Enormer Treibstoffverbrauch der neuen Kreuzfahrt-Riesen

josef

Administrator
Mitarbeiter
#1
Gigantischer Dieselverbrauch

Am Sonntagnachmittag soll das größte bisher gebaute Kreuzfahrtschiff zu seiner ersten Reise auslaufen: die „Harmony of the Seas“. Der Luxusliner wird im britischen Southampton in Richtung Mittelmeer ablegen. Das Schiff mit 16 Decks steckt voller Superlative - ein Superlativ ist allerdings auch der Treibstoffbedarf derartiger Riesen. Mit dem anhaltenden Boom der Kreuzfahrtbranche macht sich Ärger über die großen „Stinker“ breit.

Schattenseite eines Booms
Am Sonntag läuft vom südenglischen Hafen Southampton die „Harmony of the Seas“ zu ihrer ersten - kommerziellen - Reise aus. Das Kreuzfahrtschiff ist das größte bisher gebaute. Berichte darüber stecken voller Superlative. Rekordverdächtig ist allerdings auch, was derartige Giganten in die Luft blasen.

Anlässlich der „Premiere“ einer Kreuzfahrt im Mittelmeer hat sich der britische Guardian diesem Superlativ gewidmet: dem „übergroßen Verschmutzungsproblem“ der Luxusliner. Das wachse im Gleichschritt mit den Schiffen und der boomenden Branche.

Die britische Zeitung verweist auf den Verbrauch der „Harmony of the Seas“ - laut Betreiber 1.377 Gallonen (über 6.000 Liter) Diesel für jeweils eine von drei Maschinen pro Stunde bzw. 96.000 Gallonen pro Tag. In Häfen bzw. nahe der US- und der europäischen Küsten müsse das Schiff schwefelarmen Diesel verbrennen. Der herkömmliche Schiffsdiesel sei nicht der sauberste.

Hochbetrieb in den Häfen
Die Bewohner von Städten wie Southampton hätten folglich keine Freude mit den „nautischen Giganten“, die wegen der steigenden Beliebtheit von Kreuzfahrten praktisch Dauergast in den Häfen seien. Zeitweise lägen gleichzeitig fünf Kreuzfahrtschiffe vor Anker.

In der südenglischen Stadt macht nun eine Bürgerinitiative unter dem Namen Southampton Clean Air gegen das Problem Luftverschmutzung mobil. Verursacht wird das laut der Gruppe aber nicht nur durch Kreuzfahrt-, sondern auch durch Containerschiffe und den durch beide verursachten Zulieferverkehr.

150 Tonnen Diesel und mehr pro Tag
Die Reederei der „Harmony of the Seas“, Royal Carribean Cruises Ltd., mit Sitz in Monrovia (Liberia) bzw. Miami (USA) verweist laut „Guardian“ darauf, dass der neue Luxusliner über die modernsten und effizientesten Abgaskontrollsysteme verfüge und das Schiff sämtlichen vorgeschriebenen Normen entspreche. Der Branchenverband Cruise Lines International Association (CLIA) betone, dass Reeder in den letzten Jahren „signifikant“ in abgaseffiziente Antriebe investiert hätten.

Von der britischen Tageszeitung genannte Experten aus Deutschland und Brüssel verwiesen allerdings darauf, dass große Kreuzfahrtschiffe zumindest 150 Tonnen Treibstoff pro Tag verbrauchen und damit mehr Schwefel und Stickoxide in die Luft blasen würden als „einige Millionen Autos“ bzw. der gesamte Verkehr einer „mittelgroßen Stadt“. Ihre Feinstaubbilanz übersteige die des gesamten Londoner Busverkehrs.

Ein einziges großes Kreuzfahrtschiff produziere über fünf Tonnen Stickoxide, so der deutsche Abgasexperte Axel Friedrich, früher Abteilungsleiter im Umweltbundesamt. Die Feinstaubemissionen machten 450 Kilogramm pro Tag aus. Die Luxusliner „verbrennen so viel Treibstoff wie ganze Städte“, zitiert der „Guardian“ Bill Hemmings von der Umweltorganisatin Transport & Environment in Brüssel. Sie brauchten wegen ihrer großen Leistung noch mehr Diesel als Containerschiffe, und selbst wenn sie schwefelarmen Schiffsdiesel tankten, sei der „100-mal schlimmer“ als Diesel für die Straße.

Schiff der Superlative
Die „Harmony of the Seas“ ist laut Royal Carribean für knapp 5.500 Passagiere ausgelegt, dazu kommen rund 2.000 Crewmitglieder. Das Schiff ist 60,5 Meter breit und 362 Meter lang, es verfügt über 18 Decks bei einer Seitenhöhe von rund 70 Metern. Gebaut wurde der Ozeanriese in Frankreich, er fährt unter der Flagge der Bahamas, sein Heimathafen ist Nassau. Die Baukosten beliefen sich auf rund eine Mrd. Euro. Angetrieben wird die „Harmony of the Seas“ von drei Dieselmotoren des finnischen Herstellers Wärtsilä, Maschinenleistung 97.000 kw (rund 132.000 PS). Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 22 Knoten (kn), etwa 41 km/h.
Text u. Bild:http://orf.at/stories/2340363/2340364/
 

Anhänge

Oben