Der Lokalbahnhof Neunkirchen war 1994 schon in schlechtem Zustand.
FOTO: Thomas Wohlmuth
Zwischen 1909 und 1933 verband eine Lokalbahn Neunkirchen und Willendorf.
Am 30. April 1933 wurde auf der Lokalbahn von Neunkirchen nach Willendorf der Personen-, Gepäck- und Expressgutverkehr eingestellt, am 15. Juli 1942 folgte auch die Einstellung des Güterverkehrs. Der bald darauf begonnene Abbau der Schienen besiegelte das Ende einer Bahnstrecke, an deren Errichtung nur wenige Jahrzehnte zuvor große Erwartungen geknüpft waren.
Das späte 19. Jahrhundert war verkehrstechnisch durch die Eisenbahn geprägt, die Hauptlinien waren zwar bereits gebaut, doch auch kleinere Orte strebten nach einem Bahnanschluss und damit nach wirtschaftlichem Fortschritt. Diesen Wünschen wurde durch die Errichtung von Lokalbahnen Rechnung getragen, welche grundsätzlich in Bau und Betrieb einfacher gehalten waren, dafür aber auch geringere Kosten versprachen. Im Bezirk ergab sich dadurch der Plan, eine Lokalbahn von Neunkirchen über Sankt Egyden nach Willendorf und dort mit Anschluss an die Schneebergbahn zu errichten. Der Hauptzweck dieser Strecke bestand darin, die Versorgung der Neunkirchner Industriebetriebe mit Grünbacher Kohle zu erleichtern.
Personenverkehr blieb während Betrieb bescheiden
Im Jahr 1907 wurde den damaligen Niederösterreichischen Landesbahnen die Konzession für diese Bahnlinie erteilt und am 19. Juni 1909 wurde sie feierlich eröffnet. Nach dem Bahnhof Willendorf zweigte die einspurige Strecke von der Schneebergbahn nach Osten ab. Einfach trassiert und ohne besondere Kunstbauten durchquerte die Strecke das Steinfeld, verlief entlang der Blätterstraße am Rand des Föhrenwaldes und erreichte schließlich Neunkirchen, wo sie auf einer großen Brücke die Südbahn überquerte und dem zentrumsnahen Lokalbahnhof zustrebte.
Dort zweigten zahlreiche Anschlussgleise zu den großen Industriebetrieben ab, weiters war der Lokalbahnhof mit seinem imposanten Bahnhofsgebäude auch der betriebliche Mittelpunkt der Bahn. Zwischen dem Lokalbahnhof und dem Südbahnhof gab es auch eine dem Güterverkehr dienende Verbindungskurve. Während der Güterverkehr einen gewissen Aufschwung nahm, blieb der Personenverkehr während der gesamten Betriebsdauer sehr bescheiden, es wurden je Richtung nur drei Güterzüge mit Personenbeförderung in Verkehr gesetzt. 1922 wurden nach der Trennung von Wien und Niederösterreich die Niederösterreichischen Landesbahnen von den Österreichschen Bundesbahnen übernommen, auch dadurch sank die ohnehin geringe Bedeutung der Bahn und gipfelte in der Einstellung im Zuge eines frühen Rationalisierungsversuchs der Staatsbahn.
Der Lokalbahnhof blieb auch danach noch einige Zeit die Drehscheibe zur Versorgung der Industriebetriebe der Stadt. Durch Fabriksschließungen nahm die Zahl der Anschlussbahnen immer mehr ab und nach dem Ende der Brevillier&Urban-Schraubenfabrik verblieb nur mehr ein sporadischer Verkehr zum Silo des Lagerhauses. Auch dieser Verkehr ist Geschichte und die Strecke zum Südbahnhof ist nun in unbefahrbarem Zustand.