Lokalbahn Neunkirchen - Willendorf im NÖ. Steinfeld

#2
ja in diesem Bereich gibt es viele aufgelassene Trassen,die eine oder andere kann man am Satbild noch erkennnen.

rote Linie: Aktuelles Bahngleis
punktierte Linie Altes Bahngleis, keine Schienen mehr, nur mehr der Bahndamm sichtbar.

Bildquelle: Google Maps.
 

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H

Harald 41

Nicht mehr aktiv
#4
Habe im" Schlot.at" noch etwas gefunden über die Schleppbahn-Neunkirchen.....

VERÖFFENTLICHT AM5/03/2010
Neunkirchen - Schleppbahn 1909 - 1955
Neunkirchen verfügte ab ca. 1909 bis zum zweiten Weltkrieg (relikthaft noch bis ca. 1960) über ein weit in die Stadt reichendes Schleppbahnsystem, das Anschlüsse zu folgenden Bahnlinien hatte:
  • Südbahn, Station Neunkirchen über Lokalbahnhof Neunkirchen
  • Lokalbahn Willendorf-Neunkirchen (1909-1942, Personenverkehr bis 1933)
Sinn und Zweck des Schleppbahnnetzes, das eingleisig und teils dreischienig (Normalspurgleis mit zwischengelegter Schmalspurschiene) geführt wurde, war die Versorgung der größeren Neunkirchener Industriebetriebe mit Steinkohle aus Grünbach. Diese Kohle wurde über die 1909 geschaffene Verbindung der Schneebergbahn mit Neunkirchen (Lokalbahn Willendorf – Neunkirchen) in folgende Industriebetriebe geführt:
  • Schraubenfabrik Brevillier – Urban, Werk 1 (Trasse West, 1 Werkszufahrt, 3 Gleise Normalspur)
  • Neunkirchner Druckfabrik (Trasse Ost, 2 Werkszufahrten, 5 Gleise, 1 Drehscheibe, weitverzweigtes Lorengleisesystem)
  • Spinnerei Eltz (Trasse Ost, 1 Werkszufahrt Schmalspur, enger Gleisradius)
  • Schraubenwerk Schoeller&Co, später Brevillier – Urban, Werk II Postgasse), Trasse Ost-Gleisende, 2 Werkszufahrten, 3 Gleise, 1 Drehscheibe)
Diese vier Großbetriebe hatten auf ihren Werksgeländen mehrere Gleise und Weichen. Für die Druckfabrik ist ein ehemals weitverzweigtes System an Hunt- oder Lorengleisen bekannt – siehe auch Abb.1.
Der Trassenteil Ost (Eltz-Spinnerei, Druckfabrik, Schoeller) wurde vm. in der ersten Dekade nach dem 2. Weltkrieg abgetragen. Auf dem Foto aus 1955 (Abb.3) sind nur noch Trassenreste erkennbar, während das Luftbild aus 1928 (Abb.2) noch eine betriebsfähige Trasse Ost zeigt.
Heute erhalten ist nur noch der Trassenteil West bis zur Wiener Straße (ehem. Einfahrt zu Brevillier – Urban, Werk 1). Die Werksbahn in diesem Gelände bestand baulich bis 2001 – siehe Werksplan 1980 in Abb.4.


Bild- und Planquellen: alle Stadtarchiv Neunkirchen, Dir. Albert Hirsch
1650202016620.png
Schleppbahn Ost [1]
Ausschnitte aus Trassenplan Druckfabrik und Schoeller&Co (1908), digital weiterverarbeitet

1650202141565.png
Schleppbahn, Werksbahnen Ost 1928 [2]
Luftbild 1928 Neunkirchen


Schleppbahn – Trasse 1955 [3]
Luftbildpostkarte Neunkirchen, um 1955

Werksbahn B&U 1980 – Trasse West [4]
Werksplan Brevillier&Urban, Februar 1980, digital weiterverarbeitet
NK_hist – schlot.wordpress.com

LG Harry
 
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josef

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#5
Bahn nach Willendorf
NÖN-Neunkirchen, 17. APRIL 2022, Thomas Wohlmuth
1650200734122.png
Der Lokalbahnhof Neunkirchen war 1994 schon in schlechtem Zustand.
FOTO: Thomas Wohlmuth

Zwischen 1909 und 1933 verband eine Lokalbahn Neunkirchen und Willendorf.
Am 30. April 1933 wurde auf der Lokalbahn von Neunkirchen nach Willendorf der Personen-, Gepäck- und Expressgutverkehr eingestellt, am 15. Juli 1942 folgte auch die Einstellung des Güterverkehrs. Der bald darauf begonnene Abbau der Schienen besiegelte das Ende einer Bahnstrecke, an deren Errichtung nur wenige Jahrzehnte zuvor große Erwartungen geknüpft waren.

Das späte 19. Jahrhundert war verkehrstechnisch durch die Eisenbahn geprägt, die Hauptlinien waren zwar bereits gebaut, doch auch kleinere Orte strebten nach einem Bahnanschluss und damit nach wirtschaftlichem Fortschritt. Diesen Wünschen wurde durch die Errichtung von Lokalbahnen Rechnung getragen, welche grundsätzlich in Bau und Betrieb einfacher gehalten waren, dafür aber auch geringere Kosten versprachen. Im Bezirk ergab sich dadurch der Plan, eine Lokalbahn von Neunkirchen über Sankt Egyden nach Willendorf und dort mit Anschluss an die Schneebergbahn zu errichten. Der Hauptzweck dieser Strecke bestand darin, die Versorgung der Neunkirchner Industriebetriebe mit Grünbacher Kohle zu erleichtern.

Personenverkehr blieb während Betrieb bescheiden
Im Jahr 1907 wurde den damaligen Niederösterreichischen Landesbahnen die Konzession für diese Bahnlinie erteilt und am 19. Juni 1909 wurde sie feierlich eröffnet. Nach dem Bahnhof Willendorf zweigte die einspurige Strecke von der Schneebergbahn nach Osten ab. Einfach trassiert und ohne besondere Kunstbauten durchquerte die Strecke das Steinfeld, verlief entlang der Blätterstraße am Rand des Föhrenwaldes und erreichte schließlich Neunkirchen, wo sie auf einer großen Brücke die Südbahn überquerte und dem zentrumsnahen Lokalbahnhof zustrebte.

Dort zweigten zahlreiche Anschlussgleise zu den großen Industriebetrieben ab, weiters war der Lokalbahnhof mit seinem imposanten Bahnhofsgebäude auch der betriebliche Mittelpunkt der Bahn. Zwischen dem Lokalbahnhof und dem Südbahnhof gab es auch eine dem Güterverkehr dienende Verbindungskurve. Während der Güterverkehr einen gewissen Aufschwung nahm, blieb der Personenverkehr während der gesamten Betriebsdauer sehr bescheiden, es wurden je Richtung nur drei Güterzüge mit Personenbeförderung in Verkehr gesetzt. 1922 wurden nach der Trennung von Wien und Niederösterreich die Niederösterreichischen Landesbahnen von den Österreichschen Bundesbahnen übernommen, auch dadurch sank die ohnehin geringe Bedeutung der Bahn und gipfelte in der Einstellung im Zuge eines frühen Rationalisierungsversuchs der Staatsbahn.

Der Lokalbahnhof blieb auch danach noch einige Zeit die Drehscheibe zur Versorgung der Industriebetriebe der Stadt. Durch Fabriksschließungen nahm die Zahl der Anschlussbahnen immer mehr ab und nach dem Ende der Brevillier&Urban-Schraubenfabrik verblieb nur mehr ein sporadischer Verkehr zum Silo des Lagerhauses. Auch dieser Verkehr ist Geschichte und die Strecke zum Südbahnhof ist nun in unbefahrbarem Zustand.
Serie "100 Jahre Niederösterreich": Bahn nach Willendorf
 
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