Horchposten bzw. Spionageposten

#81
Peilanlagen können auch Lauschposten sein. Es kommt darauf an, welche Geräte man anschliesst, und was man zu Tun gedenkt.

Gruss
Varga
Da hast du schon Recht, im Grunde ist es einfach Definitionssache, wie man was nennt. Für mich ist ein Peiler erst einmal nur eine Einrichtung, mit der man die Richtung (in Azimuth und evtl. auch Elevation) eines einfallenden Signals bestimmen kann. Er alleine macht für mich immer nur bedingt Sinn, in den meisten Fälle habe ich ja durch eine "Abhöranlage" (ich finde das Wort irgendwie dämlich) ein oder mehrere Signale gefunden, deren Inhalt von Interesse ist. Bei diesen möchte ich nun wissen, woher diese denn genauer kommen. Diese Information bekomme ich dann durch einen oder mehrere Peiler. Einer allein ist da meistens auch nicht so effektiv, erst durch zwei oder mehr bekomme ich die Möglichkeit durch Kreuzpeilung auch einen ungefähren Ort zu erfahren. Das natürlich die inhaltserschließende "Abhöranlage" am selben Ort wie auch einer der Peiler sein kann, ist klar. Wobei meist für das mithören andere, empfindlichere Antennen verwendet werden, als bei den breitbandigen Peilern, oft kommen hier auch Richtantennen zum Einsatz.
 
#83
Ehemalige Funkaufklärungsstation im Mühlviertel

Hallo Stefan,

nach dem Motto "gut Ding braucht Weile" dürfte ich zu Deiner vorjährigen Frage fündig geworden sein:

"Fernmeldeamt Plochwald" in 4263 Windhaag bei Freistadt, Predetschlag 21

Anlage war bis 2002 in militärischer Nutzung und steht heute zum Verkauf an. Da der nachstehende Link nach der Anbotsfrist wieder verschwindet, noch ein paar Eckdaten:

Beschreibung:
Die Liegenschaft befindet sich in Predetschlag zwischen Sandl
und Windhaag bei Freistadt im Forstgebiet und besteht aus einem
Grundstück Grünland, welches mit 3 Gebäuden bebaut ist und
einem Waldgrundstück.

Grundstücksfläche: ca. 4.565 m² (lt. Grundbuch)
Baufläche Gebäude: ca. 740 m²
Nutzfläche: ca. 440 m² (lt. Önorm

Siehe dazu: http://www.sivbeg.at/SIVBEG/de/Verkauf/Oberoesterreich/Grundstück+in+Windhaag+bei+Freistadt.htm

lg
josef
Hallo zu diesem Thema Horchposten. Kann es bestätigen dass die Liegenschaft Predetschlag 21 dem Bundesheer gehört hat und es ein Abhörposten war. Bis ins Jahr 2000 wurde abgehört, bis zum Jahr 2002 demontiert. Selbst war ich dort 4 Jahre als Hundeführer im inneren Sperrkreis 2 tätig ( gab 3 Sperrkreise, 1, normaler Posten mit Schranken, sk2 mit Zäune gesichert und mit Militärhunden, sk3 doppelt Zaun, Minen und mg Stellung) Der Posten selbst war in einer Art Holzhütte im Keller untergebracht und durch die Hütte versteckt. Der Keller hatte ca 300 m2 und 2 Stockwerke tief. Der Sender selbst war als Fernsehmast in der Nähe von Grünbach getarnt und mit einer Leitung nach windhaag verbunden. Auch kleinere Sender und Empfänger befanden sich in der Nähe der Station. Ein Gebäude diente als Unterkunft und das andere als Magazin. Bei der Demontage wurde der Keller zu betoniert und alles andere entfernt. Heute ist der Eingang zum Bunker eine ganz normale Gartenhütte............
 

josef

Administrator
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#84
"NSA-Bunker": Bundesheer modernisiert Abhöranlage für 5,47 Millionen Euro
Station bei Neulengbach wird zum Abhören von Telefongesprächen, Funksprüchen und verschlüsselter Kommunikation genutzt

Die Anlage auf Google Maps.
Foto: SCreenshot

Das Bundesheer erneuert nicht nur seine Hubschrauberflotte, sondern nimmt auch 5,47 Millionen Euro für die Erneuerung seiner Abhöranlage bei Neulengbach in Niederösterreich in die Hand. Im Zuge der Enthüllungen von Edward Snowden hatte die als "NSA-Bunker" bezeichnete Anlage mehrmals für Schlagzeilen gesorgt, da die Antennenanlage des Bundesheers auch Informationen für den US-Geheimdienst liefert. Die Modernisierung der Anlage soll 2021 abgeschlossen werden.

"Abhören von Telefongesprächen"
Die Lauschstation befindet sich auf dem Kohlreithberg im militärischen Sperrgebiet Getzwiesen nahe der Westautobahn. Laut einem Artikel des Journalisten Florian Horcicka werden die Antennen der Anlage zum "Abhören von Telefongesprächen, militärischen, aeronautischen und zivilen Funksprüchen bis hin zur verschlüsselten Kommunikation" genutzt. Die dabei gewonnenen Informationen teilt das Heeres-Nachrichtenamt, der Auslandsnachrichtendienst des Bundesheers, mit anderen Diensten wie dem deutschen BND oder eben der NSA. Besonders gefragt sind dabei Informationen über Russland und die Balkanstaaten. Im Gegenzug erhält das Bundesheer Informationen von seinen Partnerdiensten.

Neuer Chef beim Heeres-Nachrichtenamt
Das Bundesheer selbst will dazu nichts sagen: "Zu Angelegenheiten unserer Ämter können wir aus verständlichen Gründen leider keine Auskünfte geben." Vergangene Woche wurde aber betont, wie wichtig die Aufklärung sei. Der mit 1. Oktober in Dienst getretene neue Chef des Heeres-Nachrichtenamts, Sascha Bosezky, betonte in einer Aussendung, dass "ein moderner Nachrichtendienst mit den rasanten technologischen Entwicklungen und den sich daraus ergebenden rasch verändernden neuen Bedrohungen Schritt halten können" müsse.

Schlampiger Umgang mit der Neutralität
Die Anlage bei Neulengbach, zählt neben der Abhöranlage auf der Königswarte bei Hainburg zu den Lieferanten der Amerikaner. Die mit Antennen unterschiedlicher Größe gespickte Anlage steht seit Jahrzehnten für den äußerst schlampigen Umgang Österreichs mit seiner Neutralität.


Die Königswarte.
Foto: SB

Die Abhörstation wurde in den 1950er-Jahren errichtet, die Finanzierung übernahmen damals die USA. Während des Kalten Krieges horchte man auf der Königswarte den Telefon- und Funkverkehr im Ostblock und auf dem Balkan ab. Das Hauptaugenmerk wurde auf die Einsatzfähigkeit der östlichen Radarstationen gelegt. Heute wird unter anderem Satellitenkommunikation abgehört.
(Markus Sulzbacher, 6.10.2020)

Nachlese
NSA-Lauschstation Königswarte: Jahrelanger Bruch der Neutralität
Wie Bundesheer und NSA kooperieren

"NSA-Bunker": Bundesheer modernisiert Abhöranlage für 5,47 Millionen Euro - derStandard.at
 

Berni8

Well-Known Member
#85
Sonst wird um jeden Euro beim BH gekämpft, aber dafür macht man ohne was gleiche mal ein paar Mille locker!!!
Wäre schön zu wissen wieviel die Amerikaner (auf welchen Wegen auch immer) dazusponsern.:cool:
Die IT und der technische Kram kommt sicher von Ihnen. Österreich bezahlt die Installation, und bekommts "irgendwie" refundiert.:p
 

josef

Administrator
Mitarbeiter
#86
Russlands Sat-Spionagestation in 1220 Wien

Auf einer Plattform mit 45 Metern Durchmesser in 26 Metern Höhe schauen 13 Dishes in verschiedenen Winkelgraden Richtung Äquator, wo die geostationären Satelliten stehen. Der Durchmesser der größten Spiegel beträgt etwa vier Meter.

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Von Erich Moechel
Wien macht seinem zweifelhaften Ruf als Spionagehauptstadt Europas wieder einmal alle Ehre. Mitten im 22. Bezirk, nämlich auf dem Dach der Russischen Vertretung bei den Vereinten Nationen, steht eine Satellitenspionagestation. Ein Gutteil der Sat-Antennen zielt dort auf die Datentransponder westlicher Satelliten, teils haben die Antennen aber eine andere Funktion.

Der Ausbau dieser Station begann nach 2014, als gerade einmal fünf Spiegel zu erkennen waren. Ab 2018 aber zeigen die Luftaufnahmen des Wiener Geoinformationssystems dann einen regelrechten Wachstumsschub der Station. Mittlerweile ist der Antennenpark auf 13 Schüsseln angewachsen.


ViennaGIS/FM4

Dieser Screenshot stammt wie alle anderen in diesem ersten Artikel zum Thema aus dem Geodaten-Viewer der Stadt Wien alias Vienna GIS, er zeigt die Station im Jahr 2021, das ist das neueste dort aktuell verfügbare georeferenzierte Luftbild. Die russische Vertretung bei den Vereinten Nationen logiert in diesem Gebäudekomplex in Wien 22, Erzherzog-Karl-Straße 182. Die Ausrichtung dieses Komplexes ist etwa Nordnordost - Südsüdwest, die Dishes zielen alle in verschiedenen Winkeln Richtung Äquator, wo sämtliche geostationären Satelliten nebeneinander stehen. Im ersten Gebäude ganz oben sind zwei große Auslässe mit großen Ventilatoren erkennbar, darunter muss das Rechenzentrum dieser Anlage sein.
Vienna GIS als Recherche-Tool
Die Königswarte in Kittsee wird von der NSA zusammen mit dem Heeresnachrichtenamt betrieben. Diese SIGINT-Station ist Teil des Echelon-Netzes der NSA.
Mit dieser Station wird von der Russischen Föderation jedenfalls „Signals Intelligence“ betrieben, im Militärjargon kurz SIGINT oder auf deutsch „elektronische Nachrichtenaufklärung“. Die auf dem Ausschnitt unten sichtbaren großen Dishes haben einen Durchmesser von etwa vier Metern, die kleineren sollten zwischen 150 und bis 250 Zentimeter Durchmesser aufweisen. Auch das lässt sich mit dem Datenviewer das Wiener Geoinformationssystems in etwa messen. Für eine SIGINT-Station ist das jetzt nicht übermäßig groß, allerdings sind hier die Umstände zu berücksichtigen.

Die Anlage befindet sich nämlich auf dem Dach eines Gebäudes, damit sind der Spiegelgröße und vor allem dem Gewicht der Sockel durch die Statik bestimmte Grenzen gesetzt. Zudem steht die Station in etwa 25 Metern Höhe völlig frei auf dem Donaufeld, da rundum nur weit niedrigere Gebäude sind. Die Spiegel sind also jeder Windlast ungeschützt ausgesetzt. Die Königswarte steht hingegen an einem nach Südosten abfallendem Hang, daher sind dort einige Dishes mit zehn und mehr Metern Durchmesser möglich, die Mehrzahl hat aber ebenfalls um die vier Meter Durchmesser wie auf der russischen Station.


ViennaGIS/FM4

Diese Aufnahme aus 2017 zeigt deutlich weniger Dishes als vier Jahre später auf der jüngsten Luftaufnahme. 2018 war dann ein Aufrüstungsschub zu beobachten. Auf dem hier hier noch weitgehend schüsselfreien nördlichen Bogen drängten sich neue Dishes. Das deutet auf ein Ereignis oder eine Entwicklung im Jahr 2017 hin, die diese Reaktion Russlands zur Folge hatte.

Was es für Sat-SIGINT so braucht
Die NSA-Station ganz oben im EY-Tower in der Wagramerstraße ist nur drei Kilometer Luftlinie von der russischen Station entfernt.
All diese Spiegel, ob sie jetzt passiv lauschen und/oder für Uplinks verwendet werden, sind äußerst effiziente Signalverstärker. Je schwächer die Signale einfallen, desto größere Dishes müssen eingesetzt werden. Das ist dann notwendig, wenn der Zielsatellit viele Längengrade entfernt am Horizont steht und das Signal daher eine lange Strecke durch die Erdatmosphäre zurücklegen muss und dabei durch die Wasseranteile in der Atmosphäre stark gedämpft wird. Dasselbe gilt, wenn der Satellit zwar auf einem nahen Längengrad zur jeweiligen Schüssel steht, die SAT-Transponder aber ein anderes Zielgebiet am Boden ausleuchten.

Wenn es sich um eine aktive, also sendefähige Schüssel handelt, die dazu dient, Datenströme oder Steuersignale an den Satelliten zu schicken, braucht es ebenso höhere Leistung und daher größere Dishes. Auf den Luftbildern sind Schienen auf Sockeln der größeren Dishes zu erkennen, das ist technisch auch erforderlich. Geostationäre Satelliten sind nämlich nicht vollständig stationär sondern fliegen in 35.000 Km Höhe kleine Achterschleifen. Die Antennenkonstruktion muss daher mehrmals pro Tag den Fokus automatisch nachjustieren. Bei kleineren Dishes ist das egal, größere Schüsseln aber bündeln derart stark, dass auch so kleine Abweichungen zum Abreißen von Datenverbindungen führen.


ViennaGIS/FM4

2014 befanden sich noch sehr wenige Antennen auf diesem Dach. Das kreisrunde Gebäude, auf dem die Dishes stehen, hat einen Durchmesser von 45 Metern. Die Geodaten dieses Gebäudes sind von der Gebäudemitte aus gemessen 16,468932 Länge und 48,223126 nördlicher Breite. Es ist schon erstaunlich, wie viele Features der Geodatenviewer Vienna GIS für derartige Recherchen zu bieten hat.

Aus der Toolbox geplaudert
Es handelt sich also nicht um eine monolithische Station, wie sie aus dem US-System Echelon bekannt sind, wo alle Antennen im Grunde dasselbe machen: nämlich Datenströme abgreifen. Auf dieser Anlange in Wien 22 hat sich seit 2014 Jahr für Jahr auffallend viel verändert. Dishes kamen dazu, andere mit schon länger stabiler Ausrichtung wurden von Südost nach Südwest und umgekehrt gedreht. Es ist gut möglich, dass diese kreisrunde Station auch als Bodenrelaisstation für Daten dient, die von irgendwo weiter westlich stammen.

Wie man sieht, werden am Anfang einer solch größeren Recherche mehr Fragen aufgeworfen, als beantwortet werden können. Doch genau solche Fragen zweiter Ordnung führen auf die Spur von neuen Korrelationen, hinter denen sich bereits Antworten verstecken könnten - oder halt auch nicht. Die Recherche ist jedenfalls schon deutlich weiter fortgeschritten, als es sich hier zum Auftakt niederschlagen konnte.


Google/Nomen_Nescio

Dieser Ausschnitt von Google Earth von Ende 2021 wurde deshalb ausgewählt weil durch den Lichteinfallswinkel und dementsprechend auch dem Schattenwurf die Antennen und ihre Ausrichtung besonders gut erkennbar sind. Es dient allein zur Orientierung bei der Analyse, die ersten Ad-Hoc-Messungen wurden aber über Vienna GIS durchgeführt, Mehr dazu im nächsten Teil.

Wie es weitergeht
Inzwischen liegen bereits eine Fotoserie vor und Messungen „π x Daumen“ zur Ausrichtung der 13 Antennen. Veröffentlicht wird der nächste Teil, sobald er fertig ist. Dass ganz oben nur ein Autorenname steht, liegt nur daran, dass sich drei weitere Personen, die zum „making of“ nicht nur dieses Artikels mit ihrer Expertise und ihren Skills maßgeblich beigetragen haben, gerade an falscher Bescheidenheit übertreffen. Das gehört nun einmal zum guten Ton im exklusiven „Nomina Nescio Club“.

Der RSS-Feed zu diesem Blog. Sachdienliche Informationen, Metakritiken et al. sind über dieses Formular verschlüsselt und anonym beim Autor einzuwerfen. Wer eine Antwort will, gebe tunlichst eine Kontaktmöglichkeit an.
07.11.2022, Erich Moechel
Russlands Sat-Spionagestation in 1220 Wien - fm4.ORF.at
 
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