Bericht im ORF-NÖ.:
Quelle: http://noe.orf.at/stories/447251/
Über das "Conrad Observatorium":
Testanlage spürt Atomtests in aller Welt auf
Am Trafelberg (Bezirk Wr. Neustadt) gibt es eine neue Forschungsanlage, die illegale Atomtests in aller Welt aufspüren soll. Mit dem Messinstrument können Infraschallwellen registriert werden, die bei Atomexplosionen entstehen.
Kontrolle des Nuklearverbots
Im Jahr 1996 ist das umfassende Verbot von Nuklearversuchen beschlossen worden. Seitdem sind Atomtests zu Lande, zu Wasser, in der Luft im Weltall und unterirdisch verboten. Eine in Wien sitzende internationale Organisation kontrolliert die Einhaltung des Verbots, unter anderem mit Infraschall-Messstationen, die rund um den Globus verteilt sind. Allerdings sei die Messmethode ungenau - da Infraschallwellen nicht nur bei Atomexplosionen sondern auch etwa bei Vulkanausbrüchen und Raketenstarts ausgelöst werden.
Durch die neue fußballfeldgroße Anlage in der Forschungsstation beim Conrad Observatorium der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) am Trafelberg soll die Messmethode verfeinert werden. Die Wissenschafter suchen neue Methoden, um Störgeräusche herauszufiltern und so illegale Atomtests mit möglichst hundertprozentiger Sicherheit nachweisen zu können.
Am Trafelberg (Bezirk Wr. Neustadt) gibt es eine neue Forschungsanlage, die illegale Atomtests in aller Welt aufspüren soll. Mit dem Messinstrument können Infraschallwellen registriert werden, die bei Atomexplosionen entstehen.
Kontrolle des Nuklearverbots
Im Jahr 1996 ist das umfassende Verbot von Nuklearversuchen beschlossen worden. Seitdem sind Atomtests zu Lande, zu Wasser, in der Luft im Weltall und unterirdisch verboten. Eine in Wien sitzende internationale Organisation kontrolliert die Einhaltung des Verbots, unter anderem mit Infraschall-Messstationen, die rund um den Globus verteilt sind. Allerdings sei die Messmethode ungenau - da Infraschallwellen nicht nur bei Atomexplosionen sondern auch etwa bei Vulkanausbrüchen und Raketenstarts ausgelöst werden.
Durch die neue fußballfeldgroße Anlage in der Forschungsstation beim Conrad Observatorium der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) am Trafelberg soll die Messmethode verfeinert werden. Die Wissenschafter suchen neue Methoden, um Störgeräusche herauszufiltern und so illegale Atomtests mit möglichst hundertprozentiger Sicherheit nachweisen zu können.
Über das "Conrad Observatorium":
Das Conrad Observatorium ist nach dem berühmten Seismologen und Klimatologen Prof.Dr. Victor Conrad (1876 - 1962) benannt, der an der k.k. Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) viele Jahre beschäftigt war. Das Observatorium befindet sich ca. 50 km südwestlich von Wien in einem Naturschutzgebiet der Bundesforste auf dem "Trafelberg" in Niederösterreich auf einer Seehöhe von ca. 1000 m. Die Abgeschiedenheit des Standortes eignet sich für spezielle Untersuchungen und Langzeitbeobachtungen der Umwelt - Forschungsvorhaben, die in Zukunft im zunehmenden Maße an Bedeutung gewinnen werden.
Es handelt sich bei dieser Forschungseinrichtung um das einzige Observatorium dieser Art in der Alpenregion. Der Standort zeichnet sich durch extrem niedrige Bodenunruhe, die industriell oder natürlichen Ursprungs sein kann, aus. Dazu trägt auch der Umstand bei, dass sich das Observatorium gänzlich unter Tage befindet, wo Störungen dieser Art nochmals reduziert werden. Die über das Jahr fast konstante Temperatur im Messstollen und den Bohrlöchern des Observatoriums trägt ihrerseits zur hohen Qualität der Messungen bei. Da die Forschungsanlage ohne Ventilation auskommt, gibt es auch keine damit verbundenen lokalen Erschütterungen, die die Messungen nachteilig beeinflussen würden. Das Observatorium ist mit einer eigenen Stromversorgung ausgerüstet und mit Datenleitungen mit der Hauptabteilung Geophysik an der ZAMG in Wien verbunden. Mit einem Fernüberwachungssystem können alle Instrumente, Stromversorgung, Temperatur etc. kontrolliert und geregelt werden.
Zu den verschiedenenen geophysikalischen Disziplinen, die am Observatorium realisiert werden können, zählt unter anderem die Seismologie. Seismologische Beobachtungen geringer Bodenbewegungen hängen sehr stark von der Qualität der Messgeräte ab, und deshalb kommt dem Vergleich verschiedener Messanlagen heute eine große Bedeutung zu. Das Observatorium dient daher derzeit zur
- Beobachtung der weltweiten Seismizität
- Erfassung von Atomtests
- Kalibrierung von Seismometern
- Entwicklung und Test neuer Messsysteme, und
- zum Vergleich verschiedener Messinstrumente
unter kontrollierten Bedingungen. Insbesondere der letzte Punkt ist für Langzeitbeobachtungen der Erdkruste äußerst wichtig, da solche Messreihen extrem zuverlässige Messerfassungssysteme während der gesamten Beobachtungszeit erfordern. Zusätzlich können die Bodenbewegungen in Bohrlöchern und auf verschiedenen Messsockeln registriert und verglichen werden, womit Systeme verbessert werden können. Durch die on-line Anbindung mit anderen Institutionen können international Entwicklungsarbeiten durchgeführt werden. Die CTBTO - Comprehensive Test Ban Treaty Organization in Wien - verwendet bereits das Observatorium für Tests und Experimente als auch für die Ausbildung der Stationsbetreuer des "International Monitoring System" (IMS) in Verbindung mit der "Global Communication Infrastructure" (GCI System). Eine weitere geophysikalische Disziplin stellt die Gravimetrie dar. Veränderungen des Schwerefeldes der Erde durch Gezeitenkräfte und geodynamische Prozesse können mit hochgenauen Messgeräten erfasst werden. Eines dieser Geräte - ein supraleitendes Gravimeter GWR C025, von dem weltweit nur 20 existieren - wird von der Hauptabteilung Geophysik gemeinsam mit dem Institut für Meteorologie und Geophysik der Universität Wien für diese Zwecke genutzt. Für das Jahr 2006 ist vorgesehen, diese hochempfindliche Anlage von Wien zum Conrad-Observatorium zu verlegen. Die derzeitigen Messergebnisse werden bereits im "Global Geodynamical Project" (GGP) genutzt. Zusätzlich werden auch meteorologische Einflüsse, wie Regenwolken, Bodenfeuchtigkeit und Höhenänderungen erfasst.
Das derzeitige Observatorium umfasst einen 150 m langen Messstollen, der mit mehreren Sockeln ausgerüstet ist, vier Bohrlöcher, von denen drei 100 m tief sind und ein 50 m-tiefes Bohrloch, sowie Laborräume, ein Büro, Küche, WC und einen Waschraum. Ein VSAT- System dient zur Datenübermittlung via Satellit zum International Data Centre (IDC) der CTBTO, und ein GPS-System sorgt für eine genaue Zeiterfassung.
Der dritte Teil des Conrad Observatoriums - eine Einrichtung, die der Erfassung des erdmagnetischen Feldes sowie dessen Erforschung und der Messgerätentwicklung dient - befindet sich derzeit im Endstadium der Planung. Auch können damit in Zukunft Änderungen des Erdmagnetfelds vor und nach einem Erdbeben geprüft werden. Seit das Studium der Biosphäre immer mehr an Interesse gewinnt, sind auch statische und zeitlich variable Änderungen des Magnetfeldes von großer Bedeutung, die Aufschluss über die physikalischen Vorgänge in der hohen Atmosphäre geben. Die Erfassung des Sonnenwinds und von Sonneneruptionen (Protuberanzen) ist ebenfalls von größtem Interesse, da diese Ereignisse die Telekommunikation, Navigationssysteme, Stromversorgungseinrichtungen und Sicherheitssysteme beeinflussen.
Durch die Kombination seismischer, gravimetrischer und geomagnetischer Beobachtungen stellt das Conrad Observatorium bei Wien ein einzigartiges Laboratorium für nationale und internationale Forschungsvorhaben in Österreich dar.
Um die Erfassung der Messreihen nicht zu stören, ist das Observatorium nicht öffentlich zugänglich.
Presseaussendung anlässlich der Eröffnung am 23.Mai 2002
Quelle (Text und Fotos): http://www.zamg.ac.at/conrad_observatorium/
Es handelt sich bei dieser Forschungseinrichtung um das einzige Observatorium dieser Art in der Alpenregion. Der Standort zeichnet sich durch extrem niedrige Bodenunruhe, die industriell oder natürlichen Ursprungs sein kann, aus. Dazu trägt auch der Umstand bei, dass sich das Observatorium gänzlich unter Tage befindet, wo Störungen dieser Art nochmals reduziert werden. Die über das Jahr fast konstante Temperatur im Messstollen und den Bohrlöchern des Observatoriums trägt ihrerseits zur hohen Qualität der Messungen bei. Da die Forschungsanlage ohne Ventilation auskommt, gibt es auch keine damit verbundenen lokalen Erschütterungen, die die Messungen nachteilig beeinflussen würden. Das Observatorium ist mit einer eigenen Stromversorgung ausgerüstet und mit Datenleitungen mit der Hauptabteilung Geophysik an der ZAMG in Wien verbunden. Mit einem Fernüberwachungssystem können alle Instrumente, Stromversorgung, Temperatur etc. kontrolliert und geregelt werden.
Zu den verschiedenenen geophysikalischen Disziplinen, die am Observatorium realisiert werden können, zählt unter anderem die Seismologie. Seismologische Beobachtungen geringer Bodenbewegungen hängen sehr stark von der Qualität der Messgeräte ab, und deshalb kommt dem Vergleich verschiedener Messanlagen heute eine große Bedeutung zu. Das Observatorium dient daher derzeit zur
- Beobachtung der weltweiten Seismizität
- Erfassung von Atomtests
- Kalibrierung von Seismometern
- Entwicklung und Test neuer Messsysteme, und
- zum Vergleich verschiedener Messinstrumente
unter kontrollierten Bedingungen. Insbesondere der letzte Punkt ist für Langzeitbeobachtungen der Erdkruste äußerst wichtig, da solche Messreihen extrem zuverlässige Messerfassungssysteme während der gesamten Beobachtungszeit erfordern. Zusätzlich können die Bodenbewegungen in Bohrlöchern und auf verschiedenen Messsockeln registriert und verglichen werden, womit Systeme verbessert werden können. Durch die on-line Anbindung mit anderen Institutionen können international Entwicklungsarbeiten durchgeführt werden. Die CTBTO - Comprehensive Test Ban Treaty Organization in Wien - verwendet bereits das Observatorium für Tests und Experimente als auch für die Ausbildung der Stationsbetreuer des "International Monitoring System" (IMS) in Verbindung mit der "Global Communication Infrastructure" (GCI System). Eine weitere geophysikalische Disziplin stellt die Gravimetrie dar. Veränderungen des Schwerefeldes der Erde durch Gezeitenkräfte und geodynamische Prozesse können mit hochgenauen Messgeräten erfasst werden. Eines dieser Geräte - ein supraleitendes Gravimeter GWR C025, von dem weltweit nur 20 existieren - wird von der Hauptabteilung Geophysik gemeinsam mit dem Institut für Meteorologie und Geophysik der Universität Wien für diese Zwecke genutzt. Für das Jahr 2006 ist vorgesehen, diese hochempfindliche Anlage von Wien zum Conrad-Observatorium zu verlegen. Die derzeitigen Messergebnisse werden bereits im "Global Geodynamical Project" (GGP) genutzt. Zusätzlich werden auch meteorologische Einflüsse, wie Regenwolken, Bodenfeuchtigkeit und Höhenänderungen erfasst.
Das derzeitige Observatorium umfasst einen 150 m langen Messstollen, der mit mehreren Sockeln ausgerüstet ist, vier Bohrlöcher, von denen drei 100 m tief sind und ein 50 m-tiefes Bohrloch, sowie Laborräume, ein Büro, Küche, WC und einen Waschraum. Ein VSAT- System dient zur Datenübermittlung via Satellit zum International Data Centre (IDC) der CTBTO, und ein GPS-System sorgt für eine genaue Zeiterfassung.
Der dritte Teil des Conrad Observatoriums - eine Einrichtung, die der Erfassung des erdmagnetischen Feldes sowie dessen Erforschung und der Messgerätentwicklung dient - befindet sich derzeit im Endstadium der Planung. Auch können damit in Zukunft Änderungen des Erdmagnetfelds vor und nach einem Erdbeben geprüft werden. Seit das Studium der Biosphäre immer mehr an Interesse gewinnt, sind auch statische und zeitlich variable Änderungen des Magnetfeldes von großer Bedeutung, die Aufschluss über die physikalischen Vorgänge in der hohen Atmosphäre geben. Die Erfassung des Sonnenwinds und von Sonneneruptionen (Protuberanzen) ist ebenfalls von größtem Interesse, da diese Ereignisse die Telekommunikation, Navigationssysteme, Stromversorgungseinrichtungen und Sicherheitssysteme beeinflussen.
Durch die Kombination seismischer, gravimetrischer und geomagnetischer Beobachtungen stellt das Conrad Observatorium bei Wien ein einzigartiges Laboratorium für nationale und internationale Forschungsvorhaben in Österreich dar.
Um die Erfassung der Messreihen nicht zu stören, ist das Observatorium nicht öffentlich zugänglich.
Presseaussendung anlässlich der Eröffnung am 23.Mai 2002
Quelle (Text und Fotos): http://www.zamg.ac.at/conrad_observatorium/
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