Hammerschmiede in Arbesbach im Waldviertel, NÖ.

josef

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#1
Vor 2 Wochen besuchte ich die 1802 gegründete Hammerschmiede in Arbesbach im Waldviertel an der Grenze zum Mühlviertel. Der am Oberlauf des Großen Kampes gelegene „Kamper Hammer“ drohte nach Pensionierung des letzten Besitzers zu verfallen. Durch Initiative der Gemeinde Arbesbach wurde die alte Schmiede revitalisiert und ist jetzt wieder voll betriebsfähig.

Drei Wasserräder, das Größte mit einem Durchmesser von 3,4 m, treiben neben dem Schwanzhammer verschiedene Maschinen, wie eine Kalteisensäge, Bohrmaschine, Gebläse sowie Schleif- und Schmirgelstein, an.
Im Dachgeschoss des Schmiedegebäudes wurden einige Räume als Museum eingerichtet.

Jedenfalls für Interessenten alter Techniken/Handwerk ein lohnendes Ausflugsziel! Überschau- und nachvollziehbare Technik :D

Hier noch ein Querverweis-Link zum ehemaligen Sensenwerk Himmelberg in Kärnten...



Nachfolgend der 1. Teil von 3 Berichten:

  1. Ansicht der Marktgemeinde Arbesbach.
  2. Die Ruine der ehemaligen “Burg Arbesbach“ liegt auf über 900 m Seehöhe und ist als weithin sichtbare Landmarke als „Stockzahn des Waldviertels“ bekannt.
  3. Einige Kilometer nördlich liegt im Tal des „Großen Kampes“ die Hammerschmiede.
  4. Infotafel.
  5. Der durch eine wunderschöne, typische Waldviertler Landschaft fließende Große Kamp wird durch eine kleine Wehranlage aufgestaut, von der ein kurzer Werksbach ( am Bild vom „Oberwasser“ rechts abzweigend) zu den Wasserrädern des Hammerwerkes führt.
  6. Das kleine Wehr von der „Unterwasserseite“ gesehen – links zweigt der Werksbach zum Hammerwerk ab.
  7. Rechts der Werksbach, links von Gebüsch verdeckt, der Kamp.
  8. Vom Hammerwerk Blickrichtung Wehr, im Vordergrund der Zulauf zu den Wasserrädern.
  9. Im hölzernen Anbau links des Schmiedegebäudes befinden sich die 3 „unterschlächtigen Wasserräder“.
  10. Die 3 seitlich versetzten Wasserräder.
 

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josef

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#2
Teil 2 von 3:

11. Details der Wasserräder.
12. Antriebsfunktion der 3 Wasserräder, wobei das mittlere Rad den „Schwanzhammer“ antreibt.
13. Die Antriebswelle des mittleren Rades im Schmiedegeäude mit Lagerbock und Antriebsrad für den Hammer.
14. Das Gleiche von der anderen Seite, rechts hinter der Mauer befinden sich die Wasserräder.
15. Hammer mit Amboss.
16. Zu Demonstrationszwecken wird ein Flacheisenstück „kalt“ bearbeitet.
17. Über das Holzgestänge kann mit dem Hebel die Wasserzuleitung zum Wasserrad reguliert werden, was eine Veränderung der Geschwindigkeit (Anzahl…) der Hammerschläge bewirkt.
18. Links zwischen Hammer und Mauer ist die Antriebswelle mit Zahnrad des vorderen Wasserrades zu erkennen.
19. Gegenüber dem Hammer (Amboss…) befindet sich die Esse zum „Anwärmen“ bis zur Rotglut der zu schmiedenden Werkstücke -> „Warmbearbeitung“.
20. Verschiedenste Werkzeuge zur „händischen“ Bearbeitung der Schmiedestücke ohne Schwanzhammer am herkömmlichen Amboss.
 

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josef

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#3
Teil 3:

21. Auf der dem „Schwanzhammer“ abgekehrten Seite gibt es ebenfalls einen Zugang zum Herdfeuer der Esse für die „normale händische Schmiedearbeit“ am Amboss.
22. Eine wichtige Funktion für das richtige Schmiedefeuer in der Esse hat der Kamin…
23. Antriebswelle mit Lagerbock und Zahnrad zur Kraftübertragung auf die Riemenscheiben der „Transmissionsanlage“ des 1. Wasserrades.
24. Über Antriebsriemen, die über die an der Decke angebrachten Transmissionsscheiben laufen, werden vom 1. Wasserrad (-> Foto 12.) eine Kalteisensäge, Bohrmaschine und das Gebläse für die Esse, angetrieben. In Bildmitte rechts neben der Antriebswelle des Hammers, die Eisensäge mit den Transmissionsriemen und Rädern.
25. Die Eisensäge.
26. Transmissionsanlage in Bewegung…
27. Antrieb des Gebläses für die Schmiedeesse.
28. Transmissionswelle- u. Räder (Riemenscheiben) an der Decke. In Bildmitte ist der Kopf einer Ständerbohrmaschine mit mehreren Riemenscheiben von unterschiedlichen Durchmessern zu erkennen. Durch das Umlegen der Antriebsriemen auf die unterschiedlichen Riemenscheiben kann die Drehzahl des Bohrers eingestellt werden.
29. Blick durch die Werkstätte, im Vordergrund die Ständerbohrmaschine.
30. Der durch das 3. Wasserrad (-> Foto 12. ) angetriebene Schleifstein.
 

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#4
In den Dachräumen oberhalb der Schmiede wurde ein kleines Museum eingerichtet:

1. - 3. Gezeigt werden die in der Schmiede selbst hergestellten Werkzeuge für den Eigenbedarf und in weiterer Folge die Erzeugnisse, die hauptsächlich in der Land- und Forstwirtschaft eingesetzt wurden.
4. - 5. Enge Zusammenarbeit gab es auch mit den Wagnereien (-> im Norden von D auch "Stellmacher" genannt), für die Radreifen und div. Kleineisenteile für die pferdebespannten "Leiterwägen" angefertigt wurden. Auch Beschläge für Schlitten zur Langholzbeförderung (Bloche...) im Winter gehörten dazu.
6. Verschiedene Werkzeuge für die Land- und Forstwirtschaft.
7. - 8. Verschiedene Teile für Pflüge
9. Durch die steinigen Böden des Waldviertels wurden die Pflugmesser besonderen stark abgenützt. Abhilfe schufen sogenannte "Pflugplatten", die an das große Pflugmesser angenietet wurden. So musste bei Abnutzung nur das kleine Pflugblatt gewechselt werden und nicht das gesamte Pflugmesser. Diese Platten wurden immer wieder nachgeschärft und konnten so länger verwendet werden.
10. Detail eines Pflugmessers mit angenieteter Pflugplatte.
 

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#5
...und noch ein paar Fotos aus dem Museum:

11. - 12. Bilder der desolaten Wasserräder nach Stilllegung des Hammerwerkes
13. Vergleichsfoto zum heutigen Zustand
14. Der letzte Hammerschmied Ludwig Haslinger 1968
15. Eine Epoche ging zu Ende..., Sterbebildchen des 2001 im Alter von 100 Jahren verstorbenen L. Haslinger...
 

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#6
ORF-NÖ. Beitrag zur "Hammerschmiede":

„Kulturebe“

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Arbesbach: Freiwillige für Hammerschmiede
Die Hammerschmiede in Arbesbach (Bezirk Zwettl) ist ein Beispiel, wie in vielen Gemeinden Niederösterreichs Kulturgut erhalten wird – nämlich durch die Arbeit von freiwilligen, ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.
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Ohne Freiwillige geht heute bei der Bewahrung von Kulturerbe oft gar nichts mehr. Das bestätigte auch der Bürgermeister von Arbesbach, Alfred Hennerbichler. Die Gemeinde besitzt das historische Gebäude seit 2001 und hat es zu einem Schmiedemuseum revitalisieren lassen. Wenn größere Investitionen nötig werden, wie vor einiger Zeit die Erneuerung der angrenzenden Scheune, dann springt die Gemeinde ein. In dieser Scheune ist auch ein Heimatmuseum untergebracht.

Doch für den laufenden Betrieb und Erhalt der Hammerschmiede sorgen Freiwillige aus der Gemeinde. Sie sind in der Freizeit zum Beispiel Schmiedeführer, sodass das alte Gebäude aus dem Jahr 1802 täglich besichtigt werden kann. Anfang des 19. Jahrhunderts gegründet, war die Hammerschmiede zuerst in Familienbesitz, bis 1929 der Betrieb von Ludwig Haslinger gekauft wurde, der ihn bis zum Ende führte.

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Der prächtige 113 Kilo schwere Schwanzhammer ist heute noch erhalten und wird vorgeführt. Fast sieben Stunden am Tag wurde früher in der Schmiede für das bäuerliche Umfeld produziert, etwa Pflugscharten, aber auch Hacken, Eggen und vieles mehr. Geräte wie eine Alteisensäge, Schleifstein, Schmiergelmaschine oder Bohrer waren im Einsatz und sind heute noch betriebsbereit. Alles wurde durch Wasserkraft angetrieben.

Die riesigen hölzernen Wasserräder sind ein weiteres Beispiel für die freiwillige Arbeit in der Hammerschmiede. Vor zwei Jahren erst wurden sie wieder von ehrenamtlichen Mitarbeitern repariert, in etwa 1.000 Arbeitsstunden. So tragen die Menschen in der Gemeinde Arbesbach zum Erhalt ihrer Hammerschmiede bei und haben gleichzeitig mit diesem lebenden Schmiedemuseum eine touristische Attraktion geschaffen.
11.09.2019, Sabine Daxberger, noe.ORF.at
„Kulturebe“: Arbesbach: Freiwillige für Hammerschmiede
 
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