Fossilien von Pythons im ehemaligen Ölschiefer-Tagebau Messel gefunden

josef

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TROPISCHES DEUTSCHLAND
Älteste Pythons der Welt in der Grube Messel gefunden
Anders als heute lebten im Eozän Pythons und Boas munter nebeneinander – und das mitten in Europa

Die Fossilien aus der Grube Messel entstanden, indem Tiere auf den sauerstoffarmen Grund eines Gewässers sanken und dort sachte von Sedimenten bedeckt wurden. Ihr Erhaltungszustand ist fantastisch.
Foto: Senckenberg

Einmal mehr hat die berühmte Grube Messel in Hessen die Überreste einer Tierart freigegeben, die heute noch nahe Verwandte hat – die aber viel weiter südlich leben. Doch vor 47 Millionen Jahren, im Eozän, herrschten in Mitteleuropa noch tropische Bedingungen.

Bei dem Fund, von dem das Senckenberg-Forschungsinstitut berichtet, handelt es sich um die ältesten Pythons, die je entdeckt wurden. Mit Längen von über sechs Metern hat diese Tiergruppe einige der größten Schlangen der Welt hervorgebracht. Die Exemplare aus der Grube Messel, die der neubeschriebenen Art Messelopython freyi zugewiesen wurden, bescheiden sich aber mit nur einem Meter. Dafür sind sie fast vollständig erhalten.


Kopf und Körper des Ur-Pythons sind nahezu vollständig erhalten.
Foto: Hessisches Landesmuseum Darmstadt

Ein (zeitweise) guter Ort für Riesenschlangen
"Wo die Pythons ihren evolutionären Ursprung haben, war bislang unklar. Der Fund der neuen Pythonart in der Grube Messel ist daher ein sehr wichtiger Beleg für deren Evolutionsgeschichte", sagt Krister Smith vom Senckenberg-Institut. Er und sein brasilianischer Kollege Hussam Zaher von der Universität São Paulo gehen nach der Analyse der Funde davon aus, dass sich die angehenden Riesenschlangen in Europa entwickelten.

Allerdings ist der Fossilienbefund in diesem Punkt bislang recht lückenhaft. Nach der Ära von Messel konnten die großen Würgeschlangen auf dem europäischen Kontinent für längere Zeit nicht nachgewiesen werden. Erst im Miozän – vor 23 bis 5 Millionen Jahren – finden sich wieder Fossilien aus dieser Schlangenfamilie auf unserem Kontinent. Doch dabei ist es bekanntlich nicht für immer geblieben. "Als das globale Klima nach dem Miozän wieder abkühlte, verschwanden die Pythons dann wieder aus Europa", so Smith. Heute findet man die Arten dieser Riesenschlangen vorwiegend in Afrika, Süd- und Südostasien sowie in Australien.
Anders als der Ur-Python aus Messel leben heutige Pythons von ihren anatomisch sehr ähnlichen Verwandten, den hauptsächlich in der Neuen Welt beheimateten Boas, räumlich vollkommen getrennt. "In Messel lebten aber sowohl Messelopython freyi als auch ursprüngliche Boas wie Eoconstrictor fischeri in einem Ökosystem. Die These, dass die beiden Schlangenfamilien konkurrieren und sich daher keinen Lebensraum teilen können, muss demnach überdacht werden", sagt Smith.
(red, 17. 12. 2020)

Abstract
Biology Letters: "Pythons in the Eocene of Europe reveal a much older divergence of the group in sympatry with boas"

Älteste Pythons der Welt in der Grube Messel gefunden - derStandard.at
 
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