Messerschmitt - Verlagerungsstandort Suben OÖ.

josef

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#1
Habe im Buch von


Peter Schmoll; "Die Messerschmitt-Werke im Zweiten Weltkrieg" - Die Flugzeugproduktion der Messerschmitt GmbH Regensburg von 1938 bis 1945; ISBN 3-931904-38-5


2 Skizzen über die Dezentralisierung der Fertigung (Verlagerungen) der Messerschmitt GmbH Regensburg gefunden: Komponentenfertigung der Me 109 per Ende 1944 und Me 262 im März 1945.

Auf der Skizze zur Me 262 – Fertigung ist neben den mir bekannten Standorten Wels
-> Flugzeug und Metallbauwerke Wels

und St.Georgen an der Gusen
-> UTA „Bergkristall“ in Verbindung mit dem KZ – Gusen II


auch noch der Verlagerungsstandort Suben am Inn (für elektrische Anlagen, Leitungen) angeführt!
Gibt es zu Suben weitere Informationen?
 
#2
Hallo Josef,
bin selber überrascht was ich da auf Anhieb gegoogelt habe.

https://www.frankfallaarchive.org/prisons/suben-workhouse-prison/

Unter „Sources“ :
- der Link zu den OÖ Heimatblättern. Zanzinger, Erich: ‘Die Geschichte der Strafvollzugsanstalt Suben’, Seite 158

- Oberösterreichisches Landesarchiv, Documents of the Schärding District, 1945 I, Invoice from Suben Prison to the Messerschmidtwerke Augsburg-Regensburg.

schöne Grüße aus dem Innviertel
Kurt
 

josef

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#4
Da ich aus Copyright-Gründen die Skizze zur M 262 – Verlagerung der Messerschmitt GmbH Regensburg nicht ins Forum stellen kann, nachfolgend eine Kurzzusammenfassung der Lieferwege von den angeführten österreichischen Fertigungsstätten zu den in Wäldern versteckten Endmontagewerken in Bayern:

Laut den in der Skizze dargestellten Lieferwegen gingen die Elektroanlagen aus Suben und die in Wels gefertigten Blechteile nach Obernzell bei Passau zur dortigen Rumpfmontage.

Die in der UTA-Anlage „Bergkristall“ in St.Georgen an der Gusen von den KZ-Häftlingen erzeugten Rumpfteile gingen teilweise ebenfalls nach Obernzell und von dort weiter zur Endmontage in das Umland von Regensburg zum „Waldwerk Stauffen“ , nordöstlich vom Fliegerhorst Obertraubling.

Weitere Rumpfteile aus St. Georgen an der Gusen kamen in das südlich von Obertraubling, zwischen Alteglofsheim und Hargelstadt gelegene Waldwerk Gauting zur Endmontage. Die fertigen Me 262 aus den beiden getarnten „Waldwerken“ wurden auf einem 1.200 m langen Straßenstück im Bereich des zerstörten Fliegerhorstes Obertraubling eingeflogen.

Auch die im Bereich Leipheim – Günzburg gelegenen Waldwerke „Kuno I“ bei Leipheim-Riedheim und „Kuno II“ bei Burgau – Scheppacher Forst, erhielten Rumpfteile aus der „Bergkristall-Fertigung“.

Für die Maschinen dieser Waldwerke dienten die Betonstreifen der durch die Wälder verlaufenden Autobahn Ulm – Augsburg als Startbahn.

Schließlich wurden Me 262 – Rümpfe aus St- Georgen noch an die Fa. REIMAHG am "Walpersberg", nahe Kahla in Thüringen geliefert.
 
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josef

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#7
Bis zu welchen Umfang / wie weit wurden denn die Rumpfe in Obernzell zusammengebaut?
Wie hoch war denn die Produktion dort?
Dazu sind im zitierten Buch keine konkreten Angaben zu finden!
Da ist auf S. 187 zu Lesen:
Lieferung von Me 262 Rümpfen aus Mauthausen... [-> Anmerkg.: St.Georgen "Bergkristall", KZ Gusen I u. II sowie KZ-Mauthausen werden in den Artikeln teilweise als Einheit betrachtet...] zahlreiche Rumpfbaugruppen wurden zur Rumpfendmontage nach Obernzell bei Passau transportiert...
 
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josef

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#9
Der Transport Mauthausen Obernzell geschah dann sicherlich via Donau.
Demnach müßten ja in beiden Bereichen mehrere Krananlagen und Ladungsräume zur Verfügung gestanden sein.
Im Buch ist sowohl beim Abtransport von Me 109 - Bauteilen aus der oberirdischen Fertigung im KZ- Bereich (Steinbruchareal) Gusen-Langenstein (-> "Messerschmitthallen"...) als auch der Me 262 Rumpfteile aus der UTA "Bergkristall" in St.Georgen nur von Bahntransporten die Rede! Dies wurde mir auch schon bei Recherchen vor ca. 15 Jahren im damaligen alten KZ-Infozentrum Mauthausen bestätigt. Die Stollenanlage Bergkristall hatte direkten Normalspur-Bahnanschluss, ebenso das KZ-Gelände Gusen mit den Messerschmitt und Steyr-Daimler-Puch Fertigungsstätten! So sollen auch wichtige Bahntransporte zwecks Tarnung und der ständigen "Luftbedrohung" im Großraum Linz in den letzten Kriegsmonaten hauptsächlich in der Nacht abgewickelt worden sein...

Angeblich gab es Planungen für einen Hafen, dürfte aber nicht mehr zur Fertigstellung gekommen sein. Jedenfalls wurden Stein-Transporte von den Brüchen in Mauthausen und Gusen (auch schon vor Kriegsbeginn...) mittels Schiffen auf der Donau durchgeführt. Dazu gab es eine Feldbahn zur Donaulände in Mauthausen.
 

josef

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#10
Auch bei "Tante Wiki" wird über den Abtransport mittels Bahn berichtet:
Dazu Textauszug aus https://de.wikipedia.org/wiki/B8_Bergkristall - Kapitel "Betrieb":
In den bereits fertiggestellten Stollenteilen mussten tausende Häftlinge auf kilometerlangen Fertigungsstrecken Teile der Flügel sowie den Rumpf der Me 262 produzieren. Die fertiggestellten Teile konnten unterirdisch bombensicher auf Züge verladen werden. Dazu wurde ein Anschlussgleis in den Eingangsbereich der Anlage gebaut. Die Flugzeugteile wurden dann mit dem Zug weiter zur Endmontage und zum Einfliegen transportiert...
 
#11
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josef

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#12
...
Die in der UTA-Anlage „Bergkristall“ in St.Georgen an der Gusen von den KZ-Häftlingen erzeugten Rumpfteile gingen teilweise ebenfalls nach Obernzell und von dort weiter zur Endmontage in das Umland von Regensburg zum „Waldwerk Stauffen“ , nordöstlich vom Fliegerhorst Obertraubling.

Weitere Rumpfteile aus St. Georgen an der Gusen kamen in das südlich von Obertraubling, zwischen Alteglofsheim und Hargelstadt gelegene „Waldwerk Gauting“ zur Endmontage. Die fertigen Me 262 aus den beiden getarnten „Waldwerken“ wurden auf einem 1.200 m langen Straßenstück im Bereich des zerstörten Fliegerhorstes Obertraubling eingeflogen...
In der soeben erschienen Ausgabe 1/2018 von "FLUGZEUG CLASSIC" ist ein Artikel zum Waldwerk "Stauffen" ( S. 60 - 66) zu finden! Der Beitrag enthält auch einige Fotos aus der Produktion, Lubi von "Stauffen" und Flh. Obertraubling sowie eine Lageplanskizze des Waldwerkes.
 

Xandl78

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#13
Verlagerungsstandort Arbeitshaus Suben

Tarnname: Fa. Brauch, (Ing. Brauch)?
Herstellung von Leitungsdrähten, Kabeln, Spezialapparaten und Armaturen. In den Rechnungen scheint auch der Begriff Attrappen auf.
Am 3. Mai 1945 von US Truppen befreit.


Hierzu sind im "Oö. Landesarchiv, Akten der Bezirkshauptmannschaft Schärding, Schachtel 162, 1945, I, Hauptverwaltung, ab Mai 1945, 49 Arbeitshaus Suben, Rechnungen an die Messerschmidtwerke Augsburg-Regensburg" erhalten.

In der Beilage das Schreiben vom 25.Juli 1945 an die BH Schärding. Beigelegt sind 15 Abschriften von unbezahlten Rechnungen.

Interessant ist die Rechnung Zl. 116/45 vom 27.4.1945 über Fernfahrten mit dem LKW. 6x Regensburg, 4x St.Georgen, 1x Obernzell, 2x Tall. (Wo ist das ?)
Die restlichen 14 Rechnungen sende ich, der Vollständigkeit halber, im nächsten Post.

Lg Kurt
 

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josef

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#16
St. Georgen an der Gusen - Langenstein: Hafenprojekt Gusenmündung
Der Transport Mauthausen Obernzell geschah dann sicherlich via Donau.
Demnach müßten ja in beiden Bereichen mehrere Krananlagen und Ladungsräume zur Verfügung gestanden sein.
Bericht über das eingestellte Hafenprojekt an der "Gusenmündung" in die Donau:

upload_2018-1-6_22-21-32.png
upload_2018-1-6_22-22-48.png

upload_2018-1-6_22-24-33.png

Quelle: NS-Geschichte - aus 400 Jahre Markt St. Georgen
 

josef

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#18
Wieder einmal meine Frage weshalb meist kein Schiffstransport stattfand ?
Dazu kann man nur Vermutungen anstellen:
- Kein geeigneter Umschlagplatz für Verladung an der Donau vorhanden -> siehe Einstellung Hafenprojekt "Gusenmündung".
- Keine Entladeeinrichtungen in Obernzell.
- Umständliche Transportlogistik: Verladung des Transportgutes (Rumpf- und Tragflächenkomponenten usw.) im Stollen auf Bahn oder LKW und Verbringung zur Donau (Hafen, Umschlaglände...). Dort Umladung auf Schiff und relativ lange Transportzeit zur Entladestelle in Obernzell (-> langsame Bergfahrt -> gegen die Fließrichtung des Stromes...). Dann wieder Entladung in Obernzell und Transport (LKW ?) zum Rumpfmontagewerk... Extreme Luftgefährdung der langsamen Schiffe am gesamten Transportweg (-> primäres Bombenzielgebiet im Großraum Linz und ständige Bedrohung durch Jabos (-> "Tiefflieger"...) entlang der gesamten Stromstrecke!
- Grundsätzliche Frage zur möglichen Bereitstellung des Schiffsraumes zum benötigten Zeitpunkt für eine kontinuierliche Transportkette.
- usw. ...

Trotz der zum damaligen Zeitpunkt schon schwierigen Bedingungen zur Aufrechterhaltung eines einigermaßen geregelten Betriebes (-> Luftgefahr...) des Bahnverkehrs, hatte diese Verkehrsart den Vorteil von:
- Direkter Transportweg -> Verladung im Stollen und Entladung (-> bei vorh. Gleisanschluss) im Montagewerk ohne Umladevorgänge dazwischen.
- Trotz längerem Transportweg auf der Bahnstrecke (-> über Wels-Schärding-Passau-Obernzell) kürzere Beförderungszeit.
- Bei "Direktzügen" (-> Abgangs- Empfangsbf.) keine Rangierarbeiten notwendig und daher raschere Durchfahrt der "Luftgefahr-Zone" in und um Linz möglich als mit dem langsamen Schiff!
- usw. ...

Nachteil Bahntransport:
- Verzögerungen nach Bombenangriffen durch zerstörte oder beschädigte Strecken und Bahnhöfe.
- In der letzten Kriegsphase laufende Tieffliegerangriffe auf Bahnziele, daher Verlagerung der Transportabwicklung do gut es ging in die Nachtstunden.
- Mangel an Lokomotiven um die bereitgestellten beladenen Garnituren zu befördern.
- usw. ...

lg
josef
 

josef

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#19
Habe noch einen Hinweis zum Bahntransport der Me 262 - Bauteile (Rümpfe) ab St. Georgen-Bergkristall gefunden:

upload_2018-1-7_10-13-34.png

Quelle: NS-Geschichte - aus 400 Jahre Markt St. Georgen
 
#20
Hat jemand von Euch zufällig noch Bilddokumente zum Thema Passau II / Waldwerke.
Außer einem unscharfen Bild von dem ich vermute zu wissen wo es aufgenommen wurde, gibt das Netz wenig dazu her.
 
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