Wie der Name schon verrät, wurde und wird die Erlaufschlucht von der Erlauf gebildet. Die Erlauf ist heute zirka 70 Kilometer lang, entspringt an der Gemeindealpe im südlichsten Niederösterreich – im Gemeindegebiet von Mitterbach am Erlaufsee – und durchquert weite Teile des Bundeslandes, bis sie in Pöchlarn in die Donau mündet. In der Erlaufschlucht schneidet sich der Fluss, von der Erlaufstraße 25 begleitet, bei Purgstal an der Erlauf durch das Gestein. In diesem Fall handelt es sich um sogenanntes Konglomerat, also um Gerölle unterschiedlicher Größe, die durch Kalk verfestigt wurden. Die Dimension der einzelnen gerundeten Gerölle kann dabei von Fußballgröße bis zu einigen Millimetern reichen.
Entstanden ist die Grundlage zur heutigen Erlaufschlucht – auch Praterschlucht genannt – bereits in einem Zeitraum von 115 000 bis 10 000 Jahren vor heute in der sogenannten Würm-Eiszeit oder Würm-Kaltzeit. Damals wurden riesige Massen von Schutt aus dem Gebiet des heutigen Ötscher durch die Ur-Erlauf in das Vorland transportiert und dort bis zu hundert Meter Dicke abgelagert. Waren sie zuerst noch frisch und kantig, so wurden die einzelnen Gesteinsbruchstücke auf ihrem Weg in das Alpenvorland zunehmend abgerundet – es entstand Schotter. Heute sind diese enormen Schotterkörper an Steilwänden der Erlauf und in Schottergruben zwischen Purgstall und Wieselburg zu beobachten.
Das Gebiet ist ob seiner verwinkelten und unterschiedlichen Lebensräume nicht nur beim Menschen beliebt. Von Mauereidechse bis Fischotter, von Uhu bis zu diversen Schmetterlingen ist hier auch vielerlei Tierisches anzutreffen. Man muss nur etwas Geduld haben und alles genau beobachten, dann wird sich die heimische Vielfalt der Erlaufschlucht von ihrer besten Seite zeigen und den Wanderer oder die Besucherin mit tollen Erlebnissen belohnen.
Naturdenkmal und Europa-Schutzgebiet
Heute ist die Erlaufschlucht ein beliebtes Naherholungsgebiet und – als Teil des Europa-Schutzgebietes „Niederösterreichische Voralpenflüsse“ – ein hochwertiges Naturerbe von überregionaler Bedeutung. Ich selbst bin die obere Praterstegrunde mit meinen Kindern abgegangen. Je nach Tempo und Lust der Kinder benötigt man für die 3,8 Kilometer rund 1,5 Stunden. Dabei kann man wunderbar in die bis zu 20 Meter tief gelegene Schlucht blicken und das tosende Wasser zwischen den mächtigen Konglomerat-Felsen beobachten.
Ohne meine Kids – der Junior ist dafür noch zu klein – habe ich mir auch den beindruckenden Fischersteig im unteren Teil der Schlucht angesehen. Man geht da direkt am Wasser entlang und ich war nach ca. 30 Minuten wieder zurück – ein tolles Erlebnis! Seit meinem Geburtsjahr 1972, also seit exakt 50 Jahren, ist die Schlucht nun ein Naturdenkmal. Mit all den vielen Spielmöglichkeiten und Rastplätzen, wunderbar eingebettet in die Natur, ist die Erlaufschlucht wirklich ein tolles Ausflugsziel für die gesamte Familie.
Wenn Sie das nächste Mal in der Nähe sind, schauen Sie sich das unbedingt an! In ihrem heutigen Zustand wurde die Erlaufschlucht übrigens erst am 2. Oktober 2015 eröffnet. Es werden dort durch geschultes Personal zudem geführte Wanderungen und Exkursionen angeboten – ideal auch für Personengruppen und Busreisende.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen viel Spaß in der Natur und viel Freude am tosenden Wasser der Erlaufschlucht. Passen Sie auf sich auf und bleiben Sie neugierig.
Die Erlaufschlucht