Molybdänbergbau Alpeiner Scharte

josef

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#21
:danke @Stoffi für den Hinweis! Da die Berichte nach einer bestimmten Zeit verschwinden, habe ich den ORF-Beitrag mit den weiterführenden Links herauskopiert:

VALS 16.07.2010

Gescheiterter Bergbau wird neu erforscht
Studenten und Wissenschafter haben den gescheiterten Molybdän-Bergbau auf der Alpeiner Scharte in den Zillertaler Alpen untersucht. Zwangsarbeiter hatten im Dritten Reich die Bergwerksanlagen im Hochgebirge errichtet. In Vals sind am Freitag die Ergebnisse der Untersuchung präsentiert worden, die Studenten und Wissenschafter der Technischen Universität Wien in den letzten zwei Wochen durchgeführt haben.

Ganzjährige Arbeit auf fast 3.000 Metern
Das seltene hitzebeständige Metall Molybdän sollte dort abgebaut werden. Es ist unter anderem als Zusatz für Stahl in Verwendung und galt im wirtschaftlich isolierten Hitlerdeutschland als kriegswichtiger Rohstoff. Hunderte Zwangsarbeiter mussten in den 1940er Jahren einen riesigen Bergbaubetrieb mit Stollen, Materialseilbahnen und Aufbereitungsanlage aufbauen. In einer Region zwischen 1.400 und 3.000 Metern Seehöhe, wo die Bausaison eigentlich nur zwei Monate im Sommer dauert, wurde ganzjährig gearbeitet.

Bis zu 120 Schneeschaufler im Einsatz
Matthias Breit, der Koordinator der historischen Untersuchung sagt, auf der 2.900 Meter hohen Scharte seien 80 bis 120 Zwangsarbeiter untergebracht worden, nur um Schnee zu schaufeln.

Lawine tötete 22 Zwangsarbeiter
Im November 1944 riss eine Lawine die Bergwerksbaracken auf der Alpeiner Scharte in die Tiefe. 22 Zwangsarbeiter starben. Die Bergwerksbaustelle wurde dennoch fast bis Kriegsende weiter vorangetrieben, obwohl sich die Molybdänvorkommen letztlich als Flop erwiesen.

Molybdän seit 300 Millionen Jahren im Berg
Auch wenn bei dem Bergwerksprojekt nie Molybdän gefördert wurde, ist das Molybdänvorkommen dennoch das größte Vorkommen in den Ostalpen. Das Vorkommen entstand vor gut 300 Millionen Jahren zu einer Zeit noch lange vor der Entstehung der Alpen. Damals drang Magma in die Erdkruste ein, die Molybdänlagerstätte dürfte sich dann in der Zeit der Abkühlung und Auskristallisation des Magmas gebildet haben.

Förderung lief nie an
Universitätsprofessor Gerhard Stadler von der Technischen Universität Wien sagt, es sei kein Molybdän gefördert worden, so seien viele Millionen Reichsmark in den Sand, besser gesagt in das Gestein, gesetzt worden. Die seltsame Geschichte der riesigen, 18 Quadratkilometer umfassenden Bergbauregion wird von den Studenten mit zahlreichen Fundstücken dokumentiert. Die Sammlung aus den letzten zwei Wochen geschah mit Unterstützung der Gemeinde Vals. Im Jahr 2013 soll es darüber eine große Ausstellung im Technischen Museum in Wien geben.

Aufbereitungsanlage wurde 1989 gesprengt
1989 wurde im Valser Tal die Aufbereitungsanlage gesprengt. In dem Betonriesen, der im Bauernhausstil errichtet worden war, sollte das Erz vom tauben Gestein getrennt werden. Auch wenn mit dieser Sprengung das auffallendste Relikt entfernt wurde, finden sich auch heute noch Überreste des Bergbaus, so kann man nach wie vor die Fundamente der Seilbahnstützen im Gelände erkennen.
Quelle: http://tirol.orf.at/stories/456498/

Weitere Links:

http://www.retrofutur.org/retrofutur/app/main?DOCID=100006652

http://www.zeit.de/2010/29/A-Bergwerk?page=1

http://www.jgeosci.org/content/JCGS2003_1-2__langthaler.pdf

http://oe1.orf.at/artikel/215566
 
F

Frechdachs

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#22
Moin Moin, lange nicht mehr hiergewesen:danke
Nach meinen neuesten Informationen ist das Bergwerk nun leider vom österreichischem Bundesheer verschlossen worden. Angeblich entwickelten sich die Stollen durch die rege Berichterstattung in den Medien zu einem wahren Besuchermagneten. Darunter auch leider einige Sammelwütige die auch noch die letzten Überbleibsel aus dem Stollen geholt haben. Außerdem wollte niemand die Verantwortung für den Fall übernehmen das sich da oben mal einer die Füße bricht.
Schade drum, aber vielleicht auch besser so.
Ich verweise an der Stelle nochmal zu :

http://www.retrofutur.org/retrofutur/app/main?DOCID=100006652

Dort gibt es neben vielen Bildern auch alles zur Geschichte der Anlage.
Gruß,
der Frechdachs
 

malachit

Well-Known Member
#23
MIST.Sammelwütige ist eine sehr schonende Beschreibung für solches Gelichter.
Das sind genau die, die mit lächerlicher Funzel ausgestattet, durch den Altbergbau traben und klauen, was geht.Deppen.
 
#24
hallo Zusammen,
ich war heute oben.
das Stahlgerüst der ehem. Seilbahn steht immer noch, 1 Stolleneingang war mit Gitter verschlossen.
habe dann leider wetterbedingt umkehren müssen (noch viel Schnee, Nebel und kurzer Regen...)
werde aber diesen Sommer wahrscheinlich aber noch einmal hoch, dann folgen Bericht und Fotos
 
M

maggo1981

Nicht mehr aktiv
#25
Der Bergbau in Vals wurde auch Im prinzip schon wärend des zweiten Weltkrieg aufgelassen weil in der ganzen Zeit kaum mehr als Zwei Lastwagen voll Molybdaen geschürft worden sind.Es war einfach zu aufwändig und zu wenig ertragreich um das Kriegswichtige Molybdaen zu erhalten.
Ich hab mal den Landesgeologen von Tirol mal darüber gesprochen.
Besser die hätten Gold geschürft was höchtwarscheindlich mehr zum erfolg geführt hätte.
 

Stoffi

Well-Known Member
#27
Vor 2 Wochen ist da ganz in der Nähe mein bester Freund tödlich verunglückt - allerdings ohne irgendeinem Zusammenhang mit dem Bergwerk :(
 
#28
Bild des Nazi-Bergbaus fügt sich langsam zusammen
Auch heuer befanden sich wieder Studenten der Technischen Universität Wien auf den Spuren des gescheiterten Molybdän-Bergwerks im Valsertal.
Von Christoph Mair

Vals – Zwischen 1941 und 1945 versuchten die Nationalsozialisten, im hintersten Valsertal eine Molybdän-Lagerstätte zu erschließen. Hauptsächlich Zwangsarbeiter sollten das kriegswichtige Metall auf über 2800 Metern Seehöhe unterhalb der Alpeiner Scharte aus dem Berg holen. In Echtbetrieb ging die Anlage nie, bei einem Lawinenabgang im Winter 1944 kamen 22 Arbeiter um.

Seit zwei Jahren versuchen Studierende und Professoren der Technischen Universität (TU) Wien, die Dimension des wahnwitzigen Projekts zu erfassen und zu rekonstruieren. Wie schon im Vorjahr machten sie sich im Tal und im Hochgebirge auf die durchaus noch vorhandenen Spuren des Bergbaus – heuer ganz und gar nicht von Wetterglück begleitet, erzählt Professor Gerhard Stadler vom Institut für Kunstgeschichte, Bauforschung und Denkmalpflege. „Die Spurensuche in diesem weitläufigen Gebiet, teils bis auf 3000 Metern, ist gerade bei Schnee und Regen kein Honiglecken. Aber die Studierenden waren mit Begeisterung dabei und es hat sich gelohnt.“

So konnten die begehbaren Abschnitte im Eingangsbereich des Stollens mittels Laserscan für eine dreidimensionale Darstellung vermessen werden. Auch das bisher weitgehend unerforschte so genannte „Lager 2“ auf 2600 Metern konnten die 16 Studenten vermessen. Ebenso bekannt und verortet ist mittlerweile das „Spinnennetz“ (Stadler) an Hilfsseilzügen, das bis zur Fertigstellung der Seilbahn über die Hohe Kirche zum Materialtransport diente. „Das Bild verdichtet sich“, freut sich Stadler, dass sich das Puzzle Stück für Stück zusammensetzen lässt. Die Perspektiven für die Zukunft sieht der Archäologe in der Vermessung des gesamten Stollenkomplexes. „Wir wissen, dass die Grube größer ist, als in den letzten Plänen vom Herbst 1944 dargestellt“, sagt Stadler.

Doch ein Laserscan des ganzen Stollensystems ist genauso eine Kostenfrage wie die Bergung von Maschinen und Gerätschaften aus dem Bergwerk, weiß auch Stadler.

„Forschungsbedarf“ sieht er auch bei der „oral history“, also der Befragung von Zeitzeugen im Valsertal. Diese wurde bisher zwar in Ansätzen aber nicht systematisch betrieben. „Dabei würde das wichtige Aufschlüsse liefern“, betont Stadler. Gerade auch, wenn es darum ginge, den Zwangsarbeitern Namen zu geben bzw. den Menschen auf vorhandenen Fotos Namen zuzuordnen. Er habe den Eindruck, dass die Vorarbeiten der Absamer Familie Breit, besonders das Anlegen einer umfangreichen Fotodokumentation über den Bergbau, das Eis in der Valser Bevölkerung gebrochen habe. „Wir sind sehr warmherzig und vertrauensvoll aufgenommen worden“, streut Stadler den Valsern Rosen.

Von der ersten wissenschaftlichen Bergeaktion soll demnächst eine umfangreiche Publikation vorliegen, jene von heuer soll folgen. Einer breiten Öffentlichkeit soll die Aufarbeitung des Nazi-Bergbaus im Valsertal in einer Ausstellung im Technischen Museum Wien 2013 und womöglich einem Dokumentationszentrum im Valsertal zugänglich gemacht werden.

Tiroler Tageszeitung, Printausgabe vom Sa, 30.07.2011
 
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K

krisu

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#30
Hallo Allerseits!

Den medialen Rummel um die Alpeinrer Scharte finde ich nicht so doll... da sich dort oben doch einges geändert hat und wohl noch wird...

Seit 1998 interessiere ich mich für das Bergwerk, und wie es sich eben gehört bei dieser Art von (Non)urbex, teilt man gerne vieles, und anderes hält man zurück damit es so erhalten bleibt wie es ist... letzters ist jetzt eigentlich nicht mehr nötig da das ganez Ding jetzt "professionell" seziert wird, bald wird es wohl Schautafeln, Infozentren, Absperrungen "hier ja, hier nicht" usw...geben...der üblich Lauf der Dinge wenn interessante Dinge dem Zeitgeist passend präsentiert werden...

Wenn man jedoch eine derartige Recherche über einen längeren Zeitraum durchführt, und bewusst etwas im Hintergrund bleibt, so nervt es dann doch wenn irgendwann Honorationen auftauchen und sich sodann wieder und wieder in den Medien präsentieren und so tun, als ob sie wasweissgottetwas enteckt hätten...oft genug dazu noch ohne aber konkretes rauszurücken ...

Daher reizt es dann doch, ab und an Schall und Rauch vom zu trennen vom Realen.... :hopp

„Wir wissen, dass die Grube größer ist, als in den letzten Plänen vom Herbst 1944 dargestellt“, sagt Stadler.
Das klingt nach viel ... ist es aber nicht wirklich ... jedenfalls für die interessierten eine recht genaue Skizze, welche auf Plänen von Herbst 1944 sowie eigenen Begehungen beruht:

http://www.retrofutur.org/retrofutur/app/main?DOCID=100006660


Gerne beantworte ich hier im Privaten Fragen ...
 
B

Biblio

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#32
Alpeiner Scharte 1940-1945

In den Vereinsnachrichten des Montanhistorischen Verein Österreich, Folge 16/ 2009 ist eine Rezension der Schrift von Johannes Breit: Der Molybdänbergbau unter der Alpeiner Scharte, veröffentlicht.
Es handelt sich hier bereits um die 3. Auflage der im Eigenverlag 2009 heraus- gegbenen Broschüre.
Leider konnte über die angegebene Mail-Adresse (technische Probleme) kein Kontakt hergestellt werden.

Eine ältere Beschreibung findet sich im "Mineralien-Magazin, 1982, Jg. 6, H. 10
mit dem Titel: Mineralogisch interessante Bergwerksanlagen im Ostalpenraum: Alpeiner Scharte

Evtl. lässt sich über das Thema "Zwangsarbeit in Österreich" noch zusätzliche Information gewinnen.

Glückauf!

Biblio
 
B

Biblio

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#33
Letzte Hinweise zur Alpeiner Scharte:

Eine Diplomarbeit am Institut für Zeitgeschichte der Univ. Innsbruck verfasst von T. Brandt: Das Molybdänbergwerk auf der Alpeiner Scharte, 2011, 135 Bl.
Die Arbeit steht im Magzin der Hauptbibliothek (Univ.- u. Landesbib. Tirol, Innsbr.) mit der Sig. 668055

Glückauf!

Biblio
 
#34
Alpeiner Scharte im Fernsehen (hr)

Am Mittwochabend war in der Sendung "Alles Wissen" des hr, in der es um unterschiedlichste Themen ging, so auch über die Auswirkung der Erwärmung auf den Permafrost und die Gefahren, für einige Zeit auch das Bergwerk Alpeiner Scharte zu sehen - allerdings ohne Ortsnennung! Aber es wurde das Schild mit dem Molybdänbergwerk gezeigt, da "fiel der Groschen".

Auf der Suche nach Permafrostboden befuhr ein Forscher zusammen mit dem Kamerateam einen Stollen, wobei gesagt wurde, daß ein junger Forscher einen neuen Zugang gefunden habe. Etwas tiefer im Berg waren dann die ganzen Stollenwände von dicken Eisschichten überzogen, wobei dann seltsamerweise gesagt wurde, daß trotz des dichen Eispanzers nicht sicher sei, ob dahinter Permafost sei (???)

Egal, nachfolgend der Link zur Seite der Sendung:
http://www.hr-online.de/website/fer...p?rubrik=75469&key=standard_document_39250923

Viele Grüße
Ulrich
 
#35
Stollenklima Alpeiner Scharte

Durch das konstante Klima im Stollen des Molybdänbergwerkes Alpeiner Scharte bilden sich in den hinteren Gängen ganzjährig richtig große Eiskristalle.
Finde das ist ein seltenes Naturereignis und spricht für sich selbst.
Hoffe das es bestehen bleibt.
 

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josef

Administrator
Mitarbeiter
#36
@Andi :danke für die tollen Bilder :bravo:

Zum Glück liegen die Anlagen/Stollen so exponiert und sind vom Massentourismus nicht zu erreichen :)

lg
josef
 
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