Erlaufschlucht bei Purgstall

josef

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#1
Ein Teil des "Weg des Friedens" führt auch entlang dem Erlauf-Ufer im Bereich der wildromantischen "Erlaufschlucht".

Nachfolgend einige Fotos des Naturdenkmals und Landschaftsschutzugebietes:
 

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#4
Kraftvoll und urwüchsig, in diesem Flußabschnitt schreitet der Mensch (fast) nicht ein!
 

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josef

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#6
Erlaufschlucht – Zeugin der Eiszeit
NÖN-Erlauftal, 06. SEPTEMBER 2022
Alexander Lukeneder

Erlaufschlucht
FOTO: Lukeneder

Haben Sie sich schon einmal gefragt, was es mit der Erlaufschlucht auf sich hat? Wo liegt diese und wie wurde sie gebildet? Millionen von Steinen sind Zeugen einer längst vergangenen Vereisung. Wissenschaftler Alexander Lukeneder liefert eine Erklärung
Wie der Name schon verrät, wurde und wird die Erlaufschlucht von der Erlauf gebildet. Die Erlauf ist heute zirka 70 Kilometer lang, entspringt an der Gemeindealpe im südlichsten Niederösterreich – im Gemeindegebiet von Mitterbach am Erlaufsee – und durchquert weite Teile des Bundeslandes, bis sie in Pöchlarn in die Donau mündet. In der Erlaufschlucht schneidet sich der Fluss, von der Erlaufstraße 25 begleitet, bei Purgstal an der Erlauf durch das Gestein. In diesem Fall handelt es sich um sogenanntes Konglomerat, also um Gerölle unterschiedlicher Größe, die durch Kalk verfestigt wurden. Die Dimension der einzelnen gerundeten Gerölle kann dabei von Fußballgröße bis zu einigen Millimetern reichen.

Entstanden ist die Grundlage zur heutigen Erlaufschlucht – auch Praterschlucht genannt – bereits in einem Zeitraum von 115 000 bis 10 000 Jahren vor heute in der sogenannten Würm-Eiszeit oder Würm-Kaltzeit. Damals wurden riesige Massen von Schutt aus dem Gebiet des heutigen Ötscher durch die Ur-Erlauf in das Vorland transportiert und dort bis zu hundert Meter Dicke abgelagert. Waren sie zuerst noch frisch und kantig, so wurden die einzelnen Gesteinsbruchstücke auf ihrem Weg in das Alpenvorland zunehmend abgerundet – es entstand Schotter. Heute sind diese enormen Schotterkörper an Steilwänden der Erlauf und in Schottergruben zwischen Purgstall und Wieselburg zu beobachten.

Das Gebiet ist ob seiner verwinkelten und unterschiedlichen Lebensräume nicht nur beim Menschen beliebt. Von Mauereidechse bis Fischotter, von Uhu bis zu diversen Schmetterlingen ist hier auch vielerlei Tierisches anzutreffen. Man muss nur etwas Geduld haben und alles genau beobachten, dann wird sich die heimische Vielfalt der Erlaufschlucht von ihrer besten Seite zeigen und den Wanderer oder die Besucherin mit tollen Erlebnissen belohnen.

Naturdenkmal und Europa-Schutzgebiet
Heute ist die Erlaufschlucht ein beliebtes Naherholungsgebiet und – als Teil des Europa-Schutzgebietes „Niederösterreichische Voralpenflüsse“ – ein hochwertiges Naturerbe von überregionaler Bedeutung. Ich selbst bin die obere Praterstegrunde mit meinen Kindern abgegangen. Je nach Tempo und Lust der Kinder benötigt man für die 3,8 Kilometer rund 1,5 Stunden. Dabei kann man wunderbar in die bis zu 20 Meter tief gelegene Schlucht blicken und das tosende Wasser zwischen den mächtigen Konglomerat-Felsen beobachten.

Ohne meine Kids – der Junior ist dafür noch zu klein – habe ich mir auch den beindruckenden Fischersteig im unteren Teil der Schlucht angesehen. Man geht da direkt am Wasser entlang und ich war nach ca. 30 Minuten wieder zurück – ein tolles Erlebnis! Seit meinem Geburtsjahr 1972, also seit exakt 50 Jahren, ist die Schlucht nun ein Naturdenkmal. Mit all den vielen Spielmöglichkeiten und Rastplätzen, wunderbar eingebettet in die Natur, ist die Erlaufschlucht wirklich ein tolles Ausflugsziel für die gesamte Familie.

Wenn Sie das nächste Mal in der Nähe sind, schauen Sie sich das unbedingt an! In ihrem heutigen Zustand wurde die Erlaufschlucht übrigens erst am 2. Oktober 2015 eröffnet. Es werden dort durch geschultes Personal zudem geführte Wanderungen und Exkursionen angeboten – ideal auch für Personengruppen und Busreisende.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen viel Spaß in der Natur und viel Freude am tosenden Wasser der Erlaufschlucht. Passen Sie auf sich auf und bleiben Sie neugierig.

Die Erlaufschlucht
Erlaufschlucht – Zeugin der Eiszeit
 

fkv

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#7
Bin ich der einzige, dem sich alles umdreht, wenn einerseits von einem wildromantischen Naturjuwel die Rede ist, andererseits von einer "Eröffnung", so als wär es wie ein Hochhaus oder eine Autobahn gerade erst gebaut worden? Dieser Zwiespalt zeigt sich auch am Bau eines Kraftwerks mitten im Naturdenkmal und Natura2000-Gebiet, an einer Stelle freilich, wo man von Wanderwegen aus nicht hinsieht. Und an einer geplanten, aber wegen Geldmangels dann doch nicht errichteten Brücke, die man nach einem Naturkundler benennen wollte, um die Naturschützer zu besänftigen.

Die Eindrücke in der Erlaufschlucht sind ganz unterschiedlich je nach Wasserführung. Während zur jetzigen Jahreszeit die Erlauf wie ein Rinnsal erscheint (in einem Artikel wurde sogar sogar die Befürchtung geäußert, sie könnte eines Tages ganz austrocknen), kommt im Frühjahr das Wasser von allen Seiten, und bei Hochwasser ist allein schon der Anblick lebensgefährlich. Der viele Müll (ich habe noch nirgends so viel und so unterschiedlichen gesehen wie dort) kommt zu einem guten Teil von den Hochwässern. Es wird aber auch viel Müll und Grünschnitt von den angrenzenden Grundstücken (sprich: von den Anwohnern) einfach runtergeworfen.

Wer die Erlaufschlucht besuchen möchte, hält sich am besten vom sogenannten "Eingang" fern. Dort wird nur versucht, die Besucher abzuzocken (gebührenpflichtiger Parkplatz, gebührenpflichtiges Klo, und für den Eintritt in die Schlucht soll man Geld in eine Kassa werfen, was aber sowieso niemand macht).

Den Fischersteig flussabwärts (bis zur "Romantikbrücke") kann ich Erstbesuchern aber durchaus empfehlen, weil man von der Erlaufschlucht einen recht umfassenden Eindruck bekommt auf einem relativ bequemen Weg. Der Rückweg übern Praterweg ist vergleichsweise fad, aber gemütlich.
 

Db1

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#8
Hallo fkv,

grundsätzlich stimme ich Dir bei Deinen oben geschriebenen Eindrücken zu. Von einer Abzocke der Besucher vor Ort zu sprechen halte ich jedoch für nicht zutreffend. Die Errichtung und Pflege der Infrastruktur (Parkplatz, sanitäre Einrichtungen) kostet Geld. Auch die freiwillige Box für die freiwillige Spende sollte zumindest mit dem kleinsten Euro Papierschein für die Benutzung durch eine Familie als gerechtfertigt angesehen werden. Das Geld wird für die Sicherung des Geländes verwendet. Die Brücke und die Wege haben sich nicht von selbst gebaut. Die Überprüfung des Geländes (lockere Felsen, morsche Bäume) wird immer wichtiger, die Gemeinden haben jedoch immer weniger Geld...
Da ich selbst einige Male im Jahr vor Ort bin, kann ich auch sagen wie krank (besser gesagt deppert) manche sind. Zigaretten Stummel, Verpackungen, Gummibären Sackerl, Red Bull Dosen säumen den Weg. Solange bis Gemeinde Arbeiter oder Freiwillige den ganzen Dreck der Pseudo-Abenteuer wieder weg räumen.

Schöne Grüße
Daniel
 

fkv

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#9
Die Brücken und Wege legte die Gemeinde für die eigene Bevölkerung an. Der Praterrohrsteg, heute als "Brücke der Liebe" beworben, tarnt nur das darunter verlaufende Schmutzwasserrohr. Der Pratersteg ersetzte einen gleichnamigen, mehr als hundert Jahre zurückverfolgbaren Vorgänger. Früher gab es mehr Brücken über die Erlauf als heute. Jetzt zu argumentieren, Touristen müssen für die Erhaltung sorgen, erinnert an Lessings Fabel von der Eiche und dem Schwein. Noch weniger wurde der Parkplatz für Touristen angelegt. Auf der einen Seite ist der Sportplatz, auf der anderen das Bowlingcenter. Für die Touristen wurde höchstens der Fischersteig hergerichtet. In wie weit die Drahtseile usw. eine Verbesserung oder eine Naturverschandelung sind, sei dahingestellt. Ich könnte darauf verzichten. Das Klo wurde nicht aus Liebe zu den Touristen gebaut, sondern weil Anrainer sich beschwert hatten, dass auf ihren Grundstücken Touristen ihre Notdurft verrichten. Einerseits wird eine wilde Natur vermarktet (wo es normal ist, dass man mal hinter einen Baum geht), andererseits zeigen solche Beschwerden, dass sie nur eine Illusion ist und man die Stadt nicht verlassen hat.

Ohne großzügige Landesförderungen wäre weder das Klo noch der "Eingang" in die Erlaufschlucht gebaut worden und wahrscheinlich auch nicht der Fischersteig saniert worden. Die Gemeinde erhoffte sich klingelnde Kassen durch nächtigende Touristen, aber die Touristen kommen mit dem Auto und fahren am selben Tag wieder heim, weil es außer der Erlaufschlucht nichts zu sehen gibt. So trübte wie so oft die Gier den Realitätssinn. Landesförderungen gibt es immer nur für Bauprojekte, nicht für laufende Erhaltungskosten. So blieb die Gemeinde auf den Erhaltungskosten des Klos sitzen und führte eine Gebühr ein. Ich nehme an, die Spaziergeher machen jetzt wieder in den Wald, zumindest die männlichen.

Lockere Felsen zu überprüfen hat in der Erlaufschlucht keinen Sinn (außer wo oberhalb ein Haus steht), denn die Felsen sind sowieso alle locker und verändern sich mit jedem Hochwasser. Man muss sich entscheiden: Entweder man belässt die Natur, oder man betoniert alles nieder wie am Wienfluss in Wien.

Gleiches gilt für die Bäume in der Schlucht. Zum unnötigen Kettensägenmassaker an den Eschen habe ich in HKM 5-6/2021 auf S. 123 schon genug gesagt. Für Bäume oberhalb der Schlucht (Praterweg usw.) gilt das gleiche wie für alle anderen Bäume im urbanen Raum (Straßen- und Parkbäume).

Im Erdboden gelandete Zigarettenstummel lassen sich nicht wegräumen und somit stellt sich nicht die Frage, wer für die Reinigung aufkommen soll. Gleiches gilt für so ziemlich jeden Müll, der auch nur wenige Meter vom Weg entfernt landet. Wie vermüllt die Erlaufschlucht ist, sieht man erst, wenn man abseits der Wege unterwegs ist. Aber wie ich schon erwähnt habe, kommt der meiste Müll nicht von Touristen, sondern von den Anwohnern und von Hochwassern. Touristen bringen keinen Bauschutt mit, keine Autoreifen und keine Einkaufswägen. Sie werfen keine gefällten Bäume über die Böschung, leiten keine stinkenden Abwässer in die Schlucht und reißen nicht über zig Meter die Konglomeratwände weg für einen Kraftwerksbau.
 
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