Geschäftsführerin des GrazMuseums, Sibylle Dienesch, ist es „ein weiterer Schritt zur Aufarbeitung der NS-Zeit“. Der Großteil der Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter waren zwischen 15 und 40 Jahre alt, das Durchschnittsalter betrug 26 Jahre. Mindestens 150 Kinder wurden von Zwangsarbeiterinnen in Graz geboren und haben ihre ersten Lebensjahre im Lager verbracht.
10.03.2023, red, steiermark.ORF.at

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Datenbank zur NS-Zwangsarbeit in Graz
 

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#35
Krone.at, 10.03.2023 BUNDESLÄNDER>STEIERMARK

LAGER IN GRAZ-LIEBENAU
15.000 NS-Zwangsarbeiter bekommen einen Namen

Ein Foto des NS-Zwangsarbeiterlagers Murfeld
(Bild: AdBiK)
Tausende Meldekarteien von Menschen, die in der NS-Zeit nach Graz verschleppt worden waren, wurden nun in einer Datenbank erfasst und ausgewertet. Einem Forscherteam gelang, Licht in ein dunkles Kapitel steirischer Geschichte zu bringen.

„Alle schlafen!“, „Was ist los, Kerl!“, „15 Peitsche!“, „2 Uhr Kniebeuge! Los!“ Diese und andere Befehle, die die Aufseher brüllten, notierte Ivan Anosov in ein Büchlein. Dann übersetzte er sie ins Russische - sie sollten ihm und anderen Zwangsarbeitern als „Wörterbuch“ dienen. Anosov wurde 1914 im sowjetischen Maniv geboren und wurde im August 1942 nach Graz verschleppt, wo die Nazis ihn in Baracke 170 des Lagers Liebenau unterbrachten. Laut seiner noch erhaltenen Meldekarte fungierte er dort als Hilfsarbeiter, später, nachdem er ins Lager Murfeld II überstellt worden war, schrieb ein Beamter die Berufsbezeichnung „Chemiker“ darauf.


Porträt von Ivan Anosov
(Bild: BIK)

Ebenfalls Zwangsarbeit in Graz verrichten musste eine Ukrainerin, die in einem Transport im Alter von nur 17 Jahren auf das Gebiet des heutigen Österreichs kam. Ihre Unterkunft: das Lager Liebenau. 580.000 Menschen aus fast allen Ländern Europas wurden in die damalige Ostmark gebracht, wo die Nationalsozialisten sie als „Fremdarbeiter“ einsetzten und ausbeuteten. Vor allem die Kriegswirtschaft profitierte.


„Zugezogen nach: Lager Liebenau“. Die Meldekarte von Ivan Anosov.
(Bild: Stadtarchiv Graz)

Das sind nur zwei von mehr als 15.000 vergessenen Schicksalen, die im Rahmen eines Forschungsprojektes des Ludwig-Boltzmann-Instituts für Kriegsfolgenforschung (BIK) und der Universität Graz nun an die Öffentlichkeit kamen - und Licht in ein dunkles Kapitel steirischer Geschichte bringen. „Wer waren die Menschen? Wo leisteten sie Zwangsarbeit? Was wurde aus ihnen? Das waren Fragen, die wir uns stellten“, berichtet Projektleiterin Barbara Stelzl-Marx.

15.000 Zwangsarbeiter nach Graz verschleppt
Auskunft gaben die 15.300 - im Grazer Stadtarchiv verwahrten - Karteikarten der Behörden im Dritten Reich. „Meldungen über Herkunft, Unterbringung und Verwendung der Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter flossen in eine Datenbank ein. Mit ihr ist es auch gelungen, das Netzwerk der NS-Lager in Graz erstmals zu rekonstruieren“, sagt die Historikerin. Projektkoordinator Martin Sauerbrey-Almasy sieht mit der im deutschsprachigen Raum einzigartigen Erschließung der Dokumente eine gute Basis für die weitere wissenschaftliche Beschäftigung.


Dieses Luftbild zeigt die Grenzen des Lagers Liebenau.
(Bild: Stadtvermessung Graz/Luftbildarchiv)

190 verschiedene Berufe auf Karteien vermerkt
Welche Erkenntnisse liegen bereits vor? Menschen aus mehr als 40 Nationen - die meisten stammten aus Russland und Italien - wurden in die Murmetropole gebracht und wohnten dort an 700 Adressen. Oft in privaten Haushalten oder gleich in den Betrieben, wo sie schufteten. Sie mussten insgesamt 190 verschiedene Berufe ausüben, 40 Prozent aller Personen setzte man als Hilfsarbeiter ein. Weitere große Gruppen waren Schlosser und Tischler. Ihre „Einsatzgebiete“: die Grazer Rüstungsindustrie mit beispielsweise Steyr-Daimler-Puch oder die Landwirtschaft. Viele Frauen waren auch als Dienstmädchen bei Grazer Familien tätig.


Barbara Stelzl-Marx
(Bild: Christian Jauschowetz)

Aus der Datenbank geht zudem hervor, dass mindestens 150 Kinder von Zwangsarbeiterinnen in Graz geboren wurden und hier ihre ersten Lebensjahre verbrachten. „Diese Menschen dürfen nicht vergessen werden. Es ist unsere Verpflichtung aufzuklären und zu verhindern, dass sich die Geschichte wiederholt“, mahnt Kulturstadtrat Günter Riegler.
"Steirerkrone" - Jörg Schwaiger
15.000 NS-Zwangsarbeiter bekommen einen Namen
 
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#36
Lager Liebenau: Überreste im Museum
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Bei einer gezielten archäologischen Grabung auf dem Areal des ehemaligen NS-Zwangsarbeiterlagers Liebenau sind im August 2022 zahlreiche Überreste wie Brillenbügel, Kämme und Schuhsohlen gefunden worden – nun wurden diese dem GrazMuseum übergeben.
Online seit heute, 14.47 Uhr
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Während der NS-Zeit wurden im Zwangsarbeiterlager Graz-Liebenau bis zu 5.000 Insassen gefangen gehalten; viele kamen ums Leben. 1947 wurden mehr als 50 Personen, die dort starben, exhumiert, weitere werden dort vermutet. Im August 2022 fanden auf Initiative der Gedenkinitiative Graz-Liebenau auf dem Areal Grabungen statt.

Gefunden wurden rund 150 Reste von Frauen- und Männerschuhen, deren genagelte oder genähte Sohlen fast durchgetreten sind, ein rosa Frauenschuh, handgeschnitzte Kämme, Brillenbügel, Porzellanfragmente mit Stempeln, Besteck, vielfältige Knöpfe, Medizinfläschchen, Salbentuben, Phiolen und Glasflaschen unterschiedlichster Herkunft. Die Archäologen stießen auf diverse Hinterlassenschaften von Lagerinsassen verschiedenster Nationalitäten – diese werden beispielsweise den Opfern des Todesmarsches ungarischer Juden und den Lagerinsassen zugeordnet.

Übergabe an das GrazMuseum
Am Donnerstag wurden die Funde in mehr als 60 Plastikboxen dem GrazMuseum übergeben – die Abteilung Stadtarchäologie wird die weitere Konservierung, Archivierung und wissenschaftliche Bearbeitung durchführen.

APA/R. POSSERT
Zahlreiche Überreste wurden am Donnerstag an das GrazMuseum übergeben

Am Areal, auf dem sich während der NS-Zeit 190 Baracken für verschleppte Zwangsarbeiter befunden haben und Menschen zu Tode gekommen sind, befinden sich heute Wohnbauten, Grünflächen, Schrebergärten und ein Kindergarten. Der Bereich wurde 2015 vom Bundesdenkmalamt als „Bodenfundstätte“ definiert – seitdem mussten sämtliche Bautätigkeiten archäologisch begleitet werden, unverbaute Stellen blieben jedoch unerforscht.

Gedenken an Opfer des Todesmarsches
Die Grazer Gedenkinitiative Graz-Liebenau und der Allgemeinmediziner und Psychotherapeut Rainer Possert versuchten, mehr Licht ins Dunkel der Vergangenheit zu bringen. Im Sommer 2022 konnte erstmals eine proaktive Forschungsgrabung in eine Tiefe bis zu zwei Metern durchgeführt werden; die finanzielle Unterstützung dazu kam von Bürgermeisterin Elke Kahr (KPÖ) als auch vom Finanzressort der Stadt.

Am 16. Mai findet im Gedenken an die in Graz ermordeten hunderten Opfer des Todesmarsches ungarischer Jüdinnen und Juden und die NS-Opfer im Lager Liebenau eine Gedenkfeier im Jugendzentrum Grünanger statt. In diesem Rahmen werden auch Vorträge zu den Grabungen zu hören sein.
11.06.2023, red, steiermark.ORF.at/Agenturen

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Lager Liebenau: Überreste im Museum
 
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