Hitlers Bombe

#28
Hallen

Hallo Männer,

PEMÜ : die verbunkerten Hallen die Du hier zeigst,
meinst Du die letzten Bilder wo die Beton Füße der Terasse zerstört
sind? Du kennst doch den Verein dort in Kummersdorf Gut auch mit
Sicherheit?

Meinen Infos zu folge wurde diese Halle / Terasse als Zuliefer-Bahnhof
für Materialien genutzt man sieht auch noch die Spurren der alten
Gleisanlage im Beton !?

Die Versuchs Anlage "Irgendwo" dahinter "es ist schon länger her"
die sich wie ein Komplex aufbaut wo auch die
Versuche gemacht wurden und auch die
Verbindungsgänge die hier von den Russen zugemauert wurden sind zu
erkennen und diente als die verschiedensten "Labore"
mit zutrittsmarken die für die Arbeiter die unterschiedlich wahren
um nicht in die anderen Bereiche zu gelangen kommen.

Ich habe diese Infos von einigen Besuchen der Gegend der
Schießbahnen und auch der ver. Prüfstände. hier vor Ort.

Du bist doch BESTIMMT mit den Jungs vom Verein vertraut ?

Ist eine sehr sehr Interesante Gegend Kummersdorf GUT dort kann
man einige Tage verbringen mich hat mehr die Geschichte um
Dornberger & Braun hier angezogen und auch die alten P-Stände.

leider sind meine Bilder in Deutschland aber kann ich noch nachreichen!
demnächst.

Gruß Mario
 

TÜP

Active Member
#30
Wir haben folgendes dazu recherchiert:

Die ganze Sache ist durch ein asiatisches Fernsehteam ins rollen gekommen. Die kamen mit der Meldung aus Berlin hier in Ohrdruf an, das man von einer Behörde informiert wurde. O-Ton: Die Amerikaner hätten Teile einer A-Bombe auf dem TrÜbPl Ohrdruf gefunden, mitgenommen und zu Hause weiterentwickelt. Deutsche Tests sollen hier in Ohrdruf stattgefunden haben.
Auf Nachfrage kam die Meldung man habe Verglasungen gefunden, die im Labor zur Untersuchung wären. Jetzt stellt sich plötzlich heraus, dass die Probe doch nicht das Ergebnis brachte welches man erst angab.

Ich kann mich des Eindruckes nicht mehr erwehren, dass es sich hier um einen gut ausgedachten Werbefeldzug für einen oder auch mehrere Autoren handelt, die nicht zurückschrecken auch einmal einer Behörde falsche Ergebnisse unterzuschieben.
Für mich stellt sich aber ausserdem die Frage, ob sich hier nicht einige Leute (die jetzt auch namentlich bekannt sind) zusammengefunden haben, die dieses Thema noch einmal richtig ausquetschen wollen bevor der Ballon platzt.

http://www.gtgj.de/index4.html?/scr...hp?shownews=273

Es wird interessant sein ob sich das ZDF jetzt noch dazu hinreissen lässt die Sendung wirklich abzufahren? Und ob Karlsch auch unter dem Namen Edgar Meyer schreibt?!
 

Dieter

Ehrenchefchen
Mitarbeiter
#31
Stellt sich die Frage, wer in dieser Angelegenheit nun wen belügt. Ich fasse mal eben kurz zusammen:

* Herr Karlsch schreibt ein Buch, bei dessen Vorankündigung durch die DVA gegenüber dpa auch die Analyse von Bodenproben angekündigt wird. siehe u.a. in "Die Welt" hier
Dessen Bodenproben sollten also zu Anfang Februar längst gezogen, ausgewertet und gegengeprüft sein.

* Am 06.02.05 erscheint Karlsch mit PTB und Knopp-Truppenteilen auf dem Platz und läßt messen/ Proben entnehmen.

* Am 22.02.05 wird der Vorstand der GTGJ von einer "offiziellen Stelle" unterrichtet, daß auf dem Platz eine "thermonukleare Explosion" stattgefunden habe. Wer die offizielle Stelle war und wie die Nachweise aussehen sollen bleibt bis heute im Dunkel. (Posting TÜP in diesem Thread)

* Zwischenzeitlich entnimmt die PTB zweite Proben auf dem Platz (fernmdl. Auskunft BuW vom 07.03.2004)

* Am 02.03.05 beginnt der Werbefeldzug für das Karlsch-Buch

* Am 04.03.05 macht TÜP die Information mit der "offiziellen Stelle" öffentlich

* Heute wars dann ein asiatisches Fernsehteam, was die Nachricht quasi in Stellvertreterfunktion für die "offizielle Stelle" überbracht hat. Wem auch immer... (siehe oben)

* Der BuW werden die Ergebnisse nach eigener Aussage bis zum 20.03.05 vorliegen (fernmdl. Aussage vom 07.03.05). Der Endtermin ist - natürlich rein zufällig - der angedachte Sendetermin von Knopp

Wieso nur bin ich immer mehr davon überzeugt, das es besser ist, in dieser Sache gar keinem mehr zu glauben??

Gruß

Dieter
 

Joe

Fehlerkramrumschlager a. D. :)
Mitarbeiter
#32
Mir reicht PeMü´s Messung. Da brauche ich nicht zu diskutieren und irgendwem zu glauben. Irgendwer schlachtet das Thema noch mal schnell aus um Geld zu verdienen. Und ein "Historiker" hat sich die falschen Leute ausgesucht und wird demnächst seine Reputation verlieren. Knopp nimmt das Thema mit, aber garantiert mit evtl und vielleicht garniert. Hinterher gibt´s nix neues und das war´s. Wetten?
gruß
Joe
 
#34
Hallo,

ich denke auch, dass da eine rein mediale Sache dahintersteht. Seit einigen Wochen hab auch ich wesentlich mehr Anfragen von verschiedenen Medien als bisher. Auch bei mir hat ein Fernsehteam Anfang des Jahres vorgefühlt...

...es herrscht plötzlich mehr Interesse an dem Thema als in all den Jahren zusammen...

LG,
Markus
 

Joe

Fehlerkramrumschlager a. D. :)
Mitarbeiter
#35
Wann soll das Thema bei History im ZDF zerissen werden? Die nächste Sendung
ist am Montag, 14.03.2005, 00.00 - 00.45 Uhr. Aber dabei ist der Verriss eher über Peron: Mythos Evita.
Gruß
Joe
 
M

MunaUede

Nicht mehr aktiv
#37
Auf N3 (www.nordmagazin.de http://www.ndr.de) war ein Bericht zu sehen.

Der italienische Journalist Romersa war damals für den italienischen Dikator auf Bug/Rügen bei einem Test dabei. In seinen Aufzeichnungen? soll die Rede von einem hellen Blitz sowie von der "deutschen Verschmelzungswaffe" sein. Es soll Augenzeugen für den Blitz geben.

Im Beitrag war der Geologe Hans Werner Griebel und Karlsch zu sehen. Jemand hatte einen Geigerzähler in der Hand. Zufälliger Weise wurde auch ein verglaster Stein gefunden. Man konnte sich nicht erklären, wo die Hitze für diese Verglasung herkommt. Untersuchungen der Uni Gießen sowie einer Firma (Kernkraftwerk Lubmin) haben ergeben, dass alle Werte im normalen Bereich liegen bzw. ihre Ursache nachweislich in Tschernobyl haben. Im Beitrag waren noch Bunkerreste zu sehen, Schweröl im Boden sowie eine zugewachsene Rollbahn.
 
M

MunaUede

Nicht mehr aktiv
#38
Quelle: Dienstag, 15.März 2005 www.nordkurier.de

"Viel Zündstoff durch 'Hitlers Bombe'
Heftige Debatten um Buch von Historiker Rainer Karlsch

Von dpa-Korrespondentin Ulrike von Leszczynski

Berlin.Die these klingt nach Zündstoff für die Wissenschaft: Nazi-Physiker bauten und testeten eine Atomwaffe, behauptet der Historiker Rainer Karlsch in seinem neuen Buch 'Hitlers Bombe'. Bereits vor der Präsentation, vom Verlag als 'Sensations' angekündigt, für Aufsehen gesorgt. Bringt das Buch neues Licht in ein geheimnisumwitteretes Kapitel des Zweiten Weltkriegs? Historiker und Physiker wollen daran nicht so recht glauben. Karlsch biete zwar durchaus neue Fakten, schieße in seienr Interpretation aber wohl über das Ziel hinaus.

Glaubhafte Belege fehlen

Es klingt wie ein Drehbuch für einen Horror-Kriegsfilm: Was wäre, wenn Hitler die Atombombe gehabt hätte? Glaubt man Rainer Karlsch, Jahrgang 1957, ist dieses Szeneario kein Hirngespinst. 'Deutsche Wissenschaftler waren es, denen im herbst 1944, ein dreivierteljahr den Amerikanern, die Freisetzung der Kernenergie gelang', schreibt er in der Zusammenfassung seines Buches. Die 'Mini-Atombombe', die sie für Hitler bauten, sie sogar erfolgreich getestet worden - im März 1945 in Thüringen. Rund 500 Kriegsgefangene und KZ-Häftlinge seien dabei ums Leben gekommen.
Deutsche Medien haben die Bombentheorie des Buchs bereits für sich entschärft. Karlsch könne seine spektakulären Thesen nicht beweisen, heißt es unisono. Es fehlten glaubhafte Belege für deutsche Atomwaffentest. 'Die NS-Forshcung ging in Richtung einer einsatzfähigen Kernwaffe', verteidigte sich Karlsch. Die Waffe habe aber keinesfalls die Sprengkraft der Bomben auf Hiroshima oder Nagasaki gehabt. 'Atomgranate' nennt der Autor seine Endeckung nun. 'Das darf man nicht verharmlosen.' 'Rainer KArlsch ist kein Spinner', betont Dieter Hoffman, Forscher beim Berliner Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte. 'Er hat in seinem Bucg wichtige Mosiksteine für die Forschung zusammengetragen. Und er ist auch der Erste, der durch große Zähigkeit russische Quellen aufgeschlossen hat'. Doch bei der Hauptthese von 'Hitlers Bombe' will Hoffmann nicht mitgehen. 'In Deutschland wurde 1938/39 die uranspaltung entdeckt. Dass hier in den 40er Jahren auch die erste Atombombe gezündet wurde, erscheint mir allerdings nach wie vor als unglaubwürdig', sagt er.
Gerd Fußmann, Physiker an der Berliner Humboldt-Universität, ist auch nicht völlig überzeugt. 'Man weiß einfach nicht, wie die deutsche Versuchs-Bombe beschaffen war, die im März 1945 in Thüringen gezündet wurde', erläutert er. 'Es gibt dazu nur Aussagen von Laien und Spekulationen auf der Grundlage von historischen Dokumenten. Darum werden auch weiterhin erhebliche Zweifel bestehen, ob es sich wirklich um eine Kernwaffe gehandlet hat.'
Und doch hat das neue Buch den berliner Physiker in vielen Punkten überrascht. 'Neu für mich war, dass es im Süden von Berlin einen Kernreaktor gegeben hat', ergänzt er. Heutige Bodenproben auf diesem Gelände ließen darauf schließen, dass dort eine Kernspaltung stattgefunden habe: 'Das zeigt, dass doch mehr spaltbares MAterial und Kenntnisse vorhanden waren, als bislang angenommen.'
Diese Erkenntnis will auch Max-Planck-Wissenschaftler Hoffmann dem Autor nicht absprechen. Biher habe sich die Forschung über Atomwaffen in der NS-Zeit stark auf den Phsyiker Werner Heisenberg focussiert, berichtet Hoffmann. Karlsch Verdienst sei es, den Blick auf andere Forschergruppen zu lenken, die sich weit mehr mit Militärtechnik beschäftigen. 'Die Gruppe um Kurt Diebner vom Herreswaffenamt scheint hinsichtlich der Atomwaffenentwicklung weiter gewesen zu sein, als man bisher glaubte', ergänzt Hoffmann.

Weiter Rätsel

Physikalisch aber gibt das, was diese NS-Atomphysiker als Waffe erdachten, weiter Rätsel auf. Denn selbst für eine 'Mini-Atombombe' braucht man hoch angereichertes Uran 235. 'Heutige Bodenproben lassen den Schluss zu, dass es den NS-Forschern wirklich gelungen ist, 10 Prozent angereichertes Uran 235 herzustellen. Zumindest in kleiner Mengen', sagt der HU-Physikeer Fußmann. Es seien aber 80 Prozent Anreicherung nötig, um eine Atombombe von der Zerstörungskarft zu bauen, die beispielsweise Hiroshima traf.
'Die erste Atombombe wurde nach dem heutigen Stand der Forschung im Sommer 1945 von den Amerikanern in der Wüste von New mexiko gezündet', versichert Historiker Dieter Hoffmann. Die russen, die 1945 deutsche Forschungs-Unterlagen konfiszierten, waren auf die Erkenntnisse zwar neugierig, aber nicht angewiesen. 'Sie besaßen allein 10 000 Seiten Spionagematerial über den US-Atomwaffenbau', berichtet Physiker Fußmann. Das klingt nicht danach, als ob die Geschichte das Kalten Kriges umgeschrieben müsste.
Kritische Reaktionen waren auch gestern zu hören. Es ist vor allem der Begriff Atombombe, der das Missfallen von Fachkollegen weckt. 'Es gab keine deutsche Atombombe', betonte Mark Walker, US-Experte für Nuklearwaffenforschung. Atombombe sei eine historisch bedingte Definition für die 'Superbomben', dia auf Hiroshima und Nagasaki fielen. Er habe davor gewarnt, diesen Begriff für die deutsche Forschung zu verwenden. 'Das Wort erzeugt unvermeidbare Missverständnisse.'
 

SuR

... wie immer keine Zeit ...
Mitarbeiter
#39
So, und weil die Beiträge durch den Hack nicht mehr da sind - hier noch mal die beiden Totalverrisse nach der wohl ziemlich vergeigten Buchpräsentation:

Die fiktive Bombe
Rainer Karlschs These von Hitlers Kernwaffe ist ein trübes Gebräu aus Hörensagen und Desinformation

"Hitlers Bombe, eine taktische Kernwaffe, deren Zerstörungspotential weit unterhalb der beiden amerikanischen Atombomben lag, wurde kurz vor Kriegsende mehrfach erfolgreich getestet." Das behauptet der Berliner Historiker Rainer Karlsch im Vorwort seines neuen Buchs "Hitlers Bombe", das er gestern im Haus der Bundespressekonferenz vorgestellt hat. Auf Rügen im Oktober 1944 und in Thüringen im März 1945 sollen zwei oder drei deutsche Kernwaffen explodiert sein. Allerdings besteht kein Grund, wegen Karlschs "Erkenntnissen" die Geschichte des Zweiten Weltkriegs umzuschreiben: Alle zentralen Thesen seines Buches halten einer Überprüfung nicht stand.
"Hitlers Bombe" dürfte sich zu einem der größten Sachbuch-Flops des Jahres entwickeln - und zum Fiasko für die als seriös bekannte Deutsche Verlagsanstalt.

Dabei gelingt es dem bisher mit guten Büchern über den Uranbergbau in der DDR und die Wirtschaftsgeschichte des Erdöls hervorgetretenen Autor durchaus, interessante Neuigkeiten über die Uranforschung unter Hitler zu heben. Bislang hatten sich alle Forschungen auf die Gruppe um Werner Heisenberg konzentriert, die nicht einmal in die Nähe eines funktionsfähigen Kernreaktors gekommen waren. Karlsch lenkt die Aufmerksamkeit auf Walther Gerlach und Kurt Diebner, zwei wenig bekannte Kernphysiker. Rund 150 der insgesamt 416 Seiten in Karlschs Buch sind durchaus lesenswert und weiterführend.

Der Rest des Buches ist dagegen ein trübes Gebräu aus Hörensagen und Desinformation. Karlsch verletzt sämtliche Regeln der Quellenkritik, also des seriösen Umgangs mit Berichten über die Vergangenheit. Er bastelt aus zahlreichen, durchweg erkennbar unglaubwürdigen Informationssplittern ein Mosaik zusammen, das er als "Sensation" verkauft. So zitiert Karlsch eine angebliche Äußerung von Hitlers Rüstungsminister Albert Speer nach einer 36 Jahre später gemachten Aussage von Speers Todfeind Hermann Giesler - Verläßlichkeit: gleich Null. Ein anderes Beispiel: Karlsch führt eine angebliche Goebbels-Rede an, die in den umfangreichen Tagebüchern des Propagandaministers mit keiner Zeile erwähnt wird. Sein "Zeuge" ist ein bekanntermaßen unzuverlässiger Österreicher, der sich im Jahr 2001 "sinngemäß" an die Rede erinnert haben will. Die Reihe der Beispiele für unseriöses Vorgehen mit historischen Quellen ließe sich leicht verlängern.

Als "schlagende Beweise" führt Karlsch auch kernphysikalische Analysen von Bodenproben an den vermeintlichen Testorten an. Doch genau betrachtet erweisen diese Analysen eben gerade nicht, was Karlsch in sie hineinliest. Schließlich räumt der Autor selbst ein, daß die Deutschen im Krieg nicht genügend spaltbares Material auch nur für eine Atombombe hatten. Statt deshalb die unsinnigen Gerüchte zu begraben, phantasiert Rainer Karlsch von einem hochkomplexen alternativen Weg zu einer Kernwaffe: einer Hohlladungsbombe, die mittels Lithiumdeuterit, Polonium und Beryllium sowie einigen wenigen Uranplättchen angeblich selbst ohne ausreichend spaltbares Material eine Kernfusion ermöglichen sollte. Doch damit ein solches Bombenkonzept funktionieren würde, braucht man viele Millionen Grad Hitze und extremen Druck. Beides ist selbst mit heutiger Technologie nur durch eine kleine Atombombe zu erzielen.

Hitlers Atombombe erweist sich als eine reine Fiktion, mit der sich Rainer Karlsch um seinen guten Ruf bringt. Dieter Hoffmann vom Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte in Mitte urteilt: Karlschs "Berichte über vermeintliche Atomtest klingen doch etwas abenteuerlich." Diesem Verdikt ist nichts hinzuzufügen.

Rainer Karlsch: Hitlers Bombe. Die geheime Geschichte der deutschen Kernwaffenversuche. DVA München. 416 Seiten, 24,90 Euro.

http://morgenpost.berlin1.de/content/2005/03/15/feuilleton/741225.html
Karlschs Bombe

Von Ronald Düker

Kaum liegt das Buch "Hitlers Bombe" gleich stapelweise in deutschen Buchhandlungen aus, ist der Titel schon ein Riesenerfolg. Nicht, weil die Thesen, die der Berliner Historiker Rainer Karlsch darin zur nationalsozialistischen Kernwaffenforschung formuliert, auf allgemeine Anerkennung gestoßen wären. Ganz im Gegenteil. In den großen Zeitungen hat sich der Autor gleich reihenweise die verdienten Watschen abgeholt.

Ein Erfolg ist das Buch allein, weil es überall der Aufmerksamkeit für wert befunden wird. Man darf der Deutschen Verlags-Anstalt also schon jetzt zu einem Marketingerfolg gratulieren, und darauf wetten, dass die einmal angeworfene Aufregungsmaschine auch gehörig die Kassen klingeln lassen wird.

Sendung mit der Maus
Dabei ist der Etikettenschwindel, dem "Hitlers Bombe" ihren Einschlag in der Medienlandschaft verdankt und dem Verlag den kalkulierten Erfolg bescheren soll, so plump wie dreist. Die Buchpräsentation, die die DVA - gar nicht unbescheiden - am Montag im Gebäude der Bundespressekonferenz veranstaltete, trug nichts dazu bei, die allenthalben geäußerten Bedenken an Karlschs Machwerk zu zerstreuen. Autor und Verleger ergriffen vielmehr die Gelegenheit, sich um Kopf und Kragen zu reden.

Zwei eigens aus Übersee eingeflogene Wissenschaftler sollten die offenkundigen inhaltlichen Widersprüche kraft ihrer akademischen Reputation wohl kaschieren helfen. Der 1929 in Deutschland geborene und in den Vereinigten Staaten zu wissenschaftlichen Ehren gekommene Physiker Professor Friedwardt Winterberg demonstrierte, mit farbigen Filzstiften und einer Tafel ausstaffiert, die Funktionsweise von Atombomben - eine für Laien mehr oder minder nachvollziehbare Sendung mit der Maus für Erwachsene.
Das Unerwartete
Zur Verblüffung der Journalisten führte Professor Mark Walker indes das inhaltliche Versprechen, das Karlschs Buch schon im Titel trägt, gleich in seinem ersten Kommentar ad absurdum. "Es gab keine deutsche Atombombe" verkündete der Wissenschaftshistoriker - sondern allenfalls den Versuch, eine solche zu bauen. Dieser Versuch erscheine ihm aber wichtiger als das tatsächliche Ergebnis.

Wie bitte? Schreibt denn Karlsch nicht, dass die bislang immer negierte Frage nach der Existenz einer deutschen "Atombombe" einer "Neubewertung" unterzogen werden müsse - und heißt das nicht ganz schlicht: Ja, die Nazis verfügten über eine Atombombe? Steht nicht unübersehbar schon auf dem schwarzen Umschlag des Buches, dass "deutsche Wissenschaftler 1944/45 auf Rügen und in Thüringen nukleare Bomben" getestet haben sollen - und zwar um den Preis des Lebens mehrerer hundert Kriegsgefangener?

Und hatte der Verleger Jürgen Horbach den Journalisten nicht gerade noch verkündet, Karlschs Buch leiste das "Unerwartete" - indem es der vermeintlich völlig erforschten Geschichte des Nationalsozialismus etwas überraschend Neues hinzufüge, eine Sensation also, und das noch dazu auf der Grundlage bislang unbekannter historischer Quellen? Muss am Ende nicht etwa die bis heute abgestrittene Existenz einer deutschen Atombombe einer "Neubewertung" unterzogen werden, sondern vielmehr die begriffliche Bestimmung dessen, was eine Atombombe überhaupt ist?

Der Todgeweihte spricht die Wahrheit
Karlschs These: Nicht Carl Friedrich von Weizsäcker und Werner Heisenberg seien die entscheidenden, oder sagen wir: gefährlichsten Repräsentanten der nationalsozialistischen Kernwaffenforschung gewesen. In ihrem Schatten habe sich vielmehr eine Gruppe bislang weniger prominent gehandelter Wissenschaftler am Bau einer Atombombe versucht, um den Kriegsverlauf noch in den letzten Tagen zu deutschen Gunsten zu wenden.

Walther Gerlach, Kurt Diebner und Erich Schumann seien in diesem Bestreben weiter gekommen, als bisher angenommen. Nicht nur, dass sie im Umland von Berlin einen Atomreaktor zum Laufen gebracht hätten - zweimal, nämlich auf Rügen und im thüringischen Ohrdruf, sei ihnen auch ein erfolgreicher "Kernwaffentest" gelungen.

Insbesondere zu letzterem kolportiert Karlsch atemberaubende Zeitzeugenberichte. Man kennt dieses Muster aus tausendundeinem Film - der Todgeweihte haucht mit bereits versagender Stimme einen bruchstückhaften aber zweifellos wahren Bericht über ein mysteriöses Verbrechen aus. Er setzt damit den Racheengel, den Kommissar, oder in diesem Fall den Historiker in die Spur: "Ein Zeuge", so heißt es bei Karlsch, "hatte angeblich noch die letzten Worte eines sterbenden Kriegsgefangenen im Ohr: 'Feuer, viele sofort tot, von der Erde weg, einfach nicht mehr da, viele mit großen Brandwunden, viele blind."

Russen in Ohrdruf
Ganz erstaunlich, dass der "Lichtblitz", der am 3. März 1945 die thüringische Landschaft erhellt und durch seine tödliche Strahlung gleich Hundertschaften dahingerafft haben soll, nicht in die Geschichtsbücher eingegangen ist und erst jetzt auf der Grundlage von Zeitzeugenberichten und lange verschollenen Akten, vorzugsweise aus russischen Archiven, rekonstruiert werden muss. Strahlenmessungen vor Ort scheinen hingegen eine wissenschaftlich fundiertere und daher glaubwürdigere Methode zu sein. Die müssten nach der so genannten Prompte-Gamma-Methode vorgenommen werden, ein kostspieliges Verfahren, dass sich Karlsch aber nicht leisten konnte oder wollte.

Bruno Keyser, Professor an der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt in Braunschweig, wird solche Messungen nun vornehmen, und noch in diesem Jahr ist mit Ergebnissen zu rechnen. Diese Ergebnisse könnten Karlschs These unter Umständen falsifizieren: Sie wären nämlich in der Lage, insofern eine erhöhte Strahlung in Ohrdruf gemessen würde, deren Quelle zu datieren. Neben einem Kernwaffentest aus dem Jahr 1945 käme auch die rote Armee als Urheber von radioaktiver Strahlung in Betracht. Die Sowjets hatten in Ohrdruf nach dem Krieg ein Übungsgelände unterhalten und womöglich ebenfalls mit nuklearem Material hantiert.

Das Nuklear-Tabu
Nach dem angeblichen Test auf Rügen befragt, erzählt Karlsch den Journalisten: Ja, es gab diesen Test - nein, nachweisen kann man ihn kaum, denn das Gelände am Ostseestrand ist sandig, hier halten sich radioaktive Spuren besonders schlecht. Überhaupt scheint dies das vorherrschende Argumentationsmuster zu sein - in Karlschs Buch und auf der Pressekonferenz. Ohne mit der Wimper zu zucken wird ein behauptetes Faktum ('Hitlers Bombe') einfach verneint ('Es gab keine deutsche Atombombe') oder großzügig an Begrifflichkeiten herumgedoktert.

Wenn es also keine Atombombe war, die damals in Deutschland entstanden sein sollte, dann doch immerhin eine Kernwaffe, schließlich war wohl schwach angereichertes Uran im Spiel. Und überhaupt - so beschwert sich Karlsch - sei der Begriff "nuklear" gerade in Deutschland mit einem überflüssigen Tabu behaftet. Wahlweise bringen der Autor und Walker also offenbar beliebige Vergleiche mit einer "Atomgranate" oder modernen "Mini-Nukes" ins Spiel.

Wirklich gefährlich hätten die Atomwaffen aus Deutschland nicht werden können, kriegsentscheidend schon gar nicht: Eine nukleare Kettenreaktion, die die Bomben von Nagasaki und Hiroschima ausgelöst hatten, sei in den deutschen Waffen, die nach einem völlig anderen Prinzip funktionierten, keinesfalls abgelaufen, stattdessen ein so genanntes "fizzlen", bei dem durch eine Explosion radioaktive Spaltprodukte freigesetzt wurden. Einen Bauplan der Waffe, zu der Karlsch sein über 400-seitiges Buch vorgelegt hat, konnte der Historiker nicht ausfindig machen.

Skrupelloser als gedacht
Kurzum: Wenn Karlsch Recht hat, dann haben deutsche Wissenschaftler kurz vor Kriegsende eine relativ ungefährliche nukleare Waffe entwickelt, die den Begriff Atombombe nicht verdienen soll. Wenn er Recht hat, ist diese Waffe zweimal getestet worden. Für Mark Walker kommt es aber gar nicht so darauf an. Er hält ohnehin den Versuch wichtiger als das Ergebnis, und die von Karlsch behaupteten erfolgreichen Tests erscheinen ihm allenfalls "plausibel".

Walker interessiert etwas anderes: Dass nämlich deutsche Wissenschaftler offenbar keine Vorbehalte hatten, eine kriegstaugliche Atomwaffe zu entwickeln - also so gar nicht jener Einschätzung entsprachen, die die Geschichtswissenschaft bislang insbesondere den Starphysikern von Weizsäcker und Heisenberg zugute gehalten hatte. Von ihnen heißt es, sie hätten die deutsche Kernwaffenforschung aus moralischen Gründen hintertrieben und verschleppt.

Letzte Bitte
Hört, hört! So gemein und menschenverachtend waren die Nazis dann also doch. Wie Amerikaner und Russen auch planten sie nukleare Waffen, mit denen unschuldige Menschen im Krieg getötet werden sollten. Soll etwa dies der zentrale Erkenntnisgewinn von "Hitlers Bombe" sein, das großspurig versprochene "Unerwartete" und Neue?

Am Ende der Veranstaltung scheint immerhin den Verleger noch eine kleine Panik vor den erwartbar missmutigen Reaktionen der Journalisten angeflogen zu haben. Als sei ihm erst gerade zu Bewusstsein gekommen, dass in Sachen Wissenschaftlichkeit hier nicht alles zum Besten steht, bat er die anwesenden Schreiber, sich doch nicht ausschließlich auf die technologischen Spezialaspekte des Buches zu konzentrieren. Schließlich zeige der Autor auch eine Reihe sehr interessanter historischer Querverbindungen auf. Nun gut, Herr Horbach, man wird "Hitlers Bombe" wohl einer grundsätzlichen "Neubewertung" unterziehen müssen.

Rainer Karlsch: Hitlers Bombe, DVA 2005, 416 Seiten, 24,90 Euro.

http://www.n24.de/politik/hintergrund/index.php/n2005031507571500002
:eek: :bratpfann Aua!
 

SuR

... wie immer keine Zeit ...
Mitarbeiter
#40
Und weil´s so gut dazu passt, gleich auch noch den Artikel vom gestrigen Tagesspiegel hinterher:

Vermessen
Die SS hatte eine Kernwaffe, heißt es in „Hitlers Bombe“ – doch der Autor interpretiert Bodenproben falsch

Von Thomas de Padova

„Dieses Buch enthüllt eine Sensation: Unter Aufsicht der SS testeten deutsche Wissenschaftler 1944/45 auf Rügen und in Thüringen nukleare Bomben.“

So steht es auf der schwarzen Schutzhülle des Buches „Hitlers Bombe“, das vor Rainer Karlsch auf dem heimischen Wohnzimmertisch in Berlin-Weißensee liegt. Der 47-jährige hat in Russland neue Dokumente gefunden, er hat Augenzeugenberichte zusammengetragen und Wissenschaftler dafür bezahlt, Messungen der Radioaktivität am Ort der vermeintlichen Explosion in Thüringen vorzunehmen. Die physikalischen Messwerte sollten ihm die wichtigsten Beweismittel liefern: „Mit der Gammaspektrometrie konnten deutlich über dem Landesdurchschnitt liegende Werte bei Cäsium-137 festgestellt werden“, schreibt er. Das sei ein „ Indiz für einen nuklearen Fallout“.

Das Buch ist in dieser Woche erschienen – aber die Beweisführung an dieser entscheidenden Stelle ist nicht stichhaltig. Ein bisher unbekannter Kernwaffentest im März 1945 habe charakteristische Spuren auf dem Truppenübungsplatz im thüringischen Ohrdruf hinterlassen, behauptet der Autor. Doch der von Karlsch herbeigewünschte nukleare Fingerabdruck von Hitlers Bombe ist gar keiner.

Karlsch mag noch so eindrucksvoll ausführen, dass das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) den Landesdurchschnitt für Cäsium-137 in Thüringen mit 11 bis 28 Becquerel pro Kilogramm beziffert, während die Proben, die er und im Buch zitierte Forscher genommen haben, Werte zwischen 27 und 70 aufwiesen – also deutlich höhere. Trotzdem sind die Werte in keiner Weise aussagekräftig - und das hätte auch er bei eben diesem Bundesamt erfahren können.

Der Landesdurchschnitt, den Karlsch bemüht, sagt noch nichts über die Schwankung der Radioaktivität in Thüringen aus. „Wählt man ein paar x-beliebige Standorte in Thüringen aus, dann gehen die Einzeldaten bis hinauf zu 200 Becquerel pro Kilogramm“, erläutert Gerald Kirchner, Leiter des Fachbereichs Strahlenschutz und Umwelt beim BfS. Sind 70 Becquerel also auffällig? Lässt sich damit ein nukleares Ereignis nachweisen, das vor 60 Jahren dort stattgefunden haben soll?

„Das ist absolut kein Beweis“, sagt Kirchner. „Es liegt im Bereich dessen, was wir überall und bei jeder Messung erwarten würden.“ Und auch die gefundenen Plutonium- Spuren gäben keine Hinweise. „Das ist das, was man aus dem Fallout der nach dem Krieg gemachten Kernwaffentests kennt“, sagt Kirchner.

Was vor allem für einen Beweis fehle, sei der Nachweis langlebiger Radionuklide wie Europium, die bei Kettenreaktionen in hoher Konzentration entstehen und nicht aus anderen Quellen wie etwa dem Reaktorunfall von Tschernobyl stammen können, weil sie damals nicht in nennenswerten Mengen nach Europa gelangt sind.

Rainer Karlsch legt die Hände auf seine braune Tuchhose und wendet sich ab. Er hat in den vergangenen Tagen zahlreiche Interviews gegeben, hat mit Journalisten und Historikern gesprochen. Jetzt schaut er vor sich auf den grauen Teppich.

In seinem Buch gebe er „nur das wieder, was Strahlenphysiker herausbekommen haben“, sagt der promovierte Wirtschaftshistoriker. „Das sind die Daten, die mir jetzt vorliegen.“

Er steht auf, geht im Zimmer auf und ab und spricht von Messergebnissen, die bei der Physikalisch Technischen Bundesanstalt bereits vorlägen, auf die er aber nicht mehr habe warten können. Schließlich erzählt er, wie die Bodenproben unter Aufsicht der Bundeswehr auf dem Übungsgelände genommen wurden: Zunächst musste er anhand der Augenzeugenberichte die Stelle finden, an der der vermutete Kernwaffentest im März 1945 stattgefunden haben könnte. Schon das sei nicht leicht gewesen. „Die ersten Messungen haben wir an einem Krater gemacht, der ziemlich groß war“, sagt er. Bereits dort seien die Cäsium-Werte „hoch“ gewesen. Mit Hilfe von Luftbildern der US-Luftwaffe stellte er jedoch fest, dass es an dem verdächtigen Platz im Sommer 1945 noch gar keinen Krater gab. Es handelte sich also auf keinen Fall um jenes Loch, das der von ihm vermutete Kernwaffentest hinterlassen hatte.

Eine andere, flachere Mulde mit etwa 50 Metern Durchmesser habe allerdings nur etwa 800 Meter entfernt gelegen. „Je näher wir der Stelle kamen, umso stärker stiegen die Werte an.“ Bis zum Zentrum des Kraters gelangte der kleine Messtrupp allerdings nicht. Die Bundeswehr ließ Karlsch&Co nicht weiter auf das Übungsgelände vordringen. Daher stammen die entnommenen Bodenproben aus 200 Metern Abstand und mehr vom „wahrscheinlichen Explosionszentrum“.

Wie beweiskräftig sind diese Messungen?

Dass in einer wo auch immer gelegenen Mulde eine lokal erhöhte Radioaktivität gemessen wird, sollte niemanden wundern. Nach dem Reaktor-Unglück von Tschernobyl 1986 wurden radioaktive Stoffe über weite Entfernungen hinweg transportiert und dann mit dem Regen ausgewaschen. Die Konzentration sammelte sich dort, wo das Wasser stehen blieb: in Vertiefungen des Bodens.

Karlsch geht hinauf in sein Arbeitszimmer und kommt mit einem grünen Ordner zurück: mit Beweismitteln, die ihm erst nach der Buchveröffentlichung in die Hände gefallen sind. Er ist sich sicher, dass der Kernwaffentest in Thüringen stattgefunden hat. Die Zeitzeugen, die russischen Quellen. „Das passt alles zusammen.“

In seinem Buch passt etliches zusammen – und das meiste davon ist auch gut belegt. Insofern ist es bedauerlich, dass der Autor die wertvollen Mosaiksteine einer so spektakulären wie windigen These geopfert hat.

Karlsch hat die Forschung um etliche neue Quellen bereichert, die er unter anderen im Auftrag der Max-Planck-Gesellschaft in Moskau aufgetan hat. „Dass es eine Atombombe gab, den Beweis bleibt das Buch schuldig“, sagt Dieter Hoffmann vom Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte. Aber Karlsch habe wichtige Fakten dafür zusammengetragen, „dass es durchaus in Deutschland Leute gab, die sich in bisher unbekanntem Maß mit militärtechnischen Aspekten befasst haben“. Im Fokus stehe dabei eine Gruppe des Heereswaffenamtes um Kurt Diebner.

Schon 1939 legte der Nobelpreisträger Werner Heisenberg dem Heereswaffenamt ein Gutachten vor, in dem er technische Möglichkeiten zum Bau einer „Uranmaschine“, eines Reaktors, beschreibt. Heisenberg führt darin zudem aus, dass sich aus einem der Uranisotope ein völlig neuer Sprengstoff herstellen ließe - wenn das Material in angereicherter Form zur Verfügung stünde. Auf Grund dieses Gutachtens blieb Heisenberg in Deutschland den ganzen Krieg über die Autorität in der Kernforschung. Aber anders als viele Kollegen seiner Zeit wie etwa der Raketenforscher Wernher von Braun, versuchte Heisenberg nicht, aus seinem Forschungsgebiet ein großindustrielles Projekt zu machen. Obwohl er dies womöglich hätte erreichen können.

Heisenberg war kein NSDAP-Mitglied, Kurt Diebner schon. „Aber auch die strammsten Nationalsozialisten hatten nicht unbedingt die besseren Karten“, sagt der Historiker Wolfgang Schieder von der Uni Köln. Es gab keine zentrale Wissenschaftssteuerung, Diebner, obschon Experte für Kernphysik und Sprengstoffe in der Heeresforschung, fehlte die wissenschaftliche Reputation. Heisenberg mied ihn, und Diebner wurde durch die Darstellungen namhafter Kollegen nach dem Krieg lange als Randfigur in der Forschung betrachtet.

Der US-Historiker Mark Walker hat jedoch belegt, dass Diebner durchaus ein guter Physiker war. Sein Projekt zur Energieerzeugung aus Uran war sogar das erfolgreichere. Der Theoretiker Heisenberg verfolgte ein Konzept, bei dem das Uran geschichtet wurde. „Das war leichter zu berechnen“, sagt Günther Marx vom Institut für Chemie der Freien Universität Berlin. Uranwürfel, die Diebner bevorzugte, waren aber besser geeignet, eine nukleare Kettenreaktion auszulösen, was Heisenberg erst spät aufging.

Karlsch hat unter anderem Briefe von Diebner an Heisenberg entdeckt, die auf einen bis dato nicht bekannten Reaktorversuch Diebners schließen lassen. Was Mark Walker an dem nun erschienenen Buch noch wichtiger findet, ist, dass es auch in Deutschland Leute gegeben habe, die mit allen Mitteln versuchten, Kernwaffen zu bauen. Und dabei kam neben Diebner dem Physiker Walther Gerlach eine Schlüsselrolle zu.

Dessen Aktivitäten belegt Karlsch detailliert und macht plausibel, dass sich Gerlach schließlich regelrecht im Würgegriff des NS-Regimes befand. Vor diesem Hintergrund werde auch deutlich, dass sich Gerlach nach dem Abwurf der US-Atombomben wie ein „besiegter General“ gesehen habe, sagt Hoffmann.

Wie weit Gerlachs Initiativen zum Bau „taktischer Kernwaffen“ oder „schmutziger Bomben“ letztlich führten, ist ungewiss. Hier gibt es in der Forschung viele Lücken – die Karlsch mit einer gewagten Hypothese gestopft hat. „Vielleicht habe ich mich damit übernommen“, sagt er einmal während des Gesprächs.

Quelle: http://archiv.tagesspiegel.de/archiv/17.03.2005/1706783.asp
 
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