Kasachstan: Nach Verbot des Kryptoschürfens in China verlegten die "Kryptominer" ihre Rechner nach Kasachstan und überlasten das dortige Stromnetz

josef

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#1
Bitcoin-Schürfer überlasten Stromnetz
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Die Kryptowährung Bitcoin kann nicht nur gekauft, sondern auch selbst hergestellt werden. Dafür braucht es allerdings ein starkes Stromnetz und extrem leistungsfähige Rechner. Viele davon stehen in Kasachstan. Illegale Miner und Massenumsiedlungen von Mining-Unternehmen nach einem Verbot des Kryptoschürfens in China überlasten dort nun die allgemeine Energieversorgung.
Online seit gestern, 23.27 Uhr
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Seit dem Entschluss Chinas im Mai, das Schürfen von Kryptowährungen unter Strafe zu stellen, widerfährt Kasachstan ein enormer Anstieg an Minern. Diese kommen jedoch nicht nur aus der benachbarten Volksrepublik, sondern aus aller Welt. Der steile Wertanstieg von Kryptowährungen trug ebenfalls dazu bei, dass Kasachstan als Standort boomte. Kalte Temperaturen erleichtern nämlich die Lagerung der Rechner.

Doch das stellt das Stromnetz auf die Probe. Der durch das Kryptomining verursachte Druck auf das Stromnetz führte seit Oktober zu Stromausfällen in Städten und Dörfern in sechs Regionen in Kasachstan. Der staatliche Netzbetreiber Kazakhstan Electricity Grid Operating Company (KEGOC) warnte, er würde damit beginnen, den 50 bei der Regierung registrierten Kryptominern den Strom zu rationieren.

KEGOC: Miner künftig bei Abschaltungen zuerst dran
KEGOC sagte, die Miner würden künftig laut Plan „zuerst“ abgeschaltet, sollte es zu Problemen im Netz kommen. Ein betroffener Softwareingenieur berichtete der „Financial Times“ („FT“) von seinen finanziellen Verlusten und davon, dass die Besitzer der Rechenmaschinen nicht benachrichtigt würden, wenn diese abgeschaltet und wann sie wieder online gehen würden.

Reuters/Pavel Mikheyev
Da die Bitcoin-Rechner viel Wärme produzieren und gekühlt werden müssen, bieten sich besonders kalte Gegenden an

Das Energieministerium schätzt der „FT“ zufolge, dass die Nachfrage an Strom seit Anfang 2021, als die Mining-Unternehmen aus China abzuwandern begannen, um acht Prozent gestiegen ist, verglichen mit einem jährlichen Wachstum von ein bis zwei Prozent in den Vorjahren. Nach den von der Zeitung gesammelten Daten wurden mindestens 87.849 stromintensive Miner aus China nach Kasachstan gebracht.

Mining-Unternehmen reduzieren Anlagen
Das kasachische Mining-Unternehmen Xive, das ausländischen Kundinnen und Kunden das Anschließen ihrer Maschinen an seinen Standorten in Kasachstan ermöglicht, hat am Mittwoch eine große Kryptomining-Farm geschlossen und 2.500 Mining-Anlagen abgebaut, nachdem der Strommangel den Betrieb unrentabel gemacht hatte.

Der Mitbegründer von Xive, Didar Bekbau, twitterte dazu am Mittwoch ein Video, in dem zu sehen ist, wie die letzten Anlagen abgebaut werden, mit der Bildunterschrift: „So viel Arbeit, (unsere) Hoffnungen sind ruiniert.“ In einem Livestream-Interview auf YouTube im Oktober hatte er gewarnt, dass das Unternehmen „unter einem gewissen Stress“ stehe, weil es in den Bau neuer Container und Farmen investiert habe, bevor es von der Energieknappheit erfuhr.

Illegale Schürfer in Kellern und verlassenen Fabriken
Behörden sowie Branchenexpertinnen und -experten machen für die Stromknappheit die seit dem Verbot in China sprunghaft angestiegene Zahl von „Grey Miners“ („Graue Schürfer“) verantwortlich, also Firmen und Einzelpersonen, die illegal in Kellern und verlassenen Fabriken arbeiten. Das kasachische Energieministerium schätzt, dass die illegalen Miner rund 1.200 Megawatt Strom aus dem Netz abzapfen – doppelt so viel wie registrierte Schürfer.

Reuters/Pavel Mikheyev
Einigen Städten und Dörfern in Kasachstan musste schon der Strom abgedreht werden.

Im Oktober erklärte der stellvertretende Energieminister Murat Schurebekow, dass eine Reaktion auf die Aktivitäten der Schürfer „nicht länger aufgeschoben werden kann“. Um die Energieengpässe auszugleichen, müssten legale Miner ab 2022 einen Aufschlag von einem kasachischen Tenge (0,0021 Euro) pro Kilowattstunde zahlen. Ein Schritt, den die meisten legalen Miner positiv sehen, da das die offiziellen Schürfer und Firmen klassifiziert.

Kasachstan bittet Russland um Hilfe
Bis das Gesetz in Kraft tritt, wendet sich Kasachstan an Russland, um seine Stromreserven aufzustocken, und nahm dazu Gespräche mit dem in Moskau ansässigen Energieunternehmen Inter RAO auf. Letzte Woche kündigte der russische Energieminister Alexander Nowak an, russische Unternehmen würden das südliche Nachbarland mit Strom versorgen. Er erklärte, das Geschäft müsse „auf kommerziellen Bedingungen beruhen“. Einen genauen Preis nannte er nicht.

Es ist unklar, wann genau die neuen Energielieferungen aus Russland in Kasachstan eintreffen werden. Es gilt laut „FT“ außerdem als unwahrscheinlich, dass diese ausreichen werden, um den von den winterlichen Stromausfällen betroffenen Kryptoschürfern eine Atempause zu verschaffen. Die Vorstandsvorsitzende von Inter RAO, Alexandra Panina, sagte der russischen Nachrichtenagentur TASS, „in einem idealen Szenario“ könne das Unternehmen 600 Megawatt liefern. Doch sie schätzte auch, dass die Engpässe Kasachstans ein Gigawatt betragen könnten.

„Auf dem Papier hätte das nicht passieren dürfen“
Die Kürzungen wecken unterdessen neue Bedenken hinsichtlich der Nachhaltigkeit der kasachischen Energieinfrastruktur. Luca Anceschi, Professor für eurasische Studien an der Universität Glasgow, sagte der „FT“, der Fokus der Regierung auf illegale Miner sei ein Versuch, größere strukturelle Probleme zu überspielen, wie die mangelnde Wartung des Netzes und die Unfähigkeit, Strom aus dem kohlereichen Norden in den Süden zu transportieren.

„Sicherlich kann die Einspeisung von Strom aus Russland das Problem kurzfristig lösen, aber ich denke, es muss eine große Diskussion darüber geführt werden, welche Art von Energiepolitik Kasachstan tatsächlich verfolgt“, sagte Anceschi. Er argumentierte, die Regierung habe gedacht, das Bitcoin-Mining sei profitabel, aber sie habe sich nicht die Mühe gemacht, entsprechende Produktionskapazitäten zu schaffen. „Das ist eines der energiereichsten Länder in Asien“, sagte Anceschi. „Auf dem Papier hätte das nicht passieren dürfen.“
28.11.2021, vogl, ORF.at

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Kasachstan: Bitcoin-Schürfer überlasten Stromnetz
 

t3atnö

Well-Known Member
#2
Strom wird in Zukunft viel teurer und wertvoller werden .
Mir persönlich ein Rätsel warum zb an der Fischa oder der Leitha so viele alte Kraftwerke ungenutz sind da waren alle paar km Kleinkraftwerke die jetzt nur mehr brachliegen .
Der Polsterer nutz seine Kraftwerke meines wissens noch :
Alle Firmen in Schwadorf,Klein Neusiedl,Götzendorf,Ebargassing wurden entlang der Flüsse Leitha und Fischa gebaut um die Wasserkraft zu nutzen .
Siehe die Vielen Beiträge hier im Forum über die verfallenden Firmen und die ungenutzten Kraftwerke
 
#3
Also bei mir im südlichen Niederösterreich ist es genau umgekehrt.
Hier gab es viele Industrien, welche stillgelegt bzw. abgerissen wurden.
In jedem Fall blieb das Wasserkraftwerk erhalten - und wird entweder privat oder von der EVN betrieben.
 
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