josef

Administrator
Mitarbeiter
#1
Zur Beantwortung der mir mittels Mails und PN gestellten Fragen in Zusammenhang mit LS - Einrichtungen in Linz erstellte ich nachfolgenden Beitrag.

Den ursprünglich hier gebrachten Bericht habe ich nach weiterem Studium einschlägiger Literatur zum Thema revidiert und ergänzt…

lg
josef
 
Zuletzt bearbeitet:

josef

Administrator
Mitarbeiter
#2
In den Hängen westlich der Linzer Altstadt, Bauernberg, Freinberg und Schlossberg, befanden sich schon vor Kriegsbeginn umfangreiche Wein-, Bier- und Eiskeller. Diese großen Kelleranlagen wurden während der Kriegsjahre zu einem riesigen Stollensystem ausgebaut und die Anlagen durch Stollengänge miteinander verbunden. Die größten und wichtigsten Anlagen waren vom Hauptbahnhof ausgehend Richtung Donau:

Märzenkeller: Der ehemalige Bierlagerkeller des Stadtbrauhauses wurde zur Aufnahme von 2.000 Personen ausgebaut. Wegen der Nähe zu den Bahnanlagen diente er hauptsächlich zum Schutz für Bahnreisende. Auch die Linzer Luftschutzpolizei belegte einen Teil der Stollenanlage.

Cembranstollen: Die Stollenanlage trägt den Namen einer Weinhandlung, deren Keller durch Erweiterungen zur Unterbringung von über 500 Personen ausgebaut wurde. Der Stollen befindet sich in der "Kellergasse".

Stollen Limonikeller: Die Anlage in der Kapuzinerstraße bot für 1.500 Zivilpersonen einen sicheren Platz und hatte mehrere Zu- und Ausgänge, die Stollenwände waren/sind mit Ziegeln ausgekleidet. Die Gänge haben eine mittlere Weite von 3,8 m und eine Höhe von 3,1 m, es gab elektrisches Licht und elektrische Belüftungsanlagen, Kloanlagen und ein Notspital. In einem separaten Teil der Stollen waren Befehlsstellen für Gauleitung, Partei, Polizei und Stadtgemeinde untergebracht. Die Stollen sind heute größtenteils ungenützt, Teilbereiche werden als Lager verwendet.

Sandgassenstollen: Dieser liegt anschließend an die Anlage Limonikeller und hatte eine Aufnahmekapazität von 3.300 Personen.

Stollen Aktienbraukeller: Die Keller der ebenfalls in der Kapuzinerstraße liegenden ehemaligen Aktienbrauerei wurden auch in das LS - Stollensystem integriert und mit Querstollen mit dem Limonikeller, Sandgassenstollen und Zentralkeller verbunden. Teile der Anlage hatten einen so großen Querschnitt, dass sie Fahrzeugen der Rettung und der Feuerwehr Schutz boten. Ursprünglich waren die Keller- und Stollengänge für 8.800 Personen ausgelegt. Ab Februar 1944 wurden jedoch auf 14.000 m² Teilbereiche des SDP Kugellagerwerkes aus Steyr mit dem Decknamen „Maräne“ angesiedelt.

Zentralkeller: Der dem Aktienbraukeller gegenüberliegende Zentralkeller fasste 3.000 Personen. Ein Teil der ausgebauten Stollenanlage beherbergte auf 1.300m² einen weiteren Verlagerungsbetrieb der Steyr-Daimler-Puch AG (SDP AG), Deckname „Heilbutt“ zur Fertigung div. Blechteile.

Dann folgten Richtung Donau noch die kleineren LS - Anlagen

Kapuzinerklosterkeller
für 200 Personen, der

Lasinger- und der Waldkeller für insgesamt 400 Personen.

Den Abschluss zum Donautal bildete der

Schlossbergstollen: Die in den Felsen des Schlossberges getriebenen Stollen konnten mehr als 10.000 Personen aufnehmen. Ein- und Ausgänge gab es von der Altstadt, von der Donaulände und einen Abgang vom Schlossgelände. Die Belüftung wurde/wird durch einen schräg nach oben zur Donaulände verlaufenden Gang hergestellt.

Unter nachfolgendem Link gibt es Informationen zu Führungen (2005 um € 90,00 bis 25 Personen) http://www.linz-guide.at/frieden.html


Weiters gab es Hochbunker in Linz:

Hochbunker am „Andreas Hofer-Platz“: Für 1.000 Personen.

Hochbunker amGelände der ehemaligen HGW, heute voestalpine: Im NO des Betriebsgeländes, zwischen Gießereihallen und Donau wurde ein Bunker mit 7 Etagen, davon 5 oberirdisch und 2 Kellergeschosse, errichtet. Fassungsvermögen ca. 3.500 Personen, die Decke hat eine Stärke von 5 m! Der Bau ist noch vorhanden und diente als Archiv.

Hochbunker beim Voestsportplatz: ca. 40 x 10 m, 2 Etagen, 3 m starke Wände. Dieser Bunker wurde zum Kabinengebäude für den Sportplatz umgebaut.

Auch die kilometerlangen unterirdischen Verbindungsgänge zwischen den riesigen Hallenkomplexen der voestalpine sind LS –sicher ausgebaut. Hauptzweck dieser Gänge war/ist die geschützte, jederzeit zugängliche Führung von Versorgungsleitungen wie Strom, Dampf, Gas, Wasser, Pressluft usw. durch das Werksgelände.


Dazu kamen dann noch die bereits unter Thread „Bunker Linz Winterhafen“ beschriebenen Anlagen => http://www.unterirdisch-forum.de/forum/showthread.php?t=3901


Ich bin sicher, dass es noch jede Menge weiterer Bunker- und LS-Anlagen in Linz gab (Linke Donauseite - Urfahr, Kasernen, Werft, Stickstoffwerke, Bahnanlagen usw. …) und ersuche die kundigen User um Ergänzung dieses Berichtes.
Lg
josef
 
#3
Der Märzenkeller war zumindest in den letzten Jahren tlw. zugänglich - hier befand sich ein Nachtlokal/Diskothek. Diese dürfte jedoch nicht mehr geöffnet haben. Der Eingang lag schräg rechts oberhalb des ehem. Märzenkellers. Nach Betreten des Kellers ging zuerst ein Gang leicht nach unten, bis dort die rechteckig ausgebauten, ebenen Tunnelschächte lagen. Für das Lokal wurde ein Rechteck genutzt, die Stollen dürften aber um einiges weitläufiger sein/gewesen sein.

Detto ist der Cembrankeller nach wie vor ein Nachtlokal/Diskothek. Der Eingang befindet sich rechts der Weinkellerei Cembran.

Im Kapuzinerklosterkeller befindet sich ebenfalls ein Lokal. Der Eingang befindet sich rechts der Kapuzinerkirche (am Plateau/Kirchenplatz oberhalb der Kapuzinerstraße)

Wenn man vom Stadtzentrum die obere Kapuzinerstraße (nach der Linkskurve) hinauffährt, kann man tlw. noch links und rechts der Straße gebunkerte Lüftungsschächte (?) des Aktienbraukellers (hier werden/wurden Champions gezüchtet) erkennen.
 
Zuletzt bearbeitet:

josef

Administrator
Mitarbeiter
#4
Märzenkeller Linz

Unter den mir von @Flakuntergruppe zur Verfügung gestellten historischen Fotos über Bombenschäden in Linz fand ich zwei weitere interessante Aufnahmen des "Märzenkellers".

1. Sandberge vom Ausbau der LS-Anlage im Märzenkeller. Als Arbeitskräfte wurden Häftlinge des KZ-Nebenlagers "Linz II" eingesetzt, die an diverse Baufirmen vermietet wurden.
2. Das Aushubmaterial ist weggeräumt, am Haus links des Märzenkeller-Gebäudes ist ein Bombenschaden zu erkennen. Leider sind keine Datumsangaben vorhanden.

Bildquelle: Sammlung @Flakuntergruppe;
Fotograf: HR Dr. Buchberger, mit Erlaubnis zur Veröffentlichung


Noch ein Hinweis zum Ausbau des Märzenkellers:

LS-Stollen Märzenkeller Linz

Februar 1944 – April 1945, Märzenkeller

Etwa 250 Häftlinge aus dem Nebenlager Linz II des KZ Mauthausen werden zum Bau von Luftschutzkellern und für die Entschärfung von Blindgängern nach Luftangriffen eingesetzt.
Der Bau von Luftschutzkellern in den letzten Kriegsjahren wurde durch den akuten Arbeitskräfte- und Materialmangel erschwert. Deswegen wurden ab 21. Februar 1944 rund 380 Häftlinge als Arbeitskräfte im Stollenbau aus Mauthausen nach Linz ins Nebenlager Linz II überstellt.

Die Bauleitung der Luftschutzstollen unterstand der Zentralbauleitung der Waffen-SS, die KZ-Häftlinge an private Firmen (Schwarz, Pöchtrager, Asdag, Hödl und andere) „vermietete“. Die Häftlinge wurden direkt in den Stollen untergebracht und von ca. 50 SS-Männern bewacht.

Die SS ging mit den Häftlingen äußerst brutal um, es kam zu Ausschreitungen nach Trinkgelagen, zwei Häftlinge wurden „auf der Flucht erschossen“. Die Arbeit war in zwei Schichten organisiert, es wurde rund um die Uhr gearbeitet. Die meisten Häftlinge kamen kaum ans Tageslicht.

Die Arbeit im Stollen war anstrengend und gefährlich. Mindestens fünf Häftlinge kamen bei Arbeitsunfällen ums Leben. Die Kombination aus schlechtem Essen und harter Arbeit führte zu körperlichem Verfall. Häftlinge, die für die harte Arbeit zu schwach waren, wurden in die Krankenlager im KZ Mauthausen oder Gusen zurückgebracht und dort vermutlich getötet.


Literatur:
PERZ, Bertrand; FREUD, Florian: Konzentrationslager in Oberösterreich 1938 – 1945. Linz 2007.
MARŠÁLEK, Hans: Die Geschichte des Konzentrationslagers Mauthausen. Wien 2006.
PERZ, Bertrand: KZ-Häftlinge als Zwangsarbeiter der Reichswerke ‚Hermann Göring‘ in Linz. In: RATHKOLB, Oliver (Hg.): NS-Zwangsarbeit: Der Standort Linz der ‚Reichswerke Hermann Göring AG Berlin‘ 1938 – 1945. Band 1. Wien u.a. 2001, S. 449 – 590.

Dokumente:
Die „Zentralbauleitung der Waffen-SS und Polizei Linz“ stellt am 7. September 1944 eine Rechnung an die Linzer Stadtverwaltung und an Baufirmen für den Einsatz von KZ-Häftlingen beim Bau von Luftschutzstollen.

Archiv der Stadt Linz, Neue Registratur, NS-Zeit, Sch B 29k.
Quelle: http://www.insitu-linz09.at/de/orte/28-orte-maerzenkeller.html
 

Anhänge

#7
Hallo Josef, zu der ausgezeichneten Aufstellung über die Linzer Stollenanlagen kann ich folgenden Beitrag hinzufügen:
Im NARA Mikrofilm T-83/R-81 habe ich folgenden Bericht gefunden: Der von Kammler erstellte Bericht über die Luftschutzmaßnahmen in Linz ging am 18.2.44 an das SS Wirtschafts-Verwaltungshauptamt. Darüber wird über das Bauvorhaben: "Ausbau des Bauernbergs in Linz" informiert. Da der Bericht einen guten Überblick über den Beginn des unterirdischen Ausbaues in Linz gibt, möchte ich die wesentlichen Teile daraus zitieren.
Auszubauen waren der Limoni- und der Märzenkeller und diese dann untereinander zu verbinden, da die verschiedenen Keller mit ihren Fassungsvermögen nicht den entsprechenden Einzugsgebieten (Bedarf an Schutzraumplätzen) entsprachen.

Fassungsvermögen: derzeit nach Ausbau
Aktienkeller 10.000 10.000
Limonikeller (SS) 4.500 5.000
Cembrankeller 200 1.000
Märzenkeller (SS) 1.800 3.500
Verbindung Cembrankeller - 500
Verbindung Märzenkeller (SS) - 1.200
macht zusammen 16.500 21.200 Personen

Erforderlich waren rund 1.000 m Verbindungsstollen (2,7 x 2,4 m) und weitere 700 m Aufenthaltsstollen (3,5 x 3 m). Bei den Eingängen wurden Gasschleusen und Splitterschutzblenden gebaut. Im Märzenkeller befand sich auch der Kommandostand des Gauleiters.
Dann folgt noch eine Aufstellung über den Bedarf an Baustoffen.
Zuletzt wird darauf hingewiesen, dass die eingesetzten Baufirmen durch 300 Häftlinge aus dem Konzentrationslager Mauthausen verstärkt werden. Mit den Arbeiten und dem Häftlingseinsatz hatte man am 18.2.1944 bereits begonnen (im Märzenkeller).

Was die doppelten Siegrunen beim Limoni- und Märzenkeller bedeuten sollen ist mir schleierhaft!

LG
Renato
 
#9
Hallo Josef,
auf den Film T-83/R-81 gibt es auch ein Schreiben vom 19.10.44, Betr.: KZ-Einsatz im Bereich der Reichswerke Herman Göring in Linz, wo unter Punkt 9 "Hafenkopfbunker" folgendes angeführt ist:
Fa. Rella, Anzahl der Häftlinge 50 Mann. Dauer der Arbeiten 2 1/2 Monate.
Ist über diesen Bunker etwas bekannt?
LG
Renato
 

josef

Administrator
Mitarbeiter
#10
LS-Bk va-Werksgelänge Linz

Hallo Josef,
auf den Film T-83/R-81 gibt es auch ein Schreiben vom 19.10.44, Betr.: KZ-Einsatz im Bereich der Reichswerke Herman Göring in Linz, wo unter Punkt 9 "Hafenkopfbunker" folgendes angeführt ist:
Fa. Rella, Anzahl der Häftlinge 50 Mann. Dauer der Arbeiten 2 1/2 Monate.
Ist über diesen Bunker etwas bekannt?
LG
Renato
Unter der Bezeichnung "Hafenkopfbunker" ist mir nichts bekannt. Grundsätzlich gehört einmal geklärt, was mit der Bezeichnung "Hafenkopf" gemeint ist! Habe die mir bekannten bzw. dokumentierten 2 Bunkeranlagen am Werksgelände auf einer Skizze eingezeichnet:

1. Skizze der Werksanlagen ca. 1959-60:
Kreis ROT => Hochbunker im Werksgelände
Kreis ROT+BLAU => Hochbunker am Sportplatz: Der Werkshafen war ursprünglich bis zur Werkshauptstraße (Heute Stahlstraße) geplant => BLAU !
Wenn man für die Hafeneinmündung in die Donau (=> Kreis BLAU) den Begriff "Hafenspitz" oder "Hafenmund" verwendet, könnte das damals projektierte Hafenende der "Hafenkopf" sein??? Der 2. Hochbunker liegt genau in der Verlängerung des geplanten Hafenendes, nur getrennt durch Straße und Sportplatz, daher Vermutung - nicht belegt => Hafenkopfbunker!

2. - 4. LS-Hochbunker im Werksgelände: Noch vorhanden, dort wurden vor Jahren die Papiere/Unterlagen über die Zwangsarbeiter aus der Kriegszeit gefunden.

5. u. 6. LS-Hochbunker am ehemaligen VOEST-Sportplatz: Zwischenzeitlich gesprengt - könnte der "Hafenkopfbunker" gewesen sein...?

Bildquellen:

1. - 4.: Geschichte der VOEST - Band1; Geschichte-Club VOEST; Linz 1991
und
R.Abel; VÖEST-Menschen und ihr Werk; Linz 1995
5. http://www.oepb.at/fussball/sk-voest-werkssportplatz.html
6. http://wikimap.hotspotlinz.at/de/bf/index.php?limited=true&entryType=0&page=74&iEntryID=4916
 

Anhänge

#11
Hafenkopfbunker

Hallo Josef,
Danke für die umfangreiche Recherche, leider kann ich, da nicht ortskundig, nur wenig zur Klärung beitragen.
Auszuschließen ist der Hochbunker am Werksgelände, da der am 25.7.44 in Benutzung war und an diesem Tag von einer Bombe voll getroffen wurde. Danach wurde die Bunkerdecke, im Rahmen der Reparatur, verstärkt und der Hochbunker erhielt dadurch sein charakteristisches "Schwammerl".

Ich persönlich würde eher die Einmündung als Hafenkopf ansprechen.
Da das bezügliche Schreiben vom 19.10.44 ist, würde ich annehmen das dieser Bunker, wie so viele späte Projekte, wahrscheinlich gar nicht mehr fertiggestellt wurde. Vielleicht weis wer etwas darüber?
LG
Renato
 

Flakuntergruppe

† (22. November 2021)
#12
Ich bitte um Nachsicht, wenn ich der Übersichtlichkeit halber das Zitat von @Josef gekürzt habe. Gleichzeitig danke ich für die Auflistung der Linzer Schutzanlagen, die ich gewiss nicht infrage stelle. Ich nehme somit nur auf nachstehenden Satz Bezug: Ich bin sicher, dass es noch jede Menge weiterer Bunker- und LS-Anlagen in Linz gab (Linke Donauseite - Urfahr, Kasernen, Werft, Stickstoffwerke, Bahnanlagen usw. …) und ersuche die kundigen User um Ergänzung dieses Berichtes.
@Flakuntergruppe
Lg
josef
Servus @Josef:
Über die drei Hochbunker auf dem Betriebsgelände der „H.G.W-RWO und den Stickstoffwerken Ostmark“ gibt das Jahrbuch der Stadt Linz 1986/87 Aufschluss. Der Zeitzeuge Gilduin Pistulka befaßt sich darin auch mit der „Werksheimatflak“. Ohne das Verdienst von Herrn Gilduin Pistulka hinsichtlich der Geschichte der Linzer Rüstungsbetriebe schmälern zu wollen, scheint dieser jedoch mit der militärischen Materie eher wenig vertraut zu sein (ein Beispiel von vielen zu hinterfragenden Statements: „… bei der Batterie der Hütte Linz war ein Unteroffizier der Luftwaffe als Instruktor und Batterieführer tätig“). Zur Erfassung der einzelnen Flakeinheiten bzw. über das gesamte Gebiet der beiden Rüstungsbetriebe verteilten Untereinheiten der leichten und mittleren Flak kann dieser Artikel jedenfalls kaum herangezogen werden.
Zum Zwecke der besseren Lokalisierung bezeichne ich die drei Hochbunker (von Norden nach Süden): a) Den in gegenständlichem Thread noch nicht genannten "CHEMIEBUNKER". b) Den Begriff „Hafenkopfbunker“ würde ich mit großer Sicherheit als ident mit dem „SPORTPLATZBUNKER“ ("Sanitätsbunker") bezeichnen. c) Den zweiten von @Josef dargestellten Hochbunker würde ich "GIESSEREIBUNKER" nennen. Viele heute bereits im Ruhestand befindliche „Vöestler der ersten Stunde“ bezeichnen das nördlich der Gießerei befindliche Bauwerk als „Flakturm“. Herr Helmuth Gröbl (Obmann des „Geschichteclubs Stahl“) kennt diese traditonell falsch verwendete Bezeichnung. Es handelte sich jedoch nach verlässlichen Zeitzeugenberichten immer um eine Schutzdeckung und der Turm hatte niemals eine Funktion im Rahmen der aktiven Fliegerabwehr.
PS: Wenn @Zwölfaxinger an den Ergebnissen meiner Recherchen über die 7. Flakbrigade im Allgemeinen und über die Flak in den Linzer Rüstungsbetrieben im Besonderen interessiert ist, würde ich ihm empfehlen, mich noch vor seiner diesbezüglich beabsichtigten Veröffentlichung mal bei mir zu melden, meine Kontaktadresse kennt er ja.
Mit freundlichen Grüßen (auch an "Renato") von @Flakuntergruppe
 

Anhänge

josef

Administrator
Mitarbeiter
#13
Danke @Flakuntergruppe für die ausführliche Information!

Die fälschliche Bezeichnung "Flakturm" für diverse oberirdische Betonbauten sind mir hinlänglich bekannt. Z.B. wird in unserer Gegend ein simpler Betonklotz eines Wasserspeichers, am höchsten Geländepunkt des ehemaligen Lagergeländes von Stalag XVIIB gelegen, von der Bevölkerung nach wie vor als "Flakturm" bezeichnet. Obwohl dort nachweislich nie ein Flak-Geschütz in Stellung war...

Danke auch für den Hinweis zum "Chemiebunker"! Hörte zwar schon von einem Bk am Gelände, hatte aber bzw. fand noch keine genauen Angaben dazu.
Existiert der Bunker noch oder wurde er auch gesprengt?

lg
josef
 

josef

Administrator
Mitarbeiter
#14
Sanitäts- bzw. Sportplatzbunker Gelände RHG

Stellte gerade eine zeitliche Diskrepanz zwischen der Info von @Zwölfaxinger:
Schreiben vom 19.10.44, Betr.: KZ-Einsatz im Bereich der Reichswerke Herman Göring in Linz, wo unter Punkt 9 "Hafenkopfbunker" folgendes angeführt ist:
Fa. Rella, Anzahl der Häftlinge 50 Mann. Dauer der Arbeiten 2 1/2 Monate.
und dem Bildtext aus dem "Historischen Jahrbuch der Stadt Linz 1986" fest: Abb.3: Sogenannter Sanitätsbunker in den R.H.G., Hütte Linz. Der erste in der Lizer Großindustrie fertiggestellte Hochbunker.Weiters fand ich ein Foto auf S. 148 im Band 2 der "Geschichte der VOEST" mit dem Bildtext: Die Luftschutz-Alarmzentrale im Sanitätsbunker beim Sportplatz im Jahr 1940

Nun gibt es betreffend des Dokumenteninhaltes am zitierten Mikrofilm mehrere Möglichkeiten:

- "Hafenkopfbunker" ist ident mit "Sanitäts- bzw. Sportplatzbunker" und es werden dort Erweiterungs- oder Umbauarbeiten vorgenommen?

- "Hafenkopfbunker" ist nicht ident mit vorgenannten Objekt und wird an anderer Stelle z.B. "Hafenmund" (Einmündung in Donau) errichtet?

- "Hafenkopfbunker" ist irgendwo im Umfeld des Werkshafen geplant und wird nicht mehr errichtet oder nur teilweise fertiggestellt?


Bild: Die Luftschutz-Alarmzentrale im Sanitätsbunker beim Sportplatz im Jahre 1940
Quelle: Geschichte der VOEST - Band 2; Geschichte-Club VOEST; Linz 1995
 

Anhänge

Flakuntergruppe

† (22. November 2021)
#15
LS-Bk va-Werksgelänge Linz

Danke @Flakuntergruppe für die ausführliche Information!

Die fälschliche Bezeichnung "Flakturm" für diverse oberirdische Betonbauten sind mir hinlänglich bekannt. Z.B. wird in unserer Gegend ein simpler Betonklotz eines Wasserspeichers, am höchsten Geländepunkt des ehemaligen Lagergeländes von Stalag XVIIB gelegen, von der Bevölkerung nach wie vor als "Flakturm" bezeichnet. Obwohl dort nachweislich nie ein Flak-Geschütz in Stellung war...

Danke auch für den Hinweis zum "Chemiebunker"! Hörte zwar schon von einem Bk am Gelände, hatte aber bzw. fand noch keine genauen Angaben dazu.
Existiert der Bunker noch oder wurde er auch gesprengt?

lg
josef
Gemäß "Jahrbuch der Stadt Linz" existierte der "Chemiebunker" im Jahre 1986 noch (siehe Anlage).
http://www.ooegeschichte.at/uploads/tx_iafbibliografiedb/hjstl_1986_0273-0295.pdf

Leider weiß ich den letzten Stand nicht. Ich werde mich kundig machen. Im besagten Jahrbuch der Stadt Linz ist auch von einem "kleineren Bunker in der Nähe des Werkshafens und vom Hafenkopf" die Rede. Vielleicht bringt dieser Eintrag endgültige Klärung. Somit wäre dies dann natürlich nicht der "Sportplatzbunker".
m.f.G. @Flakuntergruppe
 

Anhänge

josef

Administrator
Mitarbeiter
#16
Hafenkopfbunker

@Flakuntergruppe nochmals vielen Dank für die Recherchen und Berichte!

D.h., dass es sich beim "Hafenkopfbunker" höchstwahrscheinlich um eine Anlage im Bereich des Hafens der Stickstoffwerke und nicht beim Voest-Hafen handelt!

lg
josef
 
Zuletzt bearbeitet:
#17
LS/Zivilschutzanlagen heute

Hallo, ich bin der Florian, komme eigentlich aus dem Mühl/4 aber bin derzeit viel in Linz
- hier im Österreich-Teil des Forums lese ich schon lange mit, und habe jetzt eine Frage die ich hoffe hierherpasst:

wie schaut es in Linz mit Luftschutz/Zivilschutzanlagen heute aus - gibt es überhaupt noch (einsatzbereite) Schutzräume, und was wurde nach dem 2.WK noch gebaut?

Habe schon gegoogelt aber nichts in die Richtung gefunden, dreht sich alles um den 2.WK :(

Thx und LG
Flo
 
H

Harald 41

Nicht mehr aktiv
#18
Hallo Florian;
Willkommen hier im Forum,über Linz kann ich Dir nicht weiterhelfen,war zwar schon dort aber über unterirdische Anlagen kann ich leider nichts berichten.
@ Flakuntergruppe und Josef wissen sicher um einiges mehr darüber.

LG Harry
 

josef

Administrator
Mitarbeiter
#19
Hallo Flo,
danke für deinen 1. Beitrag!
Betreffend aktueller Schutzräume in Linz kann ich nichts beitragen, habe dazu keine Infos! Sind sicher welche in öffentlichen Neubauten aus der Ära des "Kalten Krieges" vorhanden und es ist zu hoffen, dass sie nie mehr benötigt werden!

lg
josef
 

josef

Administrator
Mitarbeiter
#20
ex Hafenkopfbk. Stickstoffwerke

Lt. dem von @Flakuntergruppe angesprochenen "Jahrbuch der Stadt Linz 1986" müsste die Lage des ex "Hafenkopfbunkers" in den ehemaligen Stickstoffwerken lt. Planskizze bzw. GE-Bild an der ROT markierten Stelle gewesen sein:

(Kreis BLAU am GE-Bild => Lage des ex "Sportplatz- bzw. Sanitätsbunkers" am Gelände der va (ex RHG).
 

Anhänge

Oben