Gravelbik-Touren im oberen "Alpen-Adria-Raum" - ausgehend vom Großraum Wörthersee in Kärnten

josef

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Gravelbiken zu verlassenen Orten
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Aus Fahrrädern und verlassenen Orte, lost places, könnte eine neue Trendsportart werden, die Besucher in den Alpen-Adria-Raum locken soll. Eigene Routen für fotoaffine, historisch interessierte Freizeitsportler wurden jetzt für den Wörtherseeraum zusammengestellt.
Online seit heute, 6.31 Uhr
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Schotter- oder Querfeldeinräder – so werden die Gravelbikes auf Deutsch genannt. Die Verbindung von Rennradfahren und Mountainbiken kommt aus Amerika und findet auch in Kärnten immer mehr Anhänger.
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Gravelbike

Ein Gravelbike ist vom Gewicht her leichter als ein Rennrad und hat dickere Reifen. Diese sind ein Zwischending zwischen jener eines Mountainbikes und eines Rennrades, erklärt Ex-Radprofi Johnny Hoogerland, der das Projekt Gravelbiken am Wörthersee begleitet: „Der Lenker ist auch ein bisschen breiter. Du hast normal nur ein Kettenblatt, womit du mehr Reichweite hast und es bietet mehr Komfort. Es muss nicht schnell sein.“
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Johnny Hoogerland

Berge und Seen mit dem Gravelbike erkunden
Auch wenn man damit sportlich unterwegs ist stehe das Genießen im Vordergrund. Der gebürtige Holländer hat seit einigen Jahren seinen Lebensmittelpunkt am Wörthersee und findet, dass seine Wahlheimat ideale Bedingungen für Gravelbiker biete: „Ich bin vom Flachland. Natürlich kannst du dort auch schön mit dem Gravelrad fahren. Aber hier mit den Bergen und den Seen ist es wunderschön. Kärnten hat so viel zu bieten. Es ist ein Traum.“

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Besondere Fotomotive als Anreiz
Ausgangspunkt für die Erkundungstouren ist immer der Wörthersee. Angesteuert werden etwa die Einsiedler-Höhle bei Maria Rain, die Mühlen-Ruinen bei Arnoldstein oder der Bunker im Kirchhügel Maria Gail bei Villach.

Gestreift werden auch Sagen und reale Geschichten, die eine ganze Landschaft erzählt – zum Beispiel die Schütt mit dem Dobratsch-Bergsturz infolge des Erdbebens 1348 oder die Hügelgräber bei Frög und am Michaeler Teich.

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Spannende Fotomotive inklusive
Weil sie ihre Abenteuer gerne bildlich für die Nachwelt festhalten, sind viele Gravelbiker, wie auch Michael Pecsi, auf sozialen Medienkanälen vertreten: „Das Fotografieren ist ein großer Teil, der für mich zum Fahrradfahren generell dazugehört und das kann ich so perfekt verbinden.“

Gravelbike bietet flexible Einsatzmöglichkeiten
Die Geländegängigkeit der Räder kommt den Sporterln bei der Anfahrt auch zu entlegeneren Zielen zu Gute, sagt Projektleiter Christian Riedel: „Mit dem Gravelbike hat man einen ähnlichen Bewegungsradius wie mit dem Rennrad. Auf einem Tag schafft man da schon ziemlich viele Kilometer. Natürlich ist man vom Untergrund her etwas unabhängiger als mit dem Rennrad.“

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Christian Riedel

Rolant Sint, Geschäftsführer der Wörthersee Tourismus GmbH freut sich darüber, dass durch dieses Angebot neue Gästeschichten angesprochen werden können.
Laut Tourismuslandesrat Sebastian Schuschnig (ÖVP) investiert Kärnten laufend in Maßnahmen zur Verbesserung der Radinfrastruktur. Diese Themenkombination biete einen völlig neuen Zugang zum Radsport und das Projekt vereine die Vorzüge Kärntens als Urlaubsdestination.

Helmuth Weichselbraun
Der alte Bahnhof von Tarvis

Auch Nachbarregionen werden angesteuert
Weil Gravelbiker einen großen Aktionsradius haben, sind auch die Nachbarregionen eingebunden, zum Beispiel das Kanaltal, sagt Autor Georg Lux. Die von ihm gemeinsam mit Fotograf Helmuth Weichselbraun gestalteten Bücher liefern Anhaltspunkte für die Gravelbike-Ausflüge, die Fitness, Abenteuer und mitunter auch einen gewissen Nervenkitzel versprechen: „Eine Tour zum Beispiel geht bis nach Tarvis zum verlassenen Bahnhof Tarvisio Centrale – ein wunderbarer Lost Place direkt am Alpe-Adria-Radweg. Da könnte man Stunden verbringen und tolle Fotos machen.“

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Bücher von Georg Lux und Helmuth Weichselbraun

Kapelle erinnert an verunglückte Tunnelbauer
Ein besonderer Geheimtipp in Kärnten ist die „Kapelle der vergessenen Seelen“ bei Rosenbach. Sie wurde Anfang des vorigen Jahrhunderts errichtet, als der Karawankenbahntunnel gebaut wurde.

„Bis zu tausend Arbeiter aus der damaligen Donaumonarchie waren hier gleichzeitig beschäftigt. Es kam immer wieder auch zu schweren Unfällen. Tödlich Verunglückte, die nicht in ihre Heimat überführt werden konnten, wurden in dieser Kapelle aufgebahrt und auf einem eigenen Friedhof bestattet“, sagt Georg Lux. Während des Kärntner Abwehrkampfes wurde die Kapelle zerschossen und ist bis heute als konservierte Ruine erhalten, denn vor einigen Jahren stoppte das Bundesdenkmalamt den Verfall.
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Drauschleife

Drauschleife bietet historisch interessante Details
Direkt am Drauradweg, bei Wernberg, befindet sich die Drauschleife. Neben der heute verwendeten Eisenbahnbrücke sind noch die Pfeiler der alten Brücke sichtbar, auf der bis 1959 die Südbahn unterwegs war, so Georg Lux: „Es ist ein spannender Ort und es gibt auch noch eine Kleinigkeit aus dem Zweiten Weltkrieg zu entdecken. Eine Art Mini-Bunker, den man hier gebaut hat, um eben diese Brücke vor Angriffen im Zweiten Weltkrieg zu schützen.“

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Wernberg hätte Landeshauptstadt werden können
Schon Anfang des 13. Jahrhunderts wollte Herzog Bernhard von Kärnten eine Brücke über die Drau errichten. „Er wollte damit sozusagen den Villachern das Wasser abgraben, die das große Geschäft mit der Maut über die Draubrücke machten. Aufgrund der Proteste des Erzbistums Bamberg, das damals Villach besaß, musste er dann aber wieder die begonnene Brücke abreißen. Historiker sagen, wenn er diese Brücke vollendet hätte, wäre vielleicht heute nicht Klagenfurt die Landeshauptstadt, sondern vielleicht sogar Wernberg, weil es mitten im Land liegt. Es wäre hier der ganze Verkehr durchgekommen.“

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Liste der Touren wird laufend ergänzt
Als weitere Ausflugsziele für Gravelbiker gelten auch die Ruinen im Wasserfalltal bei Arnoldstein. „Man könnte Tage damit verbringen, es kommt auf die Kondition darauf an, wie schnell man diese Strecken hinter sich bringt, aber es sind auch noch einige Strecken in Ausarbeitung“, so Lux.

Die ersten fünf Touren sind bereits im Internet abrufbar; weitere sollen bis zum Sommer noch folgen. Geplant ist außerdem ein Guide zum Mitnehmen.
27.03.2021, red, kaernten.ORF.at

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