Eisenwarenhändler sterben aus - Beispiel aus dem Burgenland

josef

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#1
Sterbende Zunft Eisenwarenhandel

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Die Zunft der Eisenwarenhändler ist heute fast ausgestorben. Im ganzen Burgenland gibt es laut Wirtschaftskammer gerade noch vier dieser Händler, bei denen man sogar eine einzelne Schraube kaufen kann. Einer von ihnen hat sein Geschäft in Pinkafeld.
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Helmut Kainrath betreibt in Pinkafeld ein Geschäft wie aus einer anderen Zeit. Seit rund 100 Jahre gibt es die Eisenwarenhandlung bereits, sie ist ein Familienbetrieb in dritter Generation. Er sei mit Leib und Seele Eisenhändler und ihm gefalle die Vielfalt der Waren, erklärte Kainrath. In seinem Geschäft führe er zirka 12.000 Artikel – von der Schraube über die Axt bis hin zum Kochgeschirr.

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Helmut Kainrath (rechts) berät einen Kunden – die Bilder entstanden bereits Anfang März

Auch Kleinstmengen erhältlich
In der Eisenwarenhandlung werden auch Kleinstmengen verkauft und noch in ein Stanitzel aus Zeitungspapier verpackt. Kainrath wird im Geschäft von seiner Ehefrau Diana und von einem Mitarbeiter unterstützt. Die Eisenwarenhandlung ist eine Art Fundgrube, die Regale sind von oben bis unten mit Waren gefüllt. Dabei ist es nicht immer einfach den Überblick zu behalten, gestand Diana Kainrath. Zeitweise müsse sie schon nach einem Artikel suchen, aber im Endeffekt finde sie doch alles.

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Im Geschäft werden 12.000 Artikel geführt

Mit Zusatzleistungen gegen Baumärkte bestehen
Die Hochblüte der Eisenhandlung war in den 1970er-Jahren, als auch noch diverse Brennstoffe verkauft wurden. Die Konkurrenz der Baumärkte und des Online-Handels bekommt auch Kainrath zu spüren. Er wehrt sich, indem er Zusatzleistungen anbietet und zum Beispiel den abgebrochenen Stiehl einer Hacke ersetzt.

Kein Nachfolger in Sicht
Das Geschäft lebt in erster Linie von Stammkunden. Die Zukunft sieht derzeit nicht gerade rosig für das Traditionsgeschäft aus. Er habe leider keinen Nachfolger, der sein Geschäft weiterführen wolle, aber es werde schon noch ein paar Jahre gehen, so Kainrath.
04.05.2020, red, burgenland.orf.at
Sterbende Zunft Eisenwarenhandel
 

struwwelpeter

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#2
Die "Goldene Kugel in Wien"-Wiedner Hauptstrasse, 4. Bezirk
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2017:
Roland Zemla, der Betreiber des Traditonsgeschäfts in der Wiedner Haupstraße, ist völlig überraschend verstorben.
WIEDEN. Der Schock und die Trauer sind groß. Am 14. Juni ist Roland Zemla, der Inhaber des Eisenwarenhandelsgeschäft "Zur goldenen Kugel" völlig unerwartet im Alter von 53 Jahren verstorben. "Am Montag ist Roland auf der Straße zusammengebrochen, und wir habe ihn ins Spital gefahren. Er hatte eine Thrombose im Bein. Obwohl er im Krankenhaus bestens versorgt war, hat sich die Thrombose gelöst und er ist in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch verstorben", erzählt Rosemarie Zemla, die Schwester des Verstorbenen.
Roland Zemla hinterlässt neben seiner Familie eine Ehefrau. "Roland hatte immer ein offenes Ohr für jeden und war für die Familie und die Mitarbeiter da. Man konnte alles von ihm haben. Nur um sich selbst hat er sich zu wenig gekümmert", so Rosemarie Zemla traurig.
Leben für die Firma
Rosemarie Zemla hat gemeinsam mit ihrem Bruder in der "Goldenen Kugel" gearbeitet. Die Stammkundendatei umfasst etwa 12.000 Personen. Trotzdem wird sie das Unternehmen mit den sechs Mitarbeitern - darunter ein Lehrling - aber nicht weiterführen. "Ich habe familiäre Verpflichtungen und auch nicht das Wissen, das mein Bruder hatte. Er hat sein Leben der Firma gewidmet, meist war er 70, 80 Stunden hier. Das kann und will ich auch nicht", so Zemla. Was aus der "Goldenen Kugel" wird, ist noch ungewiss. "Es gibt Interessenten, aber aufgrund der derzeitigen Lage liegt alles noch im Ungewissen. Es wäre schön, wenn das Geschäft so bestehen bleiben würde.".
Roland Zemla hat das Unternehmen selbst seit 14 Jahre geführt. "Es war ein Zufall. Mein Bruder wollte sich selbstständig machen, mit einem Karniesen-Geschäft. Ein Berater bei der Wirtschaftskammer hat ihm aber von der 'Goldenen Kugel' erzählt, und dass das Geschäft zu haben wäre. Er hat sich dann dafür entschieden und Anfang Juni 2003 eröffnet. Und er hat viel Zeit, Liebe und Herzblut investiert", so Zemla. Er war der Meinung: „Ein Geschäft mit diesem Bekanntheitsgrad darf nicht einfach sterben.“. Bleibt zu hoffen, dass auch der nächste Betreiber so denkt. Denn immerhin blickt das Unternehmen auf eine Lange Tradition zurück. So ist der Hausname mehr als 400 Jahre alt, und der behördlich eingetragene protokollierte Firmenname der Eisenhandlung "Zur goldenen Kugel" besteht seit 1868.

Übernahme:
Die stark frequentierte Eisenwarenhandlung in der Wiedner Hauptstraße 42 wird nach dem plötzlichen Tod des Besitzers von Simon Danho übernommen. Bereits am 1. Dezember soll die Goldene Kugel den Betrieb wieder aufnehmen.
WIEDEN. Aufatmen bei den Anrainern der Wiedner Hauptstraße: Das Geschäft "Zur Goldenen Kugel" wird übernommen und wie bisher weitergeführt. Denn der neue Besitzer Simon Danho, der bereits eine alteingesessene Eisenwarenhandlung in der Währinger Straße 107 im 18. Bezirk besitzt, weiß, dass der Erfolg solch eines Ladens in der Beständigkeit liegt.
Wie haben Sie erfahren, dass der Besitzer der "Goldene Kugel" Roland Zemla im Juni verstorben ist?
SIMON DANHO:
Es gibt nicht viele Eisenhändler in Wien und die Goldene Kugel und ich haben die gleichen Lieferanten. Von ihnen erfuhr ich von dem Todesfall und habe gleich Frau Zemla angerufen.
Sie haben sich also gleich zum Kauf entschlossen?
Ja. Frau Zemla hat gesagt, ich werde verständigt, wenn der Verkauf aktuell wird. Anfang September hat mich der Masseverwalter kontaktiert und aufgefordert, ein Angebot zu stellen. Es gab zwei Optionen: Entweder ich nehme das Geschäft mit der Ware oder nur das Geschäft. Ich habe ein Angebot inklusive Ware gestellt, das aber nicht zustande kam.
Wie dann weiter?
Die Ware wurde abverkauft und die Eisenwarenhandlung geschlossen. Anfang Oktober bekam ich eine Benachrichtigung vom Masseverwalter, ob ich Interesse an dem leeren Geschäftslokal hätte. Dann kam der Kauf zustande.
Wird das Geschäft umgebaut?
Nein, es wird 1:1 so weitergeführt, sogar mit dem fast gleichen Personal.
Wann wird die Goldene Kugel wieder eröffnet?
Jetzt wird Ware bestellt und ich hoffe, dass ich am 1. Dezember aufsperren kann.
Die Reaktionen auf die Schließung des Geschäfts waren heftig. Wieso ist eine kleine Eisenwarenhandlung beliebter als ein großer Baumarkt?
Ein neues Eisenwarengeschäft würde nicht funktionieren, es muss ein alteingesessener Betrieb sein. Die Leute, die dort einkaufen, haben Erinnerungen an ihre Oma und wie sie schon als Kind in das Geschäft hineingegangen sind. Ich habe eine Eisenwarenhandlung im 18. Bezirk, die gibt es seit über 130 Jahren. Auch bieten kleine Geschäfte eine Beratung und Produkte wie Nägel oder Schrauben können einzeln gekauft werden.
Wieviele Eisenwarenhandlungen gibt es noch in Wien?
Schnell geantwortet würde ich sagen, acht bis zehn.

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