"Filzpatscherl" für wohlige Wärme...

josef

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Mölltaler Handwerk: Filzpatschen mit Liebe

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In Kärnten nennt man Menschen, denen leicht kalt wird, „Derfrorene“, vor allem, wenn man leicht an den Füßen friert. Was als besonders wärmend gilt, sind handgefilzte Hausschuhe aus Schafwolle. Im Mölltal wird diese Handwerkstradition mit Liebe gepflegt und die Wolle wie früher verarbeitet.
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In Mörtschach im Mölltal steht das Schmutzerhaus. Das 280 Jahre alte Bauernhaus beherbergt einen bunten Bauernhandwerksladen mit regionalen Köstlichkeiten, aber auch voller origineller und dekorativer Nützlichkeiten – angefangen von der gestrickten Kleidung bis hin zu gefilzten Hauspatschen lässt sich hier allerlei finden.

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Filzen – eine nasse Angelegenheit
Herlinde Granig-Ruppitsch arbeitet hier über viele Stunden vor sich hin. Filzen ist eine nasse Angelegenheit und dauert Stunden. Dazu braucht es eigentlich nicht viel: „Will man Wolle verfilzen, braucht man Wasser, Seife und Druck“.

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Herlinde Granig-Ruppitsch bereitet alles für das Filzen vor

„Woher die Wolle kommt ist uns sehr wichtig“
Das Ausgangsmaterial – Schafwolle – muss nach dem Scheren erst einmal gewaschen werden. Das geschieht nur wenige Autominuten vom Schmutzerhaus entfernt in einer riesigen Waschtrommel. Obfrau der Woll-Waschanlage ist Silvia Göritzer: „Ich weiß immer, woher die Wolle kommt. Vieles stammt direkt aus Mörtschach, von einem Bauern, der uns schon jahrelang beliefert. Woher die Wolle kommt und wie der Bauer mit den Tieren umgeht, ist uns sehr wichtig."

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Behagliche Wärme für kalte Füße: Wolle

Quellwasser, Schmierseife, Soda und viel Zeit
40 Kilo Wolle werden pro Waschgang gesäubert – nur mit Bergquellwasser, Schmierseife und Soda. Auch das dauert viele Stunden. „Am Anfang ist die Wolle noch sehr schmutzig, zum Schluss ist daraus ein wunderschönes Endprodukt geworden, an dem man selbst eine große Freude hat."

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Währenddessen baumeln, liegen und türmen sich in der Wollwerkstatt Schmutzerhaus bereits viele bunte Dinge aus Schafwolle – jedes einzelne Stück wurde mit Liebe handgemacht. Granig-Ruppitsch filzt seit zwei Jahren. „Wir haben selbst Schafe zu Hause und ich dachte bei mir, es wäre nett, mit der eigenen Wolle etwas zu machen.“

Fünf Stunden Arbeit für ein paar Hausschuhe
Bis ein Paar Hausschuhe die Zehen wärmen kann, dauert es etwa fünf Stunden. Da braucht die Mölltalerin schon Geduld. "Alles was man macht, muss man trotzdem mit Gefühl machen und auch mit „Liab" – dann entsteht auch das Produkt, wie es entstehen soll. Gerade die Wolle hat etwas Weiches, Warmes und es ist faszinierend, was man aus Wolle alles machen kann“, so Granig-Ruppitsch.

Die Dreifach-Mutter filzt an die 25 Paar Filzpatschen im Monat und das neben ihrer Arbeit in der Landwirtschaft: „Es ist wichtig, dass man eine gute Seife nimmt, die rückfettend ist. Am Anfang habe ich das nicht gemacht, da konnte es dann schon passieren, dass ich meine Hände nicht mehr richtig abbiegen konnte, aber jetzt benütze ich eine sehr gute Seife – und sauber sind sie auch immer.“

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Mölltaler Gemütlichkeit

Gummihammer, Filzmaus und „Loascht“
Im zweiten Raum liegen Gummihammer, Filzmaus und „Loascht“, die Schuhleiste bereit, um etwas hübsch Wärmendes für die Füße entstehen zu lassen. Mit Gummihammer und Filzmaus wird das Gefilzte über dem Loascht in Form gebracht – und das alles ohne Technik, nur mit Muskelkraft.

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Gummihammer, Filzmaus und „Loascht“

Schafwolle: Atmungsaktiv und schmutzabweisend
Schafwolle gilt als atmungsaktiv und temperaturausgleichend. Durch die Kräuselung der Wollhaare und dem Lanolin, dem Schafwollfett, bleibt kaum Schmutz darauf haften. Außerdem ist Schafwolle antistatisch, nimmt kaum Geruch an und kann bis zu 30 Prozent ihres Eigengewichts an Feuchtigkeit aufnehmen.
Beim Walken wird der Hausschuh durch Druck und Bewegung in Form gebracht. Durch den Vorgang schrumpft er einiges, nämlich 30 Prozent. Dann kommen Filzmaus und Gummihammer zum Einsatz, mit ihnen wird die Wolle verdichtet und gestreckt.

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Das Naturmaterial Filz ist auch etwas für Federvieh-Liebhaber, Zwergerl-Fans, große Einpacker, und bunte Vögel

Das Wollfett sorgt dafür, dass die Fußwärmer schmutzabweisend und temperaturregulierend sind. „Wenn man hineinschlüpft, werden die Füße sofort warm. Es gibt einfach eine ganz andere Form von Wärme ab, als ein maschinengefilzter Schuh.“
26.01.2020, red, kaernten.ORF.at
Mölltaler Handwerk: Filzpatschen mit Liebe
 
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