Mythos Donau - Vorschau auf die Jahresausstellung 2020 auf der Schallaburg " „Donau – Menschen, Schätze und Kulturen“

josef

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Weitere Infos zu der Ende März beginnenden Jahresausstellung 2020 kommen zeitgerecht unter "Museen, Ausstellungen und Veranstaltungen"...

Schallaburg spürt dem „Mythos Donau“ nach

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Ende März wird auf der Schallaburg (Bezirk Melk) die Ausstellung „Donau – Menschen, Schätze und Kulturen“ eröffnet. Die Schau soll eine inspirierende Reise vom Schwarzen Meer durch das Eiserne Tor, vorbei an den Ebenen Ungarns durch die Wachau auf die Schallaburg sein.
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Die Donau ist mit ihren etwa 2.800 Kilometern Länge nach der Wolga der zweitlängste Fluss Europas. „Wie kein anderer steht die Donau für die Vielfalt des europäischen Kontinents und seine wechselvolle Geschichte. Seit tausenden Jahren ist auch der Mensch an ihren Ufern präsent und nutzt sie für seine Zwecke“, so Ausstellungskurator Dominik Heher. Schon in der Jungsteinzeit entstanden entlang des Stromes beeindruckende Kulturen. Den Römern diente er als Grenze ihres mächtigen Imperiums, den Habsburgern als Lebensader eines Reiches, das nicht umsonst den Namen „Donaumonarchie“ trug.

Über und entlang der Donau gibt es unzählige Geschichten und zahlreiche Erzählungen, sei es über das dramatische Ende der 1971 versunkenen Insel Ada Kaleh oder die geheimnisvollen Spuren der Vinca-Kultur am serbischen Donauufer, seien es die Kämpfe Prinz Eugens gegen die Osmanen oder das Schicksal der Donauschwaben. „Dabei wird dem Geheimnis der ungarischen Fischsuppe, den Lesehöfen und den Wanderungen der Nibelungen in der Wachau ebenso nachgegangen wie dem Mythos der schönen blauen Donau“ (Heher).

Eine Ausstellung voller Begegnungen
In abwechslungsreichen Etappen werden Einblicke in die Geschichte des Donauraums und Ausblicke auf seine vielfältigen Landschaften geboten. „Menschen erzählen vom Leben am großen Strom, ungewöhnliche Exponate zeichnen Bilder seiner Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. So verschmelzen alle Eindrücke dieser Reise zu jenem bunten Mosaik, das den Donauraum bis heute prägt“, so Kurt Farasin, Künstlerischer Leiter der Schallaburg.

Kurt Farasin
Das Eiserne Tor an der Grenze zwischen Serbien und Rumänien galt bis in die 1970er Jahre als der für die Schifffahrt gefährlichste Abschnitt der Donau

Die Ausstellung „Donau“ lade zu einer Reise ein, erläutert Farasin: „Diese Reise ist voller Begegnungen: Menschen, Sprachen, Museen und Landschaften bilden eine gemeinsame Geschichte, die wir mit unserem Publikum teilen wollen. Wie groß der Schatz ‚Donau‘ für uns, für Europa ist, lässt sich erst erahnen, wenn man sich auf eine Reise entlang des mächtigsten Stromes Europas macht. Erst in der Begegnung mit den Menschen, den unterschiedlichen Sprachen, Kulturen, Landschaften und Sichtweisen öffnet die Donau ihre Geschichten. Geschichten, die ansteckend wirken und Fernweh auf die eigene Donaureise machen.“

Eine Reise durch Zeit und Raum
In zehn Etappen, die sich weitgehend an historischen Regionen oder Landschaften orientieren und durch Landschaftsaufnahmen, Raumakustik und gefilmte Gespräche wiedergegeben werden, reist die Schallaburg. Ausgewählte Exponate internationaler und regionaler Leihgeber illustrieren Themenbereiche, die für den jeweiligen Streckenabschnitt bedeutsam sind.

Einige der Themen, denen man auf der virtuellen Reise stromaufwärts begegnet, werden gerade dem österreichischen Publikum als „Erben“ der Donaumonarchie vertraut vorkommen; etwa die Aktivitäten der Donaudampfschifffahrtsgesellschaft oder die Kriegserfolge des Prinzen Eugen. Doch der Fluss bietet „auch Überraschendes; wie die ersten europäischen Hochkulturen, die die Kupferverarbeitung meisterhaft beherrschten, oder das Erbe der Jahrhunderte währenden osmanischen Herrschaft am Balkan. Aktuelle Fragen des Umweltschutzes und der wirtschaftlichen Bedeutung der Donau runden das Bild des Stromes als europäische Lebensader mit Vergangenheit und Zukunft ab“ (Farasin).

Ruth und Jürgen Haberhauer
Der 1887 errichtete Leuchtturm in Sulina (Rumänien)

Von Bratislava nach Wien, auf und entlang der Donau
Wien und Bratislava sind die zwei einander am nächsten liegenden Hauptstädte innerhalb der EU. Die Verbindung im frühen 20. Jahrhundert war so eng, dass 1914 sogar eine elektrische Lokalbahn zwischen den beiden Städten eröffnet wurde. Die Donau war ohnehin immer ein verbindendes Element. Nach der jahrzehntelangen Trennung durch den „Eisernen Vorhang“ kam es zwar wieder zur Annäherung, doch es gibt noch immer viele Bewohner in Wien und Niederösterreich, die noch nie in der slowakischen Hauptstadt waren, obwohl man mit der Bahn nur 60 Minuten von der Bundeshauptstadt nach Bratislava unterwegs ist.

In der Ausstellung werden die beiden Donaumetropolen gegenübergestellt und damit deren Nähe betont. Der Objektfokus liegt für Bratislava auf der Rolle, die die Stadt insofern für die Donaumonarchie spielte, als sie lange Zeit als Krönungsort der ungarischen Könige fungierte. Für Wien soll die Zwiespältigkeit im Leben mit der Donau im Mittelpunkt stehen, die sich vor allem in den Regulierungsarbeiten artikulierten. Auch die Hainburger Pforte als Schlüsselpassage des Donauraums wird hier kurz thematisiert.

Neue Perspektiven von und aus der Wachau
Die Schau behandelt auch Themenbereiche, die verschiedene bekannte Aspekte der Wachau (Bild ganz oben) um neue Perspektiven oder Details erweitern. Weinbau spielt insofern eine Rolle, als die bischöflichen und klösterlichen Lesehöfe thematisiert werden. Diese bietet auch einen Ausblick auf den weiteren Donauverlauf in Richtung Westen (Bayern). Das Nibelungenlied wird als Anspielung auf eine andere Donaureise eine Rolle spielen, ebenso wie der wiederentdeckte traditionelle Safrananbau.

Naturhistorisches Museum Wien
Präparat eines jungen Hausen, gefangen um 1905 in der Donau bei der Raab-Mündung nahe Györ (Ungarn), das letzte auf dem Gebiet der Donaumonarchie gefangene Exemplar

Thematisiert wird auch die freizeitliche Nutzung der Donau durch die Einheimischen in der Wachau bzw. das Wiederentdecken der zum Teil auch durch Renaturalisierung neu geschaffenen Donaustrände, wobei diese Nutzung natürlich auch eine historische Dimension hat.

Kurator Heher: „Ein Fluss ist keine Einbahnstraße“
Die Ausstellung sehe sich als Würdigung des europäischen Stromes und seiner Menschen, sagt Ausstellungskurator Dominik Heher: „Die Reise flussaufwärts soll vor allem deutlich machen, dass ein Fluss keine Einbahnstraße ist. Eine große Herausforderung bestand daher darin, neben Exponaten, die in Österreich noch nie zu sehen waren und Geschichten erzählen, die einen neuen Blick auf die Donau ermöglichen, auch den Landschaften und Menschen des Donauraums einen Platz in der Ausstellung zu bieten.“

Die Donau sei für ihn der internationalste Fluss der Welt: „Sie verbindet und trennt sehr unterschiedliche Kultur- und Sprachräume und hat trotzdem so gut wie immer als reale Lebensader funktioniert, die einen regen Austausch ermöglichte und auch zu so manchen Gemeinsamkeiten führte. Diese Diskrepanz zwischen Einheit und Vielfalt fasziniert mich am Donauraum am meisten“, so Dominik Heher.
09.02.2020, Reinhard Linke, noe.ORF.at

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Schallaburg spürt dem „Mythos Donau“ nach
 
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