Erinnerungen an den Großindustriellen Richard von Schoeller in Hirschwang

Bunker Ratte

Well-Known Member
#1
Einer meiner letzten Ausflüge im Semmering und Raxgebiet, bescherte mir tolle und intressante Erlebnisse, auch über den Großindustriellen Richard von Schoeller konnte ich einige Einblicke festhalten.

Die Villa Schoeller:
Nachdem die Firma Schoeller&Co die ehemaligen Eisenwerke Hirschwang erworben hatte, wurde 1894 durch den Zusammenschluß von zwei alten Wohngebäuden dass "Alte Herrenhaus" als Familiensitz geschaffen. Nach mehreren Jahren genügte dieser einfache Bau nicht mehr den Repräsentationsansprüchen des geadelten Großindustriellen Richard von Schoeller. Er ließ daher von dem eher unbekannten, aber mit der Familie Schoeller verschwägerten Architekten Emil von Leutzendorf eine großartige Villa errichten, die 1905 fertiggestellt war. Die Parkanlage dazu schuf der aus Schweden stammende Gartenarchitekt Gustav Swensson.
Seit 1920, als der gesamte Werkskomplex an die Firma Neusiedler AG für Papierfabrikation überging, wohnen in der ehemaligen Herrschaftsvilla die Familien von Werksangestellten.
Aktuell wurde die Villa innen um-und ausgebaut in einzelne Wohneinheiten!
Quelle:
Bildtafel 72

Intressante Hinweise und Informationen über den brunkvollen Betrieb: Schoeller: 500 Jahre Unternehmerische Verantwortung, Tradition und Innovation festgehalten im Jubiläumsbuch 2017
Das Areal wurde von 1660 – 1888 als Eisenwerk genutzt, vgl. dazu den Artikel über den nahen Flossofen Edlach. Danach erfolgte die Umgestaltung in eine Kartonfabrik, die nach mehreren Eigentümerwechseln bis heute besteht, mehr dazu HIER.

60.jpg

57.jpg
 

Anhänge

Bunker Ratte

Well-Known Member
#3
"Die Henriettenkapelle Hirschwang" auf einen gegenüberliegenden Hügel der Villa Schoeller:
Sie wurde 1902 nach Plänen des Architekten Franz Ritter von Neumann im neugotischen Stil erbaut und ist immerhin 14 m lang und 12 m breit. Bauherr war der Industrielle Richard von Schoeller. Das Kirchlein war dem Gedächtnis seiner verstorbenen Schwiegermutter Henriette Siedenburg gewidmet. Die aus Deutschland stammende Industriellenfamilie war strenggläubig protestantisch, daher ist die Kapelle ein evangelisches Gotteshaus.

101.jpg

95.jpg

96.jpg
 

Anhänge

MHSTG44

Well-Known Member
#4
Eindrucksvolle Bilder, vielen Dank! Konnte man die inneren Werte auch besichtigen? Intressant wären alte Schriftzüge oder Beschilderungen im Stiegenhaus. Die Frage ist wurden nur die Räumlichkeiten umgestaltet oder auch die öffentlichen Bereiche. Das Jubiläumsbuch gibt jedoch ergänzende Einblicke in die Geschichte:)tolle Sache!
 

Bunker Ratte

Well-Known Member
#5
Hallo MHSTG44,
danke für das Lob und Feedback. Auf Stiegenhaus und die Eingangstüren konnte ich einen Blick machen. Ich läutete dort bei einer Wohnung an um zu fragen ob ich dieses Objekt fotografieren dürfe. Ein Herr sagte; ja aber nur von außen. Also das Stiegenhaus wurde mit bunter Farbe ausgemahlt und es sind überall riesige Eingangstüren, leider Schilder oder alte Hinweistafeln gibt es nicht mehr . Die Villa ist leider nurmehr von außen Original.
Lg
Michi
 

MHSTG44

Well-Known Member
#6
Zur Info: Im 1.Weltkrieg war eine Materialbahn angedacht, zum Bau ist es aber nie gekommen!
Im Jahre 1916, also mitten im 1. Weltkrieg suchte die Firma Schoeller & Co. um Bewilligung zum Bau einer Materialbahn vom Bahnhof Payerbach – Reichenau an der Semmeringbahn, die 2004 ihr 150 - jähriges Bestehen feierte, zum ca. 5 km entfernten Ort Hirschwang an. Diese Materialbahn war als schmalspuriges Provisorium gedacht und hätte später durch eine normalspurige Anschlussbahn ersetzt werden sollen, wozu es aber nie gekommen ist.
Höllentalbahn Payerbach -Hirschwang
 

struwwelpeter

Well-Known Member
#7
Niki Lauda: "Meine Großeltern besaßen sieben Papierfabriken, eine davon in Hirschwang. ......als Nächstes kaufte ich mir einen gebrauchten VW Cabrio, Jahrgang 1949, so wie ich. Der war nicht zugelassen, also bin ich in einem Park beim Fabrikgelände wie ein Bescheuerter im Kreis gefahren."
Quelle

Die Elipse-Rennbahn rund um die Villa:
Screenshot 2023-07-17 203153.jpg
 
#9
Nachtrag aus der "St. Gallner Ortschronik":

Nun taucht das Wort Schöller Jäger auf.

Paul Ritter von Schöller besaß am Ende des 19. Jahrhunderts bis 1920, seinem Todesjahr, große Wald- und Grundbesitzungen auf der oberen Buchau und im Orstgebiet von St. Gallen, in der damaligen Gemeinde Oberreith. Der heutige Lindenhof hieß noch vor 100 Jahren „Schöllerhof“, auf dem bis zu 70 Haflingerpferde gezüchtet wurden. Ritte von Schöller war ein großer Jäger vor dem Herrn und hatte Waldgebiete bis in die Oberlaussa hinüber gepachtet. Er ließ damals schon Telefonleitungen zu seinem Jagdschloss auf der oberen Buchau und in die Oberlaussa bauen. Noch vor einige Jahrzehnten konnte man auf der Admonter Höhe vermorschte Telephonmasten finden.

Mein Vater (Geburtsjahr 1903) erzählte mir, dass er als landwirtschaftliche Hilfskraft den Jagdherrn auf einem Haflingerpferd zum Jagdhaus Oberlaussa hinüberbringen musste. Ebenso begleitete mein Vater als junger Bursch die Haflinger auf den Almsommer ins Salzburgerrische.

Die Pferde wurden in Weissenbach an der Enns am Bahnhof verladen, bis Taxenbach per Bahn befördert und dann trieb man die Pferde stundenlang hinauf auf die Almen oberhalb von Rauris. Im Herbst ging es wieder zurück auf den Hof.

Nach dem Ableben von Schöller fiel der Hof an den Hammerwerksbesitzer Mayr.
 

Anhänge

Oben