Kärnten: Riesige Höhle im Dobratschmassiv entdeckt

josef

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#1


Forscher fand Riesenhöhle im Dobratsch
Der Kärntner Höhlenforscher Martin Friedl hat im Dobratschmassiv eine riesige Höhle entdeckt. Der etwa 500 Meter lange Schacht könnte der Eingang zur sagenumwobenen Bamberger Höhle sein, es ist vermutlich die zweitgrößte im Dobratschmassiv.
Seit Jahrzehnten wird im Dobratschgebiet nach der Bamberger Grotte gesucht, es soll sich dabei um eine riesige Tropfsteinhöhle handeln, rund 1,7 Kilometer lang. Das Wissen um ihren genauen Standort und den Zugang hat allerdings ihr Entdecker, Oskar Hosse, im vergangenen Jahrhundert mit ins Grab genommen.


Martin Friedl
Die entdeckte Höhle ist die zweitgrößte im Dobratsch-Massiv

„Im Jahr 1954 verschloss Oskar Hosse diese Grotte wieder, weil es Unstimmigkeiten mit dem Grundstückseigner gegeben hat“, sagte Andreas Langer vom Höhlenkastasteramt des Landes Kärnten. Er wollte nicht, dass eine Schauhöhle entsteht. Die jetzt entdeckte Höhle ist laut Langer die zweitgrößte im Dobratsch-Massiv, die längste ist das Eggerloch in Villach-Warmbad, so Langer. Man vermutete lange, dass sich der Eingang zur Bamberger-Höhle beim Eggerloch befindet. Es habe viele Initiativen von Höhlenforschern und auch Grabungen gegeben, die aber nicht zum Erfolg geführt. hätten, so Langer.


Martin Friedl
So riesig ist die neu entdeckte Höhle

„Die jetzt gefundene Höhle ist weit verzweigt, es gibt auch Seitengänge, wir müssen jetzt weiter forschen“, so Langer. Die Entdeckung von Martin Friedl bezeichnet Langer als „schönen Erfolg“, an dem auch andere Kärntner Höhlenforscher beteiligt waren. Höhlenforscher Friedl habe systematisch nach Höhleneingängen gesucht und zuvor alte Schriftstücke studiert. „Martin Friedl hat eine Spalte gefunden, die bis dato noch unbekannt war.“

Der Höhlenforscher seilte sich ab und entdeckte einen kleinen Wasserabfluss, der für einen Durchstieg zu eng war. Er begann daraufhin mit kleinem Gerät den Abfluss auszugraben. „So etwas kann man natürlich nicht alleine bewältigen“, so Langer. Nach einem weiteren Durchstieg und einem Schachtstück stießen die Forscher schließlich auf eine größere Halle. Die Länge des Systems beträgt ca. 400 bis 500 Meter und habe einen Höhenunterschied von rund 80 bis 90 Metern.


Martin Friedl
Faszinierende Fotos aus der neu entdeckten Höhle

Insgesamt 270 Höhlen im Dobratsch
Die neue entdeckte Höhle wurde bereits in den Kärntner Höhlenkataster aufgenommen. Es sei wichtig, zu wissen, wo sich solche Hohlräume befinden und wo sie verlaufen, weil sich durch die Höhlen auch der Wassertransport abspiele, so Langer. Wisse man genau, wo sie verlaufen, könne man geschützte Gebiete definieren. Der digitale Kataster steht Höhlenvereinen zur Verfügung. Im Dobratsch-Gebiet wurden bisher etwa 270 Höhlen entdeckt. Die neue Höhle befindet sich im unteren Bereich des Massivs, der Ausgang dürfte laut Höhlenforscher auf Höhe der Stadt Villach gelegen sein.


Martin Friedl
Die Höhle soll weiter erforscht werden

Der Dobratsch
Der Hausberg der Stadt Villach ist eine geologische Besonderheit, er ist der einzige Kalkstock weit und breit, voller Höhlen und Stollen. Er ist wichtigster Lieferant für Trink- und Thermalwasser, an seinem Fuß liegt Warmbad-Villach. Bis zum Jahr 2003 konnte man auf dem Berg auch Ski fahren, doch in dem sensiblem Wasserschutzgebiet war eine Beschneiung nicht möglich, daher wurden die Lifte abgebaut, man setzt seither erfolgreich auf sanften Tourismus. Dazu passt, dass der Dobratsch 2003 auch Naturpark wurde, kürzlich wurden die Flächen noch erweitert. Im Gailtal, am Fuß des Berges, liegt das alte Bergsturzgebiet Schütt (nach dem großen Beben 1348), Naturschutzgebiet und mit reicher Tier- und Pflanzenwelt. Der Name Dobratsch kommt vermutlich vom slowenischen Wort für zerklüftet.

Links:
Publiziert am 04.12.2018
Forscher fand Riesenhöhle im Dobratsch
 

Viruz

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#2
In der Kleinen Zeitung wurde zu diesem Thema noch einiges publiziert.
Mit sensationellen Überschriften wie „Atlantis der Berge“ oder „Letzte Geheimnisse in Kärnten“ wurde Sensationsjournalismus betrieben.

Nachfolgend poste ich hier die Zeitungsartikel nach chronologischer Reihenfolge.
 

Viruz

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#3
04. Dezember 2018
Ist es verschollene Bamberger Höhle?
Riesige Tropfsteinhöhle im Dobratsch entdeckt


Kärntner Höhlenforscher fanden am Dobratsch eine 450 Meter lange verzweigte Höhle. Weil dort auch die seit 78 Jahren verschollene Bamberger Höhle vermutet wird, wird jetzt weitergegraben.

Von Lisa Holzfeind | 19.18 Uhr, 04. Dezember 2018





Blick in das Innere der Höhle © KK/Friedl

Die Geschichte, die sich Einheimische erzählen, klingt im ersten Augenblick nach einem Mythos: Irgendwo am Dobratsch existiert eine 1,7 Kilometer lange Grotte voller wundervoller Tropfsteine, nur keiner weiß bis heute, wo. Bis zuletzt gab es bis auf ein paar Berichte keine genaueren Hinweise von der sogenannten Bamberger Höhle, die einst von dem Villacher Höhlenforscher Oskar Hossé entdeckt worden sein soll.

Nach jahrzehntelanger Suche kamen der Kärntner Höhlenforscher Martin Friedl und sein Kollege Günter Faul heuer auf eine heiße Spur. Wie jetzt erst bekannt wurde, entdeckten sie bereits im Frühjahr im Bereich der Villacher Naturschächte eine 450 Meter lange und 100 Meter tiefe verzweigte Tropfsteinhöhle. "Wir haben in einer uns bekannten 20 Meter tiefen Höhle zu graben begonnen. Nach drei Tagen konnten wir in einen ein Meter breiten und 15 Meter hohen Gang vordringen und entdeckten nach und nach mehrere Schächte und Hallen. Es war ein Wahnsinns-Gefühl, nach so langer Suche über Jahrzehnte endlich etwas Großes gefunden zu haben", berichtet Friedl.

Dobratsch: Einblicke in die neue Tropfsteinhöhle







Bei der Höhle dürfte es sich nicht nur um die zweitgrößte im ganzen Dobratschmassiv handeln, sie könnte das Rätsel um die verschwundene Bamberger Höhle sogar aufklären. "Wir vermuten, dass sich die Bamberger Höhle zwischen den Villacher Schächten und unserer neu entdeckten Höhle befindet. Die alten uns vorliegenden Tourenberichte sowie die beschriebenen Größenverhältnisse deuten stark darauf hin", sagt Friedl. Ein weiterer Anhaltspunkt ist eine herausgeschwemmte Höhlenperle, die die Forscher vor einem Schotterhaufen entdeckt haben. "Sie lässt vermuten, dass sich hinter der Wand etwas befindet", sagt Friedl.

In den nächsten Tagen werden die Forscher einen zwei Meter hohen und ein Meter breiten Kanal in Richtung der vermuteten Bamberger Höhle graben. "Der Fels ist derzeit noch mit Sedimenten vollgefüllt, die müssen nun entfernt werden. Wir wissen nicht, was auf uns zukommt. Der Durchbruch kann demnächst passieren, aber auch Jahre dauern", sagt Friedl.

"Keine touristische Nutzung"
Dass sich die seit 78 Jahren verschollene Bamberger Höhle in diesem Bereich befindet, hält auch Harald Krainer, der Obmann des Vereines "Historisches Warmbad" durchaus für möglich. Er hat die Berichte von Hossé im Detail studiert. "Dieser sensationelle Fund spricht dafür, dass die Bamberger Höhle tatsächlich existieren könnte. Es ist nicht ausgeschlossen, dass die Forscher nun auf sie stoßen."

Die Frage, wem die entdeckte Höhle dann gehört, wird noch zu klären sein. Laut Friedl soll sie aber nur Forschungszwecken dienen, nicht touristischen. Der Eingang zu ihr bleibt auch versperrt.

Erste Berichte über die Bamberger Höhle tauchten übrigens 1943 auf. An die Öffentlichkeit gelangten sie durch ihren angeblichen Entdecker Oskar Hossé (1882 bis 1954), einem Villacher Höhlenforscher, der 20 Jahre zuvor an der Erschließung der Naturschächte mitgewirkt hat. Er berichtete damals von einer 1,7 Kilometer langen Grotte. Weil sich Hossé zur damaligen Zeit aber im Clinch mit den Grundbesitzern in Villach-Warmbad befand, weigerte er sich, die Lage der Bamberger Höhle bekannt zu geben und tarnte den Eingang gut. Sein Geheimnis, wo sich der Eingang der Höhle befindet, nahm er mit ins Grab.

Die Suche nach der Bamberger Höhle hat in den vergangenen Jahren auch die Durezza-Schachthöhle zu Tage gebracht, sie wurde im Jahr 1989 entdeckt.
 

Viruz

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#4
08. Dezember 2018
Letzte Rätsel in KärntenEndlich gibt es eine Spur zum Atlantis im Berg

Im Villacher Hausberg Dobratsch soll sich eine sagenumwobene Tropfsteinhöhle befinden. Ihre Entdeckung scheint nun zumindest möglich.

Von Georg Lux | 06.05 Uhr, 08. Dezember 2018



Ein echter Sensationsfund. Die neu entdeckte Tropfsteinhöhle ist die zweitgrößte im Dobratsch © Martin Friedl

Vielleicht hat es mit der ganzjährig frischen Umgebungstemperatur ihres Hobbys zu tun: Höhlenforscher sind eher coole Typen, die sich nur selten zu Gefühlsausbrüchen hinreißen lassen – in engen Gängen kann man eben keine Purzelbäume schlagen. Umso schwerer wiegt es, wenn in Fachkreisen dann doch einmal von einem echten Sensationsfund die Rede ist. Und genau so einen haben jetzt die Kärntner Höhlenforscher Martin Friedl und Günter Faul im Dobratsch gemacht.

Das Duo entdeckte eine 450 Meter lange Tropfsteinhöhle. Sie könnte – und das ist die zweite Sensation – Teil eines noch viel größeren unterirdischen Systems sein, nach dem seit Jahrzehnten gesucht wird. Die Rede ist von der sagenumwobenen Bamberger Höhle, die als Atlantis der Kärntner Höhlenforschung gilt. Denn ihr Entdecker Oskar Hossé hat das Wissen um den Zugang zu dieser Wunderwelt 1954 mit ins Grab genommen.

Harald Krainer, Obmann des Vereins „Historisches Warmbad“, hat sich für seine Publikationen intensiv mit dem 1882 geborenen Hossé befasst und sagt: „Der hauptberufliche Eisenbahner war ein Pionier der heimischen Höhlenforschung, jedoch gleichzeitig auch ein sehr streitbarer Mensch.“ 1922 rief Hossé in Villach den ersten Kärntner Höhlenforscherverein ins Leben, dem er aber nicht lange angehörte. Auseinandersetzung mit anderen Mitgliedern rund um die Erschließung der Dobratsch-Naturschächte als Schauhöhle gipfelten in den 1930er-Jahren im Ausschluss des Gründers.

Anschließend widmete sich Hossé vor allem der weiteren Erforschung des Eggerlochs in Warmbad, der bis heute größten bekannten Höhle im Dobratsch-Massiv. Dabei geriet er mit den Grundbesitzern in Streit. „Hossé erhob Besitzansprüche auf die von ihm entdeckten neuen Höhlenteile.

Es kam deshalb zu mehreren Gerichtsverhandlungen, die der Forscher am Ende alle verlor“, weiß Krainer.Oskar Hossé (geboren 1882, verstorben 1954) gilt als Pionier der heimischen Höhlenforschung Foto © Stadtmuseum Villach

1943 tauchten dann die ersten Berichte über die Bamberger Höhle auf. Hossé hatte sie in Anlehnung an die Stadtgeschichte so genannt – Villach war ja lange Eigentum des Bistums Bamberg gewesen. 1,7 Kilometer sei die Grotte lang und voller wunderschöner Tropfsteine, schrieb der Forscher in diversen Artikeln. Zu Gesicht bekamen die Höhle jedoch nur Hossé selbst und sein Mitarbeiter Alois Unterkircher. Wegen der verwehrten Eigentumsrechte am Eggerloch gaben beide die Lage des Eingangs bis zu ihrem Tod nicht preis.

Ist dieses Rätsel mit der nun gefundenen Höhle gelöst? „Noch nicht. Aber es könnte ein erster Schritt in diese Richtung sein“, sind sich Krainer und das Entdecker-Duo Friedl/Faul sicher. „Vieles deutet darauf hin, dass die Höhle eine Fortsetzung hat. Dafür müssen wir allerdings graben“, sagen die Forscher. Das ist im schwer zugänglichen Untergrund keine leichte Übung. Im Gegenteil. „Wir könnten in ein paar Wochen fündig werden, in ein paar Jahren oder nie.“

Jährlich werden in Kärnten bis zu 20 neue Höhlen entdeckt. „Sie sind alle eher klein. Der aktuelle Fund stellt einen Sonderfall dar“, schwärmt Andreas Langer, Leiter der Fachgruppe für Karst- und Höhlenkunde im Naturwissenschaftlichen Verein für Kärnten. Er freut sich über die neue Aufmerksamkeit für die interdisziplinäre Wissenschaft. „Wir arbeiten ja immer im wahrsten Sinn des Wortes im Dunkeln.“

Das Grab von Oskar Hossé am Friedhof St. Martin Foto © Helmuth Weichselbraun

Über die Szene hinaus ist nun auch Oskar Hossé wieder ein Begriff, dessen Grab am Friedhof Villach/St. Martin mangels Nachkommen vom Verein „Historisches Warmbad“ gepflegt wird. Den Grabstein mit der Nachbildung einer Tropfsteinformation aus dem Eggerloch ziert ein Satz, der ihm wohl gut gefallen hätte: „Tropfsteine waren seine Freude.“

Tiefgründig
Oskar Hossé und die Höhlen der Gegend sind auch Thema in Harald Krainers Buch „Warmbad Villach – Ein naturkundlich-historischer Führer“, das im vergangenen Jahr im Verlag des Kärntner Landesarchivs erschienen ist. Der Autor hat dafür jahrelang recherchiert.

Die Geschichte des von Hossé gegründeten „Vereins für Höhlenkunde“ und die Erschließung der Naturschächte als erste Schauhöhle in Kärnten beleuchtet Krainer in einem Beitrag für das heurige Jahrbuch des Stadtmuseums „Neues aus Alt-Villach“. Es ist um 14 Euro im Stadtmuseum (Widmanngasse 38) erhältlich.

Die Dobratsch-Naturschächte werden im Sachbuch-Bestseller "Verfallen & vergessen - Lost Places in der Alpen-Adria-Region" von Georg Lux und Helmuth Weichselbraun beschrieben (2017 im Styria-Verlag erschienen).
 

Viruz

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#5
09. Februar 2019
Multimedia-Vortrag
Diese Geheimnisse birgt die neue Dobratsch-Höhle


Präsentation erster Fotos und Videos aus der neu entdeckten Dobratsch-Höhle wird wegen des großen Besucherandrangs wiederholt.

06.33 Uhr, 09. Februar 2019




Blick in die Dobratsch-Höhle. Ihre Erforschung steht erst am Anfang © Martin Friedl

Spannender als jeder TV-Tatort und gleichzeitig schöner als jede Universum-Dokumentation: Die Präsentation erster Fotos und Videos aus der neuen Dobratsch-Höhle durch ihre Entdecker Martin Friedl und Günter Faul endete am Dienstag mit einem Applaussturm, von dem manche Popstars nur träumen können. „Es hat im Bambergsaal im Parkhotel noch nie eine Veranstaltung mit so einem Echo gegeben. Einige Interessierte haben keinen Platz mehr gefunden, weshalb wir den Abend sicher wiederholen werden“, versprachen danach der Villacher Bürgermeister Günther Albel und Naturpark-Manager Robert Heuberger.

Die aus Sicherheits- und Naturschutzgründen nur Berechtigten bekannte und verschlossene Tropfsteinhöhle gilt schon jetzt als zweitgrößte im Dobratsch. Friedl, Faul und Kollegen haben sie bisher auf einer Länge von 450 Metern, die sich auf 81 Höhenmeter „verteilen“, erkundet. Trotzdem stehen die Höhlenforscher erst am Beginn. „Zu unseren nächsten Schritten zählt die Erkundung der unterirdischen Wasserläufe. Außerdem haben wir Spuren gefunden, die ein Tier hinterlassen haben dürfte. Auch das wollen wir aufklären“, so die Villacher Höhlenforscher.


Offen bleibt die Frage, ob es sich bei der nun entdeckten Tropfsteinhöhle um die sagenumwobene Bamberger Grotte handelt. Das Geheimnis um ihren Zugang hat der 1954 verstorbene Höhlenforscher Oskar Hossé mit ins Grab genommen. „Es ist davon auszugehen, dass es diese Grotte wirklich gibt“, sagt Harald Krainer. Der Obmann des Vereins „Historisches Warmbad“ beschäftigt sich seit Jahren intensiv mit dem Thema und beschreibt es auch in seinem Buch „Warmbad Villach – Ein historisch-naturkundlicher Führer“, das 2017 im Verlag des Kärntner Landesarchivs erschienen ist.


„Der Mythos der Bamberger Grotte lebt“, brachten es bei der Präsentation auch Friedl und Faul mit viel Humor auf den Punkt. Und am Freitag waren sie schon wieder dort, wo sich neuerdings am allerliebsten aufhalten: in „ihrer“ Höhle im Dobratsch.
 

Viruz

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#6
22. März 2020
Letzte Rätsel in Kärnten
Verräterische Spuren in einer versteckten Höhle


Neuerlicher Sensationsfund bei Villach. Hinter einem absichtlich getarnten Zugang stießen Höhlenforscher auf zwei alte Leitern und ein großes Geheimnis.

Von Georg Lux | 06.40 Uhr, 22. März 2020




Die Gänge sind teilweise bis zu drei Meter hoch, manchmal aber auch sehr schmal und niedrig © Martin Friedl

Jeder kennt Atlantis. Die vom griechischen Philosophen Platon im 4. Jahrhundert v. Chr. erstmals beschriebene versunkene Stadt ist – nach heutigem Forschungsstand – zwar legendär, aber eben eine Legende, eine Erfindung. Anders verhält es sich mit dem Kärntner Atlantis: mit der Bamberger Höhle im Dobratsch. Auch von ihr existieren nur Beschreibungen. Nun allerdings gibt es neue konkrete Spuren, die das dunkle Geheimnis lüften könnten.

Die Geschichte der Bamberger Höhle ist gleichzeitig die ihres Entdeckers Oskar Hossé (1882 – 1954). Der Villacher Eisenbahner gilt als Pionier der heimischen Höhlenforschung. Er war ein Mensch, der Konflikte nicht scheute. Immer wieder überwarf er sich mit Mitstreitern und Grundbesitzern. Dabei ging es vor allem um Besitzansprüche an den von ihm gefundenen Höhlen. Es kam zu Gerichtsverhandlungen, die Hossé am Ende alle verlor.

1943 tauchten die ersten Berichte über die Bamberger Höhle auf. Hossé hatte sie in Anlehnung an die Stadtgeschichte so genannt – Villach war lange Eigentum des Bistums Bamberg gewesen. 1,7 Kilometer sei die Grotte lang und voller wunderschöner Tropfsteine, schwärmte der Forscher in diversen Artikeln. Zu Gesicht bekamen sie jedoch immer nur Hossé selbst und sein Mitarbeiter Alois Unterkircher. Wegen der verwehrten Eigentumsrechte an einer anderen Höhle gaben beide die Lage des Eingangs bis zu ihrem Tod nicht preis.

Ein erster Sensationsfund
Seither suchen Generationen von Höhlenforschern nach „der Bamberger“, wie man sie in der Szene nennt. Ende 2018 schien eine Spur gefunden: Das Villacher Höhlenforscher-Duo Martin Friedl und Günter Faul entdeckte im Dobratsch eine bislang unbekannte Tropfsteinhöhle. Sie haben die schwer zugängliche Wunderwelt bisher auf einer Länge von fast 500 Metern erforscht. „Eine Sensation“, jubelt die Fachwelt, obwohl es nicht „die Bamberger“ ist. Übereinstimmungen mit Hossés Beschreibung fehlen weitgehend.

Vor wenigen Wochen wurde Friedl, der ständig nach höhlenverdächtigen Geländeformationen Ausschau hält, erneut fündig. Beim Spaziergehen im Villacher Stadtteil Warmbad stieß er auf ein mit Holzbalken abgedecktes Loch. „Es ist wohl schon vor Jahrzehnten absichtlich versteckt worden“, schließt der Forscher aus der Beschaffenheit des „Deckels“. Der Zugang führt in eine Höhle, die Friedl gemeinsam mit seiner Gattin Christina und Walter Krammer, einem Kollegen aus Klagenfurt, mittlerweile auf einer Länge von rund 100 Metern erkundet hat.

Überreste der Leitern Foto © Martin Friedl

Dabei folgte die nächste Überraschung: An zwei steilen Stellen fanden sich die Reste von Holzleitern! „Die Nägel waren handgeschmiedet“, berichtet Friedl, der das Alter der Leitern auf 80 bis 100 Jahre schätzt. Nach der zweiten Leiter beginnt eine nur 35 Zentimeter breite Engstelle, die von den Höhlenforschern bisher noch nicht überwunden werden konnte. Nun gilt es, das im Lauf der Zeit von draußen eingeschwemmte und mittlerweile steinharte Material abzugraben. Derzeit stehen die Arbeiten allerdings still. Friedl – er ist Mitglied der Höhlenrettung – und seine Kameraden beherzigen den Appell, in der Corona-Krise von gefährlichen Hobbys abzusehen.

„Es geht dahinter sicher weiter. Und es muss sich auszahlen! Sonst hätte man keine Leitern angebracht. Die Stellen sind damals wie heute eigentlich ganz leicht zu überklettern“, sagt Friedl. Wer war da im vergangenen Jahrhundert am Werk? Der legendäre Oskar Hossé? „Die Höhle ist nirgendwo erwähnt“, erklärt Harald Krainer, Obmann des Vereins „Historisches Warmbad“ und Experte für das Rätsel um die Bamberger Grotte. „Bemerkenswert ist der Umstand, dass der Zugang getarnt war.“ Nachsatz: „Das würde gut zu Hossé passen.“
 

Viruz

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#7
12. August 2020
DobratschHöhlenforscher entdeckten eine Schatzkammer

Erneut Sensationsfund im Dobratsch. Die Erforschung der schwer zugänglichen Höhle mit wunderschönen Tropfsteinformationen hat gerade erst begonnen.

Von Georg Lux | 06.04 Uhr, 12. August 2020




Die ersten Fotos aus der Höhle zeigen bis zu zehn Meter hohe Sinterwände © Friedl

Fans des Fantasy-Klassikers „Herr der Ringe“ wissen sofort, was gemeint ist, wenn das Wort Erebor fällt. So heißt der Berg nordöstlich des Düsterwaldes, in dessen Inneren Zwerge ein Königreich errichtet und einen Schatz gehütet haben. Ein zweites Erebor liegt ab sofort in Kärnten. Höhlenforscher Martin Friedl aus Latschach hat seine jüngste und erneut sensationelle Entdeckung im Dobratsch so getauft, weil sie das reale Spiegelbild ihres sagenhaften Vorbilds ist: „Ein Schatz im Berginneren.“ Nur ohne Zwerge.

Friedl und sein Kollege Günter Faul hätten eine zwergenhafte Statur anfangs allerdings gut brauchen können. Der erste Hinweis auf die neue Höhle abseits begangener Wege auf dem Villacher Hausberg war nur zehn Zentimeter „groß“. Friedl wurde auf das Loch im Winter aufmerksam, weil ungewöhnlich warme Luft herausströme und deshalb rundherum kein Schnee lag. „Sie hatte fast 13 Grad. Das ist ein Hinweis auf ein größeres dahinterliegendes unterirdisches System“, sagt der Höhlenforscher.


Günter Faul (links) und Martin Friedl © KK

Vor einigen Wochen begannen Friedl und Faul zu graben und stießen nach zwölf Tagen schweißtreibender Arbeit zunächst auf eine fast 15 Meter lange Kluft mit zwei Engstellen. Sie endet auf einer Art Mini-Balkon, unter dem sich ein dunkler Schacht öffnet. Er ist, wie die Forscher mittlerweile herausgefunden haben, 25 Meter tief und glockenförmig. Abseilen kann man sich deshalb nur freihängend. Unten angekommen, ging und geht das Abenteuer erst richtig los. Man gelangt in weitere Gänge und Schächte mit riesigen Tropfsteinformationen.


Die Höhle ist extrem schwer zugänglich Foto © Friedl

„Eine wunderschöne Sinterwand ist etwa zehn Meter hoch und sechs Meter breit – in dieser Dimension kenne ich das aus Kärnten nicht“, schwärmt Friedl. Nun will das Duo weiter in die Höhle vordringen und ist gespannt. „Wir stehen erst am Anfang.“ Generell gilt das für die beiden Forscher aber nicht: Martin Friedl und Günter Faul haben in den vergangenen Jahren schon mit mehreren Entdeckungen im Dobratsch-Gebiet für Aufsehen gesorgt. Die spektakulärste gelang ihnen 2018, als sie die bislang größte Tropfsteinhöhle im Villacher Hausberg fanden.

Die Forscher sind – wie Generationen vor ihnen – auf der Suche nach der legendären „Bamberger Höhle“. Sie soll sich in Größe und Schönheit sogar mit den Höhlen von Postojna (früher: Adelsberger Grotte) messen können. Das behauptet zumindest ihr Entdecker, der hat das Wissen um den versteckten Zugang 1954 allerdings ins Grab mitgenommen. „Die neue Höhle ist sicher auch nicht die Bamberger“, sagt Friedl. „Aber die Größe der Tropfsteine ist ein Indiz dafür, dass die Berichte von damals im Grunde stimmen können und wir auf der richtigen Spur sind.“

Das Rätsel
Seit dem Tod des streitbaren Villacher Forschers Oskar Hossé anno 1954 wird nach der angeblich riesigen und von ihm so benannten „Bamberger Höhle“ im Dobratsch gesucht. Hossé will sie entdeckt, den Zugang aber gut getarnt haben. Das Wissen um den genauen Standort nahm er mit ins Grab.
 

josef

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#8
Dobratsch: Berg der Höhlen und Geheimnisse
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Wie einen löchrigen Käse kann man sich den Kalkstock Dobratsch bei Villach vorstellen. Viele Höhlen und Geheimnisse verbergen sich im Berg. Allein von der Villacher Alpenstraße aus gibt es 250 Höhlen. Martin Friedl aus Latschach erforscht das riesige Höhlensystem.
2018 wurde eine große Höhle im Dobratsch entdeckt. Seit fast fünf Jahren wird dort geforscht und es wurden bereits Tiere gefunden, wie Siebenschläfer oder Fledermäuse. Beforscht und erkundet wird die Höhle von Martin Friedl, der Soldat beim österreichischen Bundesheer in Villach ist. „Eines meiner Hobbys ist Höhlenforschen, was ich liebend gerne mache. Das Ganze ist ehrenamtlich und wir verbringen Stunden und Tage im Berg in der Finsternis und arbeiten.“

ORF
Der Dobratsch

Höhlen leicht erreichbar
Der Dobratsch ist nur wenige Autominuten von der Arbeitsstätte von Friedl entfernt. Gemeinsam mit Günter Faul aus dem Drautal erkundet er die verschiedensten Höhlen. Die Villacher Alpe ist aber Zentrum der Forschung. „Wir haben oft nicht weit zu gehen. Das ist der Vorteil bei uns am Dobratsch. Die Alpenstraße geht hinauf, links und rechts davon liegen die Höhlen. Im unteren Stock etwa 200, im oberen Stock haben wir um die 50 Höhlen und da haben wir doch Einiges zu forschen.“

Martin Friedl
Engstelle in der großen Höhle

Höhlen werden laufend größer
Die Höhlen entstanden mit der Gesteinsbildung. Durch Schmelzwasser, Regen und Korrosion löst sich der Kalk und die Höhlen werden immer größer. „Die Höhleneingänge sind jedoch zum großen Teil verstopft. Über Villach ist einmal der Draugletscher gegangen. Das bedeutet 1.000 Höhenmeter Überdeckung an Eis. Das Ganze ist abgeschmolzen, das Wasser hat dann Gesteine, Sedimente und Felsblöcke mitgenommen und in die Höhlen transportiert und dadurch wurde alles verlegt“, erklärte der Höhlenforscher.

Martin Friedl
Nicht gefülltes Sinterbecken

Es handelt sich vor allem um Glazialschotter, der aus runden Steinen besteht. Der Schotter besteht aus Sand, Erde und Dreck der Erdoberfläche und vom Gletscher. Über die Jahrtausende wurde das Material hineingeschwemmt und es wird immer mehr. „In den Höhlen findet man Sinter, das sind mineralogische Ablagerungen, aber vor allem Kalkablagerungen. Man hat wunderschöne Auskalkungen, einen schönen Bachlauf und kleine Seen. Man darf sich aber keinen See vorstellen, wie den Faaker See, sondern wir reden von einem See oft mit zwei bis fünf Quadratmeter. Das ist für uns in einer Höhle schon ein See.“

Martin Friedl
Glattgeschliffene uralte Steine

Große Höhle wird erforscht
2018 wurde eine sehr große Höhle im Dobratsch entdeckt. Genau diese Höhle wird nun von Friedl und Faul erforscht. „Wir haben da unzählige Befahrungen drinnen gemacht. Wir haben einen Säulengang entdeckt, den wir erst nach 20 oder 30 Expeditionen erst gesehen haben. Es wurden neue Gänge gefunden, die mit Sand oder Lehm belegt sind. Wir graben diese teilweise auf, aber irgendwann kommt man nach ein paar Tagen drauf, dass es nichts bringt, weil es mit Sediment zugestopft und geschwemmt ist. Wir beschränken uns jetzt auf andere Sachen. Wir haben eine Tierkamera aufgestellt. Wir schauen, ob wir Lebewesen finden. Wir beobachten Fledermäuse und suchen nach deren Kot, um herauszufinden, ob es noch einen zweiten Eingang gibt."

Martin Friedl
Die große Höhle im Dobratsch

Sogar ein Siebenschläfer wurde bereits gefunden. Alle Fundstücke werden an Experten weitergeschickt und wissenschaftlich ausgewertet. „Wir haben Harald Mixanig, er ist unser Fledermausforscher. Er bekommt dann Fotos oder Erzählungen, in denen wir erklären, was wir entdeckt haben. Er klärt uns dann wieder auf. Wir haben rundherum unsere Forscher und Experten, denen wir alles zuschicken auch in kleine Dosen verpackt und dann bekommen wir die Expertise“, so Friedl.

„Die Höhlen sind meist an Schichtfugen an Gesteinszonen angelegt. Die Höhle selber hat 100 Höhenmeter Unterschied und wir wissen, dass das Wasser 100 Meter hinunterrinnt, unten irgendwo im Boden versickert aber nicht, wo es im Boden herauskommt. Diese Erkenntnisse könnten für Villachs Trinkwasserversorgung interessant sein“, sagte der Hobby-Höhlenforscher.

Große Quelle ohne Zugang
„Es gibt zum Beispiel die Unionquelle, eine große Quelle, aber es gibt keinen Zustieg hinein. Wir haben zwar eine Höhle gefunden, wo ein kleiner Bach rinnt, aber wir wissen nicht, wo die Quelle herauskommt. Wir dürfen ja keine Färbetests machen, aber wir schauen, ob wir andere Wege finden, oder irgendwo in der Umgebung irgendwo einen Bachlauf, eine Quelle oder eine nasse Stelle finden.“

Es wird daher noch weiter geforscht, wie das Höhlensystem rund um die im Jahr 2018 entdeckte Höhle verläuft. Eine Höhle ist laut Friedl auch ein Indikator für Umweltverschmutzung. Wenn es eine Umweltverschmutzung an der Oberfläche gibt, wird diese in der Höhle aufgrund der Wasserwege schnell weitertransportiert. Vor 15 Jahren wurde beispielsweise eine tote Kuh aus einem Eisschacht geborgen. „Eine Verschmutzung in einer Höhe von 1.000 Meter ist in einer Zeit von etwa acht Stunden über kontaminiertes Trinkwasser im Tal und infolgedessen ist die Bevölkerung dann beeinträchtigt.“
Martin Friedl
Sinterkarfiol entsteht durch Spritzwasser, hier an der Höhlendecke

Bach im Inneren der Höhle
Die 2018 gefundene Höhle hat eine Ost-West-Erstreckung von 120 Metern mit vielen Ästen und Schächten in alle Richtungen. So ergibt sich ein gesamter Höhlenverlauf von 450 Metern. Die Wasservorkommen bestehen aus einem kleinen See und „es rinnt ein Bachlauf drinnen. Der ist einen Meter breit und etwa einen Zentimeter tief über viele kleine Stufen hinunter. Wir bewegen uns mit den Stiefeln ganz vorsichtig dort hinunter, damit wir keinen Dreck machen, alles natürlich behalten und nichts abbrechen.“

Günter Faul und Martin Friedl waren die ersten Menschen in dieser Höhle. „Wir haben das an den Spuren gesehen, weil in jeder anderen Höhle, in der wir am Dobratsch waren, haben wir Schaufelspuren oder Arbeitsspuren oder Sand oder irgendetwas umgegraben. Das war in dieser Höhle nicht der Fall. Das Einzige, das wir gefunden haben, war eine Tollwutverpackung von einem Fuchsköder. Den hat es durch irgendeinen Kamin aus der Umwelt hineingeschwemmt, aber wir wissen nicht, wo der Eingang ist.“

Martin Friedl
Die große Höhle

Höhle wurde mit Deckel verschlossen
"’Diese Höhle heißt die „Verschlossene’. Der Eingang wurde zwar in den 1970er Jahren gefunden, nur wir haben uns dann unten in 20 Metern Tiefe ein genaueres Bild gemacht. Wir haben ein kleines Loch gefunden und wenn ein Loch da ist, dann muss es weiter gehen und haben dann über Tage hinweg vier bis fünf Meter abgetragen, bis wir eine neue Höhle gefunden haben“, so Friedl. Die Höhle ist auch jetzt mit einem Deckel verschlossen, damit ihre Ursprünglichkeit erhalten bleibt, um weitere Forschungen betreiben zu können.
17.01.2023, red, kaernten.ORF.at
Dobratsch: Berg der Höhlen und Geheimnisse
 
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