Hetzmannsdorf/südl. Weinviertel - Objekte

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Rittermann

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#1
Fährt man von Hetzmannsdorf Richtung Südwesten erreicht man nach einigen hundert Metern die Bundesstrasse. Folgt man dieser Bundesstrasse nach Süden so steht am linken Strassenrand ein betoniertes silo-artiges Objekt. Dieses ist ca. 3,5 m hoch und mißt ca. 2,5 m im Durchmesser. Die Stärke der stahlarmierten Wand ist ca. 2 - 3 cm. An der der Straße zugewandten Seite ist eine rechteckige Öffnung ca. 40 cm x 70 cm (B x H); an der Rückseite kann man einen betonierten Schacht erkennen, den man - ohne nähere Prüfung - für einen Abgang halten kann. Schacht und Objekt sind leider - wie üblich - zugemüllt. Fährt man die Bundesstrasse ca. 2 bis 3 km zurück nach Norden, so findet sich auf der selben Strassenseite ein identisches Objekt. Beide Objekte stehen jeweils auf den höchsten Erhebungen (Schwemmkegel?) dieses "Tales". Hat jemand Informationen bezüglich des Verwendungszweckes?
(Leider hatte ich weder Fotoapparat noch Fotohandy mit - wird aber bei Bedarf nachgeliefert)
 
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josef

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#2
@Rittermann: Dürfte sich lt. Deiner Beschreibung um einen alten Futtersilo handeln. Bei großen Gutsbetrieben war es früher üblich, direkt am Feld solche Betonsilos zu errichten. Die meisten sind aber den Flurbereinigungen schon zum Opfer gefallen.

Wie gesagt, meine subjektive Meinung als "Ferndiagnose"...

lg
josef
 

cerberus9

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#3
Josef hat recht. Ich kenne die beiden Objekte, hielt sie zuerst auch für militärischen Ursprungs. Wurde dann auf Anfrage von Einheimischen aufgeklärt. Die Dinger gibt es in verschiedensten Größen.
zB.: große stehen z.B. links an der Bundesstraße B10 von Schwechat nach Schwadorf.
 
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Rittermann

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#4
Futtersilo

@josef & cerberus:
Danke für die Info. Die "Einheimischen" haben mich endgültige überzeugt. Nu, ja hatte nicht angenommen, dass ich etwas besonders "geheimes" entdeckt hätte, aber ein bisserl militärischer hätte es schon sein können :)

Was mich nur irritiert hatte, war, dass beide auf den höchsten Stellen des Tales situiert sind und über einen betonierten Abgang verfügten.

@josef: Ich habe das Buch über 1945 in Niederösterreich zwar bestellt, ist aber bislang nicht bei mir angekommen. Weißt Du, ob die Russen 1945 durch dieses Tal (Obergänserndorf, Harmannsdorf, Treesdorf, Kreuzenstein) gekommen sind? Ist es möglich, dass die Russen aus dieser Gegend aus Kreuzenstein beschoßen haben?
 
B

bunkerratte

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#5
dazu würde ich dir das buch:april 1945 die kämpfe im nördlichen nö.
von franz jordan -österr. milizverlag empfehlen!
 

cerberus9

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#6
Das Tal war mit Sicherheit von Russen "besucht".
In Kreuzenstein hat sich eine SS-Abteilung verschanzt und noch einige Zeit ( sinnlosen) Widerstand geleistet. Kreuzenstein wurde beschossen.

Cerberus9
 
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Rittermann

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#7
@bunkerratte: Danke, genau dieses habe ich bestellt - aber leider noch nicht bekommen.

@cerberus: Danke.

Ich bin bislang - ohne entsprechender Literatur und Kenntnis - davon ausgegangen, dass die Russen nördlich der Burg Kreuzenstein gegen Wien vorgestoßen sind, fand dort aber keine Spuren entsprechender russischer bzw. deutscher Stellungen.
Allerdings fand ich ausreichend Hinweise (=Stellungen etc.), dass die Gegend Harmannsdorf, Tresdorf etc. von modern ausgerüsteten deutschen Eliteeinheiten gegen Osten verteidigt wurde.

Gab es eigentlich irgendwelche militärisch etwas bedeutendere dt. Stellungen in dieser Gegend? Es ist mir aufgefallen, dass manche der "Feldwege" betoniert sind und definitiv im Wald enden und von der Hügelkette nordöstlich von Harmannsdorf hat man einen ziemlich guten Fernblick. Könnte mir vorstellen, dass man dort auch größeres Gerät untergebracht hat.
 

cerberus9

Well-Known Member
#8
Also die Russen sind nicht nördlich von Kreuzenstein auf Wien vorgestoßen. Im Gegenteil sie kamen von Wien nach Kreuzenstein. Größere Stellungen gab es im besagten Gebiet nicht. Die Stellungen die es gab waren im letzten Augenblick angelegt worden und beschänkten sich auf Laufgräben und Splitterschutzwälle sowie ein paar Erdbunker.

Um dir die Wartezeit auf dein Buch etwas abzukürzen anbei eine Skizze aus dem Buch.
Alternativ kann ich noch "Brände an der Donau" Hans Egger und Franz Jordan, Leopold Stocker Verlag ISBN 3-7020-1053-x empfehlen.
ist ebenfalls sehr gut, enthält teilweise ganze Textpassagen aus dem F. Jordan Buch "April 45, Die Kämpfe im nördlichen NÖ" .
Trotz der vielen gleichen Stellen aber eine Interessante Ergänzung.

lg

Cerberus9
 

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Rittermann

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#11
@cerberus: Danke für den "Vorabdruck" - hoffentlich kommt das Büchl bald. Ich hatte das Inhaltsverzeichnis gesehen und dachte mir schon, dass es - im Gegensatz zur sonstigen modernen Geschichtsliteratur - gut recherchiert sein könnte. Aber: wann und wo hat man das Foto für den Umschlag aufgenommen? Das alleine fand ich schon interessant genug.

Dass die Stellungen schnell ausgehoben wurden, habe ich mir gedacht, da die, die ich fand, etwas improvisiert aussehen. Was mich irritiert hat, war, dass sie so angelegt waren, dass kaum jemand eine Chance hatte, aus den Laufgräben zu entkommen. Wie gesagt, irritieren mich auch die betonierten Strassen, die es dort konzentriert gibt und die teilweise unter der Erde verschwinden.

Und umso mehr ich nachdenke, desto nachprüfenswerter erscheint mir die Aussage bezüglich der beiden "Betonsilos". Dazu meine Gegenargumente:
a) Landwirte neigen generell dazu, Vorhandenes zu adaptierten (zur Erinnerung: Tigerpanzer im Heustadl, der vor wenigen Jahren gefunden wurde.)
b) Ein Futtersilo an den beiden genannten Stellen macht meines Erachtens keinen Sinn, da hier keine Viehwirtschaft betrieben wurde und wird. Detto wäre es wenig wirtschaftlich, das Getreide an die höchsten Stelle der Gegend zu bringen, um es dort zwischenzulagern.
c) Wie beschrieben, gibt es eine Öffnung in der "Silo"wand: diese Öffnung weist keinerlei Spuren einer Tür auf (z. B. Scharnieren), sodass - was immer im Silo war - sich durch diese Öffnung hätte ergiessen müssen.
d) Es gibt einen zugeschütteten Schacht gegenüber der Öffnung, der an drei Seiten eine Betonumrahmung zeigt, also - ohne nähere Untersuchung - als Abgang unterhalb des Silos interpretiert werden könnte. Das ist für die Funktion eines Silos wohl auch nicht gerade typisch.
e) Mit der Höhe von rund 3,5 oder 4 m sind das wohl die kleinsten Silos, die ich kenne. Ein Silo wird ja wohl grundsätzlich deshalb gebaut, um große Mengen auf kleiner Fläche zu lagern - dieser Anforderung entsprechen die beiden Objekte nicht unbedingt.
f) Wie gesagt befinden sich beide Objekte an den höchsten Stellen der näheren Umgebung - und mit guter Fernsicht in den Osten.
g) Wenn es ähnliche Objekte in der Gegend von Schwechat gibt, wäre es interessant, wie diese aussehen. Wären diese tatsächlich von gleicher Bauart, so wäre dies meines Erachtens zumindest merkwürdig.

Seltsamerweise überleben manche Relikte des Weltkrieges ein bisserl länger. In meiner Schulzeit (70er) ging ich oft an einem Haus im 4. Bezirk vorbei, an dem deutlich "Kampf bis zum Sieg" zu lesen war. Ich weiß nicht, wie oft man versucht hat, es zu übertünchen, aber mit ein bisserl Willen kann man es bis heute lesen. Und mittlerweile bin ich dafür, es als Denkmal zu restaurieren - als "Denk mal"!
 

cerberus9

Well-Known Member
#12
@Rittermann: Also wenn du das Buch dann hast wirst du auch wissen wo das Bild gemacht wurde. :D
Aber Spaß beiseite; die Aufnahme zeigt die Reste eines T34 der von einem Königstiger der sPzAbt 503, in der Nähe vom Mitterhof bei Wildendürnbach im inderekten Schuß abgeschoßen wurde. Das Wrack steht allerdings nicht ganz an der Original stelle und sieht heute leider auch nicht mehr so gut aus Vandalismus, Alteisensammler,etc.)

Zu "deinen" Betonsilos: du schreibst sie hätten eine Wandstärke von 2-3 cm. So eine Wandstärke bietet nahzu keinen Schutz gegen Splitter oder Inf-Waffen. Wenn keine Betonfundamente vorhanden sein sollten, dann würden, im Falle eines Nahtreffers, die Silos einfach umgeblasen.

Vorschlag: sprich einmal mit Bauern aus der Umgebung über den Verwendungszweck.

Übrigens direkt an der B7 in Kollnbrunn steht ein Silo der ist kaum 3m hoch mit einem Mannloch an der Seite.
Die Position der Silos bei Schwechat: 48°06´50,99´´N und 16°31´00,92´´

Nicht alles was ein Graben im Wald ist ein Laufgrabe und nicht jeder Trichter ist automatisch ein Bombenkrater. Was ich damit sagen will, oft gibt es eine einfache Erklärung bzw. ganz ander Ursache für militärischen erscheinende Dinge.


Cerberus9
 

josef

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#13
@Cerberus9 schrieb:
Nicht alles was ein Graben im Wald ist ein Laufgrabe und nicht jeder Trichter ist automatisch ein Bombenkrater. Was ich damit sagen will, oft gibt es eine einfache Erklärung bzw. ganz ander Ursache für militärischen erscheinende Dinge.
Hallo @Rittermann:
Ich schließe mich voll dieser Meinung an! Diese Aufzählung kann man Erweitern um die Anlagen von Wasserbehältern, Brunnenstuben, Pumpwerken und, und, und...

Bin zwar kein "Agrarfachmann", aber zur Bauart, Lage und Zweck dieser Silos:
Diese "Feldsilos" waren die Urform der heutigen Anlagen und wurden deshalb schon längst wegen Unwirtschaftlichkeit aufgelassen! Verwendung fanden sie nicht bei Kleinbauern, sondern bei Gutsbetrieben und diese betrieben und betreiben auch heute noch im Weinviertel Viehzucht. Eingelagert wurde da nicht Getreide sondern Grünfutter, welches im Silo durch Gärungsprozesse länger haltbar wird oder so ähnlich...
irritieren mich auch die betonierten Strassen, die es dort konzentriert gibt und die teilweise unter der Erde verschwinden.
Glaubst Du wirklich, in den letzten Kriegswochen war noch Zeit, Zufahrtsstraßen (Feldwege) zu improvisierten, in aller Eile errichteten Abwehrstellungen zu betonieren? Zement war Mangelware und dafür wurde in den höchsten Stellen um die Zuteilung von kleinsten Mengen für wichtige Bauvorhaben gerungen!

lg
josef
 
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cerberus9

Well-Known Member
#15
Das ist richtig. Waren aber kleine Rückzugsscharmützl die mit keinem Stellungsbau (abgesehen von ein paar Schützenlöchern) verbunden waren.

Die letzte größere Kampfhandlung war der Beschuß der deutschen Geschütze Richtung Kreuzenstein und die russische Antwort.
(17.April beschoßen die Russen die nördlich ligenden deutschen Geschützstellungen.)

cerberus9
 
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cerberus9

Well-Known Member
#16
So, das mit den Silos hat mir keine Ruhe gelassen. Hab mich erkundigt.
In diese Silos wurden das Grünzeug und die Stümpfe der Futterrüben geworfen. Dieses Zeug wurde später weiterverarbeitet. Der Grund warum die Silos mitten in weiter Flur stehen ist einfach: Dieses Grünzeug stinkt (angeblich) erbärmlich. Eine Jauchegrube soll Parfume dagegen sein.
Manche der Silos sind ca. einen bis eineinhalb Meter im Boden eingelasse.

cerberus9
 
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Rittermann

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#17
@cerberus: Danke für Deine Recherche. Dass das Zeug stinkt ist ein gutes Argument und mir bekannt - habe mal Analysen von Biotonnen mitgemacht.

Was mich gestört hat, waren die einschußartigen Löcher an der Aussenseite und dass die Dinger in die Tiefe gehen. D. h. doch, dass man a) das stinkende Zeug wieder rausschaufeln muss - und dazu sind die Dinger nicht wirklich geeignet. b) sich das Gärungsgas sammelt - auch net sinnvoll. Nu ja, haken wir´s ab.
 
I

indy

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#18
Auch wenn es OT ist, müsste aber eigentlich in o.g. Buch drinstehen:

Wann sind die Fü.Grenadier Div. und die 3.SS Panzerdivision an die "Westfront" verlegt worden?
 
K

Kottan76

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#19
Hallo

Aus Erzählungen meiner Großeltern verlief ein Frontabschnitt zwischen den Ortschaften Mollmannsdorf(Sowjettruppen im Wald hinter der Ortschaft) und Obergänserndorf (Deutsche Wehrmacht im sogenannten "Rohrwald" der ebenfalls hinter der Ortschaft verläuft) wobei mir mein Großvater erzählte das hinter seinen Elternhaus auf einen Feld eine "Stalinorgel" Batterie war.Weiters hörte man aus den Erzählungen immer raus das Obergänserndorf immer schwere Schäden durch den russischen Beschuss hatte während in Mollmannsdorf fast keine Schäden zu verzeichnen waren.



mfg.Kottan76
 
G

gerald_KO

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#20
Hallo

Aus Erzählungen meiner Großeltern verlief ein Frontabschnitt zwischen den Ortschaften Mollmannsdorf(Sowjettruppen im Wald hinter der Ortschaft) und Obergänserndorf (Deutsche Wehrmacht im sogenannten "Rohrwald" der ebenfalls hinter der Ortschaft verläuft) wobei mir mein Großvater erzählte das hinter seinen Elternhaus auf einen Feld eine "Stalinorgel" Batterie war.Weiters hörte man aus den Erzählungen immer raus das Obergänserndorf immer schwere Schäden durch den russischen Beschuss hatte während in Mollmannsdorf fast keine Schäden zu verzeichnen waren.



mfg.Kottan76
Stimmt, ich kenn aus Erzählungen das aus dem Wald bei Mollmannsdorf bzw. Kleinrötz geschossen wurde ... Nähere Einzelheiten sind mir leider (noch) nicht bekannt ...

Mfg
 
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