Kambodscha: Erfolgreiche Minensuchratte im hohen Alter von acht Jahren friedlich eingeschlafen

josef

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2013–2022
Magawa: Minensuchratte mit Heldenstatus
Der Gambia-Riesenhamsterrattenbock spürte in seiner Dienstzeit mehr als hundert Sprengkörper auf und erhielt einen Orden
Man muss nicht groß und stark sein, um ein Held zu sein. Auch als Ratte kann man Menschenleben retten und so Heldenstatus erlangen. Ein solcher Held ist nun gestorben: Magawa war ein Gambia-Riesenhamsterrattenbock der Gattung Cricetomys gambianus.

Die Vertreter dieser Art zeichnen sich durch ihren Geruchssinn und ihre Intelligenz aus und sind aus diesem Grund perfekt für die Suche nach Landminen geeignet, können aber auch Tuberkulose in Speichelproben aufspüren. Magawa war in Kambodscha für die belgische Organisation Apopo tätig, die sich um die Räumung von landminenverseuchten Gebieten bemüht. Apopo teilte am Mittwoch mit, dass Magawa am vergangenen Wochenende im für Riesenhamsterratten hohen Alter von acht Jahren friedlich eingeschlafen sei: "Ein Held wird zur Ruhe gelegt", schrieb die Organisation auf ihrer Website.

Erfolgreichster Minensucher
Magawa wurde am 25. November 2013 in der Sokoine University of Agriculture in Morogoro in Tansania geboren. An dieser Universität befindet sich das Hauptquartier von Apopo, hier kommen alle für den Minensuchdienst vorgesehenen Ratten zur Welt und absolvieren ihre Ausbildung – sozusagen ein Hochschulstudium.

2016 übersiedelte er nach Siem Reap in Kambodscha und trat seinen Dienst an. Fünf Jahre lang suchte der kleine Nager fortan im Boden verborgene Sprengkörper – Relikte der Kriegsjahre ab dem Beginn der Schreckensherrschaft der Roten Khmer im Jahr 1975. Dies tat Magawa erfolgreicher als alle seine Kollegen der fast hundert Tiere umfassenden Hero-Rat-Truppe. Insgesamt 225.000 Quadratmeter kontrollierte der Rattenbock in seiner Dienstzeit, dabei konnte er mehr als hundert Landminen und andere Explosivkörper ausfindig machen.


Magawa bei der Arbeit.
Foto: EPA/APOPO HANDOUT

Effiziente Minensucher
Die Ratten sind dabei effizienter und schneller als mit Metalldetektoren ausgerüstete menschliche Minensucher. Für die Fläche von der Größe eines Tennisplatzes benötigte Magawa rund zwanzig Minuten, ein Mensch braucht für die gleiche Fläche bis zu vier Tage. Gefahr droht den Tieren bei ihrem Job jedoch nicht: Sie sind viel zu leicht, um die Sprengkörper auszulösen. Haben sie eine Mine gewittert, scharren sie mit den Pfoten an der Fundstelle.


Magawa in voller Größe.
Foto: EPA/Maria Anna Caneva Saccardo Caterina / APOPO HANDOUT

Für seinen Einsatz erhielt Magawa sogar einen Orden, was ihm internationale Berühmtheit verschaffte: Im Jahr 2020 wurde er von der britischen Tierärzteorganisation People's Dispensary for Sick Animals mit einer Goldmedaille ausgezeichnet. Dieser Orden ist eine Art tierisches Gegenstück zum Georgskreuz, der höchsten britischen Auszeichnung für Tapferkeit.


So sehen Helden aus.
Foto: AFP PHOTO /PDSA

Im vergangenen Juni schließlich trat Magawa seinen Ruhestand an. Bis zuletzt sei der Rattenbock gesund und aktiv gewesen und habe mit dem "üblichen Enthusiasmus" gespielt. Erst vor dem Wochenende sei er langsamer geworden und habe weniger Interesse an Nahrung gezeigt, teilte Apopo mit.


Bis zuletzt war Magawa bei gutem Appetit.
Foto: REUTERS/Cindy Liu

(Michael Vosatka, 12.1.2022)

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