Gedenken an die durch das NS-Regime ermordeten Roma und Sinti im Burgenland, Lager Lackenbach usw. ...

#1
Ich bin Anrainer in Lackenbach in der Nähe des Mahnmals für die Opfer des Lagers. Seit Jahren fahre ich jetzt schon am Mahnmahl vorbei und habe mir jetzt vorgenommen herauszufinden, wo genau das Lager war.
Im Internet wird am öftesten als Standort der "Schafflerhof" genannt, ein ehemaliger Gutshof der Esterhazy'schen Gutsverwaltung. Allerdings findet sich nirgends eine genaue Karte. In Lackenbach gibt es unweit des Mahnmals auch eine "Schafflerhofgasse", die allerdings langgezogen und nicht zur genauen Standortbestimmung geeignet ist.
Jetzt meine Frage: Hat jemand von Euch den genauen Standort, eventuell auch auf einer Karte oder Skizze?

Besten Dank!

Gustl
 
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josef

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#4
Lokalisierung Lager Lackenbach-Burgenland

Hallo Gustl,

konnte leider auch keine genauen Ortsangaben zum Lager in Lackenbach finden. Es ist überall nur vom Gutshof "Schaflerhof" die Rede...

Siehe dazu: http://www.shoa.de/content/view/233/46/

Bei Peter Schubert "Verdrängte Geschichte - Schauplätze des Naziterrors in Österreich" ISBN 3-902177-11-X ist im Bericht zu Lackenbach noch folgendes Detail zu lesen: Seite 69 => In der Folge mussten die Gefangenen ein Barackenlager errichten, dazu wurden die ehemals jüdischen Häuser und die Synagoge abgerissen.
Leider geht daraus auch nicht hervor, ob das Gelände als Bauplatz für die Baracken diente oder nur Baumaterial für den Lagerbau gewonnen wurde...

Am besten wäre eine Befragung der Einheimischen, da muss sich doch noch jemand erinnern können!

lg
josef
 
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kmela

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#6
Gustl hat geschrieben:
Im Internet wird am öftesten als Standort der "Schafflerhof" genannt, ein ehemaliger Gutshof der Esterhazy'schen Gutsverwaltung. Allerdings findet sich nirgends eine genaue Karte.......
Jetzt meine Frage: Hat jemand von Euch den genauen Standort, eventuell auch auf einer Karte oder Skizze?
Gustl
meines wissens nach ist das lager im ehemaligen meierhof im zentrum neben dem schloss von lackenbach gewesen. da der schafflerhof wie gustl schon geschrieben hat nur ein kleiner gutshof gewesen ist. der meierhof war viel größer.

erklärung zum 1. foto:
1) gutshof
2) meierhof
3) standort des mahnmals
4) ehemaliger standort der synagoge, heute erinnert an dieser stelle ein gedenkstein daran

das 2. foto zeigt die ehemalige synagoge!

aufgrund der größenvergleiche von schafflerhof (gutshof) zum meierhof, dabei ist der meierhof nicht mal vollständig oben am foto, wage ich aufgrund der bei shoa.de genannten 2000 häftlingen die these, dass der größte teil der häftlinge im meierhof untergebracht war!

ich werd mich aber bei einigen bekannten zeitzeugen schlauer machen.
 

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#7
Hallo,

es freut mich, dass ich zum Jahresabschluss noch eine alte Frage erfolgreich abschließen kann:

Das "Zigeuner-Anhaltelager" Lackenbach befand sich tatsächlich auf dem Areal des Schaffler-Hofes und nicht im Meierhof neben dem Schloss! Das weitläufige Gebiet wurde durch eine Neubausiedlung bebaut und ist in den BEV-Karten als "Hasenberg" gekennzeichnet.

Das Foto zeigt den Ortsanfang von Lackenbach aus Norden (Ritzing) kommend: rechts die Neubausiedlung. Das Lager reichte laut Gespräch mit einem Zeitzeugen vom rechten Bildrand bis zum heutigen Friedhof (erste Bäume am linken Bildrand). Das Mahnmal steht also an der korrekten Stelle (Beginn des Lagers, aus Lackenbach kommend).

Vom einstigen Gutshof und den Baracken ist offensichtlich nicht die geringste Spur geblieben...

LG,
Markus
 

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#8
Auf dem Übersichtbild dürfte sich das Lager in etwa im roten Bereich befunden haben. Ein Teil davon (zum Friedhof hin) dürfte auch Sammellager für jüdische Häftlinge gewesen sein.

LG,
Markus
 

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#9
Danke!

Hallo Markus + Kmela!

Danke für die Informationen und Fotos! Jetzt kann ich das einordnen, glücklicherweise liegt das Grundstück meiner Eltern nicht am ehemaligen Lager.

Lg und Prosit 08

Gustl
 
K

kmela

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#10
@markus: im übersichtsbild, an deiner weissen linie sind noch überreste des schafflerhofes zu sehen. auch ich kann mich an dieses einstöckige haus noch erinnern. jedoch wurde es in den 80er jahren planiert. heute ist es ein privatgrundstück.
 

josef

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#11


Gedenken an ermordete Roma und Sinti

In Lackenbach wird am Samstag der während der NS-Herrschaft verschleppten und ermordeten Roma und Sinti gedacht. Ab 1940 waren in Lackenbach rund 4.000 Roma und Sinti unter unmenschlichen Bedingungen interniert.
Bis zu 2.300 Menschen waren zeitgleich in Lackenbach untergebracht, mussten im Steinbruch arbeiten und wurden größtenteils anschließend in die Vernichtungslager des nationalsozialistischen Regimes deportiert. Die Befreiung des Lagers in Lackenbach im Jahr 1945 erlebten nur 300 bis 400 Roma und Sinti. Vor dem Zweiten Weltkrieg gab es in Österreich insgesamt 11.000 Roma. Nicht einmal 3.000 überlebten den Holocaust.

150 Teilnehmerinnen und Teilnehmer
Zur heurigen Gedenkfeier kamen rund 150 Menschen - darunter auch Landeshauptmann Hans Niessl, Landtagspräsident Christian Illedits und die Generalsekretärin des Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus, Hannah Lessing.

Lessing: Müssen weitermachen
Gerade die Gedenkveranstaltung in Lackenbach sei für sie eine, die funktioniere, weil Schülerinnen und Schüler kämen, sagte Lessing. Die Jugendlichen seien nicht einfach nur anwesend, sondern auch aufgefordert, für die Gedenkfeier etwas vorzubereiten. Dabei müssten sie sich mit dem Thema auseinandersetzen und nur so könne es gehen, meinte Lessing: „Man erreicht mit Mahnen und Gedenken leider eh nie alle, aber wir haben in den letzten 20 Jahren in den Schulen viele Schüler erreicht, die unsere Gesellschaft heute ausmachen. Daher müssen wie sowieso weitermachen.“

Publiziert am 18.11.2017
http://burgenland.orf.at/news/stories/2878993/
 

josef

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#12
Auch Kleingemeinden im Burgenland gedenken an die Vernichtung ehemaliger Ortsbewohner durch das NS-Regime:

Jabing gedenkt der ermordeten Roma
In Jabing im Bezirk Oberwart gibt es nun eine Gedenktafel zur Erinnerung an jene Roma, die bis 1938 in dem Ort gelebt haben und während des Nazi-Regimes deportiert und in Konzentrationslagern ermordet wurden.
93 Namen mit Geburts- und Sterbedatum sind auf der Gendenktafel angeführt: ganz oben die Namen der fünf Überlebenden, darunter die der 77 Ermordeten, sowie jene der elf Personen, von denen man nicht weiß, wo und wie sie ums Leben kamen. Die Initiative dafür geht auf den Theologen und Historiker Jakob Frühmann zurück: „Ich habe mich im Zuge der Diplomarbeit vor allem mit der Frage von Gerechtigkeit und Gewalt auseinandergesetzt, weil ja in gewisser Art und Weise das Nicht-Erinnern auch eine Fortführung der Gewalt ist.“

Die Roma von Jabing arbeiteten bei den Bauern bis sich ihre Lage mit der Weltwirtschaftskrise und den politischen Verwerfungen der 1930er Jahre zunehmend verschlechterte. Ab 1938 habe es einzelne Deportationen gegeben. Im Frühjahr 1943 seien dann alle noch verbliebenen Roma von Jabing nach Auschwitz deportiert worden, so Frühmann.


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Gedenktafel wird enthüllt

Gemeinde und Kirchen bei Projekt dabei
Frühmann ist es gelungen, sowohl die katholische und die evangelische Pfarre als auch den Bürgermeister für das Projekt zu gewinnen. Er sei sehr froh und glücklich, dass Jabing diesen Schritt getan habe. Es gebe noch weitere Gemeiden, die diesen Schritt tun könnten, meinte Diözesanbischof Ägidius Zsifkovics. Das, was passiert sei, dürfe nie wieder vorkommen, sagte der evangelische Pfarrer Otto Mesmer. Im Gemeinderat habe man sich mehrheitlich dazu entschlossen, die Gendenktafel aufzustellen, so Bürgermeister Günter Valika. Somit wurde nach fast 80 Jahren dafür gesorgt, dass die Jabinger Roma der Vergessenheit entrissen wurden.

Link:
Publiziert am 20.11.2017
http://burgenland.orf.at/news/stories/2879379/
 

josef

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#13


Vergessen: Roma-Siedlungen im Seewinkel
Oft wird vergessen, dass es auch im Seewinkel einst zahlreiche Roma-Siedlungen gegeben hat. Vertrieben wurden die Roma zum Großteil von den Nationalsozialisten. Eine Spurensuche führt nach Jois und Gols.
Die Reise beginnt in Jois, dem einzigen Ort im Bezirk Neusiedl am See, in dem der Roma in Form von zwei Tafeln gedacht wird. Hier gab es auch die größte Romasiedlung im Seewinkel. Dass an die Volksgruppe, die zum Großteil im Nationalsozialismus verschleppt und ermordet worden ist, erinnert wird, ist vor allem dem pensionierten Pfarrer Franz Hillinger zu verdanken.


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Zwei Tafeln erinnern in Jois an die Roma im Seewinkel

„Im Jahre 1933 waren etwa 120 Roma hier. Ich kann mich gut erinnern. Ich bin mit dem Mädchen Maria in die Schule gegangen, die eine Roma war. Es war herzzerreißend, als sie sie auf die Lastwägen aufgeladen haben und als die Mutter von Maria geweint und geschrien hat. Das ist mir zu Herzen gegangen, das hat mich nie ganz in Ruhe gelassen“, so Hillinger.

Erste „Anti-Zigeuner“-Aktion im Juni 1939
In Gols beschäftigt sich der Hobbyhistoriker Fritz Radlspaeck seit Jahren mit den Opfern des Nationalsozialismus im Ort. Dabei konnte er auch einige Informationen zur Geschichte der Roma und den Orten, in denen sie gelebt haben, recherchieren.


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Im Juni 1939 kam es erstmals zu gezielten Aktionen gegen Roma

„In den 1920er und 1930er-Jahren waren im Durchschnitt immer 15 bis 20 Roma in Gols aufhältig. Das hat das Bild im Bereich Wassergasse/Brunnengasse geprägt“, so Radlspaeck. Zur ersten sogenannten „Anti-Zigeuner-Aktion“ ist es im Juni 1939 gekommen. „Damals ist ein Bescheid herausgekommen, man möge 1.000 Roma, die im Burgenland geboren wurden, zusammenfangen. Die Meisten sind durch die verschiedene Lager gelaufen und irgendwo verstorben oder ermordet worden“, so der Historiker.

Gols und Mönchhof stark verbunden
Die Historie der Roma in Gols war eng mit jener der Romafamilien in Mönchhof verbunden. Im Dorfmuseum in Mönchhof wurde 2016, durch die Initiative des Historikers Herbert Brettl, eine weitere Tafel über das Schicksal der Roma enthüllt. „Gols und Mönchhof kann man eigentlich nicht getrennt behandeln. Die Familien hatten ganz starke gemeinsame Interaktionen. Man kann sagen, dass das eine große gemeinsame Familie war“, so Radlspaeck. Verwandte hat es auch noch in Podersdorf, Frauenkirchen und Pamhagen gegeben.


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Hier haben die Roma in Gols gelebt

Die Geschichte wird aufgearbeitet, die Menschen sollen sich wieder an Roma erinnern. Wie viele Orte im Seewinkel noch dem Beispiel der Gemeinde Jois folgen und eine Gedenkstätte für die ermordeten Romafamilien errichten werden, wird die Zukunft zeigen.

Publiziert am 26.11.2018
Vergessen: Roma-Siedlungen im Seewinkel
 

josef

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#14
Lackenbach und die Deportation der Roma

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Als am 1. September 1939 der 2. Weltkrieg begann, sind die burgenländischen Juden bereits vertrieben oder deportiert worden. Im Visier der Nationalsozialisten standen dann die Roma. Sie wurden zur Zwangsarbeit und später nur noch zu ihrer Vernichtung deportiert. Eine herausragende Rolle spielte dabei das Anhaltelager in Lackenbach.
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Die Verfolgung der Roma und Sinti begann sofort nach dem Anschluss. Vor allem zwei Personen machten dafür Stimmung: Der im Gau Niederdonau für „Zigeunerfragen“ zuständige Bernhard Wilhelm Neureiter und Tobias Portschy. Nachdem das Burgenland im Oktober 1938 zwischen Niederösterreich und der Steiermark aufgeteilt wurde, bekleidete er das Amt des Gauleiterstellvertreters der Steiermark.

Menschenunwürdige Bedingungen
Am 23. November 1940 ging das Lager Lackenbach (Bezirk Oberpullendorf) in Betrieb. Die während der Kriegsjahre inhaftierten Roma und Sinti lebten hier unter menschenunwürdigen Bedingungen. Im Winter 1941/42 brach Typhus aus. „Die, die gestorben sind, sind im Lager im Jahr 1941 zu einem Haufen zusammengelegt worden, die haben sie nicht auf den Friedhof führen können. Sie wurden dann in einem Massengrab begraben“, erzählte Anton Papai aus Kleinmutschen im Jahr 1984.

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Romafrauen aus dem Lager auf dem Weg zur Arbeit

Am 1. November 1941 war mit 2.335 Häftlingen der Höchststand erreicht. Zwischen dem 4. und 8. November wurden etwa 5.000 österreichische Roma und Sinti ins jüdische Ghetto von Lodz (Polen) und danach ins Vernichtungslager Kulmhof deportiert, 2.000 davon alleine aus Lackenbach, darunter waren hauptsächlich Kinder und alte Menschen. Wenige Wochen später waren sie alle tot. Sie starben an Typhus oder wurden vergast und in Massengräbern verscharrt.

Nur einige hundert Überlebende
1943 folgte die letzte Massendeportation österreichischer Roma nach Auschwitz. Darunter waren auch wieder Lackenbacher Häftlinge, zurückgeblieben sind die Arbeitsfähigen. Bis sie im April 1945 von der Roten Armee befreit wurden, hatten sie beim Straßenbau, in Fabriken oder der Landwirtschaft Zwangsarbeit zu leisten.

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1943 folgte die letzte Massendeportation österreichischer Roma nach Auschwitz

Von den 8.000 burgenländischen Roma überlebten lediglich einige Hundert. Die gesellschaftliche Ausgrenzung sollte sich in den Nachkriegsjahren fortsetzen. Tobias Portschy wurde zwar 1949 zu 15 Jahren Kerker verurteilt, kam aber schon 1951 wieder frei, ohne seine Meinung über die Roma jemals zu ändern. Er hielt sie weiterhin für unzivilisiert und asozial. Die mittelburgenländische Gemeinde Lackenbach ist heute der wichtigste Holocaust-Gedenkort für Roma und Sinti.
Geschichte: Lackenbach und die Deportation der Roma
 

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#15
„Einfach weg“ – verschwundene Romasiedlungen
Etwa 120 Roma Siedlungen hat es im Burgenland vor 1945 gegeben – heute kennt man nur mehr jene in Oberwart. Die Geschichte und das Schicksal der Siedlungen wurden nun in dem Buch „Einfach weg! Verschwundene Romasiedlungen im Burgenland“ von den Historikern Herbert Brettl und Gerhard Baumgartner zusammengetragen.

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Rund 400 Bilder und Dokumente aus öffentlichen und privaten Sammlungen wurden für das Buch „Einfach weg! Verschwundene Romasiedlungen im Burgenland“ erfasst. Erste Quellen verweisen darauf, dass Roma seit dem 17. Jahrhundert im Gebiet des heutigen Burgenlandes beheimatet waren, so der Historiker Herbert Brettl. „Die dokumentierte Geschichte, die wir quellenmäßig belegen können, ist 1674 datiert, wo ein Schutzbrief des Grafen Batthyany besteht, der dem Martin Sarközy praktisch die Ansiedelung im heutigen Burgenland erlaubt. Das zieht sich dann durch durch viele Konskriptionslisten, die wir in den ungarischen Archiven oder im burgenländischen Landesarchiv gefunden haben. Diese Listen sind teilweise in lateinischer Sprache, in ungarischer Sprache verfasst und das zieht sich eigentlich durch bis heute“, erzählte Brettl.

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Nur 600 Burgenland-Roma überlebten Zweiten Weltkrieg
Zirka 8.000 Roma lebten vor 1945 im Burgenland. Während des Nationalsozialismus wurden sie aus den Siedlungen deportiert, meist in das sogenannte „Zigeunerlager Lackenbach“ und von dort aus in verschiedene Konzentrationslager verschleppt, wo sie ermordet wurden. Nur 600 Burgenland-Roma überlebten den Zweiten Weltkrieg. „Wir müssen davon ausgehen, dass 90 Prozent nicht zurückgekommen sind und viele, die zurückgekommen sind, wollten dann eigentlich nicht länger hier leben, weil sie hier keine Perspektiven fanden und sahen. Sie sind deshalb vielfach auch nach Wien abgewandert. Also die Romasiedlungen kann man nach 1945 eigentlich an einer Hand abzählen“, so Brettl.

In den nächsten Monaten sind noch weitere Lesungen in jenen burgenländischen Orten geplant, in denen es einst Romasiedlungen gab.
28.09.2020, red, burgenland.ORF.at
„Einfach weg“ – verschwundene Romasiedlungen
 

josef

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#16
Buch über nationasozialistische Geschichte von Gols
In seinem Buch „Nicht systemkonform. Menschen und Schicksale 1938-1945“ arbeitet der Hobbyshistorikers und Golsers Fritz Radlspäck die Geschichte seiner Heimatgemeinde Gols, während des Nationalsozialismus, auf und erinnert an die Opfergruppen.
Online seit heute, 8.24 Uhr
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Schon früh wird das Interesse von Fritz Radlspäck am Nationalsozialismus geweckt: Die Spurensuche begann mit der Auseinandersetzung der eigenen Familien- und Ortsgeschichte. Gerade in seiner Heimatgemeinde gab es viele Opfer: Juden, Roma, Euthanasie-Opfer, Widerstandskämpfer, politisch Verfolgte und Deserteure. Die jahrelangen Recherchen und das Sammeln von Quellen mündeten letztlich in einem Buch.

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Elf Romafamilien wurden deportiert
Vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten lebten elf Roma Familien in Gols. Sie alle wurden deportiert und in verschiedene Konzentrationslager verschleppt – keine von ihnen kehrte nach dem Krieg nach Gols zurück.

Ein Schicksal ist dem Autor besonders in Erinnerung geblieben. Die Geschichte des Golser Roms Michael Stojka, die stellvertretend für so viele in jener Zeit steht. „Kurz nachdem ein Konzentrationslager geräumt werden musste, weil die Alliierten bereits im Anrücken waren, sind sie noch einmal mit einem Zug deportiert worden. Es hat den Anschein, dass dieser Herr Stojka dann auch ein Opfer wurde, vom sogenannten Massaker von Gardelegen. Da wurden Roma in eine Scheune gesperrt und bei lebendigem Leib von der SS, der Hitlerjugend und der Schutzstaffel verbrannt. Also das ist etwas, das mich ganz extrem mitgenommen hat“, so Radlspäck.

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Fritz Radlspäck bei der Gedenkstätte

Interesse junger Menschen sehr groß
Wie in vielen Gemeinden lebten nach dem Krieg Opfer- und Täter in einem Ort. Eine Herausforderung für den Autor darüber zu schreiben und zu recherchieren auch in emotionaler Hinsicht. Die Aufarbeitung und Auseinandersetzung mit der Geschichte von Gols sieht er als wichtigen Beitrag um nicht zu vergessen und auch Brücken zu schlagen. „Ich kenne sowohl aus den Opfergruppen, als auch aus den Tätergruppen, Nachkommen. Vor allem junge Leute, die im Gegensatz zu ihren Vorfahren – welche am liebsten eine Decke über das Ganze breiten würden und das gilt für Opfer- und Tätergruppen – alles wissen wollen.“
27.10.2020, red, burgenland.ORF.at
Buch über nationasozialistische Geschichte von Gols
 

josef

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#17
Tag der Roma: Kemeten errichtet Erinnerungsstätte
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Am Donnerstag wird der internationale Tag der Roma begangen. Der weltweite Aktionstag soll auf die Situation dieser Volksgruppe aufmerksam machen und zugleich ihre Kultur feiern. In Kemeten (Bezirk Oberwart) wird anlässlich des internationalen Roma-Tags die geplante Roma-Erinnerungsstätte präsentiert.
Online seit heute, 8.23 Uhr
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Ziel des gemeinsamen Projekts der Gemeinde und der Roma Volkshochschule Burgenland sei ein würdiger Gedenkort für das Schicksal der Kemeter Romnija und Roma. Die Erinnerungsstätte wird in der Nähe der ehemaligen Romasiedlung errichtet und in die „Geschichtsmeile“ der Gemeinde integriert werden. Wie in vielen anderen burgenländischen Ortschaften habe es auch in Kemeten vor dem Zweiten Weltkrieg eine Romasiedlung gegeben. Auch Kemeter Romnija und Roma wurden verschleppt und in Konzentrations-bzw. Arbeitslager gebracht. Nur wenige überlebten die Gräueltaten der Nationalsozialisten. Um ihrer zu gedenken, wird im Herbst 2021 in der Nähe der ehemaligen Siedlung die Erinnerungsstätte enthüllt. Am 17. September ist dazu auch eine Informationsveranstaltung für die Bevölkerung geplant.

ORF
Vor 26 Jahren sind vier Männer der Volksgruppe der Roma am Stadtrand von Oberwart durch eine Rohrbombe getötet
worden

Unverzichtbarer Bestandteil der burgenländischen Identität
„Die Roma können stolz auf ihre Kultur sein. Umgekehrt sind sie als Volksgruppe ein unverzichtbarer Bestandteil der burgenländischen Identität und tragen wesentlich zur kulturellen Vielfalt unseres Bundeslandes bei“, so Landeshauptmann Hans Peter Doskozil. Diverse Vereine rücken die Volksgruppe auch im Burgenland immer wieder in den Fokus, Veranstaltungen wie Roma-Bälle oder auch Konzerte von Roma-Bands sorgen dafür, dass das kulturelle Erbe der Roma im Burgenland am Leben gehalten wird. Der Welt-Roma-Tag findet seit 1990 jährlich am 8. April statt und erinnert unter anderem daran, dass den Roma der Zugang zu Wirtschaft, Politik und Kultur lange verwehrt war. Auch die Geschichte des Burgenlandes zeigt, wie schwer es die Roma hatten: von der Verfolgung unter dem NS-Regime bis hin zu dem Attentat in Oberwart am 4. Februar 1995, bei dem vier junge Roma ermordet wurden. Seitdem ist das öffentliche Bewusstsein für die Probleme der Minderheit gewachsen.
ORF
Die Roma-Siedlung in Oberwart heute

Stellung der Romnija und Roma weiter verbessern
„Wir sind aber noch nicht an unserem Ziel angekommen. Es bedarf einer gemeinsamen Anstrengung, die Lebens- und Erwerbssituation, aber auch die gesellschaftliche Stellung der burgenländischen Romnija und Roma weiter zu verbessern. In diesem Prozess geht es auch um symbolische Gesten. Der Bereich der wissenschaftlichen Forschung über die Volksgruppen ist dabei genauso relevant wie die kontinuierliche Förderung von arbeitsmarktpolitischen, bildungspolitischen und kulturellen Projekten der Volksgruppe.“ Aus diesem Grund seien zum 100-jährigen Jubiläum auch eigene Volksgruppen-Projekte in Planung. „Zum 100-jährigen Jubiläum des Burgenlandes sollte eine gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben für alle Romnija und Roma keine Frage mehr sein", so Doskozil.

Symbole des Erinnerns
„Auch weiterhin müssen wir uns die Diskriminierung dieser Volksgruppe immer wieder ins Gedächtnis rufen, denn Toleranz und Menschlichkeit sollen im Vordergrund stehen, um im Burgenland ein friedvolles und aufgeschlossenes Miteinander zu ermöglichen“, so der Landeshauptmann. Immer mehr Gemeinden, vor allem aber auch die Zivilgesellschaft, werden sich ihrer regionalen Geschichte und Verantwortung bewusst. Mittlerweile ist es selbstverständlich, dass auf Denkmälern zur Nazizeit auch der Opfer unter den Roma und Sinti gedacht wird. „Diese Symbole des Erinnerns sind wichtig“, bekräftigt Doskozil.

ORF
Emmerich Gärtner-Horvath bei der Gedenkstätte in Oberwart, er vertritt seit mehr als 25 Jahren die Interessen der Roma

Demokratie und friedliches Leben miteinander hochhalten
Auch Landtagspräsidentin Verena Dunst und der Zweite Landtagspräsident Georg Rosner heben die Bedeutung der Roma für das Land hervor. „Das Burgenland hat eine große Roma-Gemeinschaft, die fester Bestandteil unseres Bundeslandes ist. Seit 1993 ist der Volksgruppenstatus der Roma in Österreich gesetzlich verankert. Leider wurde die Volksgruppe immer wieder mit Diskriminierung und Vertreibung konfrontiert“, so Dunst: „Am internationalen Tag der Roma gilt es, der Vergangenheit zu gedenken und die Demokratie sowie das friedliche Leben miteinander hochzuhalten."

Volksgruppenförderung verdoppelt
„Seit Jahrzehnten ist die Volksgruppe der Roma und Sinti ein fester Bestandteil der burgenländischen Identität. Darauf können wir stolz sein. Umso wichtiger ist es jetzt, dass die Politik weiter für die Stärkung und Integration der Volksgruppe in der Gesellschaft einsteht. Mit der Verdoppelung der Volksgruppenförderung geht die Bundesregierung einen wichtigen Schritt in diese Richtung", so Rosner – mehr dazu in Regierung verdoppelt Volksgruppenförderung.
08.04.2021, red, burgenland.ORF.at

Links:
Tag der Roma: Kemeten errichtet Erinnerungsstätte
 

josef

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#18
Gedenkstätte Langental: Ort der Begegnung
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In Langental (Ortsteil Großwarasdorf) entsteht zur Zeit ein Begegnungsplatz, der an die im 2. Weltkrieg deportierten und ermordeten Einwohner erinnern soll. Die meisten von ihnen waren Angehörige der Volksgruppe der Roma.
Online seit heute, 12.45 Uhr
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Die Gedenkstätte entsteht direkt neben der Durchfahrtsstraße in Langental. Aktuelle Forschungsergebnisse zeigen, dass vor dem Zweiten Weltkrieg etwa 280 in der Großgemeinde lebten, die meisten in Langental. Heute gibt es in der Ortschaft kaum noch Angehörige der Volksgruppe der Roma.

ORF
Die 73 Holzlatten dienen aktuell als Platzhalter und werden durch Stahlstreifen ersetzt

Nach einem einstimmigen Gemeinderatsbeschluss im Jahr 2018 wurde der in Großwarasdorf lebende Künstler, Peter Kedl mit der Errichtung dieser Gedenkstätte betraut. Der Künstler spicht von einem Begegnungsplatz mit versöhnender und friedensstiftender Wirkung. „Es ist gut sich zu begegnen. Ich glaube, das ist die einzige Möglichkeit, versöhnend zu wirken“, so Peter Kedl.

ORF
Jeder Stahlstreifen bekommt ein Glaselement

73 Holzlatten dokumentieren Ermordungen
Die 73 Holzlatten dienen nur als Platzhalter. Sie werden durch Stahlstreifen in der gleichen Dimension ersetzt. Die Zahl 73 bezieht sich auf die dokumentierten Ermordungen in verschiedenen Lagern. Jeder Stahlstreifen besitzt im oberen Teil ein künstlerisch gestaltetes Glaselement mit Gravur in Sandstrahltechnik. „Das wird ein schönes Denkmal sein, das in die Zukunft weist und positiv das Zusammensein aller Volksgruppen dokumentieren soll“, so Josko Vlasich, Initiator der Gedenkstätte.

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Der in Großwarasdorf lebende Künstler Peter Kedl bei der Arbeit

„Die Gemeinde streckt einmal finanziell alles vor. Alleine können wir das nicht schaffen, aber wir bekommen finanzielle Unterstützung auch vom Bund und vom Land“, erklärt der Großwarasdorfer Bürgermeister Rudi Berlakovich (ÖVP). Der Begegnungsplatz in Langental wird voraussichtlich heuer im September offiziell eröffnet werden.
16.07.2021, red, burgenland.ORF.at
Gedenkstätte Langental: Ort der Begegnung
 

josef

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#19
Das Roma-Mahnmal in Lackenbach

In Lackenbach (Bezirk Oberpullendorf) erinnert heute ein Mahnmal an eines der dunkelsten Kapitel in der Geschichte des Burgenlands: Die Ermordung tausender Roma und Sinti durch die Nationalsozialisten.
Online seit gestern, 19.20 Uhr
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Ab 1940 wurden im Schafflerhof bei Lackenbach rund 4.000 Roma und Sinti unter unmenschlichen Bedingungen interniert. Nur 300 bis 400 erlebten die Befreiung. Zur Erinnerung an die Ermordeten wird seit 1990 beim Roma-Mahnmal in Lackenbach jährlich eine Gedenkfeier abgehalten, sagt Christian Klippl, Obmann des Kulturvereins Österreichischer Roma. „Damit auch die jüngere Generation weiß, wo diese schrecklichen Sachen passiert sind. Es ist über 70 Jahre her und die Jungen sollen schon daran erinnert werden, weil die Zeiten sind jetzt gut, aber sie können manchmal auch kippen und deshalb ist es gut, dass wir hier diese Stelle zum Gedenken haben“, so Klippl.

Ausgrenzung auch nach dem Krieg
Auch nach dem Naziterror wurden in Österreich die Roma und Sinti ausgegrenzt. Sie hatten kaum Bildungschancen und lebten weiterhin am Rande der Gesellschaft. Als Volksgruppe wurden sie erst 1993 anerkannt. Zu den Gründen, warum die Anerkennung erst so spät erfolgt ist, sagt Klippl: „Weil die Roma, die aus dem KZ zurückgekommen sind, erstens einmal kein Selbstvertrauen gehabt haben. Es waren außerdem noch einige Nazis in gewissen Ämtern und es haben auch damals schlicht und einfach die Behörden gefehlt“.

Fotostrecke
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Historische Luftaufnahme des Schafflerhofes
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Historische Aufnahme: Lackenbach 1941

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Eine weitere Aufnahme aus dem Jahr 1941ORFDas Mahnmal in Lackenbach

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Von 4.000 internierten Roma und Sinti erlebten nur 300 bis 400 die Befreiung

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Christian Klippl, Obmann des Kulturvereins Österreichischer Roma

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Rudolf Sarközi (1944 bis 2016)

Große Verdienste Rudolf Sarközis
Es war vor allem Professor Rudolf Sarközi, der sich um die Anerkennung der Volksgruppe bei den Behörden und der Politik bemühte. „Wir sind mit den anderen fünf Volksgruppen in Österreich gleichgestellt worden. Wenn auch nicht auf Punkt und Beistrich genau, aber wir haben die gleichen Rechte bekommen“ blickte im Jahr 2014 der 2016 verstorbene Rudolf Sarzközi auf die Anerkennung zurück.

Sarközi initiiert auch die Gründung von Roma-Vereinen im Burgenland und in Wien mit. „Die Roma-Vereine sind wichtig, um eben der Mehrheitsbevölkerung zu zeigen, wie wir leben, was wir machen. Wir sind nicht anders als der Rest der Bevölkerung. Wir haben unsere Bräuche, wir haben auch Medien, es werden Zeitungen herausgebracht, wo die Leute auch einen Einblick in das kulturelle Leben der Roma bekommen“, sagt Christian Klippl.

Vieles zum Positiven verändert
Seit der Volksgruppenanerkennung hat sich vieles zum Positiven gewandt und vor allem die jungen Roma und Sinti zeigen Selbstbewusstsein. „Das Land Burgenland hat immer an die Roma-Volksgruppe geglaubt und es wurde immer daran gearbeitet einen guten Konsens zu finden. Und wenn man uns vergleicht mit Südosteuropa – bei zwölf Millionen Roma und 80 bis 90 Prozent Arbeitslosen, wo manche Menschen in Slums leben, in einfachen Hütten, wo Leute im Schnitt zehn Jahre früher sterben – also ich bin schon stolz, dass ich im Burgenland bin“, so Klippl.

Geplant ist nun die Errichtung einer Schautafel beim Mahnmal in Lackenbach, um die Bevölkerung über die Geschichte und Kultur der Roma und Sinti zu informieren.
03.08.2021, red, burgenland.ORF.at
Das Roma-Mahnmal in Lackenbach
 

josef

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#20
Das Lagerbuch von Lackenbach
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Der Verfolgung, Vernichtung und Vertreibung während der Zeit des Nationalsozialismus ist auf Burg Schlaining ein eigener Raum gewidmet. Darin befindet sich unter anderem das Lagerbuch von Lackenbach.
Online seit gestern, 19.25 Uhr
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Das Lagerbuch von Lackenbach (Bezirk Oberpullendorf) ist eines jener Dokumente, das die, wie es im Ausstellungsführer heißt, „Statistik des Grauens“ zu rekonstruieren versucht, um die unfassbaren Auswirkungen des Nazi-Terrors im Burgenland unmissverständlich anzusprechen. Mit der Verfolgung der Roma und Sinti im Burgenland wurde sofort nach dem Anschluss begonnen. In Lackenbach, wo heute ein Mahnmal steht, wurde 1940 das Anhaltelager errichtet.

Knapp ein Jahr später waren in dem Lager 2.335 Menschen unter unvorstellbaren Bedingungen inhaftiert – im Winter brach Typhus aus. „Die, die gestorben sind, sind auf einem Haufen im Lager aufeinander geschmissen worden. Als es soweit war, mussten sie sie mit einem Krampen aufhacken und sie wurden in einem Massengrab begraben“, so Anton Papai aus Kleinmutschen (aus dem Archiv, 1984).

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Not und Elend
Das Lagerbuch kann die Not und das Elend, freilich nicht widerspiegeln – es ist die auf Bürokratie reduzierte Unmenschlichkeit. Und wenn einem Lagerinsassen wegen Arbeitsverweigerung mit dem KZ gedroht wird, erscheint das fast zynisch, wenn man bedenkt, dass im November 1941 5.000 österreichische Romnja und Roma ins jüdische Ghetto von Lodz und dann weiter ins Vernichtungslager Kulmhof deportiert wurden. 2.000 davon aus Lackenbach, hauptsächlich Kinder und alte Menschen. Lackenbach ist heute der wichtigste Holocaust-Gedenkort für Roma und Sinti in Österreich.

04.02.2022, red, burgenland.ORF.at
Das Lagerbuch von Lackenbach
 
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