Verschollenes Kulturzentrum
Monumentaler Poseidon-Tempel in Griechenland freigelegt
Ein Forschungsteam mit österreichischer Beteiligung fand das lange gesuchte Heiligtum an der griechischen Westküste
Der Grundriss des Tempels. Das Meer ist vom Heiligtum des Meeresgottes heute wesentlich weiter entfernt als früher.
ÖAW
Mehr als 100 Jahre dauerte die Suche nach dem Heiligtum des Meeresgottes. Poseidon wurde in der Nähe der Stadt Samikon ein Tempel geweiht, wie man aus Textquellen des antiken Historikers Strabon erfuhr. Doch bis vor kurzem gab es von dem Bauwerk keine Spur. Nun konnte ein griechisch-österreichisches Forschungsteam mit Unterstützung aus Deutschland seine Strukturen enthüllen. Aufgespürt wurde er 2021 bei den Hügeln von Kleidi, unterhalb der Festung von Samikon. Heute wissen die Fachleute über seine wahre Größe Bescheid und konnten weitere Funde identifizieren.
Die Fundstätte liegt unweit von Samiko an der Westküste des Peloponnes.
Das Heiligtum des Poseidon von Samikon spielte "über Jahrhunderte eine zentrale Bedeutung in der Region", wie Birgitta Eder vom Österreichischen Archäologischen Institut der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) mitteilt. Es dürfte für die Gemeinschaften Triphyliens im Westen der peloponnesischen Halbinsel das Zentrum ihrer religiösen und ethnischen Identität gewesen sein und damit ein wichtiger Kommunikationsort.
Ein 3D-Modell des Tempels.
ÖAW
Der archaische Doppeltempel war 28 Meter lang und knapp 9,5 Meter breit. Er bestand aus zwei Sälen, die jeweils eine Vorhalle besaßen. Gebaut wurde er wohl im 6. Jahrhundert vor Christus, um 300 v. Chr. wurde das Dach abgebaut, dessen Reste man im Gebäudeinneren fand. Damals dürfte der Tempel aufgegeben worden sein.
Die Archäologinnen und Archäologen fanden eine Bronzetafel, die noch restauriert werden muss.
ÖAW
Tafel mit Inschrift
Die Forschungsgruppe stieß außerdem auf eine große beschriftete Bronzetafel. "Erste Röntgenaufnahmen zeigen Teile einer umfangreichen Inschrift", wird ÖAW-Forscherin Birgitta Eder, Leiterin der Außenstelle in Athen, in einer Aussendung zitiert.
Im Röntgenbild der Tafel ist eine Inschrift erkennbar, die in Zukunft enthüllt werden soll.
ÖAW
Es benötige jedoch eine aufwendige Restaurierung der fragilen Tafel, bevor die Schrift vollständig lesbar sein wird. Befestigt war sie offenbar an einer Lehmziegelmauer, die zum Tempel gehörte.
So sah das Marmorbecken beim Auffinden aus ...
ÖAW
Auch ein Gefäß für rituelle Reinigungen erregte die Aufmerksamkeit der Fachleute. Das sogenannte Perirrhanterion lag nur noch in Fragmenten vor, bildete aber einst ein Marmorbecken mit einem Durchmesser von etwa einem Meter. Schon in der Antike wurde es mit Eisenklammern repariert. Den Expertinnen und Experten gelang es, das Becken beinahe komplett zu rekonstruieren.
... und so nach der Rekonstruktion.
ÖAW
Das Team konnte zudem den Verlauf einer mächtigen Mauer klären, die einst vermutlich die Grenze zum Meer darstellte und das Bauwerk vor Fluten schützte. Während die Fundstätte heute ein paar Kilometer von der Mittelmeerküste entfernt liegt, war das Heiligtum des Meeresgottes der See früher viel näher.
(red, 31.10.2024)
Monumentaler Poseidon-Tempel in Griechenland freigelegt
Monumentaler Poseidon-Tempel in Griechenland freigelegt
Ein Forschungsteam mit österreichischer Beteiligung fand das lange gesuchte Heiligtum an der griechischen Westküste
Der Grundriss des Tempels. Das Meer ist vom Heiligtum des Meeresgottes heute wesentlich weiter entfernt als früher.
ÖAW
Mehr als 100 Jahre dauerte die Suche nach dem Heiligtum des Meeresgottes. Poseidon wurde in der Nähe der Stadt Samikon ein Tempel geweiht, wie man aus Textquellen des antiken Historikers Strabon erfuhr. Doch bis vor kurzem gab es von dem Bauwerk keine Spur. Nun konnte ein griechisch-österreichisches Forschungsteam mit Unterstützung aus Deutschland seine Strukturen enthüllen. Aufgespürt wurde er 2021 bei den Hügeln von Kleidi, unterhalb der Festung von Samikon. Heute wissen die Fachleute über seine wahre Größe Bescheid und konnten weitere Funde identifizieren.
Die Fundstätte liegt unweit von Samiko an der Westküste des Peloponnes.
Das Heiligtum des Poseidon von Samikon spielte "über Jahrhunderte eine zentrale Bedeutung in der Region", wie Birgitta Eder vom Österreichischen Archäologischen Institut der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) mitteilt. Es dürfte für die Gemeinschaften Triphyliens im Westen der peloponnesischen Halbinsel das Zentrum ihrer religiösen und ethnischen Identität gewesen sein und damit ein wichtiger Kommunikationsort.
Ein 3D-Modell des Tempels.
ÖAW
Der archaische Doppeltempel war 28 Meter lang und knapp 9,5 Meter breit. Er bestand aus zwei Sälen, die jeweils eine Vorhalle besaßen. Gebaut wurde er wohl im 6. Jahrhundert vor Christus, um 300 v. Chr. wurde das Dach abgebaut, dessen Reste man im Gebäudeinneren fand. Damals dürfte der Tempel aufgegeben worden sein.
Die Archäologinnen und Archäologen fanden eine Bronzetafel, die noch restauriert werden muss.
ÖAW
Tafel mit Inschrift
Die Forschungsgruppe stieß außerdem auf eine große beschriftete Bronzetafel. "Erste Röntgenaufnahmen zeigen Teile einer umfangreichen Inschrift", wird ÖAW-Forscherin Birgitta Eder, Leiterin der Außenstelle in Athen, in einer Aussendung zitiert.
Im Röntgenbild der Tafel ist eine Inschrift erkennbar, die in Zukunft enthüllt werden soll.
ÖAW
Es benötige jedoch eine aufwendige Restaurierung der fragilen Tafel, bevor die Schrift vollständig lesbar sein wird. Befestigt war sie offenbar an einer Lehmziegelmauer, die zum Tempel gehörte.
So sah das Marmorbecken beim Auffinden aus ...
ÖAW
Auch ein Gefäß für rituelle Reinigungen erregte die Aufmerksamkeit der Fachleute. Das sogenannte Perirrhanterion lag nur noch in Fragmenten vor, bildete aber einst ein Marmorbecken mit einem Durchmesser von etwa einem Meter. Schon in der Antike wurde es mit Eisenklammern repariert. Den Expertinnen und Experten gelang es, das Becken beinahe komplett zu rekonstruieren.
... und so nach der Rekonstruktion.
ÖAW
Das Team konnte zudem den Verlauf einer mächtigen Mauer klären, die einst vermutlich die Grenze zum Meer darstellte und das Bauwerk vor Fluten schützte. Während die Fundstätte heute ein paar Kilometer von der Mittelmeerküste entfernt liegt, war das Heiligtum des Meeresgottes der See früher viel näher.
(red, 31.10.2024)