In Mödling - seit 1345 mit Marktrechten versehen - sind ab dem 14. Jahrhundert jüdische Bewohner urkundlich nachgewiesen; sie lebten gemeinsam in der "
Judengasse", in der heutigen Elisabeth-Straße. Der „
Judenmeister“ vertrat die Gemeindeangehörigen nach innen und außen; ein christlicher „
Judenrichter“ schlichtete Streitigkeiten zwischen jüdischen und christlichen Bewohnern. Eine erste Synagoge wurde im späten 14.Jahrhundert errichtet; sie befand sich im Hinterhof eines Hauses in der "
Judengasse". Eine angebliche Hostienschändung 1420 in Enns führte dazu, dass in allen herzoglichen Städten Österreichs - so auch in Mödling - Juden erschlagen bzw. vertrieben und ihr Vermögen beschlagnahmt wurden; nur wer sich zwangstaufen ließ, konnte bleiben.
Mödling – Kupferstich aus Topographia Austriacarum, um 1650 (Abb. aus: wikipedia.org, gemeinfrei)
Erst Anfang des 18.Jahrhunderts lassen sich in Mödling wieder schwache jüdische Spuren nachweisen. Dauerhaft ließen sich Juden aber erst in den 1830er Jahren nieder. Die Zuwanderung verstärkte sich Mitte des 19.Jahrhunderts, als jüdische Familien aus dem Burgenland nach Mödling kamen. In den 1860er Jahren bildeten die Juden Mödlings eine „Israelitische Bethausgenossenschaft”, die ihre Gottesdienste bis ca. 1890 in einem Raum des Hauses Klostergasse 8 abhielt.
Betraum in der Klostergasse 8 (Bildmitte)
Über einen eigenen Rabbiner verfügte die kleine Mödlinger Judenschaft nicht, sodass bisweilen Rabbiner aus Wien bzw. Baden hierher kamen. Offiziell gründete sich der Israelitischen Kultusgemeinde Mödling im Jahre 1892; sie umfasste neben Mödling selbst auch Bruck a.d.Leitha, Liesing und Schwechat. Mit der zunehmenden Zahl der Gemeindemitglieder erwarb die „Israelitische Bethausgenossenschaft” 1888 ein Grundstück in der Enzersdorferstraße zur Errichtung eines Tempelgebäudes. Zwei Jahre nach der Grundsteinlegung wurde im August 1914 ein imposanter Synagogenneubau eingeweiht; als verantwortlicher Architekt zeichnete Ignaz Nathan Reiser.
In den „Mödlinger Nachrichten” wurde wie folgt über die Einweihung berichtet:
„ ... Hunderte von Leuten standen lange vor Öffnung des Gittertores vor der Synagoge. ... Das Gotteshaus war aufs Festlichste geschmückt. Am Eingang empfingen Vertreter des Kultusausschusses ... die Festgäste. ... Das Innere der Synagoge war bis auf den letzten Platz dicht besetzt. ... Zu weihevoller Weise wurde durch den Wiener Oberrabbiner Dr. Feuchtwang das ewige Licht angezündet mit dem Wunsche, daß in unserem Vaterland stets das ewige Licht der Gerechtigkeit und der Kultur sowie des Friedens strahlen möge. ... Die neue Synagoge, die eine Zierde Mödlings ist, verdankt ihre Erbauung hauptsächlich der Initiative des Kultusvorstehers Bélai, der seit Jahren unausgesetzt auf die Reformierung der Mödlinger Kultusgemeinde hinarbeitet und sich die Schaffung eines würdigen Gotteshauses für Mödling als vornehmstes Lebensziel gesetzt hat.”
Anm.: Das bisherige Tempelgebäude diente fortan der Israelitischen Kultusgemeinde Mödling als Verwaltungsgebäude..
Synagoge in Mödling (hist. Aufn)
virtuelle Rekonstruktion, Julia Neuruhrer)
Ein neuzeitlicher jüdischer Friedhof existierte seit den 1870er Jahren, als auf dem neuen Kommunalfriedhof auch eine jüdische Abteilung angelegt wurde.
Juden in Mödling:
--- vor 1830 ................... keine Juden,
--- 1910 ................... ca. 290 “ ,
--- 1923 ....................... 1.264 “ ,*
--- 1934 ....................... 302 “ ,
................... ca. 1.500 “ ,* * gesamte Kultusgemeinde Mödling
--- 1938 ................... ca. 530 “ ,*
--- 1939 (Mai) ................. 35 “ .*
Angaben aus: R.Burger/F.M.Rinner/F.R.Strobl (Hrg.), Ausgelöscht - Vom Leben der Juden in Mödling